Acht
Ich ließ ihn eine Weile weiter reden, doch dann wurde es mir zuviel und ich musste ihn unterbrechen.
„Stop! Ich will das alles gar nicht hören. Erzähl das bitte jemand anderem der dich besser kennt und nicht irgendeiner wildfremden Person."
„Oh, tut mir Leid. Ich musste es einfach loswerden. Nur kann ich mit niemandem wirklich darüber reden."
„Hm, okay. Eine Frage. Warum warst du überhaupt mit der Zicke zusammen?"
„Ganz ehrlich. Ich weiß es selbst nicht mehr, denn sie ist wahrhaftig das schrecklichste Biest das ich je kennengelernt habe", meinte er.
„Sie bestimmt immer über jeden und alles. Sie ist so arrogant, dass es mich ankotzt. Ich weiß selbst nicht wie ich es ein Jahr mit ihr ausgehalten habe. Sie ist so eine falsche Schlange. Es ist ekelerregend wie falsch man sein kann."
Es war irgendwie merkwürdig, dass er mir das alles erzählte und doch hatte ich das Gefühl, dass ich ihm alles anvertrauen konnte, und ich glaubte, dass es ihm gleich ging. Ich vertraute ihm, dabei kannte ich ihn nicht wirklich. Es war schon eigenartig. Ich meine wie oft passiert einem das? Das war doch sehr seltsam, dass mir das gerade passierte. Eigentlich glaubte ich nicht an Seelenverwandtschaft und so einen Kram, aber das hier war so sonderbar, dass ich das vielleicht nochmal überdenken sollte.
Ich zuckte zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Darauf sah ich Will verwirrt an und fragte ihn, wer das denn sein könnte. Er zuckte bloß mit den Schultern. Er sah so gelassen aus und ich hatte irgendwie leicht Panik. Also flüsterte ich Will zu: „Du musst dich irgendwo verstecken!" Es klopfte noch einmal. „Los! Versteck dich." Er sah mich verwirrt an, doch er verschwand dann doch im Schrank. Ich hoffte nur, dass er nicht allzu lange da drin sitzen musste. Als die Schranktür zufiel rief ich: „Herein!" Die Tür öffnete sich und ein Mädchen mit langem goldenem Haar betrat das Zimmer. Ich brauchte eine Sekunde um zu realisieren, dass meine beste Freundin da vor mir stand. „Alli!", kreischte ich und fiel ihr um den Hals.
„Hey Isabel", schmunzelte sie. Ich zerrte sie an mich, als hätte ich sie zehn Jahre nicht mehr gesehen. „Ist ja gut Isabel. Ich bin ja hier. Du musst mich nicht zu Tode zerquetschen."
„Tut mir Leid, ich freu mich nur so dich zu sehen!" Ich sah unauffällig über ihre Schulter zum Schrank, doch da regte sich nichts. Hoffentlich lebte er noch und war nicht schon erstickt.
„Was ist denn mit dem Schrank?", fragte Allison plötzlich. „Was?", entfuhr es mir.
„Na, du schaust schon die ganze Zeit immer wieder zum Schrank, also muss da was sein." Ich bekam Panik. Sie durfte ihn nicht sehen, sonst würde ich von ihr ausgefragt werden und sie war gnadenlos was das betraf.
„Nein, da ist nichts. Mit dem Schrank ist alles in Ordnung", log ich.
„Alles klar. Sicher, dass ich dir glauben schenken und nicht nachschauen soll?" In diesem Augenblick öffnete sich die Schranktür leise und er schlüpfte aus dem Schrank. Fassungslos schaute ich ihn an und hoffte, dass Allison ihn nicht bemerkte. Doch er legte bloß den Zeigefinger an seine Lippen und verschwand im Bad. „Ja, ich bin mir sicher, aber wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt kannst du gerne nachschauen." Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und marschierte zum Schrank. Alli zog die Tür auf und spähte hinein, doch da drin war nichts außer Decken und Kissen und Kleidung von mir. Sie sah mich misstrauisch an.
„Du verheimlichst mir doch etwas. Ich spüre es."
„Da ist aber nichts", behauptete ich.
„Ach wirklich?"
„Ja, und wenn da etwas wäre, dann würde ich es dir auch sagen. Früher oder später."
„Also ist da etwas, nur willst du es mir jetzt nicht sagen?", bohrte sie weiter.
„Wenn du schon fragst... Ja, da ist vielleicht etwas. Ich weiß es nur selbst noch nicht, also kann ich dir auch nichts sagen. Du musst mir jetzt einfach vertrauen. Ich werd's dir schon noch früh genug sagen", gab ich schlussendlich doch zu.
„Okay, und was machen wir jetzt?"
„Erzähl mir doch was bei dir zurzeit läuft."
„Ich hab vor kurzem einen total süßen Jungen kennengelernt", erzählte Allison mit strahlenden Augen. „Er scheint dir wohl zu gefallen", neckte ich sie, doch sie ging nicht weiter darauf ein, sondern nickte nur.
„Ja, und ich hab heute noch eine Verabredung mit ihm. Und deshalb sollte ich jetzt gehen", sagte sie nach einem Blick auf die Uhr.
„Es hat mich wirklich gefreut dich wieder zu sehen Belle", verabschiedete sie sich und drückte mich kurz. Dann war sie auch schon zur Tür hinausgestürmt.
Kurz darauf kam auch Will aus seinem Versteck hervor.
„Der Junge scheint wohl toll zu sein", murmelte ich mehr zu mir selbst, dementsprechend zuckte ich auch zusammen, als er mir antwortete: „Ja, scheint wohl so zu sein. Sonst wäre sie nicht so schnell weg gewesen."
„Wahrscheinlich hast du recht", sagte ich. „Sag mal, warum hast du ihr nichts von mir erzählt?", fragte er leicht beleidigt.
„Ich hab ihr nichts erzählt, weil wenn ich ihr etwas gesagt hätte, dann hätte sie mich über jedes kleinste Detail ausgefragt und das kann ziemlich nerven", erklärte ich ihm.
„Ah okay, ich verstehe..." Ich merkte, dass er immer noch sauer war, deshalb sagte ich ihm, dass ich es ihr noch sagen würde, wenn ich es für angebracht hielt. Unsere Bekanntschaft hatte ja schon einen guten Start hinter sich, dachte ich mir. „Es tut mir Leid, dass ich es ihr nicht gesagt habe, aber was hätte ich ihr denn sagen sollen?"
„Ich weiß auch nicht", gab er nun zu. „Warum beschwerst du dich dann, dass ich nichts gesagt habe, wenn du selbst keine Ahnung hast, was ich ihr hätte sagen sollen", schnauzte ich ihn an. Dabei wusste ich nicht mal warum ich jetzt so wütend war.
„Dann gehe ich jetzt!", schrie er mir entgegen und brauste ab. Die Tür hinter sich zog er so fest zu, dass sie mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.
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