26. Kapitel
"Ja, ich bin mir sicher, dass Manu Potential hat, aber ich weiß nicht, ob Anwalt wirklich zu ihm passt." Ich sah Markus die Verwunderung an, doch er antwortete lächelnd: "Naja du kennst ihn noch nicht so lange, aber er will das wirklich schon sein Leben lang werden und ich finde, der Beruf passt ausgezeichnet."
Verzweifelt setzte ich erneut an und entgegnete: "Naja schon, Anwalt sein ist bestimmt der Traumberuf von vielen Leuten, aber Manu ist so kreativ, passt er da wirklich in so einen papierlastigen Bürojob?"
Verwundert fragte Markus: "Was wird das hier? Manu hat dir doch bestimmt schon erzählt, dass er unbedingt Anwalt werden will also warum die Diskussion?" Gerade, als ich zu einer Antwort ansetzen wollte, murmelte Manu leise: "Warum bist du dir so sicher, dass ich das wirklich will?"
Das verschlug seinem Vater einige Augenblicke lang die Sprache, bis er schließlich zu einer Antwort ansetzte: "Naja du warst früher schon immer so begeistert-", doch Manu unterbrach ihn indem er fragte: "Ja früher aber wie oft hab ich in den letzten paar Jahren von mir aus gesagt, dass ich das will?"
Noch bevor sein Vater auf die Frage antworten konnte, redete er weiter: "Ich wollte es dir nie so direkt ins Gesicht sagen, aber jetzt hat Palle es endlich mal angesprochen. Ich... ich will schon seit Jahren kein Anwalt mehr werden. Keine Ahnung ob dir das aufgefallen ist, aber ich liebe Musik und Klavier spielen... und ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als Pianist oder Komponist zu werden. Aber kein Job in dem ich jeden Tag acht Stunden im Büro hocken muss. Als ich das wollte war ich doch noch ein Kind..."
Ich konnte an Manus Stimme hören, dass er den Tränen nahe war, als griff ich nach seiner Hand. Es musste wirklich schwer sein, das alles nach so langer Geheimhaltung endlich auszusprechen. Markus starrte seinen Sohn entgeistert an. Sein Mund stand einen Spalt offen und man konnte ihm ansehen, wie es in seinem Kopf ratterte. Da ich fürchtete, dass er wütend reagieren würde, fügte ich Manus Erklärungen noch hinzu: "Ich weiß, wie sehr du dich darüber freuen würdest, wenn Manu als Anwalt erfolgreich wäre, aber wenn man ihm dabei zusieht, wie er Klavier spielt, dann merkt man sofort, wie talentiert er ist und wie viel Spaß ihm das macht. Er spielt dir bestimmt auch gerne was vor, aber bitte lass dich darauf ein. Ich glaube nicht, dass er als Anwalt wirklich glücklich werden könnte."
Manu nickte zustimmend und wir beide sahen seinen Vater abwartend an. Ich hoffte so sehr, dass er positiv reagieren würde, doch im Moment schien er einfach nur Schwierigkeiten damit zu haben, das eben Gehörte zu verarbeiten. Doch nach einiger Zeit in der niemand etwas gesagt hatte, flüsterte Markus mit brüchiger Stimme: "Okay Manu, dann... bitte spiel mir was auf dem Klavier vor."
Mein Freund nickte, stand auf und gemeinsam machten wir uns auf den Weg in Richtung der Musiksäle. Um diese Tageszeit waren sie meistens offen, damit die Schüler der Musik AGs üben konnten, doch dank des Besuchstags war nur einer der Räume belegt. Wir betraten also ein Klassenzimmer mit Flügel und Manu lief auf das Klavier zu, setzte sich auf den Hocker und legte die Finger auf die Tasten.
Ich konnte sehen, wie sehr seine Hände zitterten, doch ich war mir sicher, dass er das schaffen würde. Und nachdem er einmal tief durchgetmet hatte, begann er, vorsichtig zu spielen.
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