Kritik 6: Dunkelblut Nummer 9 (Gewitter8): Teil 2

Handlung:

So, und damit kommen wir zur Handlung. Da ich an mich selbst den Anspruch habe, jede vorhandene Seite wenigstens einmal zu lesen, ist das der Grund, warum meine Kritiken immer so verdammt lange brauchen...

Im Prolog wird von einem personalen Erzähler berichtet, wie "gottlose Wesen" sein Schloss angreifen. Er ist anscheinend der Herr über mehrere tausend Menschen und beschreibt, dass die Bestien, die bereits an der Palisade kratzen, trotz ihrer furchtbaren Tötungsmethoden nicht seine größte Angst waren. Die größte Angst kam durch eine vermummte Gestalt, die direkt vor ihm stand, sich wohl durch sein ganzes Schloss gekämpft hatte um ihn einen Handel vorzuschlagen.

Der Erzähler geht den Handel ein, der offenbar gegen Gottes Gesetze verstößt, aber auch das Leben der Untertanen des Schlossherren verschont, woraufhin die vermummte Gestalt, welche sich mit "1" vorstellt, lacht. Hieraufhin endet der Prolog.

Dann lernen wir zwei junge Damen kennen, die Protagonistin Alisa (14) und ihre etwas jüngere Schwester Eva. Sie werden von ihrem Vater, einem einflussreichen Adligen, im Keller des Anwesens gefangen gehalten, regelmäßig geschlagen und jeder Hoffnung bereits entsagt, als eine schemenhafte Gestalt in ihren "Kerker" einbricht und sich als schwer verletzte Person entpuppt, die wir, wie in Kapitel 2 beschrieben, mit letzter Kraft zu den beiden Mädchen durchkämpft, da sie eine Figur in Form eines hölzernen Hundes unserer Protagonistin Alisa übergeben muss.

Doch die Beiden haben Angst vor dem Fremden und er verletzt Alisa versehentlich, bevor er vor den herannahenden Wachen flieht. Natürlich bekommt der Vater, Graf Veit, den Trubel mit und will die beiden Mädchen am nächsten Tag über den merkwürdigen Vorfall verhören. Im Verlaufe dieses Verhöres erzählt Eva haarklein das Erlebte, woraufhin Veit erwähnt, dass seine Töchter keine Menschen seien und er zu Ende bringen muss, was der Teufel begonnen hat. Mit einem Dolch geht er auf Beide zu.

Es gelingt Alisa mit einem Schürhaken ihren Vater kampfunfähig zu machen, schnappt sich ihre Schwester und flieht aus dem Schloss, bevor ihre Tat auffällt. An einem Brunnen (nahe am Waldesrand...) treffen sie auf eine junge, freundliche Frau namens Helene, die von ihrer Schwester Elise erzählt. Die Beiden hatten sich einst wegen einer Puppe zerstritten und wurden durch ein altes Ritual - einen beschrifteten Stein mit Wünschen u.Ä. an Gott gerichtet in besagten Brunnen zu werfen - wieder vereint. Daraufhin probiert Alisa es selbst und schreibt, dass sie sich eine richtige Familie wünscht und dass der Teufel von ihrem Vater weicht.

Sie entdeckt dann aber Blut an der Innenseite des Brunnens sowie einen Schriftzug, der besagt, dass es keinen Sinn macht, die um Vergebung zu bitten, denen nicht zu vergeben ist, sondern dass sie sich darauf vorbereiten soll, ihrer Schwester zu vergeben, wenn es soweit ist. Alisa und Eva, die davon nichts mitbekommen hat, sind daraufhin weiter auf dem Weg in die Stadt. Da sie auf ihrer überstürzten Flucht kein Geld oder Sachen von großem Wert mitgenommen haben, entschließen sie sich, ihre alte Kleidung - zwei Kleider bestehend aus Seide - zu verkaufen. Nach der kurzen obligatorischen Befragung durch eine angetrunkene Wache gelangen sie dann nachts in die ummauerte Stadt.

Genau wie kurz vor dem Angriff auf Veit durchzuckt Alisa ein Geistesblitz - sie hatte schon vor dem Mordversuch ihres Vaters ausmachen können, wie er handeln würde, irgendetwas sagt es ihr nun schon wieder - er wird es nicht publik machen, dass es seine in der Bevölkerung bekannten "Teufelskinder" waren, die ihn niederschlugen. Mit der mehr oder minder nützlichen Hilfe eines Bewohners, der spätnachts noch auf den leeren Straßen war, gelangen die Beiden zum Gasthaus "Zum Webstuhl".

Dort gelingt es Ihnen, den skeptischen Wirt zu überzeugen, für eine Nacht ein Bett zu ergattern, obwohl sie kein Geld, sondern nur die beiden Kleider haben. Als Eva schließlich aufgrund der Anstrengungen und Unnanehmlichkeiten des Tages zusammenbricht, beschließt Alisa, dass sie sich nach Moorbach aufmachen sollten - möglicherweise könnten sie dort ein neues Leben beginnen, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden. Als sie dann morgens vom Wirt geweckt werden, schickt er sie zum Waffenschmied, da dieser wohl jemanden kennt, der ihnen die Kleider abnehmen könnte.

Dort hilft er Ihnen zwar tatsächlich weiter, aber warnt die beiden jungen Mädchen gleichzeitig vor dem Ort, da dort vor einiger Zeit einer Nachtwache die Kehle aufgeschlitzt wurde und es wohl ein sehr verwahrloster Ort sei. Nach kurzer Suche finden sie das beschriebene Haus des Hehlers, der ihnen das verbleibende Kleid - der Wirt nahm das Andere als Pfand - abkaufen soll. Der Hehler, der sich als durchaus freundlich herausstellt, führt die Beiden in sein geheimes Versteck - unterhalb eines Hühnerstalls. Der Hehler zeigt den Beiden beeindruckten Mädchen seinen "Schatz", ein altes Buch, Welches das von Gott ehemals aus der Welt verbannte "Verbotene Wissen" beinhaltet.

Die Mädchen reagieren entsetzt auf den Anblick, woraufhin der Hehler die Beiden bedroht. Er hatte sie als Töchter des Grafen erkannt. Nachdem Eva zweimal versuchte, den Mann zu überzeugen, ihn gehen zu lassen, schlägt er Alisa zu Boden, woraufhin sie benommen erst wenig später wieder zu sich kommt. Kurz darauf stürmt ein Unbekannter das Versteck und liefert sich ein Fechtduell mit dem Hehler. Er ist kurz davor zu gewinnen, als Eva beschließt, die teuflischen Bücher in Brand zu stecken, auch um den Hehler abzulenken. Die Beiden fliehen daraufhin mit ihrem geheimnisvollen Retter vor den herannahenden Wachen.

Kurz darauf erfährt Alisa von einem Ich in ihr, ein Monster, welches Blut als Nahrung benötigt und sie im Gegenzug vor den Gefahren der feindseligen Welt beschützt - sie wäre nie wieder alleine. Kurz darauf füttert sie ihr anderes Ich mit einer blutdurchtränkten Bandage, die sie förmlich aussaugt. Ihr zweites Ich wird stärker, Alisa wird misstrauisch gegenüber ihren Rettern und sogar ihrer Schwester.

Als sie in ein Dorf kommen, bemerkt Alisa dort einen Mann, der ein Kind verfolgt. Aufgrund ihres zweiten Ichs kann sie die Bedürfnisse von Menschen erkennen und sieht schnell, dass es bei dem Mann "Sex" ist. Sofort sprintet sie in die Gasse zu dem Mann und dem Jungen, der gerade klar gegen seinen Willen entkleidet wird. Sie verführt den Mann, der ihr einen innigen Zungenkuss gibt - woraufhin sie ihm in ihrer Blutgier die Zunge abbeißt.

Kurz darauf wird sie von Eva gefunden und kann sie nur unter Einsatz ihrer erstaunlichen Fähigkeiten dazu überzeugen, die grausame Szenerie in Augenschein zu nehmen. Damit endet das Buch vorerst.


So, das war mal eine lange Inhaltsangabe. Der Plot hat klare Stärken und klare Schwächen, das macht es einfach für mich, das alles lang und breit zu analysieren. Na, dann wollen wir mal:

Zunächst einmal kann ich zu vielen Sachen gar nicht so viel sagen, da ewig viele Fragen aufgeworfen werden und diese nach den paar Kapiteln noch nicht geklärt wurden. Betrifft beispielsweise den Prolog, der bis zum jetzigen Zeitpunkt gänzlich irrelevant ist.

Der primäre Plot dreht sich also um Alisa und Eva, die von ihrem mächtigen Vater gefangen gehalten werden. Sie verbringen den Großteil ihres Lebens in einem Keller, werden immer mal wieder geschlagen, müssen aber trotzdem draußen so tun, als wäre alles in Ordnung. Alisa weiß, dass sie nur leben, weil Mord in ihrer Welt schwer bestraft wird. Ihre Schwester Eva ist meistens gänzlich stumm, sie fristen ihr trauriges Dasein ohne Chance auf Veränderung. Behalten wir das einfach mal im Hinterkopf.

Es ist auch einigermaßen plausibel erklärt, wieso das Schicksal der beiden Mädchen Niemanden wirklich interessiert - die Angestellten und Wachen haben eigene Probleme und würden sich wohl nur Neue schaffen, wenn sie versuchen sollten, gegen die Situation der Mädchen vorzugehen. So weit, so gut. Dann die nächste gute Sequenz - in ihrer Paranoia und schon seit Geburt beständigen Angst vor ihrem Vater halten sie den merkwürdigen Einbrecher zunächst für ihren Vater. Und selbst, als Alisa bemerkt, dass er es nicht, reagiert sie authentisch: Sie stottert, sie ist sich unsicher, sie verweist hilflos auf Andere, sie will nur in Frieden gelassen sein - sie ist so eingeschüchtert, dass sie gar nicht an Flucht durch das zerstörte Fenster denkt - was gut ist!

So, dann beginnt ein nerviger Plotpunkt mit dem Namen "Eva". Sie will ihre Schwester im Angesicht drohender Gefahr beschützen, kann ich verstehen. Sie hat sich so lang zurückgehalten, sie ist verzweifelt und traut sich endlich aus sich raus. Aber dass sie dann mit Stolz kommt? Dem Einbrecher sogar droht? Ihm klarzumachen versucht, dass sie keine kleinen Kinder mehr sind? Das ist unlogisch. Vollkommen unlogisch und hat mich gewaltig gestört. Eva wird als traumatisiert beschrieben, verstört, sich ihrem traurigen Schicksal ergeben. Dass sie versucht, ihre Schwester zu beschützen, gut und schön, aber niemals würde dieses traurige Häuflein Elend direkt so eine Ansage an den einschüchternden Einbrecher starten - und wenn, dann wäre sie dabei hysterisch, würde dabei in Tränen ausbrechen oder Ähnliches.

Andererseits wieder gut: Den Einbrecher interessiert es nicht. Meiner Meinung nach hat er sie trotzdem zu viel beachtet, da er ernsthaft versucht, einem kleinen Mädchen etwas über die Grausamkeit der Welt zu erzählen, die den Großteil ihres Lebens in einem Keller fristet, wenn sie gerade nicht von ihrem Vater zusammengeschlagen wird. Aber gut, sehen wir mal drüber hinweg. Als Alisa wieder zu sich kommt, entsteht das erste Mal im Buch ein Gespräch... und ich bin nicht wirklich zufrieden damit.

Eva entpuppt sich als Zynikerin, als zwar durchaus empathische aber starke Person, die versucht, ihrer Schwester zu helfen... Woher? Woher soll das auf einmal kommen? War sie nicht vorhin noch total unsicher? Und schwach? Sollte sie nicht, nachdem ihr Versuch, den Einbrecher einzuschüchtern, so katastrophal gescheitert ist, noch viel eher ruhig sein - in eine Lethargie verfallen und sich erneut ihrem Schicksal ergeben?

Nachdem das ziemlich negativ auffällt, dass beide Mädchen anscheinend in wenigen Minuten Lesedauer die Persönlichkeit komplett wechseln, kommt wieder etwas Gutes: Auftritt vom Vater. Sehr gut umgesetzt! Wirklich auffallend gut! Der Vater besteht quasi aus purem Charisma, sein Auftritt zeigt Macht, zeigt Ehrfurcht aller Anwesenden - egal ob Wachen oder seine eigenen Töchter. Genauso muss das.

Dann wieder was Schlechtes: Die Aufwach-Szene. Dass die Beiden noch total verschlafen sind und wie Kinder wirken, die zur Schule müssen, wirkt extrem deplatziert. Ich weiß nicht, was der Hintergedanke war - wahrscheinlich Sympathie durch Alltags-Assoziationen erzeugen, aber es wirkt einfach nur falsch. Das sind misshandelte, traumatisierte, psychisch schwer angeknackste Mädchen. Dass die gut schlafen, wenn sie ihrem prügelnden Vater Rede und Antwort stehen sollen - zu einem Vorfall, der ihn wohl wirklich ordentlich angepisst hat - ist schon schwer vorstellbar. Aber von der angeblichen Angst und Panik, die sie empfinden sollten, merkt man nicht viel. Im Gegenteil, die Beiden diskutieren noch ein wenig herum und tun ernsthaft so, als hätten sie die Option, das Treffen mit ihrem Vater zu vermeiden.

Und dann wieder was Gutes - das Treffen mit ihrem Vater an sich, seine Befragungen, die Angst der Mädchen. Top. Man hat Angst um die Beiden und das ist alles wirklich gut umgesetzt, sowohl die Beschreibungen von Veit, als auch die Innenansicht von Alisa und die Gedanken während der Befragung. Wirklich echt gut gemacht.

Und dann wieder was Schlechtes - Alisa gelingt es, ihrem Vater zwischen die Schulterblätter zu stechen. Mit einem Schürhaken. Für die jüngeren Leser: Ein Schürhaken ist zum Ende hin meist geformt wie eine gerade Brechstange - oder das Grundkonstrukt eines Golfschlägers. Ganz selten mal ist es wirklich ein Haken, der ein bisschen einer Pike ähnelt, aber da ist die Spitze recht stumpf und kaum geeignet, um damit zu stechen. Natürlich, es sind Mädchen und die sind nicht gerade bewandert in Waffentechnik (kommen wir später noch zu) aber dennoch ist es recht schnell auch für Laien ersichtlich, dass man mit nem Schürhaken eher zuschlägt als sticht.

Das ist aber nicht mein einziges Problem. Veit reagiert ungewöhnlich dumm für einen Soldaten (denn er war einmal Einer) auf Alisas Bewegung - ein richtiger Kämpfer wäre deutlich schneller als sie, da sie sich ja erst einmal die Waffe holen muss und er somit einen extremen Vorteil in einer Kampfsituation hätte. Und nehmen wir einmal an, wegen seines Alters schafft er das nicht; dann würde ein halbwegs intelligenter Mann Eva den Dolch richtig an die Kehle drücken und Alisa auf der Stelle befehlen, den Schürhaken fallen zu lassen, während er außer Reichweite rückt. Sollte sie eben noch einen Schritt näher kommen - ist Alisas Schwester eben tot und der erfahrene Kämpfer kann sich voll auf das kleine Mädchen fixieren, dass eine sehr behelfsmäßige Waffe führt und wahrscheinlich direkt beim ersten Streich sterben würde. Hier suchst du einen recht einfachen Ausweg und versuchst Diesen auch plausibel zu begründen, dir misslingt das Aber.

Veit ist es zu diesem Zeitpunkt scheißegal, was mit seinen Töchtern passiert, er würde sie einfach ohne Zögern abstechen. Gerade mit religiösem Fanatismus gepaart würde er Eva nicht fallen lassen, als er Alisas Bewegung bemerkt, sondern ihr direkt die Kehle durchschneiden. Warum auch nicht? Es ergibt einfach keinen Sinn, dass Beide in der von dir beschriebenen Situation noch hinauskommen.

Und dann noch: Warum sticht sie ihm zwischen die Schulterblätter? Und vor Allem - wie? Er verfolgt Alisas Bewegung, er lässt Eva sogar dabei los. Ganz offensichtlich dreht sich sein Oberkörper zu Alisa. Wie soll sie ihm da in den Rücken stechen? Und vor Allem... er ist nach diesem Stich kampfunfähig aber nicht weiter verletzt? Also klassisches K.O.? Aber wohin muss man denn zwischen die Schulterblätter stechen, dass er ausgeknockt wird aber nicht weiter verletzt?

Es wäre absolut nicht schlimm gewesen, hier einfach mal Alisa vielleicht auch etwas brutal zu beschreiben. Soll sie ihm den Schürhaken von mir aus gegen die Schläfe hauen - es geht hier um NICHTS weniger als um das Leben ihrer Schwester und ihr selbst, da darf sie ruhig mal drastisch sein. Sorgen um ihren Arschloch-Vater kann sie sich danach noch machen. Also die Szene nimmt einem Alles, was vorher so wunderbar aufgebaut wurde, da sie an vielen Stellen bröckelt, obwohl es ein extrem wichtiger Plotpunkt ist.

Dann die Flucht... eigentlich ganz gut beschrieben, auch Alisas Selbstzweifel ob ihres plötzlichen Mutes... alles gut gemacht. Auch, dass die beiden jungen Mädchen so doof sind und kein Geld mitnehmen und nur an Kleidung denken, ist gut. Es sind eben auch nur junge, panische Mädchen. Es wäre unglaubwürdig gewesen, in der Situation eine akribisch angelegte Liste mit möglichen Verbrauchsgütern während einer Flucht abzuarbeiten. So ist alles glaubhaft... bis darauf, dass sie fünf Kleider mitnehmen, wo wohl unterwegs drei verloren gehen, in der Stadt später haben sie ja nur noch zwei. Und wie transportieren die Damen in einer mittelalterlichen Welt diese fünf Kleider? Na klar, in einem Rucksack.

In einem Rucksack. Klar, schon der gute Ötzi hatte eine Urform vom Rucksack... aber hier wirkt es eher wie der handelsübliche Eastpak-Rucksack und erneut fehl am Platz. Zumal hier einmal von Wollkleidern die Rede ist, später bestehen diese aber aus Seide.

Dann die Chose mit dem Brunnen und Helene... mag mir Jemand die Plotrelevanz erklären? Gerade von Helene, die auffällig lang und breit eingeführt wird und als sie von ihr weggehen, jede Relevanz sofort verliert? Und wieder Etwas, was mich ziemlich aus der Welt gerissen hat - die Welt ist gefährlich, der Wald wird als geheimnisvoll und gefährlich bezeichnet, es spricht ALLES dagegen, zwei dahergelaufenen Mädchen, die völlig offensichtlich nicht nur "Dorfkinder auf der Durchreise" sind (Kleidung und Verhalten), seine halbe Lebensgeschichte zu erzählen und sein Herz bei Denen auszuschütten.

Und dann Eva... dafür, dass sie angeblich so traumatisiert ist, fasst sie sehr schnell Vertrauen zu anderen Menschen, ist unglaublich locker und sogar halbwegs schlagfertig und reißt Witze über ihre Schwester. Ich mein, ja, es sind 14-jährige Mädchen. Klar, dürfen und sollen die Scheiße reden und machen. Aber Evas Entwicklung ist absolut unlogisch und überhaupt nicht nachvollziehbar. Wie sie diesen Sprung von jemandem schafft, der offenbar alle Hoffnung aufgegeben hat und sich seinem Schicksal traurig ergeben hat und nachts die Hände in denen ihrer Schwester vergrub, um nicht so allein zu sein zu einer auffallend lockeren und selbstsicheren Person, deren zynische Art einfach nur nervt. Komm ich später noch zu.

Das Foreshadowing mit dem Brunnen - wohl auch der einzige Sinn der (sehr konstruiert wirkenden) Szene, denn Helenes Geschichte hat mich persönlich eher weniger interessiert - war wiederrum ganz in Ordnung. Nichts Überragendes, aber okay. Außer die Sache mit dem Stift. Alisa holt einen Kohlestift aus ihrer Tasche. Und sagt dann, sie habe immer Einen dabei. Dann kommt eine kurze Erklärung, warum: Sie hatte ihn bei ihrer ersten Kirchstunde vergessen und musste dann eine Strafe erfüllen, die sie bis heute im Kopf behielt.

Das wurde vorher NIEMALS erwähnt. Das ist ein sogenannter "Easy Way out". "Ach, sie braucht einen Stift... ach sie hat einfach IMMER einen dabei, also natürlich auch jetzt. Dann erfinde ich noch ne kleine Geschichte aus einer Situation, die vorher nie erwähnt wurde und fertig." Kann mir NIEMAND erzählen, dass du das geplant hattest, das war spontan, weil Alisa sonst nichts hätte schreiben können und die Sache mit dem Brunnen (noch) unnötiger gewesen wäre, da nicht mal Foreshadowing zugelassen wird.

Und wenn sowas auffällt - und das tut es - ist das nicht sehr gut. Dann wirkt das Buch direkt weit weniger durchdacht und selbst das viele Foreshadowing beeindruckt nicht mehr so, wenn man merkt, dass du dir hier eine Lösung aus dem Nichts zauberst. Wenn euer Charakter später wichtigen Kram mitnimmt, dann beschreibt das vor Beginn der Reise und nicht erst dann, wenn er diesen Kram braucht. Oder wie fändet ihr einen Kampf, bei dem der Verlierende, nachdem er entwaffnet wurde, plötzlich einen Dolch zieht, der schon lange im Familienbesitz ist (und natürlich nie vorher erwähnt wurde) und damit den Kampf entscheiden kann? Tut mir Leid, aber das ist wirklich ein grober Fehler.

Die kurze Diskussion mit der angetrunkenen Wache war wieder gut. Man merkt, der Wache ist es eh egal, die Sicherheit wird hier wohl nicht so groß geschrieben und es gibt tatsächlich keinen Grund, die beiden Mädchen nicht reinzulassen. Außer, man hätte ein Bettlerproblem oder ein Problem mit Kleinkriminalität, aber da das nicht der Fall zu sein scheint, passt das wohl.

Aber hier fällt ein kleines Tag-Nacht Problem auf. Als sie die Stadt sehen, geht die Sonne langsam unter, der Himmel verfärbt sich schon minimal. Eine halbe Stunde später ist dunkelste Nacht. Warum ist klar - die Mädchen sollen nachts durch die Stadt stolpern und nicht abends, damit weniger auf den Straßen ist und vielleicht sogar Angst aufkommen kann. Ich weiß, das ist Snippicking. Aber mir ist das eben negativ aufgefallen. Nenne ich das "MBT-Problem". In Michael Bays Transformers (dem Ersten) ist es nämlich ganz ähnlich - Tag und Nacht wechseln unglaublich schnell, da Bay ein Fanatiker von "Sonnenaufgang/untergang-Shots" ist, weswegen Tage teils unglaublich schnell vergehen und Sonnenuntergänge ewig lange dauern. Bei dir ist es nicht ganz so schlimm und es wird wohl auch kaum Jemandem auffallen, aber mir leider schon.

Und wieso will Eva eigentlich "Stadtlichter" sehen? Am hellichten Tag? Naja, egal...

Dann die Szene in der Stadt. Schön, dass du jedem dahergelaufenen Trottel sowas wie Dreidimensionalität und Geschichte verleihen willst, manchmal nervt es aber etwas. Du übertreibst es oft, kein Mensch würde so schnell so viel von sich Preis geben. Du kannst es bei irgendwelchen Anspielungen belassen, die Menschen werden ja nach dieser einen Situation eh irrelevant. Die Situation der Beiden in der dunklen und wie verlassen wirkenden Stadt hast du aber gut rübergebracht. Daumen hoch. Warum auch immer ein Rathaus aus rotem Sandstein besteht... war damals tatsächlich häufiger für Fassaden in Gebrauch, deswegen sehe ich darüber mal hinweg - ungewöhnlich aber auf jeden Fall.

Und wieder nervt hier Eva ziemlich. Beide Mädchen haben Angst, da ist es vollkommen unlogisch, dass Alisa hier recht unverschämt auf einen genervten Mann reagiert, der auf den Straßen nachts noch arbeitet. Und dass Eva sich noch aufregt, wie doof der Mann sei, weil er Ihnen kaum zugehört hat zu später Nachtzeit (warum sollte er sich auch nicht freundlich mit offenbar fremden Bettlermädchen nachts intensiv beschäftigen?) lässt in mir die Vermutung aufkommen, dass Eva unsympathisch und extrem naiv sein SOLL. Aber sehen wir weiter.

Dann kommt Alisa auf den Gedanken, dass Veit nicht öffentlich machen wird, dass er von seinen Kindern niedergeschlagen wurde. Ehm, was? Wie Alisa auf diesen Gedanken kommt ist ja ein Teil des Geheimnisses, wer da noch in ihr schlummert - aber es macht absolut keinen Sinn.

Es wird gesagt, es würde Veit zu sehr schaden, wenn er das publik macht? What? Völliger Bullshit. Also wirklich. Im Gegenteil, Veit wäre rehabilitiert vor seinen Angestellten und Wachen, die das Schicksal der Mädchen durch Zufall gehört oder anderweitig mitbekommen haben. Denn damit wäre klar, dass diese Mädchen wirklich Teufelsmädchen sind und schnellstmöglich gefunden werden sollen, um größeres Unheil zu verhindern. Er würde als gnädiger Held dastehen, der die beiden trotz Allem noch am Leben ließ und nur versuchte, ihr Dasein für seine Mitmenschen sicher zu machen. Dass er dann von Ihnen angegriffen und niedergeschlagen wird, zeigt nur, dass sie nicht kontrollierbar sind und getötet werden müssen - also ganz in Veits Sinne. Es würde ihm absolut null schaden und dementsprechend wenig Sinn macht es, dass er diesen Teil der Geschichte geheim hält.

"Er wird es nicht öffentlich machen, dass wir gesucht werden." Dieser Satz von Alisa erfasst eigentlich etwas Anderes, wird aber dennoch nach den gerade beschrieben Gedanken nachgeschoben. Macht schon mehr Sinn, aber hierfür fehlt mir dann wieder die Erklärung.

Die ganze Wirtshaus-Sequenz wirkt zwar ganz gut beschrieben, aber inhaltlich stört mich mal wieder Einiges. Da sind zwei kleine, hübsche Mädchen, die sogar ein wenig adlig aussehen. Ich will nicht jedem unterstellen, ein Vergewaltiger zu sein, aber gerade mit viel Alkohol (und dementsprechend vielen Betrunkenen) wäre es nicht sehr unwahrscheinlich. Hieran wurde aber nicht gedacht, die Beiden werden nicht mal angemacht. Es wirkt also bestenfalls unangenehm, eigentlich sollten die Beiden aber eher Angst und Ekel empfinden und hoffen, heil hier wieder rauszukommen. Davon kommt hier aber nicht viel rüber.

Eva wirkt hier wieder sehr dumm und naiv, aber ich nehm das einfach mal so hin, dass es so sein soll. Kleines Mädchen hin oder her, Alisa bewahrt ja auch noch brav die Fassung, auch wenn es ihr offensichtlich nicht gefällt. Eva aber scheint hier sehr darum bemüht, einen coolen und herablassenden Eindruck zu hinterlassen, was weder in dem Kontext noch bei ihrer Vergangenheit auch nur annähernd Sinn macht, sondern nur nervt.

Dann kommt der Wirt dazu. Und sagt "Das hier ist nichts für Kinder." Sehr gut. Bravo. DAS ist gut. Authentisch und realistisch. Ich wette, in vielen anderen Büchern wäre er noch halbwegs freundlich gewesen oder lange nicht derart abweisend und hätte sie ausgefragt nach ihren Eltern oder Ähnliches. Dass er sie hier so abspeist, ist gut. Ihn interessiert es ja auch nicht, die Beiden können ihm auch wirklich scheißegal sein.

Was weniger gut ist, dass er die Beiden nicht augenblicklich rausschmeißt, als sie sagen, dass sie kein Geld haben - der einzige Grund, warum er das nicht sofort tut, als er sie sieht, ist dass er glaubt, sie hätten Geld. Und dass er sich dann wirklich auf den Kleiderhandel einlässt, ist etwas merkwürdig, er hat absolut keine Vertrauensbasis zu den Zweien und wenn er Eins als Pfand einbehalten kann, dann kann er auch einfach Beide als Bezahlung nehmen. Dass Eva und Alisa ihn als Halsabschneider betiteln ist klar, es sind immerhin nur 14-jährige Kinder, die keine Ahnung haben, wie unglaublich freundlich das eigentlich vom Wirt ist. Er hätte auch schließlich einfach beide Kleider nehmen können und die Kinder dann rausschmeißen und was sagen wie "Wenn ihr nochmal reinkommt, ruf ich die Wache und ihr dürft erklären, woher zwei Waisen so wertvolle Kleider haben". Es ist hier unlogisch, dass er sich auf diese potenzielle Gefahr einlässt - denn so viel werden die Kleider dann auch wieder nicht wert sein.

Und warum zur Hölle werden die Beiden so früh geweckt? Hat der Wirt echt nichts Besseres zu tun? Braucht er das Zimmer etwa? So, dann machen sich die Beiden auf zum Schmied, wo sie zuerst einen kleinen Jungen treffen, der Ihnen (mal wieder) viel zu viel erzählt. Was geht es die beiden Mädchen an, dass dein Vater mal wieder besoffen ist? Musst du dich doch dran gewöhnt haben, dass Kunden reinkommen, wenn er noch schläft... schau dir Alisa und Eva an, die Beiden erzählen auch nicht Jedem, dass sie von ihrem Vater geschlagen und eingesperrt wurden. Übrigens kommt mir hier zu wenig Todesangst vor. Eva glaubt Alisas plötzlicher Eingebung bezüglich der Fahndung ja nicht, wenigstens Sie sollte sich also hüten, mit zu vielen Fremden zu sprechen. Gerade Sie wirkt aber lockerer als Alisa in allen Belangen.

Dann sprechen sie ja mit dem Schmied - dieser teilt Ihnen mit, dass an dem Ort, wo der Hehler ist, einer Nachtwache die Kehle durchgeschnitten wurde. Alisa und Eva reagieren völlig schockiert. Ist es in dieser Welt also so was Besonderes, dass jemand abgestochen wird? Gerade in Slum-ähnlichen Verhältnissen? Wo ständig von Banditen die Rede ist? Ich will jetzt nicht sagen, es war Alltag, dass man als Nachtwaffe von hinten erdolcht wurde - aber so extrem besonders nun auch wieder nicht, dass man deswegen derartig reagiert. Und warum sollte die Wache diesen Ort dann meiden? Gerade, wenn ein so schwerwiegender Mord stattfindet, sollte man die Aktivitäten der Wache dahingehend verstärken, dass die Kriminalität dort eingedämmt wird - und nicht das Gegenteil, nämlich, dass sie sich in Ruhe ausbreiten kann.

Ich möchte kurz folgenden Satz von Alisa hervorheben:

"... warum sollte es jemand ausgerechnet auf zwei Mädchen abgesehen haben, die er zudem überhaupt nicht kennt."

Also entweder ist Alisa noch naiver als Eva oder der Autor hat einfach überhaupt nicht nachgedacht. Ich denke, das muss ich nicht ausführen.

Dann die Sache mit dem Hehler... das ist richtig gut. Hier merkt man, dass die beiden Mädels, egal wie toll und erwachsen sie sich verhalten, eben einfach beides naive Gören sind, die dem erstbesten Idioten vertrauen und in die Falle laufen. Als Eva dann versucht, den Mann zu überreden, sie frei zu lassen, habe ich zum Fliegenden Spaghettimonster gebetet, dass du das nicht zulässt. Und Halleluja, meine Gebete wurden erhört.

Der Hehler lacht die Beiden aus, verspottet sie, schlägt Alisa in den Magen und offenbart sich als Kultist. Das finde ich sehr gut - der Typ ist authentisch geschrieben, handelt wirklich nachvollziehbar und realistisch und man merkt "Alles klar, ohne Hilfe schaffen es die Beiden never ever." Und das ist auch gut so! Wie oft musste ich hier schon Bullshit lesen, dass die Mädchen sich mit einem lapidaren Sprüchlein aus noch so gefährlichen Situationen befreien konnten. Hier laufen sie damit voll gegen die Wand, machen ihn sogar sauer. Der Kerl ist ein gutes Stück skrupellos und hätte auch definitiv kein Problem damit, die Beiden niederzumetzeln. Und das ist gut geschrieben - nicht etwa, weil ich Eva nicht mag oder Gewalt toll finde, sondern weil es in dem Kontext absolut Sinn macht, wie der Typ handelt. Applaus dafür!

Dann werden Sie gerettet von Thomas, der mit dem Banditen kämpft. Rapier gegen Bihänder. Warum Alisa auch immer weiß, dass Rapiere toll für Duelle sind - wer mit Schürhaken zusticht anstatt zuzuschlagen, der hat definitiv nicht viel Ahnung von Waffen, aber darüber sehen wir einmal großzügig hinweg. Dass das Rapier irgendwann zerbricht ist nur logisch, aber mir persönlich etwas zu spät.

Ich bin leider ein Fanatiker, was Derartiges angeht. Der Kampf ist gut und spannend beschrieben und dauert auch recht lang und hat ein paar Wendungen und man merkt, dass der Hehler durchaus nicht einfach sterben will - der kämpft wie ein in die Enge getriebenes Tier um sein Leben. Das ist interessant und spannend zu lesen und man merkt auch, dass du zumindest ein bisschen recherchiert hast. Soweit alles gut und wirklich eine der, wenn nicht sogar das Highlight/s des Buches.

Aber ein Bihänder gegen ein fucking Rapier? Mit nem Rapier hast du mehr Optionen - du bist schneller und die etwas geringere Reichweite gleichst du schnell wieder aus, da du im Zweifel auch einfach zustechen kannst. Die andere Hand kannst du für Vieles benutzen, um entweder Distanz (Balance halten oder Gegenstände nutzen) zu gewinnen oder kurz nahe an den Gegner heranzukommen, um eine kleine Verletzung zuzufügen. Mit dem Rapier brauchst du aber auch mehr Kampferfahrung. Du wirst den Gegner wahrscheinlich nicht direkt mit einem schnellen Stich oder Hieb töten können, du wirst ihn mürbe machen und dann erledigen. Mit dem Bihänder sind deine Möglichkeiten eingeschränkt, dafür hast du einen Vorteil: Deine (langsamen, aber kraftvollen) Attacken können nicht geblockt werden. Das hätte entweder die sofortige Entwaffnung des Gegners oder noch schlimmer: Die Zerstörung des Rapiers zur Folge. Du kannst den Schlag nicht einmal abgleiten lassen, wahrscheinlich nichtmal vernünftig verfälschen, ohne deine Waffe zu riskieren. Versuche einfach mal, eine Handkante mit einem Finger abzuwehren und du weißt, wie sinnlos dieses Unterfangen wäre. Bis auf dieses Detail jedoch ein gut umgesetzter Kampf, gehört definitiv zu den Spannenderen hier auf Wattpad.

Doch auch hier stören mich noch mehr Sachen: Warum feuern ihn die Mädchen allen Ernstes an, aber kommen nicht einmal auf die Idee ihm zu helfen? Klar, muss man sich nicht in einen Klingentanz stürzen, aber wenigstens erklären, dass das wahrscheinlich zu gefährlich wäre... Und warum liegt Alisa immer noch so nutzlos rum? Nur damit der Leser den Kampf verfolgen kann? Wieso kann sie nicht aufstehen? Selbst mit gebrochenen Rippen könnte sie wenigstens noch laufen - und so feste war der Schlag wahrscheinlich auch wieder nicht, denn spätere Schmerzen hat sie nicht. Warum kann der Retter beim Kämpfen ganz normal mit Eva reden, als würden sie gerade zusammen Tee trinken? Es ist unlogisch, dass er ihr gegen Ende des Kampfes, in einer kritischen Situation lang und breit erläutert, warum er noch lebt, während sein Gegner direkt vor ihm steht.

Später findet nichts wirklich Gutes mehr statt, die Sache mit der Zunge und dem Pädophilen war noch ganz nett, aber nichts Weltbewegendes. Ab diesem Zeitpunkt war ich aber sowohl von Eva als auch Alisa extrem genervt, die ihre beiden Mitreisenden in Mitleidenschaft ziehen. Alisa ist misstrauisch as fuck, benimmt sich wie ein eingeschnapptes Kind und traut nicht mal mehr ihrer Schwester und shippt sogar ihren Retter und Eva - ohne IRGENDEINEN Zusammenhang. Völlig absurd, wie der Gedanke zustande kam. Dass sie ihren Retter ohne Grund "Holzkopf" und "dumm" nennt, ist da fast schon vernachlässigbar, aber auch ziemlich penetrant.

Und Eva benimmt sich so, als hätten Alisa und Sie nicht den Großteil ihres Lebens im Keller verbracht, lästert wie eine Fünfjährige über ihre komische Schwester und verhält sich einfach nur merkwürdig - aber sie ist ja sowieso unsympathisch. Was übrigens zur Folge hat, dass jede Situation, in der es Eva nicht gut geht und in der Eva in Gefahr ist, bei mir null Impact hatte. Es war mir schlichtweg scheißegal.

Der Vorteil von Kinderprotagonisten ist, dass sie dumme, naive und kaum nachvollziehbare Entscheidungen treffen dürfen.

Der Nachteil von Kinderprotagonisten ist, dass sie schnell richtig auf den Sack gehen.

Ich muss schlussendlich sagen, gerade gegen Ende hat es mich extrem angeödet, dein Buch zu lesen. Alisa verhält sich immer irrationaler (mir völlig egal, ob das von ihrem zweiten Ich herrührt oder nicht, aber ich hatte keinen Sympathieträger, da selbst Thomas - ihr Retter - von einem ehrenwerten Kämpfer zu einem gröhlenden Proleten degradiert wird, mehr, an dem ich mich langhangeln konnte) und Eva wird noch nerviger als vorher. Die Beiden entwickeln sich zu schnell für misshandelte Mädchen.

Aber (und deswegen ist dieser Teil so enorm lang, da ich alles zeigen wollte) der Plot hat auch viele positive Seiten, die man hervorheben muss. Aber es misslingen mehr Situationen, als dass sie gelingen. Es gibt einige Plotfehler, die bei dem eigentlich recht durchdachten Geschehen nur noch mehr auffallen. Die Welt dagegen finde ich sehr gut umgesetzt und durchaus glaubwürdig. Du baust auch gelegentlich Twists ein und das viele Foreshadowing lässt hoffen, dass hinter dem ganzen Kram der ersten Kapitel (was sich teilweise echt zu lang hinzieht, dafür dass der Leser nichts bekommen hat außer eine kryptische Botschaft) auch wirklich viel Gedankengut steckt.

Dennoch; die guten Stellen, insbesondere Hehler und den Grafen betreffend, können nicht Eva, die ganzen Plotholes und den starken Abfall gegen Ende kaschieren. Das Pacing könnte auch ein gutes Stück schneller sein und dafür, dass die Beiden sich in echt gefährlichen Umgebungen bewegen, machst du da zu wenig draus. Was die Originalität betrifft, da bist du im Mittelfeld. Die Welt ist innovativ, gerade die Namen der Orte haben mir sehr gefallen, aber eine von ihrem Vater misshandelte Teenie-Ische flieht mit ihrer Schwester und entdeckt ihre geheimen Kräfte - das kommt mir doch zu bekannt vor.

-2 Punkte

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