4. Arbeit
PoV Patrick
Den Rest des Abends verbrachten wir, wie so oft, auf der Couch. Wir hatten uns einen Urlaub nach Italien gebucht, und sahen jetzt zusammen fern. Ich hatte das Gefühl, dass Manu irgendetwas bedrückte, doch er schüttelte jedes Mal den Kopf, wenn ich ihn danach fragte. Wenn es was ernstes wäre, wurde er schon den Mund aufmachen, hoffte ich.
Unsere Finger verschränkt, lehnte Manu seinen Kopf an meine Schulter und gähnte. "Es ist schon spät, Paddy. Gehen wir langsam ins Bett?", nuschelte er müde, und ich sah auf die Uhr. Es war zwar erst halb elf, doch Manu bestand immer darauf, dass wir früh schlafen gingen, damit ich am nächsten Tag fit in die Arbeit konnte. Er selbst arbeitete immer noch hier in der Stadt als Automechaniker, während ich nach unserer Hochzeit meinen Job als Wedding Planner an den Nagel gehängt hatte, und jetzt eine Ausbildung außerhalb machte.
Ich stand auf und zog Manu auf die Beine, legte einen Arm um seine Hüfte und schaltete den Fernseher aus, in dem inzwischen irgendeine Sitcom lief. Im Bett angekommen, rollte Manu sich sofort müde zusammen. Er musste wirklich ziemlich müde gewesen sein, denn ich konnte schon leise Schnarcher vernehmen, als ich mich ebenfalls hinlegte meinen Mann an mich zog, und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte.
Der nächste Morgen begann, wie so oft, kalt. Denn Manu war bereits aufgestanden, um uns Frühstück zu machen. Er bestand darauf, und ich hatte aufgegeben, ihn davon zu überzeugen, dass er sich die halbe Stunde Schlaf zu gönnen sollte. "Ich möchte aber. Diese fünf Minuten, in denen wir gemeinsam in Ruhe frühstücken können, sind es mir wert, früher aufzstehen", sagte er jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprach. Und es erwärmte mir jedes Mal das Herz, morgens Manu in der Küche vorzufinden, wie er am Tisch saß und mich bereits erwartete.
Es war dieser kleine Moment, den ich so liebte. Die Zweisamkeit beim Frühstück, ganz ohne Stress und Hektik, genoss ich. Lächelnd stand ich auf und ging in Richtung Küche.
PoV Manu
Ich hörte, wie sich unsere Schlafzimmertür öffnete, und stellte einen Kaffee an Pats Platz. Manchmal hatte ich Angst, ihm nicht genug zu zeigen, dass ich ihn liebe. Das Frühstück vorzubereiten war eine Art Ritual geworden, und ich liebte es, wenn mein Mann im Türrahmen auftauchte, mit verstrubbelten Haaren, und mir ein müdes Lächeln schenkte.
Auch jetzt zierte ein sanftes Lächeln seine Lippen, als er auf mich zukam, um mir einen Guten-Morgen-Kuss zu geben und sich schließlich an den Tisch zu setzen. "Weißt du eigentlich, dass ich dich liebe?", fragte ich nach einer Weile, in der ich Patrick beim Essen zugesehen hatte. "Du hast es schon das ein oder andere Mal erwähnt, ja", grinste er verschmitzt. Dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst. "Ich weiß, Manu. Und ich liebe dich mindestens genau so". Und dann griff er nach meiner Hand und ließ sie den Rest des Essens nicht mehr los.
PoV Patrick
Wir verabschiedeten uns zur Arbeit und ich freute mich jetzt schon wieder darauf, Manu abends wieder in die Arme zu schließen.
In die Arbeit fuhr ich mit dem Zug, da mein Ausbildungsplatz außerhalb von Köln. Ich machte eine Ausbildung zum Koch in einem Restaurant. Zwar kochte ich nicht ausnahmslos erfolgreich, aber es machte mir unglaublich Spaß, und als ich auf dieses Stellenangebot gestoßen bin, war ich gleich Feuer und Flamme.
Mein erstes Ausbildungsjahr war fast zuende, und ab heute sollte ich zwei Praktikanten einweisen und betreuen. Ich war zugegebenermaßen ziemlich nervös, denn es war das erste Mal seit langem, dass ich mal wieder das Sagen und somit auch die Verantwortung trug.
Noch immer nervös stand ich später im Büro des Chefs, der mich bereits mit zwei Jugendlichen erwartete. "Herr Büttinger? Hier sind ihre neuen Schützlinge für die nächsten zwei Wochen. Das sind Alexandra und Paul. Alles andere klären wir später, Herr Büttinger, ich schlage vor, dass sie den beiden gleich mal alles zeigen und erklären. Viel Spaß!", erklärte er kurz und entließ uns dann auch schon. Etwas hilflos stand ich den beiden schließlich gegenüber. Ich konnte noch nie gut mit Kindern. Und es war kein besonders großer Trost, dass die zwei schon etwas älter waren. "Wie ihr euch vermutlich denken könnt, sind wir hier sehr pingelig, was die Essenszubereitung angeht, weswegen ihr selbstverständlich nicht unmittelbar bei der Essenszubereitung tätig sein dürft. Dafür werde ich euch alles andere so gut wie möglich näher bringen und ich hoffe, ihr könnt in den zwei Wochen etwas von hier lernen. Ich bin euer Ansprechpartner für die nächste Zeit, und ihr könnt gerne du zu mir sagen. Ich bin Patrick. Bei Fragen könnt ihr euch jederzeit an mich wenden. Es wäre für den Anfang Mal schön, wenn ihr euch kurz vorstellt und mir erzählt, warum ihr hier seid", fing ich an, versuchte locker zu wirken und meine Anspannung zu verbergen. Zum Glück sprang der Junge darauf an.
Der braunhaarige Junge hieß Paul, war siebzehn Jahre alt und wollte gerne Koch werden. Das war zumindest das, was ich mir merken konnte, denn er redete viel und lange. Das Mädchen dagegen fasste sich kürzer. Sie war noch sechzehn und wollte mehr über die Gastronomie erfahren, da ihre Mutter ebenfalls in dieser Branche tätig war. Sie wirkte sehr sympathisch und vernünftig für ihr Alter, keine Ahnung, ob die schwarze Brille, die ihr sommersprossiges Gesicht schmückte, etwas dazu beitrug.
Beide schienen wirklich nett zu sein, und ich war froh, keine Asi-Kinder abbekommen zu haben.
Bis zur Mittagspause zeigte ich den beiden das gesamte Gebäude und erzählte ihnen einige Fakten über unseren Betrieb.
"Bist du verheiratet?", fragte Paul beim Mittagessen interessiert nach. Er hatte wohl meinen Ehering bemerkt, denn ich voller Stolz trug. Ich nickte. "Seit einem Jahr", fügte ich hinzu. "Hast du Kinder?", fragte Paul weiter. Er war ziemlich neugierig und wissbegierig, wie ich schon erfreut festgestellt hatte. Langsam schüttelte ich den Kopf und biss erneut in mein Brot. "Schade", bemerkte Alexandra, "Du kannst wirklich gut mit Kindern". Mir blieb das Essen im Hals stecken. Ich konnte gut mit Kindern? "Findest du?", vergewisserte ich mich bei dem blonden Mädchen, welches irritiert nickte. "Klar. Du bist total locker und cool drauf, erklärst gut und bist total geduldig. Du wärst bestimmt voll der süße Vater", erklärte sie mir überzeugt und ich war mehr als nur erstaunt und erfreut, dass ich offenbar irgendwie cool war. Doch gleichzeitig machte sich auch ein fremdes seltsames Gefühl in mir breit, das ich nicht recht zu deuten wusste. Ich konnte vermutlich niemals Vater sein, egal, wie cool ich drauf war.
Alexandra schien wohl meinen Blick bemerkt zu haben, denn sie fragte unsicher nach, ob sie mir zu nahe getreten war. Schnell schüttelte ich den Kopf, es war ja nicht ihre Schuld, dass meine eigenen Gedanken mich wieder verwirrten. Schulterzuckend widmete sich das Mädchen wieder ihrem Sandwich und hatte gar keine Ahnung, was sie - unbewusst - für ein Gefühlschaos in mir angerichtet hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top