Kritik 6: Dunkelblut Nummer 9 (Gewitter8): Teil 3

Konzept:

Die Kritik ist jetzt schon viel zu lang, ich werde mich also kurzfassen. Das Konzept, zwei Mädchen quasi ziellos durch die Welt streifen zu lassen, gefällt mir an sich. Bietet Potential. Zudem hat man eine ständige Gefahr (Entdeckung durch Papa) vor Augen und dann mischen sich auch noch merkwürdige Ereignisse bezüglich Alisa. Doch das Alles ist nur semitoll umgesetzt.

Die Mädchen sind allein und ziellos - aber das wird kaum thematisiert. Die ständige Gefahr kommt kaum vor und bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten, aber wenn sie vorkommt, dann ist sie stark und hinterlässt Eindruck. Die ganzen Geschehnisse mit Alisa wirken noch sehr lose und unzusammenhängend - daher kann ich dazu nicht viel sagen und halte das auch aus der Bewertung weitestgehend raus.

Das Konzept, eine Mystery/Thriller Geschichte in einer mittelalterlichen Welt spielen zu lassen, finde ich widerrum sehr interessant und das bietet auch viel Wiedererkennungswert. Ich finde es sogar berechtigt, dass es kein Fantasy ist, da direkte Magie oder übernatürliche Wesen noch gar nicht vorkamen. Das ist also sehr gut, die Welt bleibt voller Geheimnisse, die der Leser erkunden will. Doof nur, dass wir die Welt mit den zwei Mädchen erkunden müssen, von anderer Warte aus würde es wahrscheinlich mehr Spaß bereiten.

Die Welt hat Fleisch und du hast dir beim Erstellen auch Gedanken um die Vergangenheit gemacht - gerade bspw. die Statue von Gratz oder einige Erzählungen gefallen mir recht gut.

Insgesamt also ein nettes Konzept, was leider an einigen Stellen aufgrund der im Plot angesprochenen Punkte schwächelt.

1 Punkt

Stil:

Dein Stil gefällt mir an sich. Ortsbeschreibungen hast du definitiv drauf, auch Personenbeschreibungen kommen gut rüber. Du beschreibst sowohl Innen- als auch Außenansichten, Gedanken und Gefühle kommen ebenfalls zur Genüge rüber, was das angeht habe ich also eigentlich nichts zu meckern.

Du hast einen großen Wortschatz und setzt ihn auch gelegentlich ein, was dem Ganzen ein Prise Professionalität verleiht. Drei Sachen waren beim Stil, die mich aber wirklich gestört haben.

1. Noch am irrelevantesten, aber es fällt negativ auf: Deine Charaktere mögen im Mittelalter leben, sie sprechen aber schon recht modern: "OK" "Yeah" "Geil" "Cool" "Typ" sind nur ein paar der Beispiele. Dafür, dass du alles andere recht authentisch beschreibst, fällt das umso mehr auf.

2. Dann versuchst du in ernsten Situationen manchmal witzige Dinge noch mit einzubauen. Wie schon in der vorhergehenden Kritik - sowas finde ich eher albern und auch hier ist es stets unlustig und nimmt eher Spannung raus. Generell finde ich den Humor von deinem Buch wie schon mehrfach angesprochen, nicht so toll. Konzentrier dich besser auf deine Stärken und wenn, dann lass nur Situationskomik zu, aber nicht so etwas.

3. Und am Schlimmsten - gerade am Anfang gibt es viele Zeitsprünge und Perspektivwechsel. Und deine Übergänge... sind schlichtweg nicht vorhanden. Das nervt extrem, wenn man erst nach zehn-zwanzig Zeilen rafft, dass es gar nicht mehr dieselbe Person ist. Bitte klarer voneinander abgrenzen. Missverständnisse sind niemals toll.

Ich muss aber nach all dem Gemecker etwas wirklich herausheben, was in der Form wohl als Seltenheit gelten kann: Zusätzlich zu tollen Umgebungsbeschreibungen, die den Großteil alles Fragen zur Umgebung beantworten gesellen sich noch Statisten hinzu. Wenn Eva und Alisa durch die Stadt laufen, dann merkt man, dass diese lebt! Menschen latschen hierhin und dorthin, arbeiten, unterhalten sich über einige Themen, die Beiden schnappen Gesprächsfetzen auf und im Gegensatz zu den Nebencharakteren wird hier auch nicht der Versuch gemacht, Dreidimensionalität aufzubauen, es sind einfach Menschen, wie wir sie jeden Tag dutzendfach sehen. Das ist gut, so muss das sein. So beschreibt man eine Stadt, da ist eben viel los. Nicht einfach alles ausblenden, man nimmt die anderen Menschen wie Schemen wahr, aber genauso schnell sind diese vergessen.

Bedauerlicherweise ziehen die Übergänge, der Humor und der Stilbruch in der Sprache der Charaktere den guten Eindruck etwas runter. Dennoch, überm Durchschnitt.

1 Punkt

Unterteilung:

Die Kapitelnamen sind stets passend, es ist alles übersichtlich, Kapitel haben immer ungefähr die gleiche, recht angenehme Länge. Aber auch hier gibt es Sachen, die das unnötig runterziehen.

Innerhalb des Buches als Autor zu den Lesern sprechen ist maximal immersionszerstörend. Sowas geht gar nicht. Vor allem so etwas wie "Achtung, dieses Kapitel ist etwas speziell." ist für mich Clickbait auf Wattpad. Oder eher Readbait. Das ist, als würdest du einem Kind sagen, dass es ja nicht in einen Raum gehen soll. Du erläuterst es ja nicht einmal genauer, natürlich will dann jeder Leser wissen, was denn so "speziell" ist. Finde ich ziemlich unnötig.

Und zudem fällt noch negativ auf, dass du im Prolog ein Kapitelverzeichnis hast... auf Wattpad wirklich total überflüssig.

-0,5 Punkte

Rechtschreibung und Grammatik:

Da liegt der Hund in der Petersilie. Gar nicht einmal so viele Rechtschreibfehler, aber dafür wirklich auffällige.

"Wird" für "Wirt".

"Er viel mir ins Wort."

"uns alle irgendwann in den Tod reisen werden..."

"Licht lies mich zwei Mädchen erblicken..."

Und viele Weitere, die sich auch immer wieder wiederholen. Keine Buchstabendreher oder Ähnliches, das Buch ist sehr sauber geschrieben, aber wenn man es eben nicht besser weiß, bringt einem alle Sorgfalt nichts. Gelegentlich fehlt ein Wort in einem Satz, dafür sind die Sätze eigentlich selten zu konstruiert, als dass es störend auffallen würde. Bei Schachtelsätzen gerätst du schnell mal mit den Kommas durcheinander und auch die Groß- und Kleinschreibung ist nicht immer on Point. Grundsätzlich wurde sich aber Mühe gegeben und die Fehler sind nun nicht so zahlreich, dass es wirklich krass stören würde.

-2 Punkte

Dann fassen wir mal zusammen:

Titel: -0,5 Punkte

Cover: -0,5 Punkte

Klappentext: -2 Punkte

Handlung: -2 Punkte

Konzept: 1 Punkt

Schreibstil: 1 Punkt

Unterteilung: -0,5 Punkte

Rechtschreibung und Grammatik: -2 Punkte

Also insgesamt: -5,5 Punkte.

Ich muss sagen, ich habe gerade bei der Handlung viel Negatives aufgezählt, dafür dass die Endwertung jetzt nicht weit unterm Durchschnitt ist. Dein Stil und dein recht originelles Konzept, deine Welt und das viele kaum bewertbare Foreshadowing retten das Buch vor einer katastrophalen Wertung. Ein höheres Pacing, mehr Sympathieträger und ein sinnvoller Klappentext würden dem Buch aber sehr gut tun, da es sich sonst gerade gegen Ende wirklich zieht.

Wow, was für eine ewig lange Kritik. Bisher die Längste hier in diesem Buch...

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