Weihnachts-Special Part I
Huhuu, ihr Lieben :3
Da heute Weihnachten ist, habe ich mir überlegt, ein Weihnachts-Special zu machen - das heißt, ich werde einen Oneshot für euch hochladen, den ich im Dezember geschrieben habe.
Die Geschichte sollte eigentlich für einen Adventskalender sein (den von Enya-Rah aka Flauschewolf), aber da ich diesen User nicht mehr finden kann, dachte ich mir, ich behalte sie nicht nur für mich und teile sie auch mit euch. <3
Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Twisted Tale, also eine Was-wäre-wenn-Geschichte. Ich habe mich ein wenig mit der Frage beschäftigt, was passiert wäre, wenn man Distelblatt bei ihrem (Achtung, Spoileralarm!) Mord an Aschenpelz erwischt hätte.
Hier erstmal Part I, an dem zweiten Teil arbeite ich in den folgenden Tagen noch. Ich hoffe jedenfalls, es gefällt euch. Viel Spaß beim Lesen :D
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Ihre blassen Ballen verursachten keinen Laut auf dem von bunten Blättern verdeckten Boden, als sie über einen herabgefallenden Ast setzte. Das kalte Mondlicht spiegelte sich im durchdringenden Waldgrün ihrer Augen wieder, die fest auf den grauen Kater vor ihr gerichtet waren. Durch den Farbton seines Fells hob er sich leicht aus der Dunkelheit ab, zudem der Lichteinfall an der WindClan-Grenze stärker war als im Wald, durch dessen Blätterdach nur wenige Strahlen drangen.
Distelblatt hielt für einen Moment inne, um tief Luft zu holen und sich auf ihr Ziel zu fokussieren. Ihr Kopf war leer, einzig allein gefüllt mit dem Gedanken, dass sie alles nur für ihren Clan tat. Er ist eine Gefahr. Das ist die einzige Lösung, redete sie sich selbst ein, ihre Haltung war wenige Herzschläge später wieder die eines Jägers.
Ihre bleischweren Hinterbeine spannten sich an, stießen sich ab, katapultierten sie in Aschenpelz' Richtung. Der Sprung war schlecht gezielt, sie schrappte mit den Krallen an seiner Flanke entlang und nutzte den Schwung, um sich abzurollen und dem Kater einen kräftigen Pfotenhieb auf den Hinterkopf zu versetzen. Ihr Gegner drehte sich zeitgleich zu ihr um, verlor jedoch durch den heftigen Schlag das Bewusstsein, bevor er etwas sagen konnte und rollte den kleinen Abhang hinunter bis auf die nassen Steine des Grenzbachs. Distelblatts Herz pochte so laut, dass sie nicht hören konnte, ob er atmete oder nicht.
Verunsichert wollte sie zu ihm hinuntertappen und nachsehen, doch ein plötzliches Gewicht auf ihren Schultern ließ ihre Knie einknicken und sie zu Boden gehen. Mühsam wandte sie ihren Kopf zu der Katze um, die sie festgenagelt hatte und spähte in die vor Entsetzen leuchtenden Augen von Beerennase, der auf das Blut an ihren Pfoten starrte.
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In Feuersterns Blick stand tiefe Enttäuschung. Distelblatt fühlte sich eingeengt, wie sie umgeben von allen DonnerClan-Katzen in dem ironisch weichen Gras unter der Hochnase hockte und von allen Seiten angestarrt wurde, unschlüssig, in welche Richtung sie gucken sollte. Entweder sie wandte ihnen den Rücken zu und sah zu ihrem Anführer auf, oder sie erwiderte das neugierige und geschockte Dreinschauen des Clans. Beides war keine Option, beides ließ die Furcht in ihr wachsen. Und es war genauso unerträglich, Borkenpelz und Mausbart zu betrachten, die sie zu beiden Seiten flankierten.
"Distelblatt, warum wolltest du Aschenpelz töten?"
Beerennases und Aschenpelz' Bericht und ihre blutigen Krallen waren überzeugend genug gewesen, um Feuerstern glauben zu lassen, sie hätte die Absicht gehabt, den grauen Kater zu ermorden. Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass der Fehler, erwischt zu werden, unverzeihlich war.
Gedanken rasten durch ihren Kopf, Ausreden, Lügen, die Wahrheit. Die Situation war ausweglos, sie konnte nur die Wahrheit sagen und damit alles verschlimmern oder als Verräterin vertrieben werden. Es gab nichts, was ihr nun helfen würde, aus diesem Geflecht aus Lug und Trug zu entkommen.
Ihr Fell brannte von den Kommentaren und Blicken. Niemand würde ihr helfen, nicht ihre Geschwister oder ihre Eltern - nein, nicht Eltern, sondern die Katzen, die sie aufgezogen hatten. Alles nur Schein, nur die Dämonen, die Blattsee, Eichhornschweif und Krähenfeder gerufen hatten und die sie unbarmherzig verfolgten.
Gehetzt suchte sie in der Menge nach einem freundlichen, vielleicht protestierenden Gesicht, doch da waren nur Wut, Schock und Trauer. Ein paar mitleidige Ausdrücke, andere verständnislos oder ungläubig. Löwenglut und Häherfeder wirkten widerwillig, Blattsee verletzt, doch sie konnten nichts ausrichten. Alle erwarteten eine Antwort von ihr. Die Kriegerin kämpfte mit den Zweifeln und der Nervosität, die ihre Selbstsicherheit niederrissen und blanke Panik zurückließen.
Der Drang zu fliehen war stärker. In einer ruckartigen Bewegung richtete die zusammengesunkene Kätzin sich auf und zog Mausbart die Krallen übers Gesicht, bevor er reagieren konnte. Ihr Herzschlag rannte schneller als sie selbst, als sie zur Wand des Felsenkessels hastete und mit sich mit einem gewaltigen Satz auf einen Busch einige Katzenlängen über ihr katapultierte. Distelblatt hörte die DonnerClan-Katzen schreien und fauchen, zog ihre Hinterbeine an und stieß sich von den wackelnden Ästen ab auf das nächste Gewächs, diesmal ein dichtes Brombeergebüsch, das aus dem Stein ragte. Es hatte immer geheißen, dass es unmöglich war, die Wände des ehemaligen Steinbruchs zu erklimmen, doch ihr Überlebensinstinkt trieb sie an, es zumindest zu versuchen.
Die Schwarze nutzte einen kleinen Felsvorsprung als nächsten Halt. Das Adrenalin, das durch ihren Körper schoss, ließ sie nicht innehalten und brachte sie dazu, immer höher zu klettern. Abdrücken, festkrallen, weiter. Ein Tritt brach unter ihren Pfoten weg und beinahe wäre sie abgestürzt, doch sie rammte ihre schmerzenden Krallen in eine Nische im Fels und zog sich hoch. Nicht nach unten sehen.
Mit letzter Kraft überwand sie die Kante und kauerte, vor Angst und Erschöpfung zitternd, auf dem Boden. Ihr suchender Blick glitt über die Umgebung, doch bisher war ihr niemand auf den Fersen. Natürlich nicht, wer war schon so lebensmüde, den steilen Aufstieg aus dem Felsenkessel zu wagen?
Distelblatts hechelte atemlos, während ihre Flanken sich unregelmäßig hoben und senkten. Sie wollte nicht hyperventilieren und sich selbst jede Fluchtmöglichkeit zerstören, doch die lauten Geräusche aus dem Lager unter ihr machten es ihr schwer, ihre Atmung zu kontrollieren. Für einen Moment schloss sie die Augen und blendete alles um sie herum aus, um zur Ruhe zu kommen. Tief einatmen, tief ausatmen.
Das Rascheln im Unterholz kündigte die Ankunft der DonnerClan-Krieger an, die sie finden und ins Lager zurückbringen wollten - oder sogar mehr? Es machte die Kätzin krank, dass ihre Clangefährten sie verfolgten, um sie möglicherweise sogar für den Rest ihres Lebens dafür zu bestrafen, dass sie Aschenpelz hatte töten wollen.
Als die erste Katze aus dem Gebüsch brach, erwachte sie aus ihrer Schockstarre und griff Mohnfrost frontal an, ohne zu überlegen. Diese war darauf nicht vorbereitet, rappelte sich jedoch rasch auf und attackierte die Schwarze von der Seite. Distelblatt wollte ausweichen, krachte dadurch jedoch in Birkenfall, der nach Mohnfrost gekommen war und stolperte zurück. Unbeholfen keilte sie zur Seite aus, schlug einen Haken und sprintete los.
Das Trommeln der Pfoten auf dem Boden erinnerte sie daran, dass die beiden - und vermutlich noch Andere - nicht aufgegeben hatten. Immer weiter ausholend und blind für das Gebiet, in dem sie sich befand, jagte Distelblatt durch den Wald. Sie wusste nicht, wohin sie lief, doch eine Stimme in ihr schrie: Flieh und komm nie wieder. Sie gehorchte.
Plötzlich gab etwas unter ihr nach. Wie in Zeitlupe sah die Kriegerin, wie sie auf den wegbrechenden Ästen unter ihren Pfoten abrutschte und nach vorne kippte. Ihre Schulter wurde von einem aus der Erde ragenden Stein aufgerissen, als sie den Halt verlor und in die Tiefe stürzte. Ein ohrenbetäubendes Rumpeln hallte in ihrem Kopf und ihren Ohren, zerriss ihr Trommelfell und schaltete ihre Sinne aus.
Schmerzen überall, Schwärze.
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"Hey, lebst du noch?"
Alles schwarz, kein Licht, keine Wärme. Distelblatt war kalt, ihre Knochen schmerzten wie tausend Brüche.
"Warte, ich hole dir etwas zu essen..."
Eine raue Katzenzunge fuhr über ihre Schulter und hinterließ ein Brennen in ihrer Wunde, hörte jedoch gleich wieder auf. Schritte entfernten sich und die Kätzin war wieder alleine, alleine in der Dunkelheit, verletzt und orientierungslos. Sie versuchte blinzelnd, ihre Augen zu öffnen und etwas zu sehen.
Nichts zu erkennen, nur Finsternis. Der kalte Stein unter ihrem Körper kühlte angenehm ihre zahlreichen Prellungen und Abschürfungen, doch da war noch etwas. Sie lag auf weichem Moos, das jedoch nicht wie ihr Nest roch, sondern wie... feuchte Höhlen. Sie verdrängte die kommenden Erinnerungen an den Kriegerbau, in dem sie erst seit einigen Monden geschlafen hatte.
"Ich bin wieder da. Wie geht es dir?"
Nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie auch die undeutlichen Umrisse einer Katze erkennen, die sich über sie beugte. Glatte Fischhaut blitzte auf, als das Beutetier zu ihr geschoben wurde. Sie hob den Kopf und blickte in die Richtung, wo sie die Decke der Höhle vermutete, in der sie gerade wahrscheinlich lag. Tatsächlich schien schwaches Mondlicht durch einen Schlitz in der Felswand. Wie lange war sie bewusstlos gewesen, dass es schon wieder Nacht war?
Distelblatt stöhnte leise, als sie sich zu bewegen versuchte. Schmerz durchzuckte ihre Muskeln, doch sie konnte aufstehen, ohne sofort wieder zusammenzubrechen.
"Shh, du kannst liegen bleiben. Hier, friss", sagte die Katze sanft und drückte sie mit leichtem Druck auf ihre Brust wieder ins Moos, was allerdings nicht wehtat. Es war ein Kater, wie sich bei genauerem Hinsehen feststellen ließ. Sein rotbraun-weiß geflecktes Fell wirkte in der Düsternis graubraun.
"Wer... wer bist du?", fragte Distelblatt und betrachtete den Fisch. Er roch nach FlussClan, was sie jedoch nicht verwunderte, sondern ihr vielmehr einen Stich ins Herz versetzte.
Ihr Gegenüber ließ sich Zeit mit seiner Antwort, während sie das Fressen näher zu sich heranzog. Der Geruch ekelte sie an, doch der Hunger war zu groß, sodass sie hineinbiss. Das Fleisch des Tieres hatte kaum Geschmack und war eher glitschig, war jedoch besser, als sie erwartet hatte. Trotzdem würden Fische nicht zu ihrer Lieblingsbeute werden.
"Ich heiße Fallendes Blatt", schnurrte der Kater und zuckte mit den Ohren. Die Kätzin nahm nun immer mehr Details wahr. "Was ist mit dir? Wie heißt du und wo kommst du her?" Er klang neugierig.
"Mein Name ist Distelblatt. Ich bin bei den Clans geboren", antwortete sie ausweichend. War sie das überhaupt? Nein. Blattsee hatte sie irgendwo in der Wildnis geboren, ganz sicher nicht im DonnerClan-Lager. Sie erwischte sich schon wieder, wie sie daran zurückdachte.
Fallendes Blatt nickte nur, er schien zu spüren, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Er tappte zu einem Bach, der sich neben ihnen vorbeischlängelte. Die Kätzin hatte ihn schon vorher anhand der Geräusche bemerkt, ihn aber nicht weiter beachtet.
Distelblatt nutzte die Chance, um den Fisch mit einem kleinen Schubser zurück ins Wasser zu befördern. Ihr Hunger war nicht gestillt, verlangte jedoch nicht mehr so aufdringlich nach Aufmerksamkeit.
"Vielleicht wäre es besser, wenn du vorerst hierbleiben würdest. Dein Zustand könnte sich verschlimmern, wenn du versuchen würdest, einen Weg aus diesen Tunneln zu finden", miaute der Rotweiße und kam zu ihr zurück. "Hat der Fisch geschmeckt?"
Sie nickte nur. Vielleicht war es wirklich besser, sich erstmal zu sammeln, bevor sie eine Lösung für ihre Probleme zu finden versuchte. Schließlich rang sie sich noch eine Antwort ab.
"Ja, danke", erwiderte sie höflich, ein entschuldigendes Lächeln schlich sich wie von selbst auf ihr Gesicht. Fallendes Blatt lachte und blickte sie mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen an, die genauso grün waren wie ihre. Nur ein Stückchen heller.
Distelblatts Fell kribbelte vor Verlegenheit, dass er sie so schnell entlarvt hatte. Er schien ihr jedoch nicht böse zu sein, was sie mit einer seltsamen Freude erfüllte, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
~
Das war's erstmal für heute, gute Nacht und frohe Weihnachten <3
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