Epilog

• Emilia •

... 6 Jahre später ...

„Maaaaaammmmmaaaa!", schreit die Liebe meines Lebens vor lauter Aufregung. Er ist seit gestern Abend so, seitdem ich ihm sagte, dass Zio Davide uns besuchen kommt. Jedes Mal nehme ich mir vor ihn zu überraschen und jedes Mal mache ich denselben Fehler.

„Mammmaaaaa!", hallt es wieder durch das Haus und ich sehe ein, dass es besser ist, ihn zu besänftigen. Enea schläft noch, er hat die ganze Nacht gearbeitet, um Dario nicht unnötig warten zu lassen.

Schnell überbrücke ich die Distanz zu seinem Zimmer.

„Matteo, Enea braucht etwas Schlaf", bitte ich ihn und schaue in den Flur zurück.

„Aber Mamma, ich möchte spielen. Wann kommt Zio Davide?", möchte er wissen und setzt das schönste Lächeln auf.

„Cucciolo, wir haben noch ein bisschen Zeit bis er kommt", streichele ich ihm über den Kopf und setze mich zu ihm auf den Boden.

„Dann Lego", quiekt er vergnügt auf und zieht die Kiste, die für seinen kleinen Körper viel zu groß ist, vor.

„Okay, dann Lego." Lächele ich ihn an und beobachte sein Tun genaustens.

Diese Art, wie er grübelt und seine kleinen Hände, die er durch seine Haare streicht, ist ein Anblick für die Götter.

Ich bin endlich glücklich und was noch besser ist, ich bin angekommen und vollkommen ich selbst.

„Mamma, das muss darauf", erklärt mein kleiner Mann mit einer Intensität, die mich kurz an seinen Vater denken lässt. Seitdem er das Licht der Welt erblickt hat und ich zum allerersten Mal in seine wunderschönen Augen geblickt habe, bin ich mir tausendprozentig sicher.

„Da seid ihr ja", strahlt Enea und lehnt seine Schulter an den Türrahmen.

„Papá", springt Matteo auf, der Klos, der sich daraufhin bildet, ist unbeschreiblich. Er weiß, dass Enea nicht sein Vater ist und dennoch hat er sich entschieden ihn, als diesen anzusehen.

„Na mein Kleiner? Ich glaube deine Mamma ist kein guter Legopartner", sagt er und stützt sich vom Rahmen ab, um sich zu uns auf den Boden zu setzen.

„Komm, so schlecht bin ich auch nicht", kontere ich und schubse seine Schulter leicht an. Matteo ist so vernarrt in Enea, sodass er ihn immer in Beschlag nimmt, sobald er sich im selben Raum befindet. Wie kann er auch nicht? Enea ist so liebenswert und hat uns immer an erste Stelle gesetzt. Er half mir zu heilen, begleitete mich zu meinem neuen Therapeuten und half mir durch die Schwangerschaft.

„Nein, nicht ganz so schlecht", erwidert er und neckt mich auf dieselbe Weise.

„Wenn ihr heiratet, sind wir dann eine richtige Familie?", fragt mein Sohn unschuldig, was mich nach Luft schnappen lässt. Ich weiß, was er für mich fühlt, er hat es mir oft genug gezeigt und noch öfter hat er es mir gesagt. Doch mein Herz ließ ich vor sechs Jahren auf der Fähre zurück.

„Wir sind eine richtige Familie", bemerkt Enea mit einem Anflug von Traurigkeit. Die Situation ist mir unangenehm und es wäre das Beste in die Küche zu gehen, um zu schauen, wie weit das Essen ist.

„Ich ..., ich muss in die Küche. Zio Davide kommt bald", werfe ich hastig ein und gehe etwas schneller als nötig aus dem Zimmer. Im Flur lehne ich mich an die Wand, schließe meine Augen.

„Emilia?", höre ich und weiß, dass Enea direkt vor mir steht. Ich öffne meine Augen nur, um ihm in die Augen zu sehen.

„Es tut mir leid", entschuldige ich mich mehr für mich selber als für Matteo und senke meinen Blick, da die Situation unbehaglich ist. Er führt seine Finger zu meinem Kinn, hebt es sacht und tritt einen Schritt näher.

„Es ist okay, wirklich. Du gibst mir das, was du bereit bist mir zu geben. Das ist genug für mich." Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, lässt meine Beine weich werden. Er haucht mir einen Kuss auf die Lippen.

„Auch wenn es nur Sex für dich ist. Ich komme damit klar", raunt er nun, mit einem Anflug von Lust.

„Ich habe dich nicht verdient", flüstere ich und küsse ihn zurück.

„Was macht ihr da?", erschreckt uns Matteo, was seinen Ziehvater einen Satz zurück machen lässt.

„Wir wollten gerade in die Küche, kommst du mit?", rettet Enea die Situation.

„Ich glaube, es hat geklingelt", rufe ich den Flur entlang, was zur Folge hat, dass Matteo völlig überdreht zur Tür rennt. Kurz bevor er die Tür aufreißen kann, hält ihn Enea auf.

„Na na na, wie war das? Erst überprüfen, wer vor der Tür steht und erst öffnen, wenn du dir sicher bist, dass es niemand Fremdes ist!"

„Wer ist da?", setzt Matteo es gleich um und wartet ungeduldig auf die Rückmeldung.

„Der beste Mario Kart Spieler aller Zeiten", dringt es durch die Tür. Der Mann im Hause nickt Matteo zustimmend zu und im Bruchteil einer Sekunde reißt er die Tür auf und springt Davide in die Arme.

„Na mein Scheißer, du bist schwer geworden", wiegt sein Onkel ihn in den Armen, ehe Matteo wie vom Blitz getroffen völlig eskaliert.

„Delia!" Er ist so entzückt, dass seine Augen strahlen.

„Schnuffel", sagt sie begeistert und freut sich mindestens genau so sehr wie Matteo. Sie nimmt ihm Davide ab und tritt ein.

„Konntest du deine Angestellten alleine lassen?", frage ich humorvoll und blicke in die Runde.

„War schwer in der Hochsaison ein Wochenende zu finden, aber ich musste euch sehen", erklärt sie. Ich lege meinen Arm um sie und ziehe sie mit in die Küche.

„Hat er es endlich getan?", möchte ich wissen und flüstere besonders leise. Ein verräterisches Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus, bevor sie mir still und heimlich ihre Hand zeigt. Wow, er hat es wirklich getan. Davide hat ihr echt einen Antrag gemacht, wenn man bedenkt, dass er es damals gar nicht lustig fand, als ich ihr seine Nummer zugesteckt habe.

„Das ist großartig!" Ich strahlte über beide Ohren.

„Was ist großartig?", fragt Davide und schaut etwas verloren neben Enea aus.

„Du mieses Arschloch! Noch nicht mal ein Wort darüber, dass dir endlich Eier gewachsen sind!", kritisiere ich ihn vor allen anderen und entfachte damit pures Chaos. Während Delia sich eins ins Fäustchen lacht, weist Matteo mich zurecht: „Mamma, du hast Arschloch gesagt."

„Definitiv ein Euro in die Schimpfwörterdose", unterstützt Enea, unseren kleinen Ordnungshüter. Davide hebt seine Hände in eine abwehrende Haltung und angelt blitzschnell das Küchentuch, welches ich nach ihm werfe.

„Hallo, wir leben hier in einem Rechtsstaat. Jeder Angeklagte gilt bis zum rechtlich erbrachten Beweis seiner Schuld, als unschuldig. Ich habe Rechte. Wo ist mein Anwalt?", schießt er aus der Pistole und geht vor Matteo in die Knie.

„Du lässt deinen Zio doch nicht hängen?", fragt er ihn und giftet mich lächelnd von der Seite an.

„Gut, warum hast du Mamma nichts gesagt?", stellt er die Fragen der Fragen und hält seinem Zio sein Ohr hin. Er beugt sich vor, flüstert ihm etwas zu, was ich auf die Entfernung nicht verstehen kann.

„Oh, okay. Verstehe. Also Mamma, Zio Davide ist unschuldig", verkündet er, noch nicht wissend, dass ein Anwalt kein Richter ist.

„Aha, Avvocato Matteo", erwidere ich, um das Spiel aufrecht zu halten.

„Also sagt ihr, ja?", fragt er weiter und verunsichert mich mit der Frage. Delia geht derweil auf Davide zu, der seinen Arm direkt um sie legt.

„Wir sind uns beide einig, dass ihr unsere Trauzeugen werden solltet", klärt mein Brüderchen endlich auf und wird direkt von Matteo übertönt.

„Also sagt ihr, ja? Was sind Trauzeugen eigentlich?"

„Das erklär' ich dir später, mein Schatz", antworte ich zuerst Matteo, ehe ich Enea fragend anschaue.

„Also von mir bekommt ihr ein ja", stimmt Enea zu.

„Sorellina?" Ich weiß, ich zögere es länger als nötig, aber ich hätte gerne noch etwas Zeit, im Hier und Jetzt.

„Ich wäre beleidigt, wenn du nicht gefragt hättest", gestehe ich schließlich und gehe auf die Beiden zu, um sie festzudrücken.

„Gut, dann können die Vorbereitungen starten. Wir haben genau zehn Monate", lacht Davide und man merkt sofort, wie ihm die Last von den Schultern gefallen ist. Hat er echt gedacht, wir würden nein sagen?

„Perfekt, dann lasst uns jetzt essen", unterbreche ich und ziehe sie an den gedeckten Esstisch. Das Essen duftet, wartet darauf, verspeist zu werden. Nach dem Tischgebet halte ich einen Moment inne.

Ich betrachte die Runde, meine Familie, meinen Sohn und könnte nicht glücklicher sein.



• ENDE•

Des ersten Teils

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Meine Lieben, 

das wars mit Kronzeugin. 

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