Sechs
Kurz darauf kam der Arzt mit einer Frau und drei Kindern im Schlepptau ins Zimmer. „Hi Mom, Gwenny, Steve und Kelsey", ächzte ich leicht angeschlagen. „Hi mein Schatz", antwortete meine Mutter besorgt. Meine Geschwister standen einfach neben dem Bett und sahen mich geistesabwesend an. Sie schienen wohl nicht wirklich gecheckt zu haben, was passiert war. „Wie geht es dir?", fragte Mom sorgenvoll. „Grauenhaft", flüsterte ich, da ich zu schwach war um laut zu reden.
Nur Sekunden nachdem ich dies gesagt hatte, erbrach ich mich erneut in die Schüssel. Ich betrachtete die gelbliche Flüssigkeit und dachte darüber nach was heute Morgen passiert war. Meine Mutter riss mir die Schale aus den Händen und wusch sie im Waschbecken, im Badezimmer aus.
Es war mir erst jetzt aufgefallen, dass es noch eine Tür in meinem Zimmer gab, die nicht nach draußen auf den Gang führte. Anschließend kam sie wieder ins Zimmer und stellte den Behälter auf den Tisch neben meinem Bett. „Ich sehe schon, dass es dir grauenhaft geht", meinte meine Mutter mit einem leicht gequälten Lächeln.
Kelsey setzte sich zu mir auf den Bettrand und umarmte mich wortlos. Ich bettete meinen Kopf auf ihrem und hielt sie fest. Ich spürte wie ihr Tränen über die Wangen liefen und ihre Schultern bebten. Sie weinte mein OP-Hemd nass und schluchzte wie ein Schlosshund. „Hey, was ist denn los?", wollte ich von meiner kleinen Schwester wissen. „Ich hatte mir große Sorgen um dich gemacht. Ich wollte dich nicht auch verlieren, so wie Dad damals", weinte sie. „Es ist doch alles gut. Ich bin doch hier und ich lebe", versuchte ich sie zu beruhigen.
„Wie, Dad ist tot? Er wurde doch mit mir ins Krankenhaus eingeliefert?", ich war verwirrt und mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Mir traten Tränen in die Augen.
Meine Mutter sah mich mit traurigem Blick an. „Ja, er ist tot, aber das ist doch schon zwei Jahre her, Liebes", sagte sie traurig. Ich sah sie verwirrt an. „Nein, das ist doch erst gestern passiert." In meinem Kopf drehte sich alles. Was war passiert? Totale Leere herrschte darin. Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Ich bekam Panik. „Mom? Was ist passiert? Ich ... ich kann mich an nichts erinnern!", schrie ich panisch. Ich weinte nur noch mehr.
Was war nur los mit mir? Ich verstand es nicht. Ich hatte solche Angst und Panik. Mir wurde wieder schlecht und ich kotzte mir Leib und Seele aus. Ich sah meine Mutter schwach an. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Was war hier los und weshalb war ich eigentlich hier? Die letzten zwei Jahre waren scheinbar aus meinem Gedächtnis gelöscht worden! Wer war ich? Ich wusste es nicht, und das jagte mir verdammt nochmal eine Scheiß Angst ein.
Meine Mutter sah mich bedauernd an und auch der Arzt sah mich mit einem seltsamen Blick an. Ich sah den Arzt mit einem fragenden Blick an. „Werde ich mich je wieder erinnern können?", wollte ich von ihm wissen. „Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen Miss Willow", meinte er ruhig. „Wir müssen ein paar Tests durchführen. Vielleicht wissen wir dann mehr." „Nein, ich will das nicht. Ich will hier raus! Ich will nach Hause!", protestierte ich. „Aber, es wird Ihnen danach besser gehen. Außerdem sind Sie nicht in der Lage, nach Hause zu gehen. Sie müssen hierbleiben. Wir müssen sie noch ein Weilchen beobachten", versuchte der Arzt mich zu überreden. „Ich will aber nicht mehr hier sein!", schrie ich weiter rum.
Die Ärzte hier waren nicht sonderlich kompetent. Die konnten mir ja nicht sagen, was mir fehlte. Ich war so frustriert und wütend. Es tobten tausende von Gefühlen in meinem Bauch. Ich wollte einfach nur schreien, aber das konnte ich nicht, denn ich war in einem Krankenhaus. Wenn ich hier jetzt alle zusammen schrie, dann würden die mich sicher in die Klapse stecken. Also biss ich mir auf die Zunge und sah die anderen nur mit einem bösen Blick an. Ich hasste es, an dieses dämliche Bett gefesselt zu sein. Ich wollte am Liebsten aufstehen und alles kaputt schlagen, was ich in die Hände bekommen konnte, oder die Anderen zusammen schlagen, die hier nur tatenlos herumstanden und mich anglotzten, als wäre ich irgendein spannender Film und sie wollten keine Sekunde davon verpassen. „Könntet ihr aufhören mich so dämlich anzuglotzen?", schnauzte ich sie an. Dann hängte ich noch ein „Raus!" hintendran.
Daraufhin wackelte meine Familie mit noch einem letzten traurigen Blick raus. „Sie auch! Doktor...!", schrie ich den Arzt an. „Thompson", erwiderte er nur noch kleinlaut und verließ dann auch das Zimmer.
Als alle das Zimmer verlassen hatten, liefen mir die Tränen über die Wangen, welche mir die Sicht verschleierten. Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und schluchzte meine Wut und Frutstration hinein. Ich wollte nur noch heulen und niemanden mehr sehen. Auch wenn das Weinen mir meine Erinnerungen nicht wieder zurückbrachte, half es einfach alles rauszulassen.
Ich hatte gerade noch einmal erbrochen und wollte einschlafen, als die Tür geöffnet wurde. „Geh raus. Ich will dich nicht sehen, wer immer du auch sein magst", murmelte ich schon fast weggetreten. „Was? Warum? Was hab ich getan?", fragte die Person verwirrt. Ich riss sofort wieder die Augen auf und rieb sie mir.
Die Stimme, die ich gerade gehört hatte, kam mir irgendwie bekannt vor, doch ich konnte nicht sagen woher. Ich drehte meinen Kopf zur Tür, von wo die Stimme gekommen war und sah den Fremden, der doch nicht so fremd war, wie ich gedacht hatte an.
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