Kapitel 15 • Emilia •


Seit mehreren Stunden, prasseln immer wieder dieselben Fragen auf mich ein, auf die ich keine Antwort weiß. Eine davon: „Wo ist der genaue Aufenthaltsort von Vincenzo Caruso?" Im Grunde genommen kenne ich weder Mauro noch die Caruso's. Ich bin Vincenzo Caruso niemals begegnet. Lorenzo gibt sich alle Mühe, den Ruhigen zu spielen und ich setze alles daran, ihn bei Laune zu halten. Was für ihn mit jeder nicht zufriedenstellenden Antwort immer schwieriger wird.

„Ich gebe mir wirklich Mühe, Emilia."

„Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es nicht weiß", antworte ich wahrheitsgemäß.

„Ich kann nicht ewig nett zu dir sein." Schon bald werde ich seine Bemühungen, nicht handgreiflich zu werden, ausgereizt haben.

„Lorenzo, ich sage die Wahrheit."

„Du verstehst den Ernst der Lage nicht!", warnt er mich mit erhobener Faust. Ruckartig umrundet er den Tisch, packt meinen Kopf und drückt ihn gegen den Tisch. Mit seiner freien Hand schiebt er meine Haare zur Seite.

„Mauro, wird dich wieder haben wollen."

Die Glasscherben bohren sich tiefer in meine Haut.

„Lass mich los!", fauche ich in Panik.

„Ich überlege mir noch, ob wir dich in einem Stück zurückgeben, schließlich bist du nicht bereit zu kooperieren." Im Handumdrehen greift er in meine Haare und zieht mich an ihnen unerwartet zurück. Das Ganze passiert so unvorbereitet, dass mein Kopf gegen seinen Brustkorb donnert. Er dirigiert mich näher an sein Gesicht, während seine Augen eisig auf mich herabblicken.

„Weißt du eigentlich, was passiert, wenn Mauro erfährt, dass du mit seinem Feind gefickt hast?", raunt er mir entgegen. Ich lasse meine Hand nach oben eilen und versuche, seine Zugkraft zu mildern.

„Wir kannten uns zu diesem Zeitpunkt nicht", presse ich angestrengt zurück.

„Ich habe gesehen, wie du seine Aufmerksamkeit beansprucht hast. Wie er dir bei der ersten Begegnung verfallen ist. Ich wusste, dass du ihm nie wieder aus dem Kopf gehen würdest." Seine Worte sind voller Abscheu, was mich stutzig werden lässt.

„Du warst nicht dabei, als wir das erste Mal aufeinandertrafen!", durchschaue ich seine Lügen.

„Das liegt daran, dass es nicht im Altenheim war." Schroff zieht er seine Hand aus meinen zerzausten Haaren, um sich mit dem Finger das Kinn zu reiben.

„Die Beerdigung, an der wir uns kennenlernten. Mauro war ebenfalls dort", philosophiert er träge.

„Er wäre mir aufgefallen."

„Es war schwer, ungesehen mit dir zu verschwinden, aber umso leichter war es, dich um den Finger zu wickeln. Du warst ein netter Zeitvertreib, aber, dass du so tief sinkst und dich auf einen Caruso einlässt", fährt er naserümpfend fort. Jedes einzelne Wort trifft mich schmerzhaft, wenn auch gleich er der Erste war, auf den ich mich nach Giona bereitwillig eingelassen habe. Vier Monate trafen wir uns an abgelegenen Orte, ließen es uns gut gehen und es endete immer mit Sex. „Pezzo di merda!", schlussfolgere ich auf seine Enthüllung. Mein Vorhaben, ihn durch eine Ohrfeige maßzuregeln scheitert kläglich. In Sekundenschnelle liegt seine Hand fest um mein Handgelenk und treibt somit das zersprungene Glas noch weiter unter meine Haut.

„Das würde ich nicht tun!" Ungezügelt trifft seine freie Hand mit der Rückseite hart auf meine Wange. Bäuchlings drückt er meinen Oberkörper unnachgiebig über den Tisch. Um seiner überlegenen Position Nachdruck zu verleihen, greift er in mein Haar und bindet es um seine Faust. Er flucht in meinen Nacken, nennt mich eine „billige Schlampe" und beißt daraufhin in meine Schulter. Ich schreie auf, versuche ihn abzuschütteln, merke aber schnell, dass er mir haushoch überlegen ist.

„Ich habe es mir anders überlegt. Ich werde Mauro ein kleines Filmchen zukommen lassen." Zeitgleich reißt er an meinen Shorts und versucht, diese von meinen Hüften zu zerren, was ihm trotz meines verzweifelten Wehrens gelingt. Meinen Slip zerreißt er wie ein Stück Papier und schon stehe ich halb nackt zwischen ihm und der Tischkante.

„Es wird dir mehr Spaß machen, wenn du an unsere gemeinsame Zeit zurückdenkst." Grob macht er sich an meinem Hoodie zu schaffen. Seine Erektion spüre ich sofort, als er sich vorbeugt, um mich wiederholt in die Schulter zu beißen. Ich versuche meinen Kopf auf Autopilot zu stellen, versuche in ein anderes hier und jetzt zu flüchten. Es lässt seine Hand über meinen Rücken wandern, erreicht schneller als erhofft die Rundung meines Hinterns. Statt innezuhalten, führt er sie weiter zwischen meine Backen. Ungeduldig drückt sein Knie meine Beine auseinander. Seine Berührung unterbricht er. Es folgt das Rascheln einer Gürtelschnalle und das Geräusch eines sich öffnenden Reißverschlusses. Ich schlucke, viel zu hart, sodass es ihm nicht entgeht.

„Tersoro mio, wie in alten Zeiten", flucht er mir in den Nacken. Ich fühle nichts, nichts außer Ekel. Niemand sollte mich wieder auf diese Weise berühren.

„Du musst das nicht tun! Bitte hör auf!", flehe ich ihn an. Die Reaktion darauf, der Griff um mein Haar wird fester, als er seine Hand an meine empfindlichste Stelle führt. Er berührt den Kern, versucht ihn vergebens zu stimulieren.

„Lorenzo, bitte." Er ignoriert mein Flehen und zwängt seine Finger in mich. Ich verkrampfe und die ersten Tränen bahnen sich einen Weg an die Oberfläche.

„Du bist genauso eng wie damals." Ein weiteres Mal spreizt er meine Beine mit seinen Knien auseinander, ehe er seinen harten Prügel mit einem einzigen alles zerreißenden Stoß in mir versenkt. Ich keuche auf vor Schmerz. Meine Tränen verwandeln sich in ein Schluchzen. Er korrigiert meine Haltung immer wieder, bohrt seine Hand in das zarte Fleisch meiner Hüften. Ohne Erbarmen treibt er sich immer härter in mich. Um ein Weiteres übertönen meine Schreie sein Stöhnen. Ich spüre nichts mehr, fühle mich wie betäubt. Erst das Zucken in mir gibt mir Hoffnung, dass sein Tun bald ein Ende findet. Unaufhaltsam flutet sein heißer Samen meinen Unterleib, dringt bis in die Tiefen meines Innersten. Er verweilt in mir, bis der letzte Tropfen vergossen ist. Mir stockt der Atem und der Ekel übernimmt überhand, welche eine Welle der Übelkeit mit sich bringt. Zögerlich lässt er von mir ab, der Würgereflex setzt ein und nur kurz darauf explodiert mein Magen. Ich weiß nicht, wie lange ich mit meiner Kotzerei beschäftigt war und in einer Abwärtsspirale der Gedanken versunken bin. Ich erkenne im Augenwinkel, dass er den Tisch umrundet hat und vor mir zum Stehen gekommen ist. Aus Angst eine falsche Bewegung zu machen, hebe ich nur leicht meinen Kopf. Lorenzo, der mit verschränkten Armen vor mir steht, angezogen, ohne einen Hinweis auf das, was sich eben ereignet hat, reißt das Gespräch erneut an sich.

„Du wirst unserem Verbündeten gefallen. Chiara wird dich in dein Zimmer begleiten und sicherstellen, dass du frisch geduscht bist und etwas Nettes anziehst." Auch wenn ich innerlich zerrissen bin, seine Spuren meine Innenschenkel hinabfließen, versuche ich mir nichts von der Demütigung ansehen zu lassen. Mein Schweigen interpretiert er als stille Zustimmung. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, öffnet er die Tür. Der Ausdruck in Chiaras Gesicht ist eine Mischung aus Reue und Mitleid. Wissend nickt sie ihm zu, hüllt sich aber in Schweigen. Erst als er verschwunden ist, erlaube ich mir meine Shorts hochzuziehen. Chiara kommt derweil auf mich zu.

„Komm, ich helfe dir." Ihre ausgestreckte Hand schmettere ich ab. Hasserfüllt schaue ich zu ihr auf.

„Ich brauche deine Hilfe nicht!", poltere ich ihr entgegen, denn nur durch ihr Handeln war es Gentile möglich, mich Mauro zu entreißen. Wer weiß schon, was ich noch alles über mich ergehen lassen muss, bis es Mauro gelingt, mich hier herauszuholen. Würde er es denn überhaupt noch wollen, wenn er Bescheid weiß?

Traurig schaut sie mich an: „Es tut mir leid, ich wusste nicht."

Für den Moment würde mir das Stutzen ihrer Stimmbänder vollkommen reichen. Eine Möglichkeit, ihre Lügen verstummen zu lassen. Wie zum Teufel kam sie zu den Caruso's und wie blöd konnten sie sein, einer Natter wie ihr Glauben zu schenken? Schließlich waren sie verfeindet. Hätte man sie nicht in einzelne Teile zurückschicken müssen? Ist das nicht die Art und Weise, wie die Mafia das normalerweise regelt? Deswegen habe ich mir geschworen, mich aus den Angelegenheiten der Mafia rauszuhalten, denn es gibt keine Gewinner, nur Verlierer. Ich würde den Teufel tun und das wiederholt über mich ergehen lassen, ehe würde ich vor meinen Schöpfer treten.

„Ich muss den Dreck abwaschen", erläutere ich, ohne auf ihre falsche Entschuldigung einzugehen. Sie weist mir die Richtung. Gerade einmal fünf Räume weiter kommen wir zum Stehen. Sie öffnet die Tür und lässt mich eintreten.

„Bitte, gib ihm keinen Grund, dir weh zu tun." Ich starre an ihr vorbei, gebe ihr wohl nicht die nötige Rückmeldung, dass ich verstanden habe, was sie sagte.

„Du kannst gehen", antworte ich barsch. Sie kommt meiner Aufforderung nach und lässt mich alleine. Zügig reiße ich mir die Kleider vom Leib. Der Ekel erfasst mich erneut und was mich sofort ins Bad eilen lässt. Die Gewohnheit, das Wasser auf die kälteste Stufe zu stellen, lasse ich diesmal bleiben. Nur mit Hitze, Seife und gründlichem Waschen werde ich dem Gefühl von Dreck und Ekel vielleicht Einhalt gebieten können. Der aufsteigende Dampf beschlägt die Glasfronten. Ich steige unter das laufende Wasser und heiße das Brennen, das die Tropfen augenblicklich auslösen, willkommen. Es tut mir gut, den Schmerz auf etwas anderes zu kanalisieren. Mit höchster Sorgfalt befreie ich zuerst meine geschundene Hände und Arme vom Glas, welches sich vorhin bei meiner missglückten Befreiungsaktion durch meine Haut gefressen hat.

Ich benötige Unmengen an Seife, schrubbe meine Haut und meinen Körper bis der Schmerz so groß ist, dass der Gedanke an die Vergewaltigung in den Hintergrund rückt. Endlich stelle ich das Wasser auf eine angenehme Temperatur und lasse mich zu Boden sinken. Zusammengekauert lege ich meinen Kopf auf die Knie und lasse meinen unterdrückten Emotionen freien Lauf. Jegliches Zeitgefühl geht verloren. Gefangen in der Angst, die Front nicht mehr verlassen zu können. Die Tränen laufen unaufhörlich, vermischen sich mit dem Wasser, welches sich immer noch über mich ergießt.

In was bin ich da hineingeraten? Eine Fehde zwischen zwei Mafia-Familien und ich mittendrin. Sobald der unbekannte Verbündete eintrifft, werde ich wissen, wie schlecht es wirklich um mich steht. Ich raffe mich mit schwerem Herzen auf, trockne mich ab und ziehe mir an, was man für mich bereitgelegt hat. Ein bodenlanges schwarzes Kleid.

Der Ehrengast muss ein hohes Tier sein. Warum sonst wolle man mich auf diese Art und Weise präsentieren? Und wenn es eine Farce ist, die Mauro beinhalten sollte? Die Gedanken häufen sich, nein, sie sind dabei, sich zu einem verdammten Haufen zu stapeln.

Ich zucke zusammen, als die Tür sich einen Spalt öffnet, nehme aber schnell wieder eine normale Haltung ein, als ich bemerke, dass es sich um Chiara handelt, die ihren Kopf hineinsteckt.

„Lorenzo, lässt fragen, wie lange du noch brauchst?", erkundigt sie sich.

„Ich bin fast fertig", spreche ich leise, während ich meine Haare bürste. Die Zeit zum Föhnen werde ich nicht haben, also binde ich sie nach hinten. Ich würde ihn nicht erneut provozieren. Vor dem Spiegel stehend mustere ich mein eigenes Spiegelbild, ehe ich mich auf Chiara zubewege.

„Wer ist der Ehrengast?", möchte ich wissen.

Ist das Verlegenheit, die ich kurzzeitig in ihr aufblitzen sehe? Sie antwortet wie ein Teenager, der sich auf Wolke sieben befindet:

„Il mio fidanzato."

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