Kapitel 24
Die Stimmung blieb den restlichen Abend über ziemlich bedrückt, also gingen wir recht früh schlafen. Während wir so nebeneinander lagen, spürte ich allerdings die Anspannung des Jüngeren, also stützte ich mich auf einen Ellbogen und begann vorsichtig, ihm über die Haare zu streicheln. Das schien Manu etwas zu beruhigen und nach einiger Zeit wurden seine Atemzüge immer gleichmäßiger. Schließlich hatte ich das Gefühl, dass Manu eingeschlafen war, weswegen auch ich mich wieder hin legte, die Augen schloss und langsam in einen unruhigen Schlaf abdriftete.
In dieser Nacht schliefen wir beide nicht so gut wie sonst. Ich wachte viel öfter auf, weil sich der Größere neben mir hin und her wälzte und einmal fiel ich fast aus dem Bett, weil auch ich selbst nur wirre Träume hatte und viel unruhiger schlief als normalerweise.
Am nächsten Morgen wachte ich um halb elf auf und das Rauschen des Wasserhahns weckte schließlich auch Manu. Während ich gerade dabei war, mir die Zähne zu putzen, tappte er verschlafen zu mir ins Bad, griff nach seiner Bürste und begann gedankenverloren, sich ebenfalls fertig zu machen. Ich konnte nicht umhin, zu bemerken, wie niedlich der Jüngere aussah, während er leicht verwirrt herum stand und manchmal ein paar Sekunden lang einfach geradeaus starrte, weil er in seiner Müdigkeit nichts mit sich anzufangen wusste.
Auf der anderen Seite bereitete es mir allerdings auch Sorgen, wie schlecht er geschlafen haben musste, denn normalerweise erlebte ich den Jüngeren nicht einmal an Schultagen so schlaftrunken. Je mehr Manu aufwachte, desto stärker kam allerdings die Nervosität durch. Sein Vater hatte angekündigt, etwa um 15:00 Uhr anzukommen und die Zeit bis dahin totzuschlagen war anstrengend. Beim Mittagessen waren wir beide sehr schweigsam, und als Freddie uns darauf ansprach und fragte, ob alles in Ordnung war, gab Manu nur eine ausweichende Antwort. Ich wusste, dass er seine neuen Freunde sehr schätzte, aber bis er mit ihnen offen über solche Probleme sprechen konnte würde es wohl noch einige Zeit dauern.
Nachdem wir eineinhalb Stunden damit verbracht hatten, einfach nur in unserem Zimmer zu sitzen und über Belanglosigkeiten zu reden oder gemeinsam in die Luft zu starren, war es endlich kurz vor drei und wir zogen unsere Schuhe an, um nach unten zu gehen. Es war warm draußen, weswegen Manu vermutete, dass sein Vater einen Spaziergang durch die Grünanlagen der Schule machen wollen würde. Sehr viel mehr hatte er nicht über das bevorstehende Treffen gesagt und ich versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass alles gut laufen würde, während wir durch die Eingangstür nach draußen in die Sonne traten, wo bereits ein etwas älterer Mann neben einem dunkelgrauen Auto stand und wartete.
Ohne Manu fragen zu müssen war mir sofort klar, dass das sein Vater sein musste.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top