Elf

Eine Woche später:

Ich saß in meinem Zimmer wie jeden Tag der vergangenen Woche und dachte über die letzten zwei Jahre nach, die aus meiner Erinnerung gelöscht worden waren. Es machte mich wahnsinnig, nicht zu wissen was in der Zeit passiert war. Ich wollte, ich musste unbedingt wissen was passiert war. Deshalb war es auch eine sehr günstige Angelegenheit, dass ich heute nach Hause gehen durfte.

Meine Mutter war auch hier und sie war gerade dabei meine Sachen einzupacken. „Isabel? Willst du nicht mal aufstehen und mir helfen?", fragte sie. Darauf erhob ich mich aus dem Bett, humpelte ins Badezimmer und zog mir erst mal frische Kleidung an. Einfach eine bequeme Jogginghose und ein schwarzes Top dazu. Wegen des Gipses konnte ich sowieso keine anderen Hosen tragen. Danach versuchte ich meine Haare zu bändigen und verstaute meine Haarbürste und den ganzen Rest, der im Badezimmer war in eine kleine Tasche.

Auf meine Krücken gestützt ging ich zurück ins Zimmer, wo meine Mutter alles eingepackt hatte, das ich mitgenommen hatte. Das Einzige, das noch fehlte, war meine Tasche aus dem Badezimmer, also packte ich diese in meinen Koffer und schloss ihn. „Dann können wir ja jetzt gehen", sagte ich und machte Anstalten zur Tür zu gehen und von hier zu verschwinden. „Warte!", hielt meine Mutter mich zurück. „Müssen wir nicht warten bis der Arzt kommt und dich entlässt?", wollte sie wissen. „Ich dachte wir würden das am Empfang tun? Dort meldet man sich doch ab, oder nicht?", ich war nun verunsichert.

Kurz darauf kam Doktor Thompson in das Zimmer. „Guten Tag Miss Willow und Mrs. Willow. Ich hoffe es geht Ihnen gut", begrüßte er uns. „Bevor Sie gehen, muss ich noch eine kleine Untersuchung durchführen. Miss Willow, wenn Sie bitte noch ein letztes Mal Platz auf dem Bett nehmen würden, damit ich Sie untersuchen kann", er deutete mit der Hand aufs Bett. Also ging ich zurück zum Bett und ließ mich darauf nieder. Dr. Thompson kam zu mir und packte seine Instrumente aus. Meine Mutter stand mit dem Koffer in der Hand bei der Tür und warf mir diesen Blick zu. Ihr wisst schon, der Blick, der sagt „Wusste ich es doch." Genau mit dem Blick sah sie mich an. Darauf verdrehte ich einfach die Augen.

Dr. Thompson machte dann den letzten Gesundheitscheck. Er nahm das Stethoskop und untersuchte meine Lungen. Dann untersuchte er noch meine Augen, Ohren und den Mund. Er kontrollierte noch meine Verletzungen des Unfalls und dann endlich sprach er die erlösenden Worte. „Miss Willow, soweit ist alles in Ordnung. Sie dürfen nun nach Hause gehen." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, also stand ich auf. „Vielen Dank Dr. Thompson. Auf Wiedersehen", verabschiedete ich mich noch von ihm und dann war ich auch schon die Tür hinaus geschlüpft. Kurz darauf folgte mir auch meine Mutter und wir verließen das Krankenhaus. Endlich war ich wieder frei. Ich war wirklich froh da raus zu sein. Die letzte Woche war die langweiligste meines ganzen bisherigen Lebens gewesen.

Meine wundervolle Mutter, die mich abgeholt hatte lief neben mir her. Ich war ihr wirklich dankbar dafür, dass sie hier war. Sie führte mich zu unserem Auto, welches auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus stand. Eigentlich konnte man auch zu Fuß hierhin kommen von unserem zuhause aus, aber es war definitiv nicht einfach mit einem gebrochenen Bein so weit zu laufen. Da war es schon praktischer mit dem Auto zu fahren. Also stieg ich in den Minivan meiner Mutter und schnallte mich an. Sie verstaute den Koffer noch im Kofferraum und nahm dann neben mir, auf dem Fahrersitz Platz. Sie startete den Wagen und fuhr rückwärts aus der Parklücke raus. Dann endlich, machten wir uns auf den Weg nach Hause. Die Fahrt dauerte nur ungefähr fünf Minuten, aber diese fünf Minuten fühlten sich wie eine Ewigkeit an.

Als wir endlich in unserer Einfahrt angekommen waren, war ich schneller aus dem Auto, als du Blaubeerpfannkuchen sagen kannst. Trotz des behinderten Beines war ich schnell bei unserer Eingangstür und musste nun auf meine Mutter warten, die die Schlüssel hatte, oder ich konnte klingeln. Dann würde einer meiner Geschwister öffnen und mich überfallen. Die erste Möglichkeit war mir in diesem Augenblick lieber, denn sosehr ich meine Geschwister auch vermisst hatte, wollte ich die paar Sekunden der Ruhe noch genießen. Also stand ich an die Mauer gelehnt vor der Tür und wartete auf sie.

Als meine Mutter dann endlich den Koffer ausgeladen hatte und zu mir kam, nahm sie den Schlüssel raus und schloss die Tür auf. Sie betrat das Haus zuerst und ich folgte ihr. Zuerst brachte meine Mutter meinen Koffer nach oben in mein Zimmer. Danach gingen wir zusammen ins Wohnzimmer, wo über den Fenstern ein Banner hing. Darauf stand "Willkommen zu Hause". Meine Geschwister saßen brav auf dem Sofa und sahen mich an. Während ich sie betrachtete wie sie dasaßen, als wären sie Statuen fragte ich mich was passiert war. Diese Situation hier war alles andere als normal. Denn normalerweise wären sie schon lange aufgesprungen und hätten mich stürmisch begrüßt. Jedoch war dies nicht der Fall, sie saßen immer noch dort und starrten mich an. Irgendwie gruselig, dachte ich. Ich ging zu ihnen und kniete mich vor sie, wie auch immer das ging mit einem eingegipsten Bein.

"Hi Leute, schön euch wiederzusehen. Was ist passiert?", begrüßte ich sie. "Hallo Isi, wir freuen uns auch, dass du wieder hier bist. Nichts ist passiert, alles ist in Ordnung. Warum fragst du?", antwortete Kelsey. " "Nun ja, ihr sitzt hier wie fest gefroren und gebt keinen Ton von euch. Das ist irgendwie merkwürdig, denn sonst immer wenn ich nachhause komme, stürzt ihr euch auf mich", erklärte ich ihnen. "Normalerweise hätten wir das auch getan, aber Mom hat uns gesagt, dass wir vorsichtig mit dir umgehen müssen", sagte Gwenny daraufhin. Wow, das erste Mal, dass sie auf etwas hörten, das Mom ihnen sagte. Ich war wirklich überrascht. Was hatte meine Mutter bloß mit ihnen in der vergangenen Woche getan?

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