Prolog

Die feinen Blutspritzer sind bereits getrocknet, als ich ehrfürchtig über sie streiche und in langsamen Bewegungen das Fleckenbild, welche sie ergeben, nachzeichne. Dunkel ist dieser kleine Raum und erschwert es meinem gegenüber einen genaueren Blick auf mich zu erhaschen. Ein beklemmendes Gefühl schleicht sich ein.

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen", sage ich schweren Herzens und bekreuze mich.
Wie unzählige Male zuvor spricht der Padre: „Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit."

„Amen."

Ich versuche anhand seiner Stimmlage zu erkennen, wie tief er bereits in meine Seele herabblicken konnte.

„Rache wurde schon immer als Sünde betrachtet, und manchmal hat man das Gefühl, dass man sündigen muss, um zu gewinnen", zitiere ich Isaac Hayes mit zitternden Händen. Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Es ist lange her, dass mich mein Weg in eine Kirche führte.

„Mein Kind, das sind wahrlich harte Worte.
Jesus starb für uns am Kreuz und nahm mit sich, die Sünden aller Menschen. Es gibt keine Schuld, die vor Gott so groß ist, dass sein Sohn dafür nicht Sühne geleistet hat."
Meine Hände zittern stärker, Angst überkommt mich, Unsicherheit folgt.

„Padre, ich möchte, nein ich will." Es wird schwerer einen roten Faden zu finden, denn was ich wirklich will, ist mich stellen. Es soll nicht umsonst gewesen sein ...

„Mein Kind, Gott wird dich recht leiten."

„Ich spreche sie frei vom Beichtgeheimnis.
Ich bereue meine Tat, ich habe gesündigt, ich habe getötet.
Padre, ich habe Don Alfedro Pelligrini erschossen", gestehe ich klar und deutlich. Es auszusprechen, macht es realer, realer als es bis eben noch gewesen ist, obwohl ich ihn in sich zusammensacken sah. Das Blut, das spritzte und die Blutflecken, die auf meiner Haut zurückblieben, als ich mich vergewisserte und seinen Puls kontrollierte.

„Du weißt, welche Konsequenzen folgen, sobald ich die Polizei gerufen habe?", möchte er wissen und rückt näher an die Trennscheibe.

„Ich bereue und ich möchte gestehen. Don Pelligrini war ein böser Mann und tat meiner Familie und mir großes Unrecht. Mir ist bewusst, dass es mir nicht das Recht gibt, Scharfrichter zuspielen."
Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln und selbst das Zittern legt sich perfekt auf meine Stimme. Der Mann, dessen Falten ich nun deutlicher sehen kann, rutscht noch näher.

„Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke ich dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Seine Augen sind fest auf mich gerichtet.

„Was hat er dir angetan, Kleines?", fragt er mitfühlend und erkennt schnell, dass meine Tränen bereits getrocknet sind. Entschlossen erhebe ich mich, denn einen Mann würde ich noch zu Fall bringen.

„Auge um Auge. Zahn um Zahn!"




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