Thistlewit

Kapitel 22


„Das ist übrigens Allys und Alex Lieblingsfach", riss mich Sam aus meinem Betrachten. Er stand vor dem Gewächshaus und hielt den silbernen Griff in seiner Hand. Wann war er dort hin gegangen?
„Welches?", fragte ich aus dem Konzept gebracht und joggte zu ihm an die Tür.
„Heilkunde", erklärte er schmunzelnd und machte mit Schwung die Glastür auf.
„Achso", murmelte ich und ging hinter ihm durch die Tür. Neugierig schaute ich mich nun um. Zwischen Erde, Tischen und Töpfen entdeckte ich Phobe alleine in einer Ecke stehen. Sie nestelte konzentriert an einer Pflanze herum und beachtete uns gar nicht. Was man von den Mädchen ganz hinten in der Ecke nicht sagen konnte. Wie hungrige Hyänen gafften sie meinen Freund an, der das gar nicht bemerkte. Wut machte sich in mir breit.
Fehlt nur noch das Sabber aus ihren Mundwinkeln raus läuft, dachte ich grimmig. Am liebsten hätte ich Sam an mich gezogen, um den anderen zu zeigen, dass er mir gehörte, aber leider ging das ja nicht.

„Hi Sam", kam einer der Mädchen auf uns zugelaufen. "Willst du mit uns eine Gruppe bilden? Shia ist heute leider krank und wir brauchen deshalb jemanden, der uns zur Hand geht." Finster starrte ich sie an. Sie sollte bloß verschwinden!
„Ich habe schon eine Gruppe. Tut mir leid", lächelte er zerknirscht. In Gedanken grinste ich schadenfreudig über ihr enttäuschtes Gesicht.
„Echt? Mit wem denn?", fragte sie nun neugierig.
„Mit ihr", zeigte er lächelnd auf mich. Verblüfft schaute ich zu ihm hoch. Seit wann war ich seine Gruppenpartnerin? Ein glückliches Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Besser konnte es für mich nicht laufen!
„Echt jetzt? Mit diesem Köter?", fragte sie schnippisch und musterte mich abfällig von der Seite. Empört sah ich sie an. Wer war denn hier der Köter?
Bevor ich mich jedoch verteidigen konnte, fragte Sam mit zusammen gezogenen Augenbrauen verärgert „Meinst du etwa dich mit Köter?" Krampfhaft musste ich mir ein auf Lacher verkneifen. Stattdessen grinste ich nur und wartete die Reaktion von ihr ab.
Sie schnaubte empört und zeigte auf sich. „Ich bin doch kein Köter! Ich bin eher eine Göttin", warf sie sich schwungvoll die Haare nach hinten und reckte ihr Kinn in die Höhe. Belustigt schnaubte ich.
„Wohl eher eine Göttin im blöd sein", flüsterte ich leise zu mir selber. Anscheinend hatte es Sam gehört, da er unterdrückt kicherte und bescheuert grinste. Unauffällig boxte ich ihm warnend in die Seite. Ich hatte keine Lust ein Zickenkrieg ausbrechen zu lassen. Vor allem nicht wegen so einem Kinderkram!
Die Zicke blickte zu mir und fragte „Wer bist du denn eigentlich?"
„Layla Smar", antwortete ich lächelnd.
„Und woher kommst du?", sah sie mich herablassend an.
„Von der Erde!", antwortete ich misstrauisch. Das auf Blitzen in ihren Augen ließ mich argwöhnisch meine Augen ein wenig zusammen kneifen.
„Ein Erdling also. Was hast du für ein Stamm?", grinste sie mich provozierend an. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Was für ein Stamm?
„Sie fragt, wer deine Eltern sind und welche Verwandten du hier hast", ertönte Monas Stimme plötzlich in meinem Kopf.
Schnell sagte ich danke zu ihr und erwiderte verwirrt „Meine Mutter ist Melody, meine Oma ist Yuna und mein Vater sowie mein Bruder ein Mensch. Warum willst du das denn wissen?" Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich sie an. Kurz entglitten ihre stolzen Gesichtszüge, bevor sie sich wieder fing und eine verärgerte Maske aufsetzte.
„Das sag ich dir nicht", sagte sie zickig und drehte sich dramatisch um. Verwundernd schaute ich ihr hinterher und zuckte ratlos mit den Schultern.
„Na dann... Was lerne ich hier eigentlich", wandte ich mich Sam zu. Dieser schaute mich entgeistert an und schüttelte dann seinen Kopf. „Was?", fragte ich verwirrt.
„In dir stecken echt viele Überraschungen", sprach er lächelnd. Verwirrt kräuselte ich die Stirn und wollte fragen, was er damit meinte, als eine Frau hinter uns das Haus betrat. Wir gingen schnell zur Seite.
Sam beugte sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr „Wir lernen hier Heiltränke zu mixen und Heilmagie an zu wenden... Ach ja und auch alle Arten von giftigen, essbaren sowie Heilpflanzen zu unterscheiden. Also pass gut auf."

Staunend nickte ich und ging der kleinen Frau hinterher. Sie hatte lange, streuner blonde Haare, braune Augen und eine Hornbrille auf der Nase sitzen.
„Halli hallo meine Lieben. Ich bin Frau Grandi, eure Heilkunde Lehrerin. Wir werden hier verschiedene Sorten von Pflanzen kennen lernen und Heilmagie anwenden. Also passt gut auf", hob sie den Zeigefinger hoch und schaute uns alle warnend an. Ihr Blick blieb bei mir hängen. Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen.
„Kenne ich dich irgendwo her?"
Langsam schüttelte ich den Kopf und sagte „Nein. Ich bin neu hier."
Sie nickte, starrte mich noch kurz an und ging dann zu einer Pflanzen. Diese stand links von mir auf einem langen Holz Tisch, der sehr alt und modrig aussah. „Dies hier ist eine Klensorpflanze", sagte sie und drehte den Blumentopf ein wenig mehr zu uns. Überrascht und neugierig drängte ich mich an den anderen Schülern vorbei und betrachtete die Pflanze genauer. „Sie heilt fast alles, ist sehr bekannt und sehr selten. Die Klensorpflanze steht für Reinheit und innerlichen Frieden. Es ist sehr schwer sie zu bekommen oder zu pflücken. Meistens wächst sie auf hohen Bergen, die nicht mal Drachen erreichen können und ist als Strauch auffindbar. Wer kennt sie und hatte schon mal was mit ihr zu tun gehabt? Beziehungsweise hat eine schon mal gesehen?", schaute die Lehrerin fragend in die Runde.
Zögerlich hob ich meine Hand. Erstaunt sahen mich alle an und machten mir Platz, sodass ich zu Frau Grandi gehen konnte. Erfreut lächelte sie mich an und breitete ihre Arme aus. „Na komm her mein Kind. Woher kennst du die Pflanze denn?" Schnell ging ich zu ihr und stellte mich direkt vor den eingetöpferten Strauch.
„Ähm.. Meine Mutter und Oma hat mir von ihr erzählt und naja... so dumm das auch klingt, aber sie wächst auf meiner Krone", lächelte ich sie schüchtern an.
„Oh", entfuhr ihr erstaunt. „Das ist aber faszinierend..." Für Sekunden starrte sie mich an, bis sie sich räusperte, auf den roten Topf zeigte und sagte "Geh mal um sie herum und sag mir, was du siehst." Nickend ließ ich meinen Blick über das Grün wandern.

Die Klensorpflanze sah wie ein normaler Strauch aus, nur das sich an den Stängeln Ranken hoch hievten und feine, kleine Blüten daran zu sehen waren. Diese waren geschlossen und leuchteten nicht wie normalerweise. Verwirrt begutachtete ich sie von allen Seiten. Als ich verwelkte Blüten entdeckte sprach ich zur Lehrerin „Ich glaube die Pflanze ist krank." Verwirrt schaute sie mich an.
„Das kann gar nicht sein. Sie war gestern noch gesund", sagte sie zweifelnd, marschierte zu mir und sah das verwelkte entsetzt an. „Ach du jemine. Das hatten wir noch nie. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll", fuhr sie sich verzweifelt durch die Haare.
Zögerlich zeigte ich auf und fragte „Darf ich mal gucken?" Frau Grandi nickte und ging einen Schritt zurück. „Mal sehen", murmelte ich. „Wenn sie normalerweise in den Bergen wächst, müsste sie viel Feuchtigkeit und Wasser bekommen. Dazu noch halb im Schatten, weil sie wahrscheinlich in Spalten keimt", nuschelte ich vor mich her und rieb nachdenklich meinen Hinterkopf. „Hm... aber warum blüht sie bei mir immer?" Ich zog die Stirn kraus und testete mit meinem Zeigefinger, ob sie genug Wasser hatte. „Genug Wasser", stellte ich zufrieden fest. Nun schaute ich nach oben zum Dach, dort wo das Licht her kam, und wieder auf die Pflanze. „Im Halbschatten steht sie auch", fuhr ich meine lauten Gedankengänge weiter. Vorsichtig fasste ich an die geschlossenen Blüten.

„Hilf uns. Uns ist so heiß!"

Erschrocken zog ich meine Hand von der Pflanze weg. Scharf zog ich die Luft ein. Schwül, feucht und fasst schon heiß war sie. Zufrieden lächelte ich, hob den Topf, in dem die Pflanzen waren, hoch und stolzierte zur Ausgangstür.
„Was machst du da?", fragte mich meine Lehrerin verwirrt.
„Ich stelle sie raus ins Kühle. Ihnen ist es hier zu heiß!" Mit dem Fuß öffnete ich die Tür und stellte den Topf in den Schnee. Mühsam bückte ich mich zu der Pflanze hinunter und berührte wieder eine geschlossene Blüte.
„Danke", hallten viele Stimmen sanft durch meinen Kopf. Lächelnd trat ich einen Schritt zurück und beobachtete faszinierend, wie sich die Blüten langsam öffneten, anfingen zu leuchten, Gold glitzernde Staubpartikel gen Himmel schwebten und sie leicht hin und her schwenkte.
„Woher hast du das gewusst?", riss mich die kleine Frau aus meiner Faszination.
Leicht lächelnd sagte ich „Das ist mein Geheimnis." Frau Grandi nickte verständlich, sah mich aber auch wissbegierig an. Gleichdarauf zeigte sie uns, wie wir die Blüten richtig abschnitten, damit wir der Pflanze nicht weh taten.
Sie holte eine Heckenschere, setzte diese genau hinter der Blüte an und schnitt sauber durch. „Ihr dürft auf gar keinen Fall den ganzen Stängel oder die Ranke abschneiden. Die Blüten können sonst nicht nach wachsen", zeigte sie auf die entsprechenden Teile.

Die ganzen zwei Stunden hörte ich aufmerksam zu und lernte viele neue Pflanzensorte kennen, wie zum Beispiel die Minstorpflanze; die Entzündungen heilte, die Suriapflanze; die Verbrennungen heilte und zum Schluss die Florinpflanze, welche Vergiftungen behob. Als Hausaufgabe bekamen wir ein kleines Referat auf. Wir sollten uns eine Pflanze von den vieren, die mir im Unterricht durch genommen hatten, aussuchen und die wichtigsten Informationen heraussuchen.

Gerade ging ich mit Sam auf den Schulhof und suchte die anderen, als plötzlich die Direktorin vor mir auftauchte und mir einen Brief in die Hand drückte. Verwirrt schaute ich sie an „Was ist das?" Lächelnd sagte sie, dass dies ein Brief von meiner Mutter sei. Irritiert nickte ich und öffnete den Umschlag.

Hallo Layla,
ich hatte heute Morgen keine Zeit dir zu sagen, dass wir ein großes Familientreffen am TEERZ SEE machen. Um fünfzehn Uhr kommst du bitte an den Eingang des Schlosses. Und wenn du nicht kommst, mein Fräulein, oder nicht pünktlich bist, dann gibts mächtig Ärger. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag.
Liebe Grüße deine Mutter.

Frustriert seufzte ich auf. „Scheiße", zischte ich. Verwirrt schaute mich Sam an.
„Was ist denn? Gibt's ein Problem?" Ich nickte, hielt mir die Stirn, ließ mich auf die Bank fallen, die neben mir stand und drückte Sam den Brief in die Hand. Er las ihn sich durch und setzte sich neben mich. „Und was ist jetzt so schlimm daran?", schaute er mich von der Seite fragend an. Langsam lehnte ich mich zurück und ließ mein Kopf nach hinten fallen.
„Es ist so. Wenn meine Familie zusammen kommt, ist das das schlimmste der Welt. Meine Tante und meine Mutter sind zerstritten und überhaupt gibt es dann das Chaos hoch drei. Ich muss dann viele Wangenkneifer vertragen und werde dort vor Langweile sterben", stöhnte ich genervt auf und warf meine Hände dramatisch in die Luft. Nun drehte ich mich zu Sam um und bettelte ihn an „Bitte Sam. Du musst einfach mit kommen. Ich sterbe dort sonst vor Langweile!" Flehend schaute ich zu ihm hoch.
„Aber Layla. Ich hab da eine Besprechung mit dem Stadtrat", sah er mich entschuldigend an. Ich rutschte mehr an ihn heran und setzte meinen Dackelblick auf.
„Bitte, bitte, bitte du kannst deinem Vater ja sagen, dass du UUNNBEDINGT mitkommen musst. Oder ihr könnt den Termin verschieben."
Zerknirscht blickte Sam in meine Augen und schüttelte den Kopf, während er sagte „Ly. Du weißt ganz genau, dass das nicht geht. Und hör auf mich so anzugucken. Das ist total unfair, wenn du diesen Blick aufsetzt!" Enttäuscht setzte ich mich wieder normal hin.

„Na ihr zwei? Was macht ihr denn hier?", kam es fragend von rechts. Ich drehte meinen Kopf dorthin und sah in Allys braune Augen. Als sie meinen missgelaunten Blick sah, zog sie die Augenbrauen zusammen und schaute Sam verwirrt an.
„Sie hat heute ein Familientreffen", erklärte er ihr. Ally verzog angeekelt das Gesicht und setzte sich neben mich. „Und warum verziehst DU das Gesicht jetzt so?", schaute der Junge neben mir verwirrt meine Freundin an.
Verständnislos blickte sie in seine Augen. „Dein Ernst?", zog sie ungläubig eine Augenbraue hoch. „Ein Familientreffen ist das schlimmste aller Zeiten! Deine Omas und Tanten kommen, kneifen dir fest in die Wange, sodass du danach ein rotes, angeschwollenes Gesicht hast. Dann wird getratscht, gelästert, diskutiert und auch gestritten. Zu allem Überfluss nimmst du drei oder mehr Kilo zu, weil du dir vor Langweile alle Kuchen in den Mund stopfst, die auf dem langen, reichbedeckten Tisch stehen. Und zum Schluss hast du noch alle Lippenstift Reste auf deiner Wange oder woanders kleben, weil sie dich zum Abschied abküssen!.. Achja und dann gibt es bei mir noch meinen nervigen Cousin der mich immer provoziert und ärgert", strudelte sie sich aufgebracht durch die Haare.
„Genau so läuft das bei mir auch ab!", rief ich überrascht. Wir schauten uns gegenseitig an. „Begleitest du mich?"
Ally nickte schnell und meinte „Ich lass dich doch nicht alleine dorthin gehen!"
Glücklich fiel ich ihr in die Arme und flüsterte „Danke", in ihr Ohr.
„Immer gerne", löste sie sich sanft von mir. „Wann gehts los?", wollte sie wissen.
„Um 15:00 Uhr am Eingang des Schlosses!" Sie nickte und sah nachdenklich in die Leere.
Währenddessen überlegte ich mir, was ich anziehe sollte und ob ich Mona sowie Kandor mitnehmen konnte. Da fiel mir ein, dass ich noch das Referat für Heilkunde machen und dafür in eine Bibliothek musste. „Ähm Leute? Gibt es hier eine Bibliothek oder so?", fragte ich in die Runde hinein. Sam nickte und erklärte mir den Weg.

Als ich mir alles notiert hatte, stand ich schnell auf, umarmte die zwei und rief ihnen im Rennen zu „Tschüss, bis in der nächsten Stunde... oder so."

Ich folgte Sams Anweisungen und kam an einer Ebenholzfarbigen Flügeltür an. Vorsichtig machte ich sie auf.
Vor mir erstreckte sich eine große, lange Halle, in der sehr hohe und breite Regale an der Wand sowie im Raum selbst standen. In diesen waren viele Bücher verstaut. Von dick bis dünn, von groß bis klein. Es waren sogar alte Schriftrollen vorhanden. Eine Treppe führte rechts nach oben, in den zweiten Stock. Überall standen Pflanzen herum und verwurzelten sich teilweise mit den Regalen.
Staunend ging ich hinein und schloss die Tür leise hinter mir.
„Kann ich dir helfen?" Erschrocken sah ich zur linken Seite, aus der die ruhige leise Stimme kam.

Ein kleines Mädchen schwebte vor mir und sah mich fragend an. Sie war in etwa so groß, wie eine Cola Flasche und hatte blonde, bis zur Schulter reichende Korkenzieherlocken. Dunkel grüne Musterungen gingen von ihren Augenwinkeln über die Wangenknochen und über den Rücken ihrer Stupsnase. Fasziniert beobachtete ich, wie ihre bleiche, glitzernde Haut in der warmen Sonne schimmerte.

Verwirrt lächelte sie mich an. „Kann ich dir nun helfen oder kommst du alleine zurecht?", fragte sie mich erneut. Langsam nickte ich und kam aus meiner Bewunderung heraus.
„Ähm ja. Ich bräuchte Bücher, über die Klensorpflanze", lächelte ich sie an. Sie nickte und düste davon. Wie hypnotisiert starrte ich ihre durchsichtigen Flügel an, die bei jedem Schlag silberne Glitzer Partikel verloren. Was sie wohl für ein Wesen war?! Kopfschüttelnd setzte ich mich an den großen Holz Tisch, welcher ganz hinten in einer Ecke der Halle stand. Helle Lichter schwebten in gewissen Abständen über den Tischen. „Sind wahrscheinlich die Lampen", murmelte ich überlegend.

Neben mir wurden drei dicke Bücher hingelegt. Nun kam das Mädchen hinter dem Stapel hervor und setzte sich auf diesen. Die hauchdünnen Fäden, welche einen Rock um ihre Hüfte bildeten und er die dunkel grünen Formen auf ihren langen, grazilen Beinen hervorhoben, legten sich wie in Zeitlupe sachte um ihre Beine. „Wenn ich fragen darf. Warum brauchst du die denn?", blickte sie mich neugierig aus ihren grasgrünen Augen an und beugte sich etwas nach vorne, die Hände stützten sich am Rand des Buches ab.
„Ich brauche sie für ein Referat", antwortete ich lächelnd.
„Soll ich dir helfen?" Hibbelig hüpfte sie auf den Büchern herum.
Erfreut nickte ich und stellte mich vor „Ich bin Layla und wer bist du?"
Sie bekam große Augen. „Etwa die Layla Smar. Die die braune, lange Flügel hat?" Verwundert nickte ich. Woher kannte sie mich? Sie klatschte sich die Hände auf die Wangen. „Das ich das mal erleben darf!", kam sie auf mich zu geflogen. „Ich bin so aufgeregt. Man erzählt schon seit Wochen über dich, wie hübsch du doch bist und wie kraftvoll deine Flügel doch sind. Stimmt es das du mit der Königsfamilie befreundet bist?", blickte sie mich aufgeregt aus großen, glänzenden Augen an.
Automatisch wurde ich rot und murmelte verlegen „Ich würde mich nicht als hübsch beschreiben sondern als normal. Das mit den Flügeln stimmt aber. Sie sind braun und sehr hübsch. Befreundet würde ich jetzt nicht sagen, aber ich versteh mich mit den Prinzen einigermaßen gut." Lächelnd fragte ich nun „Und wie heißt du jetzt?"
„Oh Entschuldigung. Wie unhöflich von mir. Ich bin Thistletwit, eine Pflanzenfee. Du kannst mich aber auch einfach Thistle nennen", lächelte sie mich an. Eine Fee. Das hätte ich nicht gedacht. Sie wurden in den Büchern der Menschen nicht exotisch beschrieben, wie sie hier vor mir stand. Nickend griff ich nach dem ersten Buch.
„Was musst du denn suchen?", fragte sie und kam zu mir geflogen. Sachte ließ sie sich auf den Tisch sinken und stand, mit den Händen hinter dem Rücken, vor mir. Lächelnd sah sie zu mir hoch und wartete geduldig auf meine Antwort. So näher betrachtet, stellte ich entzückt fest, dass der grüne Body, mit Musterungen im offenem Dekolleté, der Halskragen und der Seitenstreifen an ihren Armen keine Kleidung sondern ihre Haut war. Oder doch einfach nur Kleidung, die sich eng an den Körper schmiegte?
Überlegend schaute ich auf das nun aufgeklappte Buch. „Ich muss wissen, wo sie her kommt, was sie braucht zum wachsen, für was sie angewendet wird und wer oder wie man sie entdeckt hat", blätterte ich durch das Buch.

Ich und Thistle saßen noch eine halbe Stunde an den Büchern, bis es zum Unterricht klingelte. Etwas traurig verabschiedete ich mich von ihr.
„Wir sehen uns doch noch, oder?", sah sie mich verunsichert an und schwebte ein paar Meter vor meiner Nase herum.
„Natürlich. Ich komm nach dem Unterricht noch mal zu dir", lächelte ich sie beruhigend an. Erleichtert atmete sie aus und winkte mir zum Schluss. Seufzend machte ich mich auf den Weg nach draußen. Jetzt hatte ich zwei Stunden Fremdsprache und eine Stunde Elmastoria. Was das wohl ist, fragte ich mich. Ratlos zuckte ich mit den Schulter, als mir keine Lösung einfiel.

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