Kapitel 4
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Manu wieder nicht im Zimmer, allerdings war seine Bettwäsche zerwühlt und der Schrank stand offen, also ging ich davon aus, dass er schon beim Frühstücken war. Es wunderte mich allerdings, dass er so früh schon auf war, wo der Unterricht doch erst in einer dreiviertel Stunde anfing.
Ich rieb mir verschlafen die Augen während ich aufstand, griff mir frische Kleidung aus dem Schrank und verzog mich ins Bad um zu duschen und mich fertig zu machen. Nachdem ich meine Haare gestyled und die Zähne geputzt hatte, machte ich mich auf den Weg in die Mensa, wo ich mir zwei Brötchen, etwas Marmelade und eine Tasse Kakao nahm, um dann einen Platz zu suchen. Freddie, Rewi und Jodie waren nirgends zu sehen, allerdings entdeckte ich Manu, der alleine an einem Zweiertisch saß und in ein Buch vertieft war.
Ohne weiter darüber nachzudenken steuerte ich auf ihn zu und tippte ihm auf die Schulter während ich fragte: "Hey, Manu, kann ich mich mit zu dir setzen?" Der Junge sah irritiert auf, erblickte mich, nickte und gab ein grummelndes Geräusch von sich, nur um sich dann wieder in sein Buch zu vertiefen.
Ich begann, meine Brötchen mit Marmelade zu bestreichen und zu essen, während ich immer wieder Blicke auf Manu warf. Sein Buch stellte sich bei genauerer Betrachtung als eine Betriebsanleitung heraus; der Rücken war mit den Worten 'G life Ableton Benutzerhandbuch' versehen."Was glotzt du so?", schnauzte Manu mich an, dem wohl aufgefallen war, dass ich sein Buch gemustert hatte. "Oh sorry", sagte ich sofort, "ich wollte dich nicht anstarren, mich stört nur, dass mir nicht einfällt, woher ich den Namen kenne. Also Ableton. Ist das nicht diese Musiksoftware?"
Sofort wurden die Augen meines Gegenübers groß und er fragte: "Du kennst dich mit sowas aus? Ich hab schon lange überlegt, mir mal so ein Programm zu holen. Das Buch hier ist von meinem Bruder aber die Software ist schon veraltet, neuere Programme können noch viel mehr. Ich würde wahnsinnig gerne mal FL Studios ausprobieren aber das ist ja so teuer..."
Als ihm auffiel, was er da gerade erzählte, verstummte Manu sofort. Dann schlug er sein Buch zu, griff nach seinem Tablett und murrte beim Aufstehen: "Aber das geht dich garnichts an", bevor er an mir vorbei zum Geschirrwagen stürmte, sein Tablett so heftig hineinschob, dass das Porzellan klirrte und verschwand. Ich blieb verdattert an meinem Tisch sitzen und versuchte, zu verstehen, was da gerade passiert war.
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