Weihnachts-Special Part II
Huhuu, willkommen zurück! :D
Hoffe, ihr hattet zwischen diesen zwei Updates ein paar schöne Weihnachtsfeiertage und konntet die Ferien genießen <3
Weil es viel ist, werde ich nicht alles in einem Teil hochladen, sondern noch in einem dritten Teil. Der kommt dann an Silvester, hehe.
Viel Spaß <3
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Distelblatt mochte ihren Gastgeber. Er kümmerte sich gut um sie, besorgte ihr regelmäßig Frischbeute und überprüfte immer wieder, wie es um ihre Wunden stand. Sie heilten schnell unter seiner Behandlung.
Fallendes Blatt gab sich Mühe. Und auch wenn er manchmal einfach nicht da war und sie alleine in den Tunneln umherstreifte, schaute er regelmäßig bei ihr vorbei und verbrachte Zeit mit ihr. Es war schön, sich mit ihm zu unterhalten, ihm Dinge zu erzählen und etwas mit ihm zu unternehmen, obwohl er sich mit den Berichten von seiner Vergangenheit sehr zurückhielt. Die Kriegerin wusste nur, dass er bei einer Gruppe gelebt hatte, die sich Stamm des eilenden Wassers nannte und früher über das heutige Territorium der Clans geherrscht hatte. Von ihnen war auch das Tunnelsystem gebaut worden, das sich durch das ganze Gebiet zog und innerhalb jeder Grenze seine Ein- und Ausgänge hatte.
"Distelblatt?"
Die Schwarze folgte der Stimme ihres Freundes und bog um eine Ecke, um vor ihm stehen zu bleiben und ihn fragend anzuschauen. Sie kannte die Wege und Kreuzungen dieses unterirdischen Labyrinths inzwischen gut.
"Schau mal, was ich gefangen habe."
Fallendes Blatt war anzusehen, dass er stolz auf seine Beute war - und dass er sich wirklich Mühe gegeben hatte, um sie damit zu überraschen. Unter seinem Maul baumelte ein Eichhörnchen von der Farbe seines Fells, nur ohne die weißen Flecken.
"Glückwunsch!", miaute Distelblatt und kam nicht umhin, sich über das Geschenk des Katers zu freuen. Zuerst hatte er sich geweigert, die Tunnel zu verlassen, doch nun schien er über seinen Schatten gesprungen zu sein, um ihr etwas zu besorgen, das ihr wirklich schmeckte.
Fallendes Blatt lächelte zufrieden und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Doch die Kriegerin grinste nur und führte ihn selbst zu dem großen Raum, in dem sie zum ersten Mal hier drin aufgewacht war. Der Kater sah für einen Moment erstaunt aus, erwiderte dann jedoch ihr Grinsen.
Sie ließen sich in ihren Nestern nieder, die nebeneinander lagen. Zuerst hatte der Andere sie beim Schlafen alleine gelassen, doch nun blieb er manchmal bei ihr.
In einem lautlosen Blickduell stritten sie darum, wer von ihnen zuerst fressen durfte. Distelblatt gewann und entschied, dass er zuerst probieren sollte. Bei ihm war es sicherlich länger her, dass er Eichhörnchen gekostet hatte.
Fallendes Blatts Gesichtsausdruck zeugte von dem Genuss, den er empfand, als er einen Bissen nahm. Sie tat es ihm nach und schweigend fraßen sie das Eichhörnchen, beide in stiller Zufriedenheit.
Am Anfang hatte sie es noch seltsam gefunden, dass der Kater so ohne Licht, Kontakt nach außen und interessanteren Aktivitäten als ständiges Umherstreunen in den Tunneln auskam. Doch als sie ihn darauf angesprochen hatte, war seine Reaktion eher ungehalten ausgefallen und seitdem ließ sie das Thema ruhen. Er respektierte, dass sie sich nicht zu ihrer Vergangenheit äußern wollte und sie tat das auch im Gegenzug.
Sie redeten noch eine Weile, bis das einfallende Licht immer schwächer wurde und die Nacht ankündigte. Fallendes Blatt rollte sich in seinem Nest zusammen und sie rückte ein wenig näher an ihn heran, um sich an ihm zu wärmen. Seltsamerweise spendete er weder Wärme noch Kälte, er schien keine Körpertemperatur zu besitzen; das gab Distelblatt zu denken, doch es minderte die Geborgenheit nicht, die sie bei ihm verspürte. Sie lauschte noch dem gleichmäßigen Atmen des Anderen, bis der Schlaf sie übermannte.
~
"Bist du nicht manchmal einsam hier drin?"
"Was?"
"Sehnst du dich nicht manchmal nach der Gesellschaft einer Katze, wenn du hier alleine bist?", wiederholte Distelblatt. Nachdem sie in letzter Zeit auch über empfindlichere Themen gesprochen hatten, traute sie sich nun, sich auch an dieses näher heranzutasten. Trotzdem fürchtete sie sich vor dem Gedanken, der Kater könnte scheuen und sich von ihr distanzieren. Er war ihr einziger echter Freund, von den Clankatzen war in ihrem Leben nichts geblieben.
Fallendes Blatt, der sie soeben noch angeblickt hatte, sah weg. Seine Schnurrhaare zitterten leicht, auch wenn er die Beherrschung nicht vollkommen verlor.
"Früher... habe ich meine Tage damit verbracht, die Tunnel zu erkunden und mir alles einzuprägen. Das Labyrinth ist groß. Man muss erst lernen, sich zurechtzufinden."
Distelblatt fiel auf, dass der Andere der Frage auszuweichen schien. Ihr Blick ruhte weiterhin erwartungsvoll auf ihm, während sie versuchte, ihn trotzdem nicht allzu sehr unter Druck zu setzen.
"Manchmal verirrten sich Katzen hierher, aber die meiste Zeit war es einsam. Einmal kam mein Bruder vorbei, doch er war schnell wieder weg. Er hatte seine Gefährtin verloren."
Sie hatte nie wirklich über einen Gefährten nachgedacht, als sie so viel im regen Clanleben zu tun gehabt hatte, doch hier in dem Höhlensystem, wo es nichts Anderes gab als sie und Fallendes Blatt, hatte sie das merkwürdige Gefühl, dass sie jemanden an ihrer Seite brauchte, dem sie sich anvertrauen konnte. Der bei ihr war, wenn es sich anfühlte, als wäre sie alleine auf dieser Welt.
"Wie kamst du überhaupt hier nach unten?", hakte Distelblatt nach. Das heikelste Thema von allen, das sie bisher angeschlagen hatte. Zuvor hatte er immer über etwas Anderes gesprochen, wenn sie ihn danach gefragt hatte.
"Wenn ich dir das sage, beantwortest du mir dann auch, warum du nie bestimmte Ausgänge nutzen möchtest? Und versprich mir etwas... Mir zuzuhören, bis ich fertig bin."
Er hatte einen Treffer gelandet, auch wenn es nur als Abwehr gedacht war. Distelblatt mied die Tunnel, die ins DonnerClan-Territorium führten, aus Angst, jemandem von ihnen zu begegnen. Ob es richtig gewesen war, diese Frage zu stellen? Das Versprechen, das er von ihr verlange, klang so simpel, doch es kündigte etwas Beunruhigendes an.
"Na... na gut. Ich verspreche es."
Fallendes Blatt nickte und schloss für einen Moment die Augen, bevor er sie wieder öffnete und abwesend in eine der Tunnelöffnungen starrte, als gäbe es dort etwas zu sehen, was für niemanden außer ihn von großer Bedeutung war.
"Unser Stamm hatte eine Tradition. Wenn wir Scharfkrallen - man könnte sie mit euren Kriegern vergleichen, denke ich - werden wollten, mussten wir einen Weg aus diesem Irrgarten hier finden. Ohne Hilfe", begann er. Die Kätzin lauschte gespannt, den Gedanken verdrängend, dass sie nach ihm mit Erzählen dran war - und sich etwas hinter diesem Bericht verbarg, das ihr vermutlich nicht gefallen würde.
"Sie sagten mir, es würde regnen, doch ich wollte nicht hören. Ich habe die Prüfung begonnen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass die Tunnel überflutet werden könnten." Es fiel ihm sichtlich schwer, fortzufahren, doch er überwand sich nach einigen Sekunden. "Ich bin ertrunken."
Der Fluss, der eigentlich rechts von ihr lag, wirbelte verschwommen um sie herum, seine hellgrünen Augen schwammen mit in einem Strudel aus Farben und Konturen. Sie wusste nicht, was sie sagen oder denken sollte. Fallendes Blatt war ein... Geist?
Warum hatte sie nicht Verdacht geschöpft, als sie gemerkt hatte, dass sein Körper keine eigene Temperatur besaß? Dass er kaum schlief und aß, so lange und ohne Gesundheitsverlust? Sie hätte es merken müssen. Hätte kombinieren müssen, was sie an Hinweisen gefunden hatte. Hätte erkennen müssen, dass Fallendes Blatt etwas hatte, was sie von ihm trennte. Leben von Tod.
"Distelblatt?"
Ihre Sicht wurde wieder klarer, der Rotweiße rutschte näher. Sein Schweif berührte leicht ihre Schulter und holte sie zurück in die harte Realität.
"Es tut mir leid. Ich hätte es dir früher sagen sollen", flüsterte er bekümmert, offenbar hatte er ihren Schmerz wahrgenommen. Oder... teilte er ihn?
Wie betäubt saß sie da, konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Chaos herrschte in ihrem Inneren, verursacht von einem Tornado aus Schock, Schmerz und... Wärme. Die Schmetterlinge, die immer in ihrem Bauch tanzten, wenn er lachte, waren nicht gestorben, sie hatten Feuer gefangen. Tanzten in ihr um ihr Überleben, standen in Flammen und verbrannten sie überall, und doch war sie abhängig von ihnen wie von dem eisigen Wasser des Höhlenflusses bei Fallendes Blatt.
"Distelblatt? Sprich mit mir. Bitte."
Seine Stimme hatte einen verzweifelten Unterton angenommen, der so gar nicht zu ihrem Freund passte. Sie hasste sich für die Trauer, die sie verursachte, überall, wo sie hinkam.
"Ich... Tut mir leid."
Distelblatt ignorierte seine Worte, sein Flehen, ihm zuzuhören, wie sie es versprochen hatte. Sie stand auf und sprintete los, jagte durch die Tunnel, ohne zu wissen, wohin sie lief. War das alles, was sie tat? Ihre Liebsten verletzen und weglaufen, weglaufen vor allem, was ihr wichtig war? Das starb, weil sie es im Stich ließ? Ihr Herz brüllte sie an, sie solle bei Fallendes Blatt bleiben, doch sie hörte nicht darauf. Nicht diesmal.
Ihre Schritte führten sie zu einem der Ausgänge, der nach draußen mitten ins DonnerClan-Territorium führte. Schnee wirbelte auf, als sie nach draußen preschte und ihr Fell sich vor Kälte aufstellte. Es war ihr egal, alles war ihr egal. Nur nicht Fallendes Blatt.
Schmerz explodierte in ihrem Vorderlauf, als sie an einer Wurzel hängen bleib und strauchelte - nein, keine Wurzel, ein ausgestrecktes Bein, perfekt zum Drüberstolpern. Unerwartete Schläge hagelten auf sie nieder, doch keiner tat so weh wie die Tatsache, dass ein Lebender nicht mit einem Geist zusammen sein konnte.
"Hast du etwa gedacht, ich hätte dich vergessen?"
~
Ehehe, Cliffhanger :D
Bis in ein paar Tagen, hihi <3
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