Schicksalhafte Begegnung

Kapitel 1

Hallo, ich bin Layla, siebzehn Jahre alt und in der elften Klasse. Eigentlich dachte ich, ich wäre ein normales Mädchen, das sich über Spliss in den Haaren und splitternde Fingernägel Sorgen macht, aber da habe ich mich wohl geirrt. Es fing alles mit einem ungewollten Umzug und einem schlechten Morgen an.

~ ¤ ~

Der Wecker klingelte. „Layla! Steh auf. Es ist schon nach sieben!", brüllte meine Mutter von unten hoch, da sich mein Zimmer im ersten Stock befand. Schlapp stieg ich aus meinem Bett, das nicht besonders groß war, und holte meine Unterwäsche sowie ein sauberes, weißes, luftiges T-Shirt mit einer Jeans Hotpants aus meinem Wäschekorb, der auf dem Schreibtisch neben meinem Bett stand und ging aus meinem Zimmer. Schnell rannte ich den Flur entlang, ins Bad.
Dort angekommen wollte ich die Tür öffnen, doch sie war zu gesperrt. Genervt hämmerte ich mit der Faust gegen die Tür „Oh man David! Mach sofort die Tür auf! Ich muss in die Schule! Wenn ich zu spät komme, ist es deine Schuld!" Nun schlug ich dreimal mit der flachen Hand an die Tür, bis diese plötzlich ruckartig auf ging.
Mein Bruder David, zwei Köpfe größer als ich, hell grüne Augen, schwarze Haare, volle Lippen, einer schlanken, aber doch noch recht muskulösen Figur, stolzierte mit einem blauen Hemd und einer Jeans aus dem Bad.
„Mann, musst du immer so einen Aufstand machen, wenn ich im Bad bin, Zicke?", fragte er mich mit hochgezogener Augenbraue, betonte dabei das letzte Wort, und lehnte sich provozierend an den Türrahmen.
„Na und? Wenn ich in die Schule muss und du immer so lange brauchst. Und nenne mich gefälligst nicht Zicke, Blödmann!" Ich streckte ihm die Zunge raus und huschte an ihm vorbei ins Bad. Schnell machte ich hinter mir die Tür zu und sperrte ab. Danach kletterte ich unter die Dusche und wusch mir die Haare. Als ich aus der Dusche raus kam, wischte ich mit meiner Hand über den beschlagenen Spiegel, welcher neben der Dusche hing, und betrachtete mich.
Dunkel braunes Haar mit schwarzen, in der Sonne grünlich schimmernden Strähnen. Braun, dunkelgrüne, graue Augen, ein etwas kantiges Gesicht und rosige, volle Lippen. Ich seufzte frustriert auf und sah auf den blauen Teppich unter mir. Eigentlich hatte ich ein hübsches Gesicht, wären da nur nicht die Pickel auf der Stirn!
Gestresst zog ich mich fertig an und stolperte danach die Treppen hinunter, in die Küche. Meine Mutter wartete schon mit meinem Frühstück auf mich. Es bestand aus einem leckeren Sandwich und einem Glas Orangensaft, welches sie mir morgens immer machte. Schnell schlang ich es hinunter.
David stand schon an der Tür, als ich aus der Küche rannte und im Laufen meine blaue Schultasche schnappte. Zusammen machten wir uns auf den Weg zur Schule.

Skeptisch blieb ich vor dem Folterhaus jedes Schülers stehen, während sich David von mir verabschiedete. Mit dem Kopf in den Nacken gelegt, betrachtete ich das Gebäude genauer. Es hatte eine hellgraue Fassade, in regelmäßigen Abständen quadratische Fenster und zwei Glastüren, die als Eingang dienten. Auf dem hell- sowie dunkelgrauen Pflasterboden standen zwei Tischtennisplatten und Holzbänke. Metall Zäune und Hecken grenzten den Schulhof von den Lehrer- und Besucherparkplätzen ab, welche rechts von mir lagen. Zusammengefasst sah sie einfach nur langweilig und ungemütlich aus.
Nachdem ich die Schule von außen betrachtet hatte, spazierte ich entspannt zum Eingang. Kraftvoll drückte ich eine Glastür auf. Im Flur blieb ich kurz stehen und holte einen kleinen Zettel aus meiner Hosentasche. Den hatte mir meine Mutter extra geschrieben, als an dieser Schule Tag der offenen Tür war, da ich nicht so einen gutes Gedächnis hatte. Er war etwas zerknittert, weshalb ich ihn glatt strich. Konzentriert sah ich auf das Blatt Papier.
"Rechts. Dann links. Und dann wieder rechts? Hä?", murmelte ich. Was hatte mir meine Mutter da denn bitte aufgezeichnet? Nach ihrem Plan müsste ich dann ja wieder raus gehen!
Genervt stöhnte ich auf und rieb mir meine Stirn. Warum mussten wir denn auch gerade JETZT umziehen? Klar. Neuer Job und mehr Geld, aber hallo?! Nimmt mal jemand Rücksicht auf mich?! Ich musste meine ganzen Freunde zurück lassen. Na gut! Hier in Berlin, war es gar nicht mal so schlecht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch trotzdem sträubte ich mich immer noch, unseren Umzug, zu akzeptieren. Meinem Bruder machte es anscheinend nichts aus. Als wir nämlich mit dem Auto zu unserer Wohnung fuhren, hatte David erst mal die Mädchen aus der Nachbarschaft abgecheckt und festgestellt, dass sie gut aussahen. Macho halt eben!
Bei der Erinnerung musste ich schmunzeln. Nun sah ich wieder auf den Zettel, den mir meine Mutter mitgegeben hatte und betrachtete die Skizze.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Vielleicht hielt ich den Zettel ja auch falsch herum! Nachdenklich drehte ich ihn. Schmunzelnd stellte ich fest, dass meine Vermutung richtig lag und ging daher weiter. Während ich auf den Plan schaute, bog ich nun um eine Ecke. Schwere Schritte, die auf alten Fliesen gingen, waren laut zu hören. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Person, die nun schnell an mir vorbei ging. Die schnellen Schritte wurden immer langsamer und blieben schlussendlich knapp hinter mir stehen.

"Layufashi", hörte ich ihn ungläubig flüstern. Verwirrt drehte ich mich um. Sein erstaunter Blick wandelte sich schnell in ein ertapptes Gesicht um, als ich ihn ansah.

"Hattest du es mit mir?", fragte ich verunsichert.

"Nein... also ja...", stotterte er, woraufhin ich amüsiert grinste. Kurz herrschte Stille, in der er mich intensiv musterte.

"Aaalles klar", nuschelte ich schief lächelnd. "Ich muss jetzt auch wieder los. Tschüss", winkte ich dem Jungen zu und marschierte den Flur entlang. Das war ja vielleicht mal eine komische Situation! Hoffentlich war der nicht in meiner Klasse!

Noch kurz atmete ich tief ein, als ich vor der Klassentür stand, um dann an das weiße Holz zu klopfen und die Tür auf zu machen. Augenblicklich lag die ganze Aufmerksamkeit der Klasse auf mir. Verwundert drehte sich eine braun haarige Frau zu mir um und ließ ihre Hand sinken, die gerade eben noch Matheformeln an die grüne Tafel geschrieben hatten. Ihr Gesicht hellte sich auf.
„Ah, du musst bestimmt Layla sein! Komm rein", sagte die Lehrerin lächelnd und winkte mich zu sich. Zögerlich ging ich auf sie zu.
„So, also Leute, das ist Layla. Sie ist vor zwei Tagen erst hier her gezogen und wird eure neue Mitschülerin sein", legte mir Frau Kiefer, meine neue Klassenlehrerin, sanft eine Hand auf die Schulter. Viele Schüler fingen an zu tuscheln und beugten sich mit vorgehaltener Hand zu ihrem Sitznachbarn hinüber.
,,Könntest du dich bitte einmal kurz vorstellen?", forderte die Lehrerin leise und lächelte mich aufmunternd an. Sie nahm ihre Hand wieder von meiner Schulter. Ich nickte und machte schon den Mund auf, um etwas zu sagen, als die Tür auf ging. Mein Kopf drehte sich automatisch nach links. Der Junge, von gerade eben, stand zwischen dem Türrahmen und sah mich überrascht an.
„Ach Samuel, komm rein. Hast du alle Blätter kopiert?", fragte die Lehrerin an ihn gerichtet. Er nickte, kam auf sie zu und sah mich von der Seite schweigend an, als er ihr die Blätter reichte. Zufrieden nickte sie, woraufhin Samuel auf seinen Sitzplatz in die vorderste Reihe ging. Neben ihm war noch ein Platz frei. Und es war der letzte freie Stuhl im ganzen Raum.
„Also, könntest du bitte fortfahren Layla?", drehte sie sich wieder zu mir um und lehnte sich gegen ihren Pult. Seufzend fing ich an zu erzählen.
„Ich bin Layla, siebzehn Jahre alt und wohnte vor ein paar Tagen noch im Saarland. Meine Hobbys sind schreiben und lesen." Nervös lächelnd schaute ich mich in der Klasse um und versuchte nicht in die grünen Augen des Jungen vor mir zu blicken.
„Hat jemand noch Fragen?", fragte Frau Kiefer. Alle redeten auf einmal los, sodass ich gar nichts verstand. „Ruhe" rief die Lehrerin. „Einer nach dem anderen!" Langsam wurde es leise. Ein Mädchen meldete sich in der zweiten Reihe.
"Ja", nahm die Lehrerin sie dran.
„Warum seid ihr umgezogen?", fragte sie mich neugierig.
„Weil meine Mutter hier nach Berlin versetzt wurde. Sie ist Krankenschwester und gleichzeitig auch Hebamme", antwortete ich lächelnd. Staunend nickte das Mädchen.
Nach Minuten waren alle Fragen beantwortet, weshalb Frau Kiefer in die Hände klatschte und rief: „So. Weil ja keiner mehr eine Frage an Layla hat, fahren wir jetzt mit dem Unterricht fort." Viele Schüler beschwerten sich lauthals, da sie anscheinend die Stunde mit Fragen stellen verbringen wollten, damit man keinen Unterricht machte. Ich musste grinsen. Wie oft habe ich und meine alte Klasse das schon gemacht?! Bestimmt über dreißigmal!
"Layla, setz dich bitte neben Samuel." Damit zeigte sie auf den Jungen mit den braun, leuchtenden Augen. Ich ließ mich also brav neben ihm nieder und verfolgte gelangweilt den Unterricht.

~ ¤ ~

Erleichtert seufzte ich auf, als es zur Pause klingelte und stand schnell auf. Nur weg von dem Jungen! Er hatte, während dem Unterricht, die ganze Zeit zu mir hinüber geschielt. Gruselig, sag ich nur!
Gemütlich langsam spazierte ich durch die Schülermenge und ließ mich auf einer Bank, nahe dem Eingang, nieder. Nun holte ich mein Brot aus der weißen Tüte und biss genüsslich hinein. Zufrieden seufzte ich auf. Das Mozarella-Tomatenbrot meiner Mutter war immer noch am besten! Das Schreien und Lachen der vielen Schüler, die aus der Tür, zwei Meter von mir entfernt, kamen, drang in meine Ohren. Ein lauwarmer Windzug streifte mein Gesicht.
"Na?", kam mein Bruder durch die Tür und setzte sich neben mich. Ich zuckte gelassen mit meinen Schultern und starrte nach vorne auf den Boden. Nun schluckte ich mein Essen hinunter.
"Hab ne sehr komische Unterhaltung auf dem Flur mit einem Jungen geführt und musste dann feststellen, dass er in meiner Klasse ist. Und was war bei dir so spannendes?", fragte ich und wandte meinen Blick von den hell grauen Pflastersteinen ab. Interessiert sah ich in seine hellen Augen.
"Nichts Besonderes. Wie immer halt", grinste er. Ich verdrehte die Augen.
"Wer?", fragte ich monoton.
"Sie heißt glaub ich Lea", zuckte er mit den Schultern.
"Wehe ich höre euch, wenn ihr vögelt", sagte ich ernst. Amüsiert grinste er.
"Keine Sorge! Wir machen es in deinem Bett. Dann kannst du dabei auch zuschauen!"
Lachend schlug ich ihm gegen den Arm und verzog gleichzeitig angeekelt mein Gesicht.
"Das ist ja widerlich!", grinste ich nun.
"War nur ein Scherz", hob er abwehrend seine Hände und grinste doof.
Mein Gesicht wurde wieder ernst. "David. Jetzt mal im Ernst. Ich hab keine Lust dauernd zu sehen, wie du Mädchen das Herz brichst. Du hast mir versprochen, dass du dieses Jahr damit endgültig aufhörst!" Er seufzte ergeben auf.
"Ich weiß. Um ehrlich zu sein, finde ich diese Lea sehr nett. Du kannst sie ja auch mal kennen lernen", schlug er mir lächelnd vor. Überrascht starrte ich ihn an. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er wird erwachsen!
Ich nickte. "Das würde ich sehr gerne."
"Gut", stand er auf. "Ich bin dann mal weg. Bis später", strubbelte er mir durch die Haare und ging davon. Schmunzelnd richtete ich meine Frisur wieder und sah ihm hinterher. Er war manchmal so ein Vollidiot!

~ ¤ ~

Erschöpft ging ich, mit zwei Klassenkameradinnen, in die Cafeteria und stellte mich an der langen Warteschlange an. Es war so anstrengend mit Samuel. Dauernd fühlte ich mich von ihm beobachtet. Und wenn ich dann mal zu ihm hinüber sah, lächelte er mich an. Was sollte das? Er verwirrte mich total! Vor allem hatte er mit mir noch kein einziges Wort, außer im Flur, gesprochen!
Ich atmete genervt aus. Heute war irgendwie nicht mein Tag!
Das Tablett in der Hand, wollte ich zu dem Tisch, an dem Selen und Nathalie saßen, laufen, als auf einmal ein schwarzhaariges Mädchen mit einer stylischen Brille auf der Nase und blauen Augen vor mir stehen blieb. Sie hatte ein normales schwarzes Top und eine blaue Jeans an und wirkte auf mich eher schüchtern.
Beinahe wäre ich in sie gelaufen, hätte ich mein Tablett aus Reflex nicht hoch geworfen und mich im Kreis gedreht, um mein Gleichgewicht zu halten. Danach fing ich mein Tablett unversehrt wieder auf. Perplex starrte ich auf die quatratische Plastikscheibe in meinen Händen. Was zum Teufel war das denn? Ich sah mich um. Alle in der Cafeteria starrten mich ungläubig an. So hätte ich wohl auch geschaut, wenn ich das gesehen hätte!
„Sag mal, das ist doch die Neue die neben Sam sitzt", wandte sie sich ihren Freundinnen, die rechts und links neben ihr standen, zu. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen hoch. Was wollte die denn jetzt von mir? "Mhh... du bist doch Layla, oder?", zeigte sie mit einem Finger auf mich. Ich nickte misstrauisch. "Also, ich sag dir jetzt mal was! Wenn du noch einmal mit Sam redest oder ihn anlächelst, bekommst du es mit mir zu tun", zischte sie, verzog ihre Augen zu Schlitzen und tippte mir mit ihrem Zeigefinger gegen die Schulter. Amüsiert, aber auch verwirrt lächelte ich.
"Ja. Okay", zog ich das a lang. "Ich weiß ja nicht, was du für ein Problem hast, aber wir einigen uns einfach darauf, dass wir uns beide aus dem Weg gehen und fertig. Ja? Gut!" Ich nickte und wollte an ihr vorbei gehen, als sie mich grob an meiner Schulter packte.
Gespannte Stille herrschte in der Cafeteria. Alle Blicke waren auf uns beide gerichtet.
"Sag mal spinnst du?", rief ich wütend und balancierte mein Tablett auf einer Hand, um mit der anderen ihre Finger abzustreifen. 
"Finger weg von ihm. Klar?", sah sie mich ernst an.
"Alter Mädel! Was hast du eigentlich für ein Problem? Ich kenn den ja noch nicht mal! Und außerdem kann Samuel ja wohl selber entscheiden, mit wem er abhängt", zickte ich sie wütend an. Man ey! Was war denn heute los? So hatte ich mir aber meinen ersten Schultag, ganz ehrlich, nicht vorgestellt! Und wo zum Teufel war David, wenn man ihn mal brauchte. Oh Gott! Hoffentlich sah Samuel nicht zu. Verstohlen schielte ich über die Menschenmenge, auf der Suche nach den zweien. Keine Spur von ihnen. Einerseits erleichtert, aber auch wütend wegen David, schenkte ich dem schwarzhaarigen Mädchen wieder meine volle Aufmerksamkeit.
"Nein, kann er nicht. Er ist gehört mir. Und bilde dir ja nicht ein, dass du ihn haben kannst", sagte sie trotzig. Wie ein kleines Kind! Hä? Man konnte förmlich sehen, wie sich riesige Fragezeichen über meinem Kopf bildeten und immer wieder hell auf blinkten.
"Seid ihr zusammen?", fragte ich verwirrt.
"Nein... Aber so gut wie", grinste sie nun.
"AHHH! Ich verstehe!", rief ich, als es mir auffiel. "Er hat dich abblitzen lassen und jetzt bist du auf jeden Eifersüchtig, der ihm zu nahe kommt." Ich nickte mir selber zu. Ja. So müsste es sein.
"Na und? Ich bekomme ihn schon noch", sagte sie beleidigt und stolzierte mit ihren Anhängsel davon. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und setzte mich endlich an meinen Platz. Schon komisch! Sie hatte von außen, wie ein schüchternes Mädchen gewirkt, doch in Wirklichkeit war sie eine Zicke hoch zehn! Man hatte ich Hunger!
Langsam wurde es wieder laut in der Cafeteria, als nichts weiter geschah. Gerade, als ich in mein Brot hinein beißen wollte, klingelte die Glocke laut und beendete somit die Pause. Genervt starrte ich vor mich in die Leere und verfluchte diesen Tag. Heute lief auch wirklich alles schief!

Zurück in der Klasse wollte ich mich eigentlich auf meinen Platz setzen, als ich ein „STOPP" von hinten hörte. In der Bewegung innehaltend saß ich also halb auf meinem Stuhl, was wahrscheinlich sehr lustig aussah, und blickte mich suchend nach der Stimme um. Vor mir sah ich Sam, der auf mich zu rannte. Ich stellte mich gerade hin.
„Och nö! Nicht der schon wieder", zischte ich leise. Mit einem aufgesetzten Lächeln blickte ich zu ihm auf, als er vor mir stand.
„Ich würde mich nicht auf den Stuhl setzen", flüsterte er zu mir mit einem schiefen Lächeln, was eher aussah wie eine hässliche Grimasse, die wahrscheinlich bei allen Mädchen funktioniert, um sie zum Schmelzen zu bringen. Nur leider bei mir nicht.
„Und warum nicht?", fragte ich frech und zog eine Augenbraue hoch. Erwartungsvoll schaute ich ihn an und wartete auf seine Antwort.
Stotternd, wahrscheinlich weil er nicht erwartet hatte, dass ich seinen Charme - als ob er so etwas hätte -  nicht unterlegen war, antwortete er „Naja... ähm... also..."
Hilfe suchend schaute er zu seinen Freunden hinüber, die uns schon die ganze Zeit beobachteten. „Also, da klebt Kaugummi", beendete er seinen Satz. Überrascht sah ich auf meinen Stuhl und entdeckte einen grell gelben Punkt direkt in der Mitte der Sitzplatte.
„Alter, wie kommt denn das Teil da hin. Das ist ja mal voll ekelhaft?" Angeekelt starrte ich auf meinen Stuhl.
Nach ein paar Sekunden starren drehte ich mich wieder um, um Samuel für die Warnung zu danken, doch er war verschwunden. Vor mich hin murmelnd machte ich mich auf die Suche nach Samuel, um mich bei ihm zu bedanken und vielleicht noch irgend so ein Putzmittel, damit ich den Kaugummi von meinem Stuhl weg bekam, zu bekommen.

Nach Minuten - oder doch Stunden? - sah ich mich verwirrt in den immer gleich aussehenden Gängen um und fragte mich „WO BIN ICH?" Als ich nach einer viertel Stunde immer noch durch die Gänge irrte, verlor ich langsam die Nerven. „Mann, das gibt es doch nicht! Warum müssen die Leute, die diese Gebäude bauen, auch immer die Flure gleich aussehen lassen? Wenn ich hier raus komme, beschwere ich mich eindeutig bei der Schulleitung!" Mit beleidigter Miene und den Nerven am Ende, fluchte ich vor mich her.
Plötzlich hörte ich Schritte auf mich zu kommen. Und wer kam um die Ecke? Da könnt ihr dreimal raten.
„Layla, was machst du denn hier? Du musst doch in den Unterricht!", sah mich Sam vorwurfsvoll an.
Beleidigt erwiderte ich „Hey, ne ne ne, komm mir nicht so, das könnte ich dich auch fragen... aber helfen könntest du mir trotzdem!"
Mit verschränkten Armen schaute er mich misstrauisch an. „Und das wäre?"
„Naja. Da gibt es viele Sachen! Hm... du könntest mir erstens helfen hier aus diesem verdammten Labyrinth zu kommen und DANN könntest du mir auch noch helfen so Putzzeug zu besorgen, damit ich meinen Stuhl sauber machen kann. Geht das?"
Als ich sah, dass er mich immer noch misstrauisch betrachtete, setzte ich meinen Dackel-Blick auf und sagte ganz schnell hintereinander „BitteBitteBitteBitte..."
Nach einer ganzen Minute gab er nach und willigte ein. Fröhlich lächelte ich ihn an und schlug mir in die Hände. „Okay, wo geht es lang?" Ich schaute immer wieder nach rechts und links, um festzustellen, dass ich echt keinen Plan hatte, wo wir waren.
„Guck hier nicht so herum und komm endlich mit. Oder willst du, dass ich dich hier nochmal alleine lasse, damit du dich noch mehr verirrst." Schnell hetzte ich ihm hinter her. Jetzt mal ganz ehrlich! Wenn vor dir ein Junge, fast ein Kopfe größer als du steht, kommst du doch nicht mehr hinterher. Da muss man ja schon fast rennen!
Nachdem wir Putzeimer und spezielles Mittel für Kaugummis zu entfernen vom Hausmeister geholt hatten, gelangten wir aus der Puste endlich an unserer Klasse an. Naja. Eigentlich war nur ich aus der Puste und nicht Sam. Er war damit beschäftigt mich auszulachen. Genervt schnauzte ich ihn an, dass er aufhören sollte. Daraufhin lachte er einfach noch mehr.
"Na gut, wie du willst", murmelte ich und schlug ihm kräftig in den Nacken. Man hörte ein „PLATSCH" und ein „AU! SPINNST DU? DAS TAT WEH!"
„Jaja", verdrehte ich die Augen und fügte hinzu „Zurecht hat es weh getan! Blödmann." Ein Lächeln konnte ich mir aber nicht verkneifen. Irgendwie mochte ich ihn.

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