Kritik 12: Die Erben - Fluch der weißen Rosen (BlackAngelO7)

VHS-Kassetten hatten immer eine A-Seite und eine B-Seite. Logisch, dass das Nachfolgeprodukt CD heißt.

Und mit dieser Erkenntnis wünsche ich allen meinen Lesern einen entspannten Start in den ersten März des neuen Jahrzehnts!

Und wie immer fackeln wir nicht lange und legen direkt los. Die Autorin BlackAngelO7 hatte ursprünglich ein anderes Buch eingereicht, allerdings hat sie es aktualisieren lassen. Diese Möglichkeit vergessen viele gerne: Solange mit eurer Kritik noch nicht angefangen wurde, könnt ihr mir gerne ne PN schreiben, dass ihr ein anderes Buch einreichen möchtet - ihr behaltet euren Platz in der Warteschlange.

Gerade für die Leute, die sich 2017 beworben haben, dürfte das sinnvoll sein, denn viele haben zwar noch ihre alten Werke drin, aber auch ganz neue (und wahrscheinlich aktuellere) hochgeladen. Macht ruhig davon Gebrauch - aber halt bitte früh genug.

Naja, egal. Los gehts.

Titel:

"Die Erben - Fluch der weißen Rosen"

Mal sehen. Der Titel ist auf deutsch, korrekt geschrieben, Gedankenstrich korrekt benutzt. So weit, so okay.

Ich persönlich mag diese geteilten Titel nicht sonderlich. Es ist selten gut umgesetzt und macht den Titel länger, als er sein müsste. Meistens ist das eh nur, um dem Standard-Titel etwas Besonderes zu verpassen. Hier wäre es aber überhaupt nicht nötig gewesen.

"Fluch der weißen Rosen" ist ein Titel mit recht guter Klangfarbe und Bücher mit ähnlichem Titel gibts auf Wattpad gar nicht. Nur dieses "Die Erben" davor stört - wärs ein Zweiteiler oder so, okay - aber ne, das Buch steht alleine. Warum darf der Titel das dann nicht?

Meiner Meinung nach verschenktes Potenzial, ansonsten solide.

0,5 Punkte


Cover:

Erstmal was Negatives: Die Qualität ist nicht besonders hoch. Ich hab das bisher nie wirklich erwähnt, aber ich guck mir die Cover auf nem großen Bildschirm genau an, nicht nur aufm Handy. Ich seh das, wenn die Auflösung nicht besonders hoch ist. Das ist hier der Fall - das ist noch geradeso in Ordnung, aber achtet darauf. Mir ist klar, dass ich da nicht das übelste UHD erwarten darf, aber sobald ich locker die Pixel zählen kann, wirds kritisch.

Auf jeden Fall sehen wir auf dem Cover auf dem schwarzen Hintergrund, der lediglich von Sternen/Schneeflocken durchbrochen wird, eine blonde Frau in einem roten Kleid - durch die dunklen Augenbrauen musste ich auf den ersten Blick kurz an Emilia Clarke denken. Ihr wisst schon:

Kommt euch bekannt vor, oder? Hoffe ich mal.

Naja. Auf jeden Fall wendet uns die Frau ihre Schulter zu und greift sich durchs Haar. Eingerahmt wird die lediglich bis zum Bauchnabel eingefangene Frau unten durch zwei entgegengesetze weiße Rosenblüten. Darüber der Titel und oberhalb der Stirn der Frau der Autorenname, alles in weiß-silberner Schrift.

Wie auch bei meinem Cover (schaut mal bei getafly005 vorbei) war nicht die Autorin selbst die Covercreatorin. Daher geht das Folgende wohl an Einklang:

Ich finde das Cover insgesamt solide gemacht. Es ist jetzt nicht spektakulär, aber handwerklich solide. Ich mag die Schrift (vor allem das "R" von "Rosen") und es ist alles ohne Probleme gut lesbar. Die Farbwahl synergiert mit dem Titel. Die Rosen sehen gut aus und ergänzen sich gut zum restlichen Stil des Covers.

Die Negativsachen... ich finde die Frau ganz schön nichtssagend. Das rote Kleid passt, aber die Frau und ihr Blick... Meh. Ist son Cover-Standard-Girl. Nicht so berauschend. Das wär aber noch einigermaßen okay, wenn da kein Schreibfehler im Cover wäre.

"Fluch der WEISSEN Rosen". Ich weiß, dass "ß" echt kein schöner Buchstabe ist und der wirklich schwierig in nem Cover unterzubringen ist, aber "weiss" ist schlichtweg falsch. Werte ich aber mal ausnahmsweise NICHT als Rechtschreibfehler in nem Cover und ner garantierten vollen Minuspunktzahl. Denn als Titel hast du es ja korrekt geschrieben und ich denke, die Covercreatorin hat einfach ihr Möglichstes getan, damits halt gut aussieht.

Und zu guter Letzt ist die Symmetrie auf dem Bild nicht vorhanden. Das "Die Erben" ist noch genau in der Mitte, allerdings ist der Untertitel aufgrund der zu dominanten linken Rose nicht mehr zentral, sondern verschoben. Und er ist zu groß oder doof formatiert, auf jeden Fall sieht das nicht toll aus, dass bei so kurzen Wörtern wie "weissen" oder "Rosen" extra ein Absatz gemacht werden muss.

Würde eigentlich nen halben Punkt geben, die ganzen kleinen Fehler und das "weissen" verhindern das aber.

0 Punkte


Klappentext:

„Ich kenne Menschen wie dich, Menschen die kommen, um diese Welt zu zerstören."

Elaine kam, um Merdit zu vernichten und blieb, um die magische Welt zu retten.

-♔-♚-

Der Fluch der weißen Rosen, ein tödlicher Virus, das sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitet und hunderte Menschenleben kostet. Deswegen schickt die Regierung sie - die Erben, eine Gruppe junger Erwachsener, die dafür geboren wurden, Merdit zu schützen. Zusammen mit Elaine brechen die 24 auf eine Reise voller Monster, Gefahren, Intrigen und Geheimnisse auf. Doch unter ihnen gibt es einen Verräter - Elaine.

Dann analysieren wir mal.

"Ich kenne Menschen wie dich, Menschen die kommen, um diese Welt zu zerstören."

Ich bin kein Fan von diesen Einschüben. Vor allem nicht am Anfang. Ich hab keinen Plan, wer das sagt, oder zu wem das gesagt wird, was für nen Kontext besteht. Leider ist es nicht besonders aussagekräftig und könnte auf ziemlich viele Fantasy-Romane passen. Und daneben finde ich es auch handwerklich nicht gerade optimal, besser wäre ein Semikolon:

"Ich kenne Menschen wie dich; Menschen die kommen, um diese Welt zu zerstören."

Und Preisfrage: Gehört hier zwischen "Menschen" und "die" ein Komma?

Na?

Wer weiß es?

Richtig! Optional. Kann, muss aber nicht. Aber wer da ins Grübeln geraten ist, muss sich nicht schämen, eigentlich kommt bei nem Infinitiv-Satz ein Komma hin, da kann man fast immer von ausgehen. So wie bei dem Beispiel, was ich gerade per Zufall produziert habe.

Zurück zum Thema: Der Einschub gefällt mir überhaupt nicht. Er erzeut keine Atmosphäre und ist deplatziert - wenn ihr sowas machen wollt, dann bitte am Ende des Klappentextes und nicht am Anfang. Denn hier versucht ihr gerade einen Leser zu catchen - der wird durch sone Standardphrase eher abgeschreckt.

Elaine kam, um Merdit zu vernichten und blieb, um die magische Welt zu retten.

Offensichtlich heißt unser Emilia-Clarke-Verschnitt da oben Elaine. Anscheinend heißt die Welt Merdit. Ist Merdit die besagte magische Welt? Falls ja, ist das ein scheiß Synonym. Denn der Leser weiß zu diesem Zeitpunkt weder, was Merdit ist, noch dass die Welt magisch ist. Das ist genauso, als würde ich jemandem das erste Mal von Horst erzählen und ihn dann auf einmal nur noch "Hausmeister" nennen. Das funktioniert nur, wenn die Person diese Informationen kennt. Wenn nicht, ist das ziemlich schlecht umgesetzt.

Falls nein, ist der Satz ziemlich nutzlos, da er überhaupt keine Informationen preisgibt, sondern den Leser todesverwirrt. Also so oder so ist das ziemlicher Mist. Elaine ist allerdings mal ein schöner, nicht total verbrauchter Name mit viel Klangfarbe, Lob dafür. Der Rest des Satzes wäre soweit okay, wenn die Platzierung nicht wieder so hart fehlgeschlagen wäre. Am Ende des Klappentextes macht der Satz hier durchaus Sinn - am Anfang ist das einfach genau wie der erste Satz keine gute Idee.

Aber egal, wo man ihn platziert, der Satz klingt unheimlich bedeutungsschwanger und wichtig, aber eigentlich - selbst wenn man den Kontext kennt - ist er ein bisschen sehr pathetisch und gewollt wichtig klingend.

-♔-♚-

Uff.

Liebe Autorin: WAS haben diese zwei Krönchen, diese zwei Emojis bitte in deinem Klappentext verloren? Da du die Erste bist, die das in nem Klappentext benutzt, den ich rezensiere, kriegst du jetzt halt den ganzen Rant ab, warum das ne scheiß Idee ist. Es tut mir Leid. Nicht.

Emojis sind für die Kommunikation über Nachrichtendienste wie WhatsApp, Instagram, Twitter o.Ä. da. Und das wars. Das hat nichts mit Literatur zu tun. Und das hat in nem Klappentext mal absolut überhaupt gar nichts verloren. Das ist unprofessionell, es wirkt unglaublich kindisch, es sieht meiner Meinung nach echt bescheuert aus und ist - besonders in diesem Fall - NULL aussagekräftig. Mag sein, dass ein 14-jähriges Mädchen das echt "voll süß :3" findet, aber ich als Erwachsener - der ausdrücklich um diese Rezension gebeten wurde - kann da wirklich nichts Positives dran finden. Lasst sowas bitte in Zukunft.

Oder, um es in der Sprache der Autorin zu sagen:

💩🤮🚫

Übersetzung für die ganz hart Beschränkten: Das ist Scheiße, deshalb muss ich im Strahl kotzen, daher lasst das.

Gilt übrigens nicht nur für den Klappentext. Macht in PNs, auf eurem Board und in eindeutig nicht literarischen Werken (Kolumnen o.Ä.) was ihr wollt, aber ansonsten haben Emojis hier nichts verloren. Ich benutz die ja auch gerne - aber meistens auch nur, wenn ich mit einem weiblichen Wesen über WhatsApp schreibe.

So, dann kommen wir mal zum richtigen Klappentext:

Der Fluch der weißen Rosen, ein tödlicher Virus, das sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitet und hunderte Menschenleben kostet.

Wir erfahren also direkt den Grund für den Buchtitel. Der Fluch der weißen Rosen - das ist eine schöne Klangfarbe. Lob dafür. Also ein tödlicher Virus, DAS sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitet. Oder DER sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitet? Na, wer weiß, was richtig ist? Ihr habt mit Sicherheit beides schon gehört (vielleicht auch sogar ganz aktuell - Stichwort Coronavirus)... und Überraschung: Es ist auch beides richtig! Virus ist tatsächlich eines von den ganz wenigen deutschen Wörtern, wo das UND der geht. Soll sich noch mal einer fragen, warum Deutsch schwer zu lernen sein soll...

Egal, weiter gehts.

Ich finde das immer gut, wenn ein Klappentext nicht lang rumlabert oder mit soner bescheuerten Suggestivfrage einsteigt, sondern direkt mit einem der zentralen Motive anfängt. Ist hier gelungen, aber ich finds etwas naiv geschrieben. Den Tags zu urteilen, ist das eine Fantasy-Geschichte im Mittelalter-Setting (Fantasy-Geschichten hatten wir ja auch quasi noch nie hier - außer eben bei Kritik Nr. 2, Nr. 3, Nr. 6, Nr. 8, Nr. 9, Nr. 10 und Nr. 11). Wenn ich mit dem Setting halbwegs richtig liege - und ich habe an diesem Punkt des Klappentextes keinen Grund, etwas anderes anzunehmen, sind "hunderte" verlorene Menschenleben für nen tödlichen, sich schnell ausbreitenden Virus echt nicht viel.

Das klingt hier, als sollte das so etwas wie die Pest sein. Packen wir das mal in einen Vergleich. Bei "hunderte[n]" Opfern kann man davon ausgehen, dass die Anzahl dieser wahrscheinlich in nem Bereich von 500-3900 rangiert. Bei allem darüber würde man "tausende" sagen, damit es heftiger klingt. Aber wir sind kulant und sagen mal 5.000.

Wisst ihr, wie viele Opfer die Pest gefordert hat - in nur sieben lausigen Jahren? Ungefähr 25 Millionen. Ausgeschrieben 25.000.000. Das sind Opferzahlen, die sind heute unvorstellbar und waren damals noch viel krasser. Mit solchen Opferzahlen könnte man komplett Saudi-Arabien, Peru, Venezuela oder Australien entvölkern. Und die Pest war ja nichtmal ein Virus, das waren f*cking Bakterien. Heute jucken uns die Dinger dank Antibiotika einfach mal fast gar nicht mehr.

Eine Opferzahl von 5.000 ist ein absoluter Witz dagegen. Das sind 0,1% davon. Und selbst, wenn man das nicht direkt mit der Pest vergleicht, dann ist das echt nicht viel, bzw. nicht so heftig, wie es hier anscheinend rüberkommen soll. Selbst eine Stadt wie Köln hatte im Mittelalter (1140) ungefähr 20.000 Einwohner - und das war jetzt im Mittelalter nicht die größte Stadt aller Zeiten. Es ist kein krasser Virus, der als bedrohlich für die Welt empfunden wird, wenn EINE einzige normale Stadt "lediglich" ein Viertel der Bewohner verliert.

Deswegen schickt die Regierung sie - die Erben, eine Gruppe junger Erwachsener, die dafür geboren wurden, Merdit zu schützen.

Ah, daher kommt also der Oberbegriff des Buches. Erstmal muss ich an dem Begriff der "Erben" rumnörgeln. Die Definition davon lässt nicht sehr viel Spielraum zu:

1. "Vermögen, das jemand bei seinem Tod hinterlässt und das in den Besitz einer gesetzlich dazu berechtigten Person oder Institution übergeht"

2. "etwas auf die Gegenwart Überkommenes; nicht materielles [geistiges, kulturelles] Vermächtnis"

Also klar, wenn, dann ist es das Zweite, aber ich bezweifel jetzt schon mal stark, dass das hier der Definition gerecht wird. Dann frage ich mich, warum die gerade Erben genannt werden sollen? Weils halt ganz korrekt klingt?

Wenn sie dafür geboren wurden, die Welt/das Land/die Stadt (immer noch keine Ahnung, was "Merdit" sein soll...)zu retten, was sollen sie dann groß erben? Und was bringt die "Regierung" dazu, zu glauben, dass die das eindämmen könnten? An dieser Stelle wär es vom Aufbau her deutlich besser gewesen, NICHT zu sagen, dass es "eine Gruppe junger Erwachsener" ist, sondern, was die so ausmacht. Was die können. Sind die magiebegabt? Oder immun? Was bringt die Regierung dazu, denen so ein Vertrauen entgegenzubringen?

Ansonsten konsequenter Nachsatz zu dem Einstiegssatz. Immerhin. Und ich mag das "schickt die Regierung sie - die Erben" Das verleiht dem doch etwas mehr Bedeutung als ein simples "schickt die Regierung die Erben".

Zusammen mit Elaine brechen die 24 auf eine Reise voller Monster, Gefahren, Intrigen und Geheimnisse auf.

Ganz normaler Standardsatz. Nix Besonderes, aber da hab ich auch nichts dran zu nörgeln, außer dass die Zahl halt echt was aus dem Nichts kommt. Das klingt hier nämlich so, als hätte die Zahl ne krasse Bedeutung. Aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Achja und die Reihenfolge der Auflistung ist auch was komisch. Warum kommt "Monster" (die ja offensichtlich eine Gefahr darstellen, vor "Gefahren"? Warum kommen "Intrigen" (eine hinterhältige Machenschaft - ein Geheimnis also) vor "Geheimnisse"?

Doch unter ihnen gibt es einen Verräter - Elaine.

So, damit wären wir dann auch durch. Das ist ein ganz klassischer Abschluss. Nichts besonderes, aber ganz nett. Ich kritisiere allerdings, dass auch schon im Satz davor der Name der Protagonistin vorkam, das wirkt beim lauten vorlesen des Klappentextes etwas ungelenk. Und wir wissen aus dem zweiten Satz des Klappentextes auch schon, dass Elaine wohl nur so ne halbe Verräterin ist. Das ist mehr oder weniger katastrophal, weil das wahrscheinlich als Twist kommt. Wenn nicht, ist das verschwendet, wenn doch, dann ist der hier schon verraten.

Denn man hat mit dem "Es gibt einen Verräter" schon quasi einen Twist vorweggenommen, um dann mit dem ersten Satz des Klappentextes auch noch den Retwist wegzunehmen? Hä? Warum sollte man das machen?

Weil der Klappentext halbwegs logisch aufeinander aufbaut (zumindest der Hauptteil), gibts hier nicht die volle Minuspunktzahl, aber ansonsten habe ich jede Menge zu kritiseren - allen voran die beiden komischen Einstiegssätze, mit denen der Leser halt gar nichts anfangen kann und die Emojis. Und über die inhaltlichen und struktuellen Fehler muss ich nicht mehr groß sprechen.

-1 Punkt


Handlung:

Wir haben hier 9 Teile vor uns - darunter ein Vorwort, eine Besetzungsliste und einen Prolog.

Vorwort und Besetzung werden im Handlungsteil nicht gewertet, das kommt bei der Unterteilung bzw. Konzept dran. Die restlichen sieben Teile werden wie gewohnt zunächst wiedergegeben und anschließend bewertet.

Der Prolog setzt uns einige junge Erwachsene vor, welche während eines heftigen Sturms in einem Haus eines Einsiedlers ausharren. Dabei setzen sich ein Pärchen (Eva und ein Mann) ab, welche über eine Revolution mit vielen Toten, die ungewisse Zukunft und ihre bewegte Vergangenheit als Erben sprechen. Eva scheint dabei eine Art Medium zu sein, das in die Zukunft blicken kann.

Das eigentliche Buch beginnt mit der Verabschiedung Elaines von ihrer Familie. Denn sie ist auserwählt, nach Merdit zu reisen - dem Mittelpunkt aller Welten. Keiner weiß, ob man überhaupt lebend dort ankommt, aber man versucht es jährlich immer wieder, um die Erde von den anderen Welten abzuspalten und somit den eindringenden Monstern Einhalt zu gebieten. Die Quest ist dabei klar - die sieben Herzen Merdits zerstören, damit die Welt untergeht. Mittels eines Rituals soll sie dorthin befördert werden.

Dies gelingt und sie findet sich kurz darauf in Merdit wieder - irgendwo im Nirgendwo. Einige Reite - die sich als Erben vorstellen - nehmen sie kurz daraufhin mit, sie sind auf der Flucht vor einer scheinbar magischen Macht am Horizont, die auch Elaine Angst einjagt. Nachdem diese in der reichen Stadt Inuba ankommen und feststellen, dass Elaine von der Erde kommt, wird sie als Erbin anerkannt. Erudit, der oberste Gelehrte der Stadt erkennt in ihr allerdings den potentiell zerstörerischen Eindringling, der sie ist und erklärt, dass der Untergang Merdits den Untergang aller Welten bedeuten würde. Sie bittet ihn um Hilfe - er willigt ein, sofern sie den Untergang Merdits verhindert und die Erben auf ihrer Quest begleitet.

Die Erben machen bei einem Schloss Rast. Dort kommt es zu einer Auseinandersetzung mit zwei riesigen Steinwächtern, denen Elaine nur knapp entkommen kann. Die Gruppe setzt die Reise anschließend in "Die Heiden" fort, wo sie auf eine geisterhafte Familie trifft, die sie warnt, ihre Reise fortzusetzen.


So viel schon einmal vorneweg - ich bin positiv überrascht. Das ist gut.

Aber fangen wir an. Der Prolog... ich kann mit ihm nicht viel anfangen. Allgemein halte ich es für relativ schwierig, im Prolog null Informationen an den Leser zu geben und einfach nur Atmosphäre zu verbreiten. Denn dafür ist er dann ein wenig zu lang und zu kryptisch. Dann wird da von Revolution, von einem System, dass man stürzen muss, gesprochen und ein Pärchen redet über ihre Vergangenheit und über die ungewisse Zukunft. Dazu noch ein düsterer Zukunfts-Ausblick durch die Frau. Also entweder dampft man das konsequent ein, streicht die wörtliche Rede raus oder kürzt das Gespräch deutlich ab.

Denn hier wird mir die Geduld des Lesers etwas überstrapaziert. Ich erhalte keine Exposition - kann also mit allem, was hier von sich gegeben wird, kaum was anfangen. Es bleibt nichtmal ein Name hängen, das einzige, was später wieder aufgegriffen wird, scheint der Sturm zu sein. Das hier ist zu viel des Guten, ganz eindeutig. Eine Beschreibung der Situation, wie in einem Standbild - der schwarze Sturm, die Gruppe im Haus, das verliebte Pärchen - das in einem Drittel der Länge mit dem Stil, den du auch im weiteren Verlauf an den Tag legst, und das ist catchy. In der jetzigen Form allerdings... hätte ich das Buch ehrlich gesagt nicht weitergelesen. Schade, denn alles danach ist deutlich besser.

Das Ritual und die Verabschiedung der Familie ist nämlich deutlich besser be- aber auch geschrieben. Auch hier wird der Leser ohne viel Exposition in eine Situation geworfen - doch diese kommt nicht aus dem Nichts. In der Handlung finden sich Erinnerungen von Elaine, gut und sinnvoll eingestreut - die sie sich selbst vor Augen hält, um sich zur Durchführung des Rituals zu motivieren. Hier wird auf Gefühle eingegangen, hier wird fleißig beschrieben, hier hat der Leser zwar immer noch nicht viel Plan, was eigentlich abgeht - aber die Grundsituation versteht er. Das ist immerhin schon mal mehr als beim Prolog.

In den weiteren Kapiteln festigt sich dieser Eindruck dann - man erfährt immer wieder ein bisschen mehr über Merdit (und die anderen Welten), die Exposition wird aber gut über Konversationen u.Ä. eingebaut, wirkt homogen und so kommt es dann dazu, dass der Leser bei den letzten beiden bisherigen Kapiteln wirklich mitfiebern kann, da er hier bereits weit genug mit der Geschichte vertraut ist, um zu raffen, was da gerade passiert.

Auch hier gibts noch keine große Handlung, die sich bisher entfaltet hat, es sind ja quasi nur sechs wirkliche Teile, daher kann ich auch hier nur das bewerten was da ist. Und was ich wirklich, wirklich lobend hervorheben muss, ist die Welt. Merdit wird einem nicht als die zauberhafte Welt verkauft, die ich erwartet habe. Sie ist keine mystische Fantasy-Welt, sie wirkt eher wie ein anderer Kontinent. Denn Elaine hat eine Menge über Merdit gelesen. Sie ist zu einem gewissen Grad auf einiges vorbereitet. Wenn die Erben also im Verlauf der Reise einige Laufpflanzen passieren - Blumen, die halt laufen können, dann ist das nichts, was sie aus dem Sattel fegt - sie hat schon darüber gelesen. Sie hat schon davon gehört. Wenn ich immer und immer wieder von Schlangen lese - und irgendwann im erwarteten Habitat (vermutlich Australien) eine sehe - werde ich dann überrascht sein? Nein. Neugierig, aber nicht überrascht.

Das ist etwas, was sich relativ konsequent durch die wenigen existenten Teile zieht. Und das kommt wirklich gut rüber - es ist nur logisch, dass man sich mit der Welt, der man die Schuld an allem gibt, ausführlich beschäftigt, bevor man dorthin geht. Elaine weiß schon ein bisschen, allerdings lange nicht genug, um als allwissende Mary Sue in der Welt aufzutreten. Mal wirklich angenehm.

Zudem scheint die Welt auch Fleisch zu besitzen - im Schloss, wo die Erben rasten, wird von einem alten König erzählt, verbotener schwarzer Magie und Flüchen sowie Göttern, als sie zu den Heiden reisen, erzählen sie sich von anderen Orten mit eigener Vergangenheit und eigener Geschichte - du wirfst deinen Lesern einige ziemlich appetitliche Stücke voller Worldbuilding hin, was schön zum Genre passt.

Dem gegenüber stellen sich allerdings einige Fragen und Plotholes zu der ganzen Chose aus Kapitel 1 - manche werden bestimmt beantwortet, für andere kann ich mir kaum eine plausible Erklärung vorstellen.

Warum muss Elaine beim Losschicken 17 sein? Warum nimmt man da ein pubertäres Mädchen und keine ausgewachsene, erfahrene Frau? Warum ausgerechnet Elaine? Wer bestimmt die Auserwählten? Woher hat man die Bücher, in denen man über Merdit lesen kann, wenn von dort scheinbar nie jemand zurückkehrt? Woher weiß man überhaupt von der Existenz diverser Welten? Warum erwähnt Elaine das noch im ersten Kapitel, fragt aber später ganz erstaunt nach, als von anderen Welten die Rede ist - hat sie das auf einmal vergessen? Woher wissen die Merdit...ianer (?) von anderen Welten? Wie zur Hölle kam man auf der Erde überhaupt darauf, ein Ritual zum Transport für andere Welten auszurichten? Warum ist das Ritual lateinisch, wäre da eine NICHT tote Sprache sinnvoller? Seit wann werden eigentlich Rituale gemacht? Warum jedes Jahr?  Warum nicht mehrere auf einmal, damit man da nicht alleine aufkreuzt - was halt immer ne scheiß Ausgangslage ist? Warum nicht gleich ne Armee, wenns eh nur um die Zerstörung der Welt mit den sieben Schlüsseln geht?

Kommen wir zu den Charakteren:

Das Konzept der 24 (bzw. ohne Elaine 23) Erben aus dem Klappentext wird nicht so richtig erklärt. Sie werden einmal wirklich als "Superagenten" bezeichnet. Danke dafür. Das wars dann erstmal mit der Immersion.

SUPERAGENTEN.

Dieses Wort möchte im Übrigen nicht mehr lesen, außer in einem nicht ernsten Kontext.

Es sind halt zufällig alles junge Männer und Frauen - scheinbar eher Männer - mit vielen verschiedenen Haarfarben, die die Welt retten wollen. So oder so ähnlich kommts rüber. Nach sechs Kapiteln hat man ein paar Namen im Kopf - Nivo, Chancy, Blade. Der Rest bleibt bisher sehr blass. Und auch diese drei speichert man sich bisher als Stereotypen ab: Nivo - der ruhige Anführer, Chancy, die extrovertierte, die eigentlich gar nicht dabei sein sollte und Blade, die unsere Protagonistin jetzt schon hasst. Das ist... in Ordnung, zumal andere Charaktere immer wieder auftauchen, aber ohne sich aufzuzwängen. Man wird nicht bestraft, nur weil man mal keinen Namen im Kopf hat.

Und da wären wir auch beim größten Problem, dass ich handlungsmäßig habe: Warum zum Fick nehmen die Erben - eine mächtige Truppe voller superwichtiger Charaktere in der Welt einfach so völlig random eine Unbekannte mit, bei der sie nach kurzer Zeit feststellen, dass sie auch noch bei der Frage ihrer Herkunft gelogen hat und bezeichnen sie dann auch als Erbin.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Autorin dafür ne Erklärung parat hat - aber nö. Das kommt in dem Moment (und den anschließenden Kapiteln) extrem unglaubwürdig rüber und wirkt heftigst konstruiert. Generell das ganze Vertrauen, was Elaine entgegengebracht wird - das kommt aus dem Nichts. Zumal die Gruppe, als Elaine bei denen ist, auch ÜBERHAUPT nicht wie eine Gruppe wirkt, die völlig Außenstehende einfach mal so mitnimmt.

Im Buch wird der ominöse schwarze Sturm und der Fluch der weißen Rose als Grund genannt, warum die hinne machen müssen. Aber warum nehmen sie sie dann einfach auf diese Reise mit? Warum hinterfragt niemand ihre ach so obskure Herkunft? Ist jemand, den du nicht kennst, nicht einschätzen kannst, der die Welt kaum kennt und von dem du nichtmal weiß, ob er ein Erbe ist, wirklich ein Gewinn in dem Moment? Es ist megadumm von den Erben, dass sie Elaine mitnehmen. Es zeigt sich mehrfach, dass sie eigentlich nur ein Hindernis ist und es wird sogar wiederholt aufgegriffen, dass sie nicht mitkommen sollte - aber sie kommt trotzdem mit und das ohne triftigen Grund! Das hätte man wirklich besser ausarbeiten sollen - in der jetzigen Form wirken die Erben einfach nur hochgradig inkompetent.

Dann zu Elaine - sie ist unsere Protagonistin, aus ihrer Sicht entdecken wir die Welt, mit ihr erleben wir die Geschichte. Und Elaine ist ein dicker Pluspunkt in der Handlung. Ihr Wissen über die Welt wird nachvollziehbar transportiert, sie ist ständig hin- und hergerissen zwischen dem Auftrag der Zerstörung von Merdits und den Erben, denen sie ja eigentlich nur folgt, um Hilfe vom Gelehrten zu erhalten. Das alles wird auch immer wieder aufgegriffen und der Leser wird regelmäßig daran erinnert, ohne dass es störend oder nervig wirkt. Elaines Gedanken sind meistens ziemlich nachvollziehbar.

Sie denkt an ihre Familie, sorgt sich um die Aufnahme innerhalb der Erben und vor allem: Lebt ständig mit der Angst, dass einer der Erben den eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit auf Merdit erfährt. Das wirkt wie ne Kleinigkeit, aber das hätten viele Autoren verkackt - denn das ist wirklich ein enorm wichtiger Punkt, der viel zur Atmosphäre beiträgt und die Charaktere authentisch macht.

Eine Sache habe ich aber auch hier - als sie den Erben begegnet, steigen die drei Hauptmänner von den Pferden und befragen sie. In der Situation denkt sie, dass sie mit den dreien leicht fertig werden könnte (im Kampf)... Da kommt der Ansatz einer Mary Sue durch. Mit 17 Jahren bist du nicht so überconfident, schon gar nicht gegen Ältere. Und dass sie so arrogant ist, wirkt bei ihr auch echt unglaubwürdig. Also das am besten einfach streichen, das kommt schon seltsam rüber - habe ich schon mehrfach erklärt, aber gerne nochmal: Es braucht eine gewaltige Portion Selbstüberschätzung und Narzissmus, bevor man in dem Alter glaubt, ein 1vs3 gewinnen zu können. Ist eine ziemlich dumme Idee und eine verdammt schlechte Ausgangssituation. Selbst als S-Tier Kämpfer der ersten Güte sollte man sonen Kampf nach Möglichkeit vermeiden.

Und Elaine ist etwas zu wenig neugierig auf die Welt und die eigentliche Mission - sie erfragt alles immer erst relativ spät (teilweise gar nicht) oder wartet, bis andere Charaktere so nett sind und sie ungefragt aufklären. Insgesamt ist Elaine aber solide und glaubwürdig geschrieben, bleibt konsequent und verhält sich meistens auch ihrem Alter entsprechend.

Das Pacing ist eine Sache, die dein Buch meiner Meinung nach wirklich hervorstechen lässt - und zwar ist das unheimlich atmosphärisch (s. Stil) und mit vielen Details geschrieben, die eigentliche Handlung schreitet aber recht schnell voran, da nur Schlüsselmomente mit dieser Intensität beschrieben werden. Das sieht man nicht oft, ist aber tatsächlich ganz angenehm zu lesen. Du verhinderst Längen, gibst dem Leser durch die ausführlichen Beschreibungen aber dennoch die Möglichkeit, sich an einem Ort mal kurz hinzusetzen und die Geschichte in Ruhe zu beobachten. Das ist der klare Vorteil dieses Stils und daher ist in jedem Kapitel auch ein Moment der Gefahr, von Anspannung, von einem Höhepunkt zu bemerken. Nachteil ist allerdings, dass sich das überstrapazieren kann, dass Gefahren nicht gut genug aufgebaut werden und daher an Wirkung verlieren UND vor allem: Dass die Charaktere und evtl. sogar die Welt zu kurz kommen. Die Welt kommt bei dir auch etwas kurz, aber das mit den Charakteren hast du schön gelöst:

Wir erleben Elaines Reise aus ihrer Sicht. Sie lernt die Erben kennen und reist mit denen durch das Land. Wir entdecken die Welt, aber auch die Erben MIT ihr. Sobald du einen Zeitsprung machst, lässt sie die Entwicklung der Charaktere revue passieren, sodass der Leser wieder auf einem Stand mit ihr ist. Sie gibt kurz wieder, was passiert ist, aber ohne, dass es aufgesetzt ist. Die "Quasi"-Exposition lässt man geschickt einfließen und umgeht somit das Problem der mangelnden Charakterkenntnis.

Denn die Gefahr ist bei sowas, dass der Prota die anderen voll gut kennen müsste, wenn er tagelang mit denen rumreist - wenn das aber nie erwähnt oder explizit gezeigt wird, weiß der Leser nichts davon. Und da der Autor es nicht geschrieben hat, vergessen das auch viele einfach so und der Protagonist hat genau nichts von den anderen Charakteren auf der Reise gelernt - was schlicht unlogisch ist - es sei denn, er nimmt die anderen überhaupt nicht wahr und mit ihm wird nicht interagiert. Aber das wird schwer zu verargumentieren.

Wie dem auch sei, hier ist das schön gelöst.

Das Pacing zeichnet sich natürlich besonders dann aus, wenn es zur Action kommt. Gibt bisher erst eine Szene - die mit den Steinwächtern - die ist dafür rundum solide. Einfach gut geschrieben. Wirklich. Habe ich praktisch nichts dran auszusetzen. Authentisch, logisch, spannend, mit schönem Außen- und Innenblick und sie geht auch über eine vernünftige Länge. Das Ende mit der Schuldzuweisung an Elaine ist ganz okay - es lenkt dann allerdings doch etwas davon ab, warum die Steinwächter wieder... versteinert waren. Wird nicht erklärt und das ist dann doch recht unbefriedigend. Ansonsten aber wirklich gut, auch der Einbezug der anderen nicht-visuellen Sinne. Ehrliches Lob an der Stelle.

Was ich von der Geistererscheinung oder dem Foreshadowing des Gelehrten halten soll... oder Elaines Traum - da fällt es mir schwer, hier jetzt was zu sagen. Die beiden Gespräche mit den scheinbar allwissenden Wesen wirkten auf mich etwas zu sehr nach "Erklärbär"-Momenten, denn die rücken da etwas zu simpel mit sehr vielen Infos raus. Gerade der Gelehrte wirkt inkonsequent.

Was ich aber sagen muss, dass die Autorin den Spannungsaufbau wirklich beherrschst. Sowohl die Steinwächter als auch die geisterhaften Erscheinungen werden vernünftig angeteasert und es entsteht wirklich eine Form von Suspense, die die wenigsten hier auf Wattpad vernünftig hinbekommen. Es wird da sehr gut mit atmosphärischen Stilmitteln gespielt, ohne es in Klischeefeuerwerke ausarten zu lassen. Auch wenn es mit den Cliffhangern teilweise ein wenig übertrieben wird. Und irgendwie scheint jeder da "eiskalte Hände" zu haben. Das nutzt sich irrsinnig schnell ab.

Insgesamt hat die Handlung zwar einige Plotholes, die Erben sind scheinbar wirklich naiv, die Welt wird ein bisschen zu selbstverständlich aufgenommen und nicht jede Expositition ist gut verpackt - aber Elaine, das gute und spaßige Pacing sowie die interessante Prämisse, dass Elaine sich mit den Leuten verbündet, deren Untergang sie eigentlich notgedrungen herbeiführen muss, retten da einiges. Die damit einhergehende Konsequenz zieht sich durch das ganze Buch, was positiv auffällt.

3 Punkte


Konzept:

Joa. Das Konzept ist ein bisschen verwirrend - in Merdit wirkt alles wie klassische High-Fantasy mit Magie, Fantasy-Wesen, Dämonen, Königreichen etc. Dann aber haben wir die Erde (Elaine kommt aus Lübeck) mit anscheinend aktueller Technologie. Denn sie trägt Sneaker und ein Crop Top. Erstmal möchte ich, dass es apprecciated wird, dass ich das als MANN (!!!) nicht googlen musste, zum anderen ist das nicht gerade mittelalterlich. Und die Wortwahl ebenfalls nicht. Das geht aber nicht nur Elaine so, sondern auch den Erben - wir erinnern uns an die Superagenten.

Ist das jetzt Urban Fantasy oder High Fantasy? In welchem Jahr spielt das? Hat Merdit eine andere Zeitrechnung? Warum kann Elaine eigentlich reiten - und das scheinbar ohne Probleme?

Das Konzept ist etwas verwirrend, aber bisher hat man auch kaum Anstalten gemacht, das irgendwie aufzuklären. Ist das niemandem aufgefallen?

Naja, bis auf diesen Punkt lobe ich mir die Kreativität der Welt und das bereits schon angesprochene Fleisch. Dieses Niveau genau so halten und dann läuft nix schief. Und wie bei Handlung angesprochen, das Konzept der ethischen Frage "Darf ich eine andere Welt auslöschen, um meine zu retten?" - was später allerdings etwas verwässert wird, ist durchaus interessant.

Allgemein wird die Welt authentisch dargestellt - weder besonders düster, noch fröhlich oder mit besonders dunkler Vergangenheit. Es wirkt einfach wie eine Welt - sie bietet von allem etwas. Das ist prinzipiell gut.

Die Erzählweise ist (abgesehen vom Prolog) ausschließlich durch Elaine. Personal. Ist altbekannt, aber hat sich natürlich auch einfach bewährt. Der Leser verliert somit den Bezug zur Erde nicht und hat eine Bezugsperson. Gut umgesetzt, habe hier nichts auszusetzen.

Einsatz von Medien... joa, es gibt Bilder am Anfang jedes Kapitels. Das ist aber in Ordnung, es sind immer nur passende Stimmungsbilder, die das Ambiente ein bisschen einfangen. Da es trotzdem ausführlich beschrieben wird, hab ich da nichts zu meckern. Außer vielleicht bei Kapitel 5, da hier eigentlich Steinhände mit Speer hinmüssten und keine metallenen Nazgul-Handschuhe mit entsprechender Klinge. Zumal es immer etwas rausreißt, wenn man Bilder aus einem bekannten Film entdeckt.

Dann gibt es ein Besetzungskapitel... mit Sprüchen und Bildern von Promis zu jedem einzelnen Charakter. Es gibt dafür die Funktion der Besetzung. Ein extra Kapitel dafür ist überflüssig und kommt bei mir überhaupt nicht gut an. Sowas kann man sich halt wirklich klemmen - zumal gerade du das mit deinen ausufernden Beschreibungen mal überhaupt nicht nötig hattest!

Joa... zum Prolog habe ich denke ich schon alles gesagt - von dem bin ich nach wie vor nicht sonderlich angetan. Hätte man vielleicht sogar ganz streichen können, sowas irrsinnig Wichtiges kommt da meiner Meinung nach eigentlich nicht vor.

Insgesamt durch die Besetzung nur 0 Punkte, wenn man aber das Zeitproblem besser rausarbeitet, sieht das schon deutlich besser aus.

0 Punkte


Stil:

Ich fasse mich ausnahmsweise mal kurz und nehme hier exemplarisch einen der ersten Sätze aus dem ersten Kapitel:

Das schwarze Kleid der Frau bedeckte ihre Arme und reichte bis zum Boden, wo es die moosbedeckte Erde küsste und bei jeder Bewegung die bunten Blätter aufwirbelte.

Dieser Stil mit diesen Details, diesen bildhaften Beschreibungen, gelegentlicher Metaphorik, angepasst auf das aktuelle Pacing der jeweiligen Situation, zieht sich durch das ganze Buch. Das ist eigentlich ziemlich gut, aber leider übertreibt man es an einigen Stellen ein bisschen.

Dann wird teilweise zu viel in optische Reize hineininterpretiert und hineinbeschrieben, teilweise entstehen wirklich lange Schachtelsätze, Wortwiederholungen sind gelegentlich auch mit von der Partie und Vergleiche sind auch nicht immer on point.

Und dann gibt es Totalaussetzer wie "fettes Buch", "nachdrucksvoll" oder "ihr Körper küsste schmerzhaft den Boden".

Und dann wird einmal etwas mit "wie die Titanic" verglichen, was meine Kritik am Konzept nur noch bestärkt.

Insgesamt aber ziemlich solide, die Fehler verhindern leider die volle Punktzahl.

Für wen das Lob aus dem Nichts kommt, dem empfehle ich, folgenden Abschnitt mal zu lesen:

Kalter Wind fuhr ihr durch die Haare und liebkoste ihre Haut, als wäre sie nur eine Puppe, ein Spielzeug der Natur. Gänsehaut kroch über ihre Arme und schlich sich von dort aus über ihren gesamten Körper. Hier draußen war es still und mit jedem Schritt wurde es stiller. Auch die anderen Gespräche waren verstummt; schweigend ritten sie hintereinander, umhüllt von einer bedrückenden Stimmung. Nicht einmal Chancey redete, sondern starrte nur auf die endlosen Weiten der sich im Wind biegenden Halme, die wie ein Pfeilregen aus der Erde stachen und alles unter sich begruben.

1 Punkt


Unterteilung:

Die Kapitel sind alle ähnlich lang, knappe 20 Minuten Lesezeit überall. Recht lang, aber noch ertragbar. Zumal die Einteilung sinnvoll ist. Es gibt solide Kapitelnamen, zusätzlich sind diese sauber durchnummeriert.

Es bleiben allerdings noch Smileys bei den Kapitelnamen, nämlich wieder die beiden Kronen. Darüber seh ich einfach mal hinweg, weil es durchgängig als quasi Stilmittel benutzt wurde. Dafür Punkte abzuziehen halte ich dann allerdings für kleinkariert.

Und Lob an dieser Stelle für das Vorwort. Wirklich nett geschrieben, stimmt einen ein bisschen ein und wirkt sympathisch - gerade auf Wattpad ein nicht zu unterschätzender Faktor - gut, dass ich als Kritiker immer so bescheiden und demütig auftrete.

Einen Kritikpunkt habe ich dann doch noch. Nach jedem Kapitel kommt eine Bemerkung der Autorin, die zu Kommentaren anregen will. Das gabs hier auch schon in penetranter, aber besser macht es das auch nicht.

Du hast sogar ein schönes Vorwort, reicht das nicht? Sonst kannst du auch über die Kommentare oder dein Board mit deinen Lesern interagieren aber dieses ständige Unterbrechen des Leseflusses ist einfach zum 🤮

-1 Punkt


Rechtschreibung & Grammatik

Rechtschreibung und Grammatik sind insgesamt ziemlich gut. Nur vereinzelte Rechtschreibfehler, meistens wohl eher Flüchtigkeitsfehler, aber wirklich nur sehr selten. Mal werden Buchstaben vergessen, mal sind Dreher drin, mal fehlt ein Komma, aber das alles eher selten. Nur einmal wird aus Versehen im Tempus gewechselt (von Präteritum zu Präsens), von daher kann ich hier kaum was abziehen.

Saubere Interpunktion, saubere wörtliche Rede, die allermeisten Kommas sind korrekt, es wird sogar mal ein Semikolon korrekt benutzt, dass ich das mal erlebe!

Wenn jedes Buch in sonem Zustand wäre, hätten wir deutlich mehr Kritiker auf dieser Plattform.

Ich hab kaum was zu nörgeln.

-0,5 Punkte


Insgesamt sind wir damit bei:

Titel: 0,5 Punkte

Cover: 0 Punkte

Klappentext: -1 Punkt

Handlung: 3 Punkte

Konzept: 0 Punkte

Stil: 1 Punkt

Unterteilung: -1 Punkte

Rechtschreibung & Grammatik: -0,5 Punkte

Gesamt: 2 Punkte


Fazit:

Klingt wieder mal nach ziemlich wenig. Aber tatsächlich war ich positiv überrascht von dem Buch. Ich hatte ehrlich gesagt nicht viel erwartet. Der gute Stil, die einheitliche Erzählweise und das tolle Pacing haben jede Menge rausgeholt und ich bin mir sicher, mit einer Überarbeitung, was das Konzept, Präsentation und ein paar inhaltliche Schwächen angeht, sieht dein Buch echt verdammt gut aus!

Du hast da ja schon ne Weile nichts mehr hochgeladen - aber du hast auf jeden Fall viel Skill, um auch ne andere (vielleicht sogar bessere) Geschichte vernünftig zu exekutieren - ich wünsche dir noch viel Erfolg - für dich sogar extra mit einem Smiley, einen den ich sogar wirklich benutze:

:)

So und damit kommen wir am 01.04.2020 zur Kritik von Phil100001 "Unsere gestohlene Stadt"! Euch einen schönen März - vielleicht zeigt sich ja bald mal der Frühling. Ich finde Winter ja💩.



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