Kritik 8: angel pendant (ninabellafantasy)

Hallo und herzlich willkommen zur mittlerweile achten Kritik meines Ratgebers!

Heute darf ich Euch endlich wieder zu einer weiteren Kritik begrüßen.

Deswegen schwafeln wir heute nicht lange rum, sondern halten es kurz: Updates hier sind und bleiben unregelmäßig. Aber Ihr kennt das ja und meine Follower sowieso.

Los gehts.

Titel:

"angel pendant". Also... englischer Titel. So weit, so wenig zu meiner Zufriedenheit. Ein recht kompakter Titel, das ist widerrum gut. Aber englisch. Und ich bin einfach kein Fan von englischen Titeln bei deutschen Büchern. Was heißt denn "angel pendant"? "angel" dürfte jedem geläufig sein. Engel. Logisch. Pendant dürfte da schon schwieriger werden und auch ich musste mich nochmal vergewissern: Anhänger. Engel-Anhänger auf Deutsch. Klingt ziemlich... nichtssagend. Also wirklich.

Naja. Schauen wir mal nach Namensvettern. Aha, im Deutschen gibt es ein Buch namens "Engel Anhänger | H.S". Mit einem Teil, zuletzt aktualisiert Ende August 2014. Mein Gott, das sind demnächst schon vier Jahre. Wie die Zeit vergeht... Naja. Auf jeden Fall hat das damit nichts zu tun. Auch wenn es viele Geschichten in Richtung Engel gibt - Plagiatsvorwürfe konnte ich auf die Schnelle nicht hervorbringen. Immerhin.

Trotzdem ist der Name an sich nicht gut. Für die, die jetzt nicht verstehen, warum "Sauerkirschen" ein guter Name ist und Engel-Anhänger nicht: Die Sauerkirschen hatten einen tieferen Sinn in der "Moral" der Geschichte und waren nicht nur ein zentrales Plotelement, sondern auch die Versinnbildlichung des Hilferufs des Kindes. Während der Engel-Anhänger... nun. Er ist eben ein Engel-Anhänger. Nicht mehr. Nicht weniger. Kein Subtext. Klar, hat er auch eine Bedeutung. Aber diese Bedeutung gilt nur für die Protagonistin, nicht für den Leser. Und da liegt der entscheidende Unterschied. Mal ganz nebenbei ist sowohl die englische, als auch die deutsche Version von der Klangfarbe her nicht wirklich toll, dazu ist es klein geschrieben, was auf mich bei Titeln immer einen latent unprofessionellen Eindruck macht. Der Titel ist keine Vollkatastrophe, immerhin geht er auf einen bedeutsamen Teil des Plots ein und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers automatisch auf die Relevanz dieses Objekts.

Aber er ist auch weit entfernt von gut. Aber immerhin richtig geschrieben. Aber wirklich, schreibt eure Titel groß, egal ob englisch oder nicht, es sei denn, es passt WIRKLICH, dass sie klein geschrieben sind - was eher selten der Fall ist. Vollkommen egal welche Sprache.

-0,5 Punkte

Cover:

Soo, kommen wir zum Cover. Das Cover ist schlicht, so viel kann ich direkt schon einmal sagen. Komplett weißer Hintergrund ohne besonderen Kniff. Im Vordergrund eine dünne, silberne Kette mit feinen Gliedern, die nach einer Unterbrechung, in welcher der Titel in ausreichender Größe und in lila geschrieben steht, in einem scheinbar gläsernen, fein gearbeiteten Anhänger, der einen oder zwei Engelsflügel eng aneinandergereiht darstellt, mündet. Darunter der Name der Autorin mit einem "By" davor. Ebenfalls lila, auch deutlich kleiner als der Titel.

Unerwarteterweise finde ich das Cover an sich nicht schlecht. Das Motiv und auch der schlichte Hintergrund passen zusammen, finde ich. Es gibt eine klare Synergie zwischen Titel und Cover, was immer gut ist. Die Farbe vom Hintergrund und auch der Detailgrad des Anhängers wurden gut gewählt. Natürlich habe ich wie immer dennoch Kritikpunkte. Der Titel könnte größer sein. Da ist mehr Platz, und die bereits bestehende Synergie könnte noch verstärkt werden. Definitiv positiv ist aber zu erwähnen, dass das Cover auch gewissermaßen erklärt, was "pendant" ist. Gut. Allerdings finde ich, der Name der Autorin ist VIEL zu klein und selbst wenn man auf die Übersicht von deinem Buch geht, ist es schwer, das zu entziffern. Du hättest da theoretisch auch "ninabelltfantasylol" schreiben können und es wäre wohl keinem aufgefallen. Was mir erst sehr spät dadurch aufgefallen ist, ist der Schreibfehler. Da steht "fanatsy" und nicht "fantasy".

Autsch.

Nicht gut.

Bitte größer. Und fehlerfrei.

Mit der Farbgebung bin ich so halb zufrieden. Klar ist Lila eine herausstechende Farbe. Aber tut mir Leid, ich konnotiere diese Farbe in Kombination mit dem Titel und dem Cover als klassisches "Mädchenbuch". Ich weiß, die Autorin ist noch sehr jung. Aber ich habe schon einmal gesagt, darauf kann ich hier keine Rücksicht nehmen. Sowas macht hier auf einer zwar von Frauen durchaus dominierten aber auch von einigen Typen besuchten Plattform recht wenig Sinn. Durch den Fakt und den zu kleinen Autorennamen (und dem "By" davor, das den Eindruck verstärkt, dass es sich um englisches Buch handelt - auch eher kontraproduktiv) gibt es leider keine Punkte hier.

0 Punkte

Klappentext:

"Ohne, dass Melody es je gewollt hatte, muss sie zu ihrer Mutter zu Helena, nach England ziehen, der Grund dafür, ist für sie unbekannt. In ihrer neuen Heimat wird ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt: Sie geht auf eine neue Schule, auf der sie gute, sowohl auch auf schlechte Freunde trifft. Wie auch die angesagtesten und meist angesehenen Mädchen der Schule, und auf Jungs, die sie bedauerlicherweise für unterentwickelt hält. Aber auch Riley wird sich ihr oft in den Weg stellen, was ihr Gefühlschaos deutlich bestärkt.

Nichts desto Trotz: Melody muss sich in Gefahr bringen, um herauszufinden, was ihr Engel Anhänger mit ihr und dem Umzug nach England zu tun hat.

Ihr jahrelanger Brieffreund unter dessen, bleibt weiterhin unbekannt..."

Alles klar. Gehen wir das ganz klassisch Satz für Satz durch.

"Ohne, dass Melody es gewollt hatte, muss sie mit ihrer Mutter zu Helena, nach England ziehen, der Grund dafür, ist für sie unbekannt."

Ach du Scheiße. Ich bin ja auch ein Fan von unseren urdeutschen Schachtelsätzen, aber doch bitte nicht so verworren und schon gar nicht im ALLERERSTEN Satz des Klapptextes. Information ist, dass die Protagonistin Melody (übrigens ist das ein ziemlich klischeehafter Name für eine weibliche jugendliche Protagonistin...) mit ihrer Mutter zu Helena nach England ziehen ohne dass sie Bock drauf hat oder weiß, warum.

Wer ist Helena? Warum kommt zwischen "Helena" und "nach" ein Komma? Warum kommt nach "ziehen" ein Komma und kein Punkt? Warum kommt zwischen "dafür" und "ist" ein Komma? Warum beginnt der Satz mit etwas, was vollkommen selbstverständlich ist?

Wie viele Kinder haben schon Bock darauf, umzuziehen - Mitspracherecht können die Meisten bei sowas knicken und für die Wenigsten ist es toll, aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden. Und überhaupt; warum hab ich als Leser den Eindruck, ich müsste sowohl Helena als auch Melody schon kennen?

Das ist ein Klappentextanfang, der würde zu einem Sequel passen, aber doch nicht, wenn einem diese Namen absolut gar nichts sagen. Mir fehlt da eine Einführung.

"In ihrer neuen Heimat wird ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt:"

Ach, das Leben, von dem wir bisher nichts wissen? Auch hier fehlt die Einführung. Aber immerhin ist hier die Interpunktion nicht so katastrophal. Klar, das nun eine Aufzählung folgt. Allgemein kann man das so machen und ist für mich auch kein schlechter Stil, je nachdem wie es umgesetzt wurde. Sehen wir uns das also einmal an.

Sie geht auf eine neue Schule, auf der sie gute, sowohl auch auf schlechte Freunde trifft.

Ahja, sie geht auf eine neue Schule... zwar logisch, aber gut, das kann durchaus das Leben auf den Kopf stellen, wenn man auf eine neue Schule kommt. Was passiert denn da... holy Shit. "auf der sie gute, sowohl auch auf schlechte Freunde trifft."

Ich wiederhole: "auf der sie gute, sowohl auch auf"

Also... zwei Möglichkeiten gibt es für diese merkwürdige Konstruktion.

1. "auf der sie gute, als auch schlechte Freunde trifft"

2. "auf der sie sowohl gute, als auch (auf) schlechte Freunde trifft"

Das, was da jetzt endgültig bei rumgekommen ist, ist vollkommener Nonsens. Du hast den Anfang einer solchen Aussage ans Ende gepackt und einen ähnlichen Anfang einer inhaltsgleichen Aussage an den Anfang. Das sorgt nicht nur für Verwirrung, sondern fällt auch brutal negativ auf, da der Satz schon an sich Schwachsinn ist und damit nur noch mehr kritisch unter die Lupe genommen wird. Du sagst nämlich hier, dass ihr Leben sich auf den Kopf stellt, da sie auf der neuen Schule gute und schlechte Freunde trifft.

Erst einmal: Warum bitte stellt es ihr Leben auf den Kopf, wenn sie gute Freunde trifft? Sollte eigentlich Gang und Gebe sein, dass man mal Freunde trifft, die einen nicht durchgehend verarschen. Und selbst, wenn wir das einmal ausblenden: Ist es wirklich was besonderes, schlechte Freunde neben guten Freunden zu treffen? Nein. Passiert in jeder Schule. Wahrscheinlich auch in der alten Schule von Melodie... ähm Melody. Absolut nichts Weltbewegendes. Dürfte ihr Leben nicht auf den Kopf stellen.

Wie auch die angesagtesten und meist angesehenen Mädchen der Schule, und auf Jungs, die sie bedauerlicherweise für unterentwickelt hält.

Dass dieser Satz sowohl ausschließt, dass die angesagtesten Mädchen weder die guten noch die schlechten Freunde sind, überspringe ich einfach mal. Also ich zähle jetzt mit 19 (Stand: 2018) wohl nicht mehr zu den "Jugendlichen", deswegen mal eine ehrliche Frage: Sagt irgendein Jugendlicher jemals irgendwo irgendwie irgendwann im ernsten Kontext "angesagt"?

Das Wort ist für mich die Versinnbildlichung eines Redakteurs bei der "Bravo": "Uh, lasst uns mal über BibisBeautyPalace schreiben, die ist doch total angesagt bei den KIDS von heute. Das ist ziemlich hip!" Falls die Antwort auf meine Eingangsfrage "Ja" lautet: In Ordnung. Falls nicht: Lasst sowas.

Weiter im Text. Es stellt ihr Leben auf den Kopf, dass sie angesehene Mädchen trifft und Jungs, die sie für unterentwickelt hält? Oh Mann. Also ist Melody entweder ein ziemlich weinerliches Teenie-Girl mit den Social Skills eines BSE-Rindes, oder das ist schlecht formuliert. Beides gabs wohl wie auf jeder Schule auch auf ihrer alten Schule, mit ziemlicher Sicherheit.

Interessant ist, dass Melody es bedauert, dass die Jungs unterentwickelt sind (ziemlich hochgestochenes Wort dafür, dass das von einer 16-jährigen kommt). Will also ne Love Interest.

Aber auch Riley wird sich ihr oft in den Weg stellen, was ihr Gefühlschaos deutlich bestärkt.

"bestärken" ist an dieser Stelle ein wenig unsauber. Nicht falsch, aber "verstärken" würde hier besser passen. Aber das ist noch das kleinste Manko an diesem Satz. Erst einmal, von welchem Gefühlschaos ist hier die Rede? Alles, was ihre Welt auf den Kopf stellt, ist ziemlich nichtig und irrelevant, so groß kann das Chaos also nicht sein - wäre da nicht der Umzug. Aber trotzdem: eher schlecht als recht formuliert.

Und dann nochmal, genau wie im ersten Satz: Wer zum F*ck ist Riley? Es wird hier anscheinend wieder vorausgesetzt, dass man den kennt und zwar so selbstverständlich, dass ich den Klappentext zweimal nochmal bis zu dieser Stelle gelesen habe, weil ich mir sicher war, irgendwas überlesen zu haben. Sowas darf unter KEINEN UMSTÄNDEN vorkommen.

Nichts desto Trotz:

Seufz... Drei Wörter und alle falsch. Setzen, kurze Nachhilfe in Etymologie (Lehre der Herkunft und Geschichte von Wörtern). "Nichtsdestotrotz" - ja es wird zusammen geschrieben - war ursprünglich in der sog. Burschensprache (Studentensprache im 19./20. Jahrhundert) ein eher scherzhaft gemeintes Kofferwort aus "nichtsdestoweniger" und "trotzdem". Sind übrigens Synonyme. Hat sich halt bis heute einigermaßen durchgesetzt, auch wenn es Umgangssprache bleibt. Sidefact: Das heute ein wenig außer Mode gekommene Wort "Bursche" ist ebenfalls innerhalb dieser Sprache entstanden. So, jetzt merkt euch das mal alle: Nichtsdestotrotz wird zusammengeschrieben.

Melody muss sich in Gefahr bringen, um herauszufinden, was ihr Engel Anhänger mit ihr und dem Umzug nach England zu tun hat.

Ah, der namensgebende Engel-Anhänger. überraschung, Überraschung, auch der wurde bis hierhin nicht erwähnt. Obwohl mal wieder der Eindruck erweckt wird, man müsste ihn kennen. Ach, wo ich schon dabei bin: Engel-Anhänger. Mit Bindestrich. So, wir erfahren also, dass sich Melody trotz des unsagbar krassen Gefühlschaos in Gefahr bringt, weil sie wissen will, warum sie umgezogen ist. Hey, mal ein inhaltlich sinnvoller Satz.

Ihr jahrelanger Brieffreund unter dessen, bleibt weiterhin unbekannt..."

Liebe Autorin. Hier machst du das aber mit Absicht. "bleibt weiterhin unbekannt". Bis gerade war dem Leser sogar die Existenz dieses ominösen Brieffreundes unbekannt. Das ist eine Information, die mir genauso wenig wie die "Informationen" mit Helena, Riley und ihrem Engel-Anhänger hilft. Du willst den Klappentext kurz halten? Gut! Aber dann machs entweder richtig (schmeiß sowas Verwirrendes raus!) oder mach ihn halt ein bisschen länger (mach das Verwirrende weniger verwirrend).

Also mal abgesehen von den zu verwirrenden Passagen, dem insgesamt recht mageren Spannungsaufbau, dem Schachtelsatz zu Anfang und einigen Rechtschreibfehlern ist auch der Inhalt nicht das Gelbe vom Ei. Sondern eher die Schale.

-2 Punkte

Handlung:

Florida. Melody ist 16 Jahre alt und wohnt bei ihrer Mutter. Ihr Vater verstarb, als sie zwei Jahre alt war, bei einem Autounfall. Das Einzige, was sie noch von ihm hat, ist sein Engel-Anhänger, den sie geschenkt bekam, als sie noch ein Baby war. Ihre Mutter gab ihn Diesen jedoch erst, als sie bereits 14 war, damit sie besser darauf aufpassen konnte. Melody versteht, dass ihre Mutter sich einsam fühlt und wehrt sich nicht gegen den bevorstehenden Umzug nach England, auch wenn sie dabei viel zurücklassen muss, was sie gerne hat. Im Rahmen eines Schulprojektes unterhält Melody seit nunmehr drei Jahren eine Brieffreundschaft (über E-Mails) mit einer ihr fremden Person aus England, von der sie weder Namen noch Aussehen weiß, da das während des Schulprojektes eine der Auflagen war.

Als sie ein letztes Mal am menschenleeren Strand entlang läuft, trifft sie auf ihre beste Freundin Aylin, mit der sie ein kurzes Gespräch führt, bevor eine unbekannte Nummer anruft und sich Niemand am anderen Ende der Leitung meldet. Aylin und Melody verabschieden sich voneinander und Melody sitzt kurz daraufhin im Flugzeug. Aufgrunds eines kleinen Ärgernisses mit einem anderen Passagier krabbelt Diese während des Fluges durch die Sitze und entdeckt dabei Aylins Freund, Alexander, welcher nun in England studieren muss. Nach einem kurzen Gespräch mit ihm kommen Melody und ihre Mutter an, woraufhin sie Helena kennenlernen, eine reiche Geschäftsfrau, die ihre Villa als Schlafplatz zur Verfügung stellt.

Dabei trifft sie neben Helena und ihren Butler Jack auch auf Melanie, sozusagen das Mädchen für Alles sowie die Tochter von Helena, Kim. Besonders Diese scheint derzeit ihre ganz eigenen Probleme zu haben und Helena bittet Melody darum, sich um ihre Tochter zu kümmern und ihr eine Stütze zu sein. Als Melody von einem Albtraum aus dem Schlaf in dieser Nacht gerissen wird, rennt sie hinaus in den Garten und lässt ihrem Schmerz über den Umzug freien Lauf. Doch da hört sie zwei Stimmen, die sich zu nähern scheinen.


Mein Gott, hat das lang gedauert, das zu lesen.

Aber egal, kommen wir zur Bewertung.

Es fängt Alles damit an, dass Melody aus der Schule kommt und über ihr bevorstehendes Heimweh philosophiert, als sie dann von der ungeliebten Konkurrentin Kaitlyn auf ihren Engel-Anhänger angehauen wird. Sie bietet Melody eine große Summe Geld für den Anhänger. Es ist von "Millionen" (PLURAL) die Rede. Also, sie sagt, man könnte so viel Geld damit machen und sagt dann, sie würde ihn gerne kaufen für viel Geld. So viel Geld, dass es bestimmt auch Melodys Mutter gut tut.

Nunja. Mag ja sein, dass die Eltern Diplomaten sind. Aber dass die im sechsstelligen Bereich verdienen, halte ich dann doch wieder eher für unwahrscheinlich. Ahja, gerade mal gegoogelt. Also Gehalt in Deutschland für einen Diplomaten liegt bei 5.235,80 €. Brutto, natürlich. Naja. Klar, ist das viel. Und klar, könnte Kaitlyn Taschengeld im dreistelligen Bereich bekommen (was rein pädagogisch gesehen eine absolute Todsünde wäre), aber SO viel Geld wird dieses Mädel nicht haben können. Sehen wir mal großzügig drüber hinweg, wollte ich nur angemerkt haben.

Der Plotpunkt danach ist auch schon interessanter, denn er behandelt den namensgebenden Engel-Anhänger. Geschenk von Vater, der ist tot weil Autounfall. So weit, so Standard. Doch mir stellt sich da die Frage... warum bekommt Melody den Engel-Anhänger erst mit 14 von ihrer Mutter überreicht?

Meine persönliche Theorie: Weil die Autorin (laut Infotext) selbst 14 ist. Im Buch wird es damit erklärt, dass sie erst ab dann in der Lage ist, aufzupassen. Scheint unwichtig zu sein, dass man gerade als Kind besonders gut eine Beziehung zu einem derartigen Gegenstand aufbauen kann und ihn mehr hüten würde als sich selbst, da er als Bezugsobjekt angesehen wird. Das Argument ist also Käse.

Alles klar... kommen wir zum ersten, für mich endgültig immersionszerstörenden Plothole und einem großen Fehler, bei dem ich ganz froh drum bin, dass die Auflösung dieses Plotpunktes noch nicht stattfand. Die Sache mit dem Brieffreund. Dass die Schule mit einer anderen ausländischen Schule kooperiert, hey, klar, warum nicht? Dass sich Brieffreunde zugeteilt werden, klar, warum nicht? Dass das alles für Kulturaustausch stattfindet... meh. Aber okay. Normalerweise findet sowas eher für Sprachen (und Kultur nebenbei) statt.

Aber England? Aus Florida? Ich wiederhole: USA und Großbritannien? What? Ich will damit nicht sagen, dass es zwischen diesen Nationen keine teils eklatanten kulturellen Unterschiede gibt; ich sage nur: Dann nehmt doch lieber Deutschland, die sprechen immerhin ne andere Sprache. Dann nehmt doch lieber Südamerika, die haben eine KOMPLETT andere Kultur (und andere Sprache). Dann nehmt doch lieber Afrika, die haben eine andere Sprache und eine völlig andersartige Kultur. Das mag jetzt kleinkariert wirken, aber im Buch steht, die haben mit 13 ihre Brieffreunde bekommen.

Zum Vergleich: Das ist so, als würdet ihr mit Jemandem Deutschsprachigem aus Kroatien eine Brieffreundschaft (per E-Mail) beginnen. Hättet ihr mit 13 gewusst, inwieweit sich die Kultur dort unterscheidet? Was bei euch in der Heimat besonders ist? Was bei euch weltweit einzigartig ist? Nein. Also: Sinn dieser Brieffreundschaft ist schonmal Bullsh*t, da sich wahrscheinlich nur lebhaft über die klimatischen Unterschiede ausgetauscht werden kann. Dann noch... eine E-Mail Freundschaft? Als Schulprojekt?

Riecht ihr das? Riecht nach Kündigung für den Lehrertrottel, der das in die Wege geleitet hat.

Mal abgesehen davon, dass es ungefähr eine Milliarde Gründe gibt, ständig Ausreden zu haben, warum man entweder keine Mails empfängt oder abschicken bzw. schreiben kann - dafür ist ja zumindest ein PC oder Smartphone erforderlich - soll tatsächlich auch heute noch Menschen geben, die sich weder das Eine noch das Andere leisten können, kann man E-Mails unglaublich leicht fälschen.

Kleiner Exkurs: Im Rahmen eines schulischen, internationalen Wirtschaftswettbewerbes (Business@School für die, die es interessiert), bei dem reale Bedingungen für eine eigens entworfene Produktidee geschaffen werden sollen, hatte mein Team die Aufgabe, eine Firma für den Transport unserer selbstverständlich günstig in China produzierten Teile zu engagieren, der möglichst von einem chinesischen Hafen abgefertigt werden soll. Das war uns aber allen ein Stück weit zu nervig, also haben wir eine E-Mail gefaked, die von einer chinesischen Büromitarbeiterin eines großen Konzerns im fernen Osten stammt, welche uns im besten Business-Englisch die theoretische  Übernahme des Transports für einen vorher festgelegten und dort auch konkret genannten Betrages zusichert. Es erforderte knapp zehn Minuten Arbeit, nachdem die Mail verfasst worden war. Und das Alles nur mit einem simplen Screenshot und ein wenig Feinarbeit (Schrift dem Hintergrund angleichen - neue Schrift in passender Größe und Formatierung sowie Schriftart neu einfügen, Datum und Absender anpassen - fertig) bei Paint. Und ja, wir sind damit durchgekommen - auch wenn das jetzt nach Betrug klingt, das war nur ein sehr kleiner Teil unserer ansonsten real abgelieferten Ergebnisse und hat tatsächlich auch nicht so die große Beachtung gefunden.

Nicht, dass Briefe besser wären, ich finde die Idee eines derartigen Projektes in heutiger Zeit sowieso Quatsch. Wir leben in Zeiten der Globalisierung, der totalen globalen Vernetzung. Ich hätte kein Problem damit, einen afrikanischen Typen gleichen Alters mit Deutschkenntnissen über soziale Netzwerke aufzuspüren und mich mit ihm über die kulturellen und gesellschaftlichen Dispartitäten unserer Nationen auszutauschen. Da braucht es eine derartige Brieffreundschaft einfach nicht.

Und was mich am meisten stört: Kein Name. Kein Bild. Keine Adresse.

Ach komm. Ernsthaft? Die schreiben DREI Jahre lang und wissen noch nicht einmal den Namen des Anderen? Und das nur, weil bis vor ca. zweieinhalb Jahre ein Lehrer gemeint hat "Meh, das lenkt nur ab". Dass man auf eigene Faust weiterschreibt, ist eine Sache. Dass man sich trotzdem noch an schulische Vorgaben hält, ist ABSOLUTER Nonsens und ein vollkommen unnötig erzwungener Plotpunkt.

Jetzt nach der ganzen Kritik auch mal Lob: Melody scheint pausenlos über den Umzug, die bevorstehenden Änderungen und auch das Wohlergehen ihrer Mutter nachzudenken. Das mag nervig erscheinen, ist aber realistisch. Das ist ein junges Mädel, dass in ein anderes Land zieht, und alles, was es kennt, hinter sich lässt. Und dass es dennoch nicht in Hasstiraden über seine Mutter verfällt, sondern nach jedem "Ich will hier eigentlich nicht weg" ein "Für meine Mutter ist es das Beste..." kommt, zeugt von Charakterstärke. Und das ist recht konsequent durchgezogen. Also in dem Fall Lob an die Charakterzeichnung. Mal was Anderes, zumal Melody somit direkt eine Schwäche offenbart. Komme ich später noch drauf zurück.

Die folgende Stelle fängt aber schon mal scheiße an... Melody ist nämlich an einem menschenleeren Strand und läuft dort ein letztes Mal lang. Wirst du in Florida tagsüber nicht finden. Klar, die Menschen, die arbeiten müssen, fallen raus, aber du hast dennoch Arbeitslose, Kinder (Melody hat ja auch schulfrei), Studenten (zählen ja quasi wie Arbeitslose), Menschen, die im Schichtdienst tätig sind, Touristen (gutes Wetter=Touristen) und vor Allem: Rentner. Rein demographisch ist Florida das reinste Altersheim und baut auch seine Infrastruktur in den letzten Jahren immer mehr darauf aus. Und niemals wird es dazu kommen, dass irgendein noch so kleiner Strand(und der Strand im Buch scheint nicht klein zu sein) zur Mittagszeit nicht geradezu übersät von Menschen und deren Habseligkeiten ist.

Dann kommt ja Aylin ins Bild gehuscht... und auch das ist nicht gut umgesetzt. Das ist ihre beste Freundin und laut Melody ist es so, als würde sie eine Schwester verlieren... aber... warum verbringt sie ihre letzten paar Minuten in Florida dann damit, alleine am Strand zu liegen, anstatt sich vernünftig von Aylin zu verabschieden?

Dann möchte Aylin Melody etwas über ihren Freund Alexander sagen. Vorher drückt sie sich ein wenig und erwähnt, dass es kindisch und so ist und auch gar nicht soo wichtig...

Wenig später erfahren wir, dass Aylin meinte, dass ihr Freund Alexander ebenfalls nach England geht, um zu studieren... ehm what?

Mag ja sein, dass Alexander ein bisschen älter als Aylin ist... aber wo ist das bitte kindisch? Warum geht es Aylin damit so gut, dass sie ihren jetzigen Freund vermutlich nie wieder sieht? Oder zumindest: Warum geht es ihr damit nicht total beschissen? Zumindest merkt man davon so gut wie nichts. Wenn ich meine nicht vorhandene Freundin und meinen besten Freund gleichzeitig verlieren (Fernbeziehungen sind in 11 von 10 Fällen fürn Arsch) würde, dann wäre ich ziemlich depressiv und hätte auch meine liebe Mühe, das vor anderen zu verstecken. Mit 16 sowieso.

Dann die nächste Sache: Der Anruf. Oh mann, ein mysteriöser Anruf, wo kurz nichts kommt, und dann aufgelegt wird. Mysteriös. Unheimlich. Gruselig. Ominös.

Nein, ehrlich gesagt, gar nichts so Besonderes. Bis heute gibt es Menschen, die sich verwählen. Warum da Melody so ein großes Ding draus macht, Panik schiebt und sogar die Nummer screenshottet, ergibt für den Leser absolut gar keinen Sinn.

Noch zwei Sachen dazu, die dem technischen Fortschritt geschuldet sind:

1. Man kann seine Nummer unterdrücken. Bei einem Blick in die Klischee-Kristallkugel (Patent angemeldet) seh ich klipp und klar, dass dieser Anruf natürlich KEIN Zufall war. Dann frage ich mich, warum man nicht mit unterdrückter Nummer anruft, sodass eine Speicherung der Nummer nicht möglich wird. Jetzt kann man nur noch sagen, der Anrufer WOLLTE, dass seine Nummer gespeichert wird, aber dafür muss man sich natürlich auch erst einen Grund aus seinem Rektum raussuchen.

2. Bei einem Druck auf "Verlauf" (je nach Marke und Handy unterschiedlich betitelt) kann man einsehen, wer einen wann angerufen hat. Ein Screenshot ist also nicht erforderlich.

Dann verabschieden sich die Beiden recht herzlich, versprechen sich, ewig in Kontakt zu bleiben und dann rennt Melody zurück nach Hause. Ich malträtiere mein Gesicht mehrfach, als ich von "Chauffeur" in Verbindung mit "Taxi" lese und weiter gehts.

Dann gibts im Flugzeug eine, wie ich fand, doch immerhin zum leichten Schmunzeln anregende Szene, wo ein dauerhaft heulendes kleines Mädchen von Melody ein Kaugummi angeboten bekommt und es die Kaugummidose mit einem Todesblick aus der Hand schlägt.

Warum Melody dann auch immer dahinter her krabbeln muss... vermutlich hätte jede 16-Jährige gesagt "Ach, f*ck drauf". Die "F*ckt-euch-doch-alle-Mentalität" beherrschen Jugendliche wie Keiner sonst auf dieser Welt. Aber na gut, sie krabbelt dadurch, anscheinend fühlt sich auch Niemand großartig gestört, wenn eine hübsche 16-Jährige zwischen den Beinen von diversen Passagieren hin und her krabbelt. So bleibt sie dann bei Alexander hängen, der - oh Wunder - im selben Flieger sitzt. Kurzes - sehr merkwürdiges Gespräch - darüber, dass Aylin jetzt voll viel verloren hat und Alexander eigentlich keinen Bock darauf hat, zu studieren und das nur wegen seinem Vater macht...

Also wirklich. Als ob die USA keine herausragenden Universitäten hätte. Als ob man seinen Sohn dafür wirklich fast zehn Stunden Flugzeit weit weg schicken müsste. Als ob man in diesem Alter keine eigenen Entscheidungen treffen könnte. Ich denke, das muss ich nicht groß erklären: Auch das ist Bullsh*t.

Aber wisst ihr, was lustig ist? Als Melody dahinkrabbelt und Alexander sieht und daraufhin verdutzt fragt, was er denn hier tut... dann SETZT sie sich neben ihn, um mit ihm zu reden. Nichts Großes, denkt ihr? Der Flieger ist vielleicht einfach nicht so voll? Nein, falsch, der Flieger ist voll und eigentlich ist auch der Platz NEBEN Alexander besetzt. Doch als Melody dahinkommt, bedeutet Alexander dem Mann per Handzeichen aufzustehen.

Also jetzt mal ohne Spaß: Was? Per Handzeichen? Einfach so? Und der Knecht macht das auch noch? Was zum F*ck?

"Sie da vorne sind mir ein bissel zu hässlich. Stehen se ma auf, dass ich Blick auf die geile Blonde da vorne hab"

"Immer gerne"

Ist natürlich kein kritisches Plothole, aber die Vorstellung, wie der Passagier einfach wie der hinterletzte Statist nur darauf WARTET, dass er für das nächstbeste Mädel aufstehen soll, ist genial. Was ich akzeptiert hätte, wäre ein nicht ganz so volles Flugzeug, vielleicht auch ein "Der ist gerade aufm Klo, setz dich" und mit viel Güte auch eine freundliche Bitte, gerade für eine Minute zu stehen, damit sich das Mädchen kurz setzen kann.

Aber ein Handzeichen? In den meisten Flugzeugen könnte Alexander froh sein, nach einer derart unhöflichen und überheblichen Aktion nicht mit seinem Sitzgurt stranguliert zu werden.

Übrigens, fand ich auch amüsant: Das nervige, permanent heulende Mädchen wird scherzhaft "Ashley" genannt. Ich dachte zuerst, damit wäre die Konkurrentin vom Anfang genannt, aber die hieß ja "Kaitlyn". Also merke: Solche Scherze funktionieren nur, wenn man Namen benutzt, die auch der Leser kennt. So oder so wäre der Scherz aber nicht so wahnsinnig lustig gewesen.

Das fünfte Kapitel ist das Zweitlängste, dennoch passiert hier quasi nichts Erwähnenswertes. Wir bekommen Helena vorgestellt, die ganz nett zu sein scheint, und es wird kurz das Anwesen präsentiert. Dann sagt Melody noch was von dem Anruf, der ihr immer noch durch den Kopf geistert - als ob sie keine anderen Probleme hätte - und beunruhigt somit ihre Mutter. Auch hier frage ich mich: WARUM? Klar hat das plottechnisch irgendeine Relevanz ud bestimmt verbirgt die Mutter irgendwas voll Krasses vor ihrer Tochter, aber warum versteht Melody auch noch, dass ihre Mutter beunruhigt ist?

Noch ein Lob: Melody wägt zwischen den klimatischen Vorteilen Englands und Floridas ab. Sie hat noch nie Schnee gesehen, was tatsächlich ein Punkt ist, den ich gut finde. Wenn man mal mit Leuten redet, die bspw. aus der Karibik stammen und die das allererste Mal Schnee sehen - für die ist das wirklich etwas GANZ Neues. Klar haben sie es auf Bildern und so schon mal gesehen, aber selbst in Schnee zu laufen, Schnee zu fühlen und zu formen, Atemwölkchen in der Kälte zu hinterlassen und inmitten von Schneeflocken zu stehen, die sanft auf die Erde herabrieseln - das ist eine neue Erfahrung. Dass sie wirklich darüber nachdenkt, zeigt, dass es der Autorin an dieser Stelle gelungen ist, sich in die Protagonistin hineinzufühlen.

Dann trifft Melody auf die Köchin und das Mädchen für Alles - Melanie. Melanie ist hobbymäßig Malerin und hat schon ein paar eindrucksvolle Werke fabriziert und scheint nicht ganz so viel Begeisterung aufzubringen für ihren Job. Also ein vollkommener Klischee-Charakter. Und in diesem Stil treffen wir auch Kim, die Tochter von Helena - eine verzogene, abweisende und höchstarrogant wirkende Zicke, die laut Helena einfach nur eine schwere Phase durchmacht. Sie hat gerade Probleme mit einem Jungen... und braucht eine feste Hand. Hey, wer wäre da besser geeignet als die neue ungeliebte Mitbewohnerin, die ohne, dass Kim davon überhaupt was mitkriegt (ein Ding der Unmöglichkeit, der eigenen Tochter mitzuteilen, dass zwei neue Leute einziehen, was man ja erst seit Wochen oder wahrscheinlich eher Monaten wusste), einzieht und selber voll viele eigene Probleme hat, da sie gerade ihr gesamtes altes Leben einfach so hinter sich gelassen hat und sich nun in einem neuen Land einleben muss.

Was auch immer diese Mutter studiert hat, Pädagogik wars nicht. Empathielevel einer Handfeuerwaffe. Und warum diese Mutter darauf zu bestehen scheint, dass Melody studiert, erschließt sich mir auch nicht. Nur, weil man studiert, ist man kein besserer Mensch. Und wer das anders sieht, hat das Leben meiner Meinung nach nicht kapiert (s. "Shar57 spricht zum Volke (und gibt sich viel Mühe beim Cover)" Kapitel: "Persönlicher Kram #02: Wie werde ich kein Versager?").

#crosspromo

So, ein nichtssagender Traum später und Melody wird von Heimweh übermannt und rennt nach draußen... mal abgesehen davon, dass es im Pyjama dort draußen wahrscheinlich viel zu kalt ist (Großbritannien ist eines der wenigen Länder, das mit Fug und Recht behaupten kann, noch beschisseneres Wetter als Deutschland zu haben), finde ich das nicht unrealistisch. Im Gegenteil, es gefällt mir. Sie ist überfordert, sie kann vor Aufregung nicht schlafen (hätte man im Traum aber tausendmal besser darstellen können), sie will eigentlich nur ins Vertraute zurück. Und da weint sie halt. Gut!

Dass dann irgendwer kommt... naja. War abzusehen.

Also, kommen wir zum Fazit:

Die Charaktere sind fast durchgehend Randerscheinungen, die dank ihrer klischeebeladenen Charakterzüge genauso schnell vergessen sind wie der Geburtstag eines Hamsters. Die Dialoge sind oftmals hanebüchen und wirken gestelzt und alles andere als natürlich. Spannung wird so gut wie gar nicht erzeugt, trotz Pseudo-Cliffhanger. Viele Plotpunkte wirken, als hätte man sie mit einem Hammer bearbeitet, damit sie in die lose Grundhandlung (=Umzug) passen. Auch, wenn bisher nur sechs Teile online sind, weiß ich irgendwie schon ungefähr, was auf mich zukommt.

Die Geschichte ist vollkommen vorhersehbar und bietet vermutlich keinerlei Überraschungen: Engel-Anhänger spielt große Rolle, Vater ist gar nicht bei Autounfall ums Leben gekommen, Mutter weiß mehr, als sie vorgibt, Melody trifft irgendeinen Typen (vermutlich den ominösen Brieffreund) und verguckt sich in den, Alexander trifft sie noch öfter und er entwickelt Gefühle für sie und blablabla.

Als einzig Gutes sticht Melody hervor, die mit ihren Gedanken, die stets sehr detailorientiert sind, mehr ihr Leben beschreibt, als alle anderen Charaktere um sie herum. Bei ihr hat man wirklich den Eindruck, dass das nicht nur eine Pappfigur inmitten dieser Standard-Handlung ist, sondern sie wirklich ein reales Leben vorher geführt hat.

Das ist super! Aber bleibt eben auch leider das einzig Positive an der Handlung. Es wirkt eben alles ziemlich konstruiert und das widerrum ist maximal immersionszerstörend.

-4 Punkte

Konzept:

Nicht innovativ. Ausgelutscht wie sonstwas.

Ein Mädchen, dass mit einem besonderen Gegenstand, den es irgendwie mit einem Elternteil verbindet, aus seiner Umgebung herausgerissen wird und ein neues Leben aufbauen muss, während sich um sie herum mysteriöse Vorfälle begeben... das ist nicht innovativ, das ist nicht spannend, das bietet wenig Neues und das ist langweilig.

Die Umzugsthematik ist weder besonders gut umgesetzt noch in ihren Möglichkeiten ausgeschöpft, dass sie bei einer fremden Familie einziehen, wird recht lapidar weggewischt (sind ja alle nett) - auch wenn Melody von Zeit zu Zeit mal drüber nachdenkt, ob das hier so toll ist.

Melody. Das ist auch ein Punkt, der mir nicht in den Kopf will. Das ist kein normaler Name. Das ist auch kein besonders schöner Name. Das ist ein Name, wenn die Eltern keine Ideen mehr haben, aber auf Krampf wollen, dass das Kind was Besonderes ist. Dann kommt so eine Grütze dabei raus. Gottverdammt, nennt eure Protagonistinnen in der realen Welt nicht mit Namen, die sonst nur zu Verhänselungen führen würden. "Melody" hat dabei immerhin noch sowas wie Klangfarbe, aber wenn ich hier jemals den Namen "Hope" lesen sollte, gibt das instant einen Minuspunkt. Der Spitzname "Mel" - oder im Deutschen: "Mehl" - geht da schon eher klar. Könnte ja auch ein normaler, schöner Name wie "Melanie", "Melania" (Trump ist trotzdem ein fetter Bastard) o.Ä. sein.

Das ist genau wie der nächste Punkt auch eher was Kleines, ist mir aber negativ aufgefallen.

Ich bin absolut kein Freund von dieser Gender-Kacke. Klar bin ich für Emanzipation und Gleichberechtigung und so weiter, aber dieses permanente "Oh mein Gott, es gibt nur eine Damentoilette und eine Herrentoilette, aber wo ist die Transgender-Toilette?! Brennt den Laden nieder!" finde ich ehrlich gesagt ziemlich aufmerksamkeitsheischend und unglaublich dämlich. ABER dennoch ist es sogar MIR aufgefallen, dass dieses Buch keine wirklichen männlichen Rollen bietet außer Alexander, aber der hat auch nur drei Sätze zu sagen und verschwindet dann wieder im großen schwarzen Loch der Irrelevanz.

Melody hat keinen Vater (mehr). Sie hat keinen männlichen besten Freund, von dem sie sich verabschiedet oder an den sie denkt. Kim scheint auch keinen Vater zu haben - und das wird nirgendwo erklärt. Damit will ich jetzt NICHT sagen, dass die Autorin eine Sexistin ist. Nein, ich will nur sagen, dass man MERKT, dass die Autorin 1. ein Mädchen und 2. recht jung ist. Sie schreibt überwiegend in den Gefilden, in die sie sich besser hineinversetzen kann - natürlich sind das primär Frauen. Dass sie Männer unbewusst vernachlässigt, ist ihr gar nicht bewusst, eben da sich auch in ihrer Welt alles noch primär um das eigene Geschlecht dreht.

Jungs und Typen sind noch ein unerschlossenes Mysterium, dass zwar angegraben, aber noch nicht entschlüsselt wurde und was dementsprechend auch eher vorsichtig behandelt wird.

Und worauf möchte ich damit hinaus? Dass die Zielgruppe für dieses Buch primär Mädchen im Alter von 13-16 sind. Da ich aber ein 19-jähriger Mann bin, falle ich da wohl raus. Die recht eingegrenzte Zielgruppe mag sich ja freuen und auf Wattpad auch in der Überzahl sein, aber das zählt hier nicht.

Also das und die innovationsarme Erzählung ergibt leider nur eins: Das Maximum an Minuspunkten.

-2 Punkte

Schreibstil:

Der Schreibstil ist... naja...

Also man merkt, dass die Autorin VERSUCHT, Stimmungen adäquat zu beschreiben. Dass sie versucht, Atmosphäre aufzubauen und Immersion zu erzeugen.

Aber das misslingt extremst und das liegt an unterschiedlichen Faktoren.

Ich habe mir mal einige recht durchschnittliche Passagen herausgesucht und werde diese nun exemplarisch im Hinblick auf den Schreibstil zerlegen.


Diese Passagen wurde unkorrigert übernommen.

"Schon als ich die Tür betrat, spürte ich die warme Hitze durch meine Adern wandern  und empfand einen leichten Kälteschauer, der mich kurz zusammenzucken lies."

Man tritt DURCH Türen, man betritt sie nicht. Hitze ist meistens warm. Man spürt keine Hitze durch seine Adern wandern. Woher kommt der Kälteschauer?

"Obwohl sie nicht gerade zu unrecht neigte."

Vollkommen überkompliziert formuliert (warum doppelte Verneinung?) und in dem Kontext (sie hat in diesem einen Fall Recht) auch noch falsch verwendet, da es impliziert, dass sie grundsätzlich Recht hat.

" "Danke" sagte ich gütig und nahm sie in den Armen. Ich konnte nicht einfach alles hinter mir schmeißen und so tun als ob, es mir gut ginge. Meine Tränen vermischten sich an ihrem Top."

Wieso ist man "gütig", wenn man "Danke" sagt? Man lässt Sachen zurück, man schmeißt sie nicht hinter sich. Mit was vermischen sich ihre Tränen denn?

"Besonders verliebte ich mich in das eine Werk, welches links von mir hing. Es widerspiegelte Bäume, mit dünnen Stämmen ,die von unten nach oben gezeichnet wurden waren. Rechts am Bild war ein Baum mit einem geraden Stamm. Von links an wurden die Bäume immer höher und schräger. Der matte grüne Farbton gab dem Kunstwerk noch eine gewisse Wärme ab, was mich leicht an Florida erinnerte."

Es "widerspiegelt" Bäume? Wieso sieht man, dass die Bäume von unten nach oben gezeichnet worden sind? Ist es was Besonderes, dass ein Baum einen geraden Stamm hat? Wieso hat ein mattgrün einen wärmenden Effekt? Wieso erinnert sie das an Florida? Wie kann etwas "leicht" erinnern? Wieso hat sie sich überhaupt in dieses Werk verliebt - etwa nur wegen dem Farbton?


Und das setzt sich fort und zieht sich durch sämtliche Kapitel. Es kommen zig falsche Formulierungen, überkomplizierte Erklärungen für simpelste Dinge, sinnlose Ausführungen zu unwichtigen Themen, falsch verwendete Wörter und missverständliche und häufig fehlerhaft rezitierte Floskeln, die im gegebenen Kontext vollkommener Nonsens sind.

Netter Versuch, aber grandios fehlgeschlagen.

-3 Punkte

Unterteilung:

Ich fasse mich kurz: Schön, dass du deine Kapitel einfach sauber durchnummeriert hast und keine Zeit darauf verschwendet hast, den Kapiteln Namen zu geben.

Nicht so schön, dass deine Kapitellänge stark schwankt. Das erste Kapitel hat eine vernünftige Länge, nicht zu lang, nicht zu kurz, während Kapitel 2 und 3 auffallend kurz sind. Kapitel 4 ist wieder länger und dann kommt Kapitel 5, das erheblich länger als Kapitel 1 ist. Und schlussendlich kommt Kapitel 6 mit "27 Minuten Lesezeit". Das ist für ein Kapitel einer zusammenhängenden Geschiche ein bisschen viel. Wäre aber nicht weiter schlimm, aber diese wirklich extrem unterschiedlichen Längen sind anstrengend für den Leser.

Achja... und ich bin absolut kein Freund davon, wenn der Autor zu den Lesern am Ende eines Kapitels spricht. Vor allem nicht, wenn das mehrfach und derart penetrant (mit vielen Herzchen!) auftaucht.

-1 Punkt

Rechtschreibung und Grammatik:

"Ich würde jetzt mein ganzes Zuhause verlassen, um in ein völlig anderen Kontinent, ein völlig anderes Land, ein völlig anderes Leben zuführen. Mums Worte machten eine Verwirrung in meinem Kopf."

Reicht das?

Also, bisher mit Abstand das anstrengendste Werk hier im Kritikbuch, dass ich durchlesen musste. Grammatikregeln werden konsequent und an nahezu jeder möglichen Stelle ignoriert. Diverse Fälle werden falsch verwendet, Akkusativ und Genetiv trifft es noch am Schlimmsten.

Die Kommasetzung ist teils katastrophal und allgemein ist die Zeichensetzung weit entfernt von "on point". Die Satzstruktur ist oft fehlerhaft und wirkt merkwürdig konstruiert und überhaupt nicht natürlich.

Flüchtigkeitsfehler bleiben auch nicht aus, dazu gesellen sich diverse Rechtschreibfehler, ungewollte Neologismen und falsch verwendete Wörter.

Extrem schwer zu lesen und man muss viele Sätze mehrfach lesen, um den Sinn überhaupt richtig erfassen zu können. Also die Fehlermenge würde eigentlich nicht auf die Punktzahl schließen, die ich hier vergebe, aber da sich das so brutal auf die Lesbarkeit auswirkt, kann ich nicht anders, als zu sagen:

Würde gerne mehr Minuspunkte geben.

-4 Punkte


Fassen wir zusammen:

Titel: -0,5 Punkte

Cover: 0 Punkte

Klappentext: -2 Punkt

Handlung: -4 Punkte

Konzept: -2 Punkte

Schreibstil: -3 Punkte

Unterteilung: -1 Punkt

Rechtschreibung und Grammatik: -4 Punkte

Also insgesamt: -16,5 Punkte


Das klingt natürlich übel. Und ich muss sagen: Gut ist dein Buch nicht. Es ist nichtmal durchschnittlich. Es ist mit sogar das bisher Schlechteste, was ich hier je bewertet hab. Das soll aber nicht heißen, dass du per se schlecht schreibst.

Im Gegenteil, ich denke, da steckt noch Potential drin. Ich sag mal ganz ehrlich: Die wenigsten guten Werke werden vor dem Erwachsenenalter verfasst. Wir ALLE haben kompletten Nonsens verfasst, als wir jung waren und unsere ersten Werke geschrieben haben. Lass dich von dieser Kritik auf keinen Fall entmutigen. Schreib einfach weiter, arbeite an deinem Stil, bau deine Stärken (in diesem Fall Charaktere wie Melody) aus, lass Jemanden deine Geschichte Korrektur lesen, frag auch einfach mal sonst deine Lehrer, die werden sich geehrt fühlen und die können dir garantiert auch noch den ein oder anderen guten Tipp geben.

Verbeiß dich nur nicht in dieser Geschichte, sieh sie als Schreibtraining an, bevor du dann später Werke schreibst, die auf deinen kreativen Ideen basieren. Und noch ein Tipp: Versuche, dich selbst von deiner Protagonistin zu lösen. Ich weiß, am Anfang schreibt man immer irgendwie über sich selbst, aber die Kunst ist es, sich in andere Charaktere hineinzufühlen und so authentisch schreiben zu können.

Das wars mit dieser Kritik. Die nächste Kritik kommt wie immer, wenn ich dann Bock habe.


Als Nächstes auf meiner Liste steht:

"Die schwarze Klinge eines Königs" von XRedDawnX




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