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»Hassu Bock su tansen?« Ein Mädchen von vielleicht gerade einmal siebzehn Jahren drängte sich zwischen euch - selbstverständlich kehrte sie dir ihren Rücken - und unterbrach so das Gespräch, dass Fen und du nun schon seit einer Weile führten. Dass ihr Alkoholpegel dabei noch deutlich höher war als der deine, war geradezu erstaunlich.
Über ihren Kopf hinweg mustertest du den anderen Mann. Eigentlich erwartest du fast, dass der Dunkelhaarige eines dieser unwiderstehlichen Lächeln aufsetzte, unverschämt elegant nach ihrer kleinen Hand griff und sie auf die Tanzfläche zog. Denn das Mädchen war ausgesprochen hübsch - soweit du das mit deinen Vorlieben betiteln konntest. Andere Männer hatten sich nach ihr sicher die Finger geleckt: die schlichte Kleidung schmiegte sich eng an ihren Körper und schmeichelte jede ihrer femininen Kurven. Schlank reckte die Kleine sich Fen entgegen und strich eine der dicken, blonden Locken hinter ihre schmale Schulter, während sie sich mit einer Hand an den Tresen krallte, um nicht umzukippen. »Komm schon.« Die Worte waren schwammig.
Als das Mädchen jedoch Anstalten machte, ihre mit langen Gelnägeln gespickten Fingerspitzen auf seine marmorgleiche Brust legen zu wollen, reagierte Fen endlich. In einer raschen Bewegung ergriff er ihre Hand und schob sie bestimmt beiseite. »Warum suchst du dir nicht jemanden weniger Hübschen in deiner Liga?« fragte er so leise, dass die Musik seine Silben fast mitrissen, und blickte die Blondine eindringlich mit seinen roten Augen an. »Der da drüben sieht doch gut aus. Naja, wie man es sieht.« Wahllos wies er in die Menge.
Einen Moment reagierte sie nicht, sondern blieb wie angewurzelt stehen; wenn man das in ihren Zustand als solches bezeichnen konnte; doch dann wand sich die Dunkelhaarige ab. Wortlos entzog sie ihre Finger Fens schmalen wie kräftigen Hand und mischte sich stumm zwischen die Leute.
»Magst ... du nicht tanzen?«, erkundigtest du doch vorsichtig, da du mit einer anderen Reaktion seinerseits gerechnet hattest. Seine Arroganz ignoriertest du geflissentlich.
Fen legte den Kopf leicht schief. »Selbstverständlich würde ich gern tanzen«, widersprach er. »Aber du hast nicht den Eindruck erweckt, im Moment Freude daran finden zu können. Allerdings würde ich gern weiter Zeit mit dir verbringen. Und da die Bar für dich okay zu sein schien, habe ich mich zu dir gesetzt.«
Du konntest ihn nur anstarren. Zu keinem Wort warst du fähig. Allein dein Mund klappte auf und zu - wie bei einem Fisch, der an Land lag und nach Wasser japste. Dein Anblick jedoch schien Fen zu amüsieren: wieder schlich sich dieses verschmitzte Grinsen auf seine Lippen und und kleine Lachfältchen umspielten seine von langen Wimpern umrahmten Augen.
Als er allerdings die Hand hob um dir eine deiner dunklen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, die dir über die Stirn gefallen war, erwachte mit einem Schlag das Misstrauen in dir. Kreischend malten die Stimmen Bilder, in denen Fen dich jeden Moment für deine Sexualität auslachen und erniedrigen würde. Den Schmerz seiner Schläge und Tritte konntest du deutlich spüren, obwohl er noch immer vor dir saß und so verführerisch grinste. Nicht erst einmal hattest du genau das erlebt. Ein süßer Typ kam auf dich zu, ihr unterhieltet euch super und es endete damit, dass er dich auf dem Heimweg in eine dunkle Gasse zerrte und windelweich prügelte. Die erniedrigenden Beleidigungen waren teilweise noch viel schlimmer gewesen.
Vitus war eine der Ausnahmen gewesen. Doch auch er hatte das Weite gesucht; die Demütigung hatte ja sogleich jemand Anderes für ihn übernommen. Und das nicht zu gering.
Instinktiv zucktest du also zurück, getrieben durch die dunklen Fänge des Misstrauens.
»Hey, was hast du?« Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und eine ernste, ja, geradezu besorgte Miene nahm seinen Platz ein.
Du senktest den Kopf. »Nichts«, logst du, dankbar, dass der Fisch wieder zurück ins Wasser getreten worden war und Silben über deine Lippen kamen.
»Für ›Nichts‹ hat sich deine Stimmung aber gerade erschreckend schnell geändert«, stellte der junge Mann fest. Sanft legten sich seine kühlen Finger unter dein Kinn. »Schau mich an, Kleiner.«
Eure Blicke trafen sich. »Ich bin nicht klein«, rutschte es dir trotzig raus. Die spürbare Hitze deines Gesichtes, welche dir von einer tomatenroten Färbung berichtete, ließ nicht sonderlich lange auf sich warten.
Fen lachte leise. »Kleiner als ich allemal.«
Wieder erwachte das Prickeln in deinem Bauch, die die Klauen des Misstrauen dämpften ihre Erscheinung und nur ein stumpfen Zucken deiner Mundwinkel war die Folge.
Gerade, als der Mann erneut zu garantiert ermutigenden Worten ansetzte, rempelte den Kerl neben dir jemand an und schubste diesen so halb über die Bar. Dein fast leeres Glas schlitterte dabei über die Bar - du sahst es schon hinunterfallen und am Boden zerschellen. Und egal, wie gewöhnungsbedürftig der Inhalt war, Alkohol sollte nicht sinnlos vergossen werden. Ohne nachzudenken versuchtest du also, nach dem Glas zu Greifen.
Mit rechts.
Du verdammter Idiot.
Nur um nur Wimpernschläge später fluchend zusammenzucktest.»Fuck!« Zischend umklammertest du deine rechte Seite und versuchtest, ja keinen Muskel dieser Körperhälfte zu rühren.
Fen jedoch erwischte das nun schon fallende Glas mühelos im Flug und stellte es wieder auf die Bar - ohne, dass auch nur ein kostbarer Tropfen verschenkt wurde. »Was hälst du davon, wenn wir von hier verschwinden? Ich kenne einen wunderschönen Ort, wo man die Polarlichter fantastisch beobachten kann.«
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