Fünf
Ich schlug meine Augen auf. Panisch schaute ich mich um. Der Raum, in dem ich mich befand, kam mir überhaupt nicht bekannt vor. Alles war so blendend weiß, dass es mir in den Augen weh tat und ich diese wieder schließen musste. Mir war kalt und ich fühlte mich nicht wohl an diesem Ort. Nichts hier spiegelte Freude wider. Alles war kahl und farblos.
Erst einige Zeit später bemerkte ich den Schlauch, der in meinem Handrücken steckte und sich seinen Weg aus dem Bett heraus und in einen Beutel mit merkwürdig durchsichtiger Flüssigkeit an einer Art Kleiderständer bahnte. Um mich herum standen noch mehr merkwürdige, teilweise laut und nervig piepsende Geräte.
Ich war verwirrt. Wo war ich hier? Was tat ich hier? Ich versuchte mich zu erinnern was passiert war, denn langsam dämmerte mir, dass ich mich in einem Krankenhaus befand.
Mit dieser Erkenntnis strömten verblasste Bilder über mich hinweg. Ich sah meinen Vater und mich im Auto sitzen, wir waren gerade auf dem Weg nach Hause. Auf einmal rasten wir in hoher Geschwindigkeit auf einen Baum zu und plötzlich ist alles schwarz. Nun bin ich hier. Ich machte mir Sorgen um meinen Vater und dachte angestrengt darüber nach, was wohl passieren würde, wenn er starb.
Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass jemand mein Zimmer betreten hatte. „Oh, hallo. Könnten Sie mir sagen, wie es meinem Vater geht? Lebt er noch?", fragte ich mit klopfendem Herzen. Der Arzt schaute mich verwirrt an, nahm sich einen Stuhl herbei und setzte sich neben mich an mein Bett. „Können Sie mir ihren vollen Namen verraten?", fragte er mit ernster Miene. „Wie bitte?" Ich runzelte die Stirn. „Ihren Namen", wiederholte er, diesmal eindringlicher. „Ich heiße Isabel Marie Willow, warum?" „Und wie alt sind Sie?" „Ich bin 17 Jahre alt. Was soll das Ganze?" „Miss Willow, Sie hatten einen Unfall." „Das weiß ich bereits. Mein Vater und ich waren gerade auf dem Weg nach Hause und wurden von der Fahrbahn gedrängt. Also, wie geht es ihm?", drängte ich den Arzt aufgebracht. „Hören Sie gut zu. Wir haben das Jahr 2018. Der Unfall mit ihrem Vater ist schon 2 Jahre her. Sie hatten gestern einen Unfall, als Sie zu Fuß vom Supermarkt nach Hause gelaufen sind. Sie wurden von einem Auto angestoßen. Scheinbar haben Sie eine Gedächtnislücke davongetragen. Leider hat Ihr Vater diesen nicht überlebt. Es tut mir wirklich leid."
Tränen der Panik und der Wut traten mir in die Augen. „Wollen Sie mich veräppeln?", schrie ich den Arzt wütend an, „Das ist nicht lustig!" Als ich seinen bedauernden Blick bemerkte, fuhr ich wimmernd fort: „Bitte sagen Sie mir, dass das alles bloß ein schlechter Scherz ist." „Leider nicht", schüttelte der Arzt mitleidig seinen Kopf. Auf einmal war mir speiübel und ich wollte aufspringen, um mich auf dem Klo zu übergeben, doch der Arzt drückte mich zurück ins Bett. „Sie können jetzt nicht aufstehen, Miss Willow. Ihr Bein ist gebrochen! Nehmen Sie dies, falls Sie sich übergeben müssen." Mit diesen Worten drückte er mir eine silberne Schüssel in die Hand, die etwas spiegelte, und ich konnte die unzähligen blauen Flecken und Platzwunden in meinem Gesicht erkennen, nur einen Bruchteil einer Sekunde bevor ich mich elendig erbrach.
Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, legte der Arzt mir eine Hand auf den Arm. „Ihre Mutter und Geschwister sind draußen im Wartesaal und wollen Sie sehen? Kann ich sie reinlassen?", fragte er mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. In dieser ganzen Aufregung, hatte ich meine Familie komplett vergessen. Ich nickte und sagte: „Sicher, bringen Sie sie rein." Darauf verließ der Arzt mein Zimmer wieder.
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