Kapitel 7
Erschrocken starrte ich einige Zeit lang nur auf die Zimmertüre, während der Knall, mit dem sie ins Schloss gefallen war, in meinen Gedanken wiederhallte. Was verbarg Manu vor mir? Warum benahm er sich so überempfindlich? Und hatte es überhaupt einen Sinn, zu versuchen, ihn näher kennen zu lernen? Er wollte ganz offensichtlich in Ruhe gelassen werden, aber wenn man ihm in die Augen sah, entdeckte man hinter der gefühlskalten Maske immer wieder aufblitzende Angst.
Ich hatte sie gesehen, als er beim Frühstück aufgesprungen war, als er mich gefragt hatte, ob ich eine Ahnung von Jugendlichen hatte und jetzt gerade, kurz bevor er raus gerannt war, wieder. Vielleicht war er ja doch nicht ganz so berechenbar und gefühlskalt, wie er es einem weis machen wollte.
Ich beschloss, ihn irgendwann noch einmal darauf anzusprechen und jetzt erst mal mit den Anderen raus zu gehen. Als ich in der Aula ankam, saßen Jodie und Kelly bereits auf einer Bank am Rand der Halle und gaben mir mit Handzeichen zu verstehen, dass ich mich zu ihnen setzen sollte. Fröhlich lief ich zu den Beiden und wir unterhielten uns etwas, bis schließlich auch die restlichen Leute eintrudelten und wir losgingen.
Die anderen Schüler zeigten mir einen Durchgang in der Hecke hinter den Volleyballfeldern, den ich bei meinem ersten Rundgang nicht gesehen hatte, der direkt zu einem öffentlichen Badesee führte. Hier war ein Sandstrand aufgeschüttet worden und es hatten schon mehrere Familien mit kleinen Kindern ihre Decken und Handtücher im Schatten der Bäume ausgebreitet.
Auch wir legten unsere Sachen auf einen Haufen in den Schatten und zogen uns schnell um. Ich hatte meine Badehose schon im Zimmer angezogen und schlüpfte jetzt nur noch aus meinem Shirt, während die, die nicht so weit gedacht hatten mit ihren Sachen unter dem Arm in Richtung Umkleidekabinen loszogen.
Während wir anderen warteten, kam Rewi, der seine Badesachen ebenfalls bereits trug auf mich zu und fragte vorsichtig: „Und... hast du Manu denn gefragt?" Ich nickte und antwortete: „Ja schon, aber er hat nichts dazu gesagt und mich nur böse angeschaut... ist wohl wirklich nicht so sein Ding."
Traurig sah ich auf den Boden, doch Rewi klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und erklärte: „Mach dir nicht zu viele Gedanken wegen seiner Unfreundlichkeit, er ist wirklich zu jedem so. Aber du durftest dich heute Morgen zu ihm an den Tisch setzen und er hat sogar mit dir geredet, das ist deutlich mehr Kontakt, als die meisten je zu ihm hatten, also vielleicht wird er ja noch netter."
Rewis Worte hatten mich tatsächlich etwas aufgemuntert und im Laufe des Nachmittags dachte ich dann sowieso nicht mehr oft an meine Probleme mit Manu, da mich die anderen viel zu sehr ablenkten. Wir schwammen ein wenig im See, kehrten aber recht bald wieder zum flachen Ufer zurück, um mit dem aufblasbaren Wasserball zu spielen, den Kelly mitgenommen hatte.
Nachdem wir einige Zeit im Wasser verbracht hatten, beschwerten sich Kelly und Jodie allerdings immer wieder darüber, dass ihnen kalt war und auch wir anderen lenkten bald ein, also verließen wir das Wasser, setzten uns in die Sonne und ließen uns von ihrer Wärme trocknen. Währenddessen unterhielten wir uns ein bisschen über unsere Ferien und ich traute mich, den anderen ein wenig mehr von mir und meinem bisherigen Leben zu erzählen.
Erst wirkten sie neidisch, bei der Vorstellung, zu Hause unterrichtet zu werden und um die Welt zu reisen, doch als ich davon erzählte, wie wenig Freunde ich dadurch immer gehabt hatte, verstanden sie, was mich am Leben im Internat so faszinierte und als mich Jodie mit den Worten „Jetzt hast du ja uns", umarmte, hätte ich vor Freude weinen können.
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