Level Ups

Kapitel 31

Langsam öffnete ich meine Augen und sah schwarz. Schwarz mit kleinen, fast nicht erkennbaren weißen Punkten. Verwirrt sah ich auf den dicken Baumstamm, der neben mir aus der Erde wuchs, und richtete mich in den gebräunten Armen auf. Ich saß auf einem kleinen Fleck Gras. Um mich herum überall Laubbäume.
„Was ist passiert?", fragte ich und kratzte mich an meinem Hinterkopf.
Der vor mir sitzende musterte mich eingehend und sagte mit ruhiger Stimme „Fiola hat dich angegriffen." In Gedanken vertieft beobachtete ich die Blätter über uns. Mich hatte jemand angegriffen... Was wäre gewesen, wenn er nicht da gewesen wäre? Wäre ich jetzt tot? Oder noch schlimmer! Ein Geist?
Zittrig atmete ich ein, um mich von dem kleinen Schock zu erholen und fragte leise „Und wo sind wir jetzt?"
„Im Wald."
Grimmig schielte zu ihm hinüber und meinte sarkastisch „Was für eine hilfreiche Antwort." Grinsend setzte er sich auf und zog mich zu sich an die Brust. „Hast du uns weg Teleportiert?" Er brummte zustimmend. „Und können wir jetzt zurück?" Sein Lächeln verschwand und machte einem betrübten Gesichtsausdruck Platz, bevor er mich wieder anlächelte und mir hoch half. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Was ist denn? Willst du noch hier bleiben...?"
Schmunzelnd sah er zu mir hinunter und meinte leise „Eigentlich schon. Wir haben in dieser Woche nicht viel Zeit zusammen verbracht."
Leise murmelte ich „Stimmt... Aber wir müssen zurück, sonst machen sich die anderen Sorgen. Und außerdem haben wir doch noch nach der Schule Zeit. Du wolltest mir doch eh noch die Überraschung zeigen!" Aufmunternd lächelte ich ihn an. "Oder war der Friseur die Überraschung?" Seufzend sah der gegenüber von mir niedergeschlagen auf die Bäume und schüttelte den Kopf.
„Sam", murmelte ich und drehte mit meinen Händen sein Gesicht zu mir. „Mach nicht so ein Gesicht. Denk einfach an das positive an dem Tag. Morgen ist sowieso Sonntag und da haben wir einen ganzen Tag für uns alleine." Nun stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund.
"Weißt du das du ganz schön gut im Überreden bist", murrte er gegen meine Lippen. Seine Hände legten sich um meine Taille, drückten mich an sich und hoben mich hoch. Wissend lächelte ich und fuhr mit meinen Fingern durch seine braunen Haare.
„Na dann. Wollen wir mal, oder?" Ich nickte, woraufhin wir von der einer auf die andere Sekunde wieder in der Trainingshalle standen und in perplexe Gesichter starrten.
„Da seid ihr ja! Gott, hab ich mir schon Sorgen gemacht!" Unser Lehrer kam mit ausgebreiteten Armen auf uns zu gelaufen und lächelte erleichtert. Suchend wanderte Sams Blick über die Elfenmenge, während er mich wieder auf den Boden absetzte und ich mich in seinen Armen zu Herr Fliron drehte.
„Wo ist Fiola?", fragte mein Freund zu dem Lehrer gerichtet.
Dieser setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf und meinte schadenfroh „Die habe ich zur Direktorin geschickt!"
Erleichtert atmete Sam aus und entspannte seine Schultern. „Da haben wir ja nochmal Glück gehabt", murmelte er. Grinsend lehnte ich mich leicht an seine Brust und blickte zu Ally hinüber, die bei anderen Mädchen stand und sich anregend unterhielt. Mit ihren Flügel hatte sich alles vorherige Woche geklärt. Forscher Jaromir, der gleichzeitig ihr Vater war, hatte nach langen Untersuchungen herausgefunden, dass sie einfach ein Spätzünder im Wachsen war und sich deshalb Knorpel im Gewebe gebildet hatte. Dieser verhinderte dann den natürlichen Wuchs. Ein paar Tage später wurde er heraus geholt und Ally klagte seit dem her über Schmerzen in ihren Flügeln. Kein Wundern! Sie wuchsen jetzt auch um ein dreifaches schneller.
Bei diesem Gedanken musste ich leicht lächeln, weil es mir unreal vor kam, dass sie mal so gemobbt wurde. Was man doch alles für Selbstvertrauen gewann, wenn man die richtigen Freunde hatte.
„Ach Layla! Bist du denn überhaupt in Ordnung? Fehlt dir auch nichts?" Ich schüttelte den Kopf und zeigte hinter mich.
„Habs dank ihm überlebt." Der Lehrer nickte und trommelte alle zusammen.
„Wir machen am besten mit der nächsten Gruppe weiter. Und Layla, du lernst mit Sam noch ein wenig deine Magie und dein Mana zu kontrollieren. Zu viel Mana in die Luft frei zu setzten ist nämlich auch nicht gut!"
Ich nickte und blickte fröhlich nach hinten zu meinem Freund. „Lernst du mit mir dann irgendwann nächste Woche?"
Seufzend nickte er und murmelte „Was anderes bleibt mir ja gar nicht übrig!"
Beleidigt blies ich meine Wangen auf und schlug ihm leicht gegen den Arm. „Ich werde schon nicht sooo schlecht sein", schaute ich eingeschnappt zu ihm hoch. Schweigend grinste er vor sich hin und beugte sich langsam zu mir hinunter.
„Wer weiß was noch für Überraschungen in dir stecken", flüsterte er in mein Ohr und ging zu Alex hinüber. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was meinte er denn jetzt damit? Ich hatte ihn doch gar nicht überrascht... Oder doch? Aber wann? Und wie? Und... Hä?

Mehrere male blinzelte ich, um wieder in die Realität zurück zu kommen. Dieser Junge machte mich fertig. Zuerst flehte er, dass wir noch im Wald bleiben sollen, weil er mehr Zeit mit mir verbringen will und dann lustlos 'Okay', zum Lehrer sagen, wenn er mit mir lernen muss. Das war eine Logik, die nur er verstand.
Seufzend rieb ich mir über meine Stirn und lief zu meiner Gruppe hinüber. Gespannt sah ich danach zu vier Elfen, die vor Kerzenständern standen. Sie nahmen die kleinen Flammen und ließen sie über ihre Handflächen kreisen. Dabei wurde die Flamme immer größer, bis sie ein Tennisball großen Feuerball in den Händen hielten. Mit diesem ging das erste Mädchen auf das blaue Kreuz zu und streckte ihre beiden Arme vor sich. Der Feuerball teilte sich in ganz kleine Flammen auf und schwebte nun vor ihr. Langsam formten sich die Flammen zu einem Löwen Bild. Faszinierend lächelte ich und beobachtete, wie der Löwe majestätisch seinen Kopf in die Höhe streckte und sein Maul aufriss, um zu brüllen. Man konnte zwar kein Ton hören, doch trotzdem wusste man, was damit gemeint war. Als nächstes schüttelte er seine Mähne durch.
Die Flammen wurden wieder zu einem großen Feuerball, welcher sich auf der Handfläche des Mädchen drehte.
Danach kamen noch drei weitere Personen dran und vollführten kleine Tanzshows mit Feuer, welches in der Luft herum wirbelte und die verschiedensten Formen annahm.
„Gut, als nächstes ist Erde dran."
Ein muskulöser Junge trat nach vorne und stellte sich breitbeinig hin. Mit seinem Fuß trat er kräftig auf den Boden und manövrierte somit einen großen Brocken Erde in die Luft. Schnell stieß er den Klumpen mit seiner Faust weg, sodass er laut an die gegenüberliegende Betonwand knallte.
„Gut, hiermit wären wir dann eigentlich fertig. Ich gebe euch als Hausaufgabe auf eure Elemente besser kontrollieren zu können. Nächste Stunde fangen wir dann mit dem Training und den Grundlegenden Übungen an. Bis übermorgen." Damit verabschiedete sich der Lehrer und ging aus der Halle heraus. Kurz blickte ich ihm nach. Danach suchte ich Ally und Sam in der Menge.

Nach ein paar Sekunden erblickte ich Allys Haare in dem Tumult und ging zielsicher auf sie zu. Lächelnd tippte ich auf ihre Schulter. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich zu mir um und redete direkt los, als sie mich erkannte.
„Echt ey. Das war voll krass, als Fiona einfach mal einen Feuerball auf dich geschossen hat. Ich war voll geschockt und wo ihr dann auf einmal weg wart... Boah zum Glück hat Sam gute Reflexe!" Aufgebracht brabbelte sie weiter auf mich ein, während ich sie belustigt anschaute.
„Jetzt beruhige ich doch mal Ally! Mir ist ja nichts passiert!"
„Ja aber-"
„Kein aber", schnitt ich ihr das Wort ab. Ihr Mund klappte zu und sie sah mich schmollend an. „Komm, wir gehen die anderen suchen. Sie müssen ja hier irgendwo sein", schob ich sie vor mich her und sah mich um.
„Ly. Da seid ihr ja. Ich hab euch gesucht", kam Sam von rechts und lächelte uns an.
„Haben wir auch", meinte Ally und schüttelte sanft meine Hände von ihren Schulter ab.
„Was haben wir denn jetzt?"
„Zwei Stunden Fremdsprache."
Frustriert stöhnte ich auf und meckerte „Och ne. Ich hab gar keine Lust!"
„Denk immer an das positive am Tag", grinste Sam mich von der Seite neckisch an und ging langsam an mir vorbei. Schmunzelnd seufzte ich und lief ihm hinter her. Benutzt der einfach mal so meinen Spruch!
„Ich geh heute übrigens mit Alex essen", murmelte Ally schüchtern und sah verlegen auf den Boden. Überrascht schaute ich zu ihr nach hinten. Na geht doch, dachte ich mir und grinste breit.
„Du hast ein Daate", sang ich und hüpfte fröhlich auf.
„Nein, ich geh nur mit ihm essen! Das ist kein Date", sagte sie stur und blickte zu mir hoch.
„Jaja", antwortete ich und grinste. „Wer hat denn wen eingeladen?" Neugierig lehnte ich mich nach hinten.
„Er mich", murmelte sie.
„Oh wie süß", quietschte ich auf.
„Layla", beschwerte sie sich und sah sich verstohlen um.
„Sorry", hielt ich meine Hand vor den Mund und versuchte das Grinsen zu verstecken.

Anschließend unterhielten wir uns noch über ihr Outfit.
„Ich hab nicht wirklich Kleider zu Hause, die man zu so etwas anzieht, deswegen hab ich mir darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht!", gestand sie und zuckte mit den Schultern. Kopfschüttelnd zog ich sie hinter mir her und rief Sam zu, dass er um drei Uhr am Tor auf mich warten sollte. Verwirrt nickte er und war weg. „Wann will er dich abholen?"
„Um zwei. Warum?" Ich überlegte und sagte zu ihr, dass wir zu mir flogen und ihr ein schönes Kleid heraus suchten. „Das Angebot kann ich nicht annehmen! Es sind doch deine Kleider!", beschwerte sie sich.
Abwehrend warf ich die Hand nach vorne und breitete meine Flügel ein wenig aus.
„Wir fliegen nach der Schule zu mir und keine Widerrede! Ich hab sowieso viel zu viele Kleider in dem Schrank und da wir ungefähr die selbe Figur haben, wird das schon klappen."
Seufzend ergab sie sich und schielte mürrisch zu mir hinüber. „Du bist echt stur!"
Grinsend lachte ich. „Ich weiß!"

~ ¤ ~

„So. Ich bin fertig", stöhnte ich zufrieden und setzte mich geschaffen auf mein Bett.
„Danke", umarmte mich Ally und strahlte mich an.
Grinsend sagte ich bitte und sah auf die Uhr. „Wir müssten so langsam. Es ist schon zehn vor zwei." Aufgeregt nickte sie und sprang auf. „Wo trefft ihr euch?"
„Im Foyer des Wohnheimes." Ich nickte und ging mit ihr den langen Flur entlang. Dann bogen wir rechts ab und kamen vor der Treppe an. „Ich bin total nervös!", gestand Ally leise und spielte mit ihren Fingern an ihrem weiß, blauen spitzenkleid herum. Über ihre Schulter konnte ich Alex erkennen, welcher hibbelig von einem auf den anderen Fuß trat und zur Eingangstür starrte.
Sanft nahm ich Allys Hände und flüsterte „Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Date und nun zeig ihm mal was für ein hübsches Mädchen du wirklich bist." Mit diesen Worten, drehte ich sie um und schubste sie leicht nach vorne. Schnell pfiff ich laut in die Finger, damit Alex hoch schaute und versteckte mich hinter der Wand.
Wie erwartet sah er auf. Ally ging langsam die Treppen hinunter und lächelte ihn schüchtern an. Alex stand der Mund offen. Das konnte ich schon von hier sehen.
Als meine Freundin unten an kam, machte er den Mund schnell zu und lächelte sie verliebt an. Ich freute mich total für sie, weshalb ich ein aufgeregtes quietschen unterdrücken musste. Nun gingen beide raus und somit war mein Auftrag erledigt.

Glücklich ging ich zurück in mein Zimmer und räumte alles wieder weg. Danach machte ich mich noch ein wenig frisch und spazierte gemütlich runter, vor das Schloss. Sam wartete schon dort und küsste mich, nach einem misstrauischen Blick um sich, zur Begrüßung auf den Mund. „Können wir?" Lächelnd nickte ich und verschränkte unsere Finger miteinander.
„Wohin gehen wir?"
„Das wirst du gleich sehen", lächelte er mich geheimnisvoll an. Seufzend strich ich mir durch die Haare und wischte mir über die Augen. Der Tag hatte mich ganz schön Müde gemacht.
„Musst du eigentlich nächste Woche immer noch bei deinem Vater bleiben oder ist alles geregelt?"
„Nein. Zum Glück braucht er mich nicht mehr. Es waren diese Wochen nur sehr viele Konferenzen und da Kay nicht konnte und Alex nicht verhandeln kann, blieb nur noch ich übrig." Verstehend nickte ich.
„Apropo Kay. Wo ist er denn? Ich habe ihn diese Woche noch gar nicht gesehen!" Verwundert schielte er zu mir hinüber und zuckte mit den Achseln. Nachdenklich ging ich die Woche in Gedanken durch und bemerkte, dass ebenfalls Phobe nicht oft da war. Ob das irgendwie zusammen hing?
„So. Wir sind da", riss mich Sam aus meinen Gedanken.
Überrascht blinzelte ich dem Marktplatz und dem Schloss von weiter Ferne entgegen. Bewundernd ließ ich seine Hand los und ging bis zum Ende des kleinen Abgrundes.
„Das ist ja mal cool!", rief ich begeistert aus.
„Ja und du musst erst mal sehen, wie es bei Nacht aussieht", raunte er mir ins Ohr und schlang seine Arme von hinten um meine Taille. Lächelnd legte ich meine Hände auf seine und lehnte mich leicht gegen seine Brust. Verträumt beobachtete ich nun die Elfen auf dem Mark. Tüchtig gingen sie ihrer Arbeit nach und hetzten teilweise wie Wiesel durch die Gegend. Das sie sich nicht um rannten, war auch alles.
Ein paar Minuten standen wir noch so schweigend da, bis er sagte „Komm. Das war ja noch nicht die Überraschung!" Erstaunt ging ich ihm hinter her. Durch viel Gestrüpp gekämpft, kamen wir nach einigen Minuten an einem See an. Grinsend lief ich auf die Picknickdecke zu, auf der ein- aus Stroh geflochtener - Korb stand. Nachdem ich mich auf der Decke nieder ließ, zog ich meine Schuhe aus und linste neugierig in den Korb.
„Gefällt es dir?", fragte Sam neugierig und setzte sich neben mich.
„Oh ja sehr... Ist hier Sommer?" Er nickte und räumte langsam den Korb aus. Anschließend reichte er mir ein Glas Apfelschorle und stieß mit mir an.
„Ich weiß ja das du keinen Alkohol trinkst", grinste er auf meinen leicht erstaunten Blick hin.
Überrascht sah ich ihn an und fragte „Woher weißt du das?"
„Von David!" Schmunzelnd schüttelte ich leicht den Kopf.
„So! Wir gehen jetzt Schwimmen", stellte er sein Glas ab, obwohl ich noch nichts getrunken hatte, und zog sein T- Shirt über den Kopf.
„Aber ich hab gar keinen Bikini dabei", protestierte ich sofort. Er griff in den Korb hinein und holte ein schwarz, goldenes Bikioberteil und eine schwarze Bikinihose heraus. „Woher-?"
„Hab Ally gefragt, ob sie nicht mal schnell in deinen Schrank nach einem Bikini gucken kann."
„Sam! Du hättest mich doch einfach fragen können", stand ich empört auf und nahm ihm den Bikini ab. Milde lächelnd gab er zu, dass er es auch so hätte machen können. „Umdrehen", sagte ich bestimmend. Seufzend folgte er meinem Befehl. Nach einem prüfenden Blick von mir zog ich schnell meine Sachen aus, die Anderen an und erlaubte erst dann Sam sich wieder umzudrehen.
„Du siehst heiß aus", zwinkerte er mir grinsend zu und ließ seine Augen an meinem Körpern hinunter gleiten. Prompt lief mein Kopf rot an.
"Mensch Sam", rief ich und schlug ihm gegen den Arm. Lachend hielt er ihn sich. "Das ist mir peinlich", murmelte ich und versuchte meinen Ausschnitt mit den Armen zu verdecken.
"Ich sag nur, was ich denke", zuckte er mit den Schultern und schmunzelte.
"Schön." Leicht verärgert schaute ich von ihm weg. Warum musste er mich immer in Verlegenheit bringen? Und dann noch sein blödes Grinsen! Warme Hände legten sich um meine Taille, weshalb ich hoch zu den Bäumen mir gegenüber sah. Währenddessen vergrub Sam seinen Kopf in meiner Halsbeuge und gab mir einen sanften Kuss auf meine Pulsader. Versteift hielt ich meinen Atem an. Zu nah! Viel zu viel Hautkontakt!!!
"Vergiss nicht zu atmen", hörte ich ihn sagen, und holte ruckartig Luft.
"Sam? Kan-Kannst du mich los lassen?"
"Nein."
"Bitte", flehte ich und drückte mich leicht von ihm weg. Plötzlich hob er mich an meiner Hüfte hoch und fing an zu laufen. Überrascht quiekte ich "Was machst du?"
Stockend holte ich Luft, als das kalte Wasser beim hinein Laufen aufspritzte und meinen Rücken berührte.
„Kalt", quiekte ich und klammerte mich an Sam fest. Lachend fiel er mit mir ins Wasser. "Hohoho. Kalt! Ist das kalt!" Stocksteif hing ich an seinem Hals und zog mich hoch, damit das Wasser nicht meinen Mund berührte. Ein warmer Kuss auf meiner Schulter jagte mir einen Schauer über die Arme.
"Soll ich dich immer noch los lassen?", fragte er fies grinsend.
"Nein", schoss es aus meinem Mund. Als sich ein wissendes Lächeln auf seine Lippen stahl, schob ich beleidigt mein Kinn nach vorne. Immer machte er seine Späße mit mir. Und ich? Ich fiel natürlich immer darauf rein.
Verärgert über mich selber, sah ich grimmig hinter ihm in den Wald und legte mein Kinn auf seine Schulterstränge.
"Du bist dumm", murmelte ich und malte Kreise auf seinen Rücken.
"Danke für das Kompliment. Das hör ich doch immer wieder gerne von meiner Freundin." Der Sarkasmus triefte nur so aus seinen Worten. Schmunzelnd kniff ich ihm in die Haut, sodass er zusammen zuckte.
"Jetzt lass mich los. Ich will ein wenig schwimmen." Ergeben seufzte er auf und schob mich an meiner Hüfte von sich. Lächelnd schaute ich nun in sein Gesicht und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis seine Lippen zu einem Fischmund zu formen. Also legte ich meine Hände auf seine warmen Wangen und schob sie zusammen.
"Wasch machst du da?", nuschelte er belustigt. Fröhlich lächelte ich, legte meine Hände an seinen Hals und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
Anstatt ihm eine Begründung zu geben, sagte ich nun "Lass uns schwimmen." Schmunzelnd ließ er mich danach los und schwamm mit mir in den See hinein.

Als wir wieder aus dem Wasser heraus kamen, rannte ich fröstelnd zur Decke und suchte in dem Korb nach Handtüchern. Hastig zog ich eins heraus und rubbelte mich trocken.
„Bekomme ich auch eins?" Erschrocken zuckte ich auf, als er seinen nassen und kalten Körper an mich drückte.
„Ja hier." Sam grinste mich an und tupfte sich trocken. Währenddessen legte ich mich auf die Decke und genoss die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Sie hatten etwas beruhigendes an sich und erinnerten mich an meine Kindheit. Früher war ich nämlich jeden Sommertag mit meiner Familie im Freibad gewesen.
Nach ein paar Sekunden bemerkte ich, dass Sam sich neben mich legte und sich über mich beugte, da es hinter meinen Lidern dunkler wurde.
„Layla? Wir müssen noch deine Magie trainieren", erinnerte er mich.
Ich öffnete die Augen und sah in sein Gesicht. Er hatte sich auf seinem Unterarm abgestützt und schaute ernst drein.
Ich nickte leicht und murmelte „Ja ich weiß. Aber das können wir ja noch nachher machen!" Dann schloss ich wieder meine Augen.
„Bist du dir wirklich sicher?", fragte er und legte sich halb über mich. Da die Luft so aus meiner Lunge gedrückt wurde, kam ein 'Uff' aus meinem Mund.
„Sam! Geh doch bitte von mir runter! Du bist schwer", sagte ich gepresst.
„Nur wenn wir jetzt üben."
„Jaja", willigte ich ein und drückte ihn von mir weg. Leicht ging er von meinem Körper runter, hing aber immer noch über mir. Sein Kopf kam meinem immer näher und stoppte ein paar Zentimeter vor meiner Nase.
Verunsichert lächelte ich und blickte in seine Augen.
„Sam? Du weißt ja das ich nicht so viel Erfahrung ha-", fing ich zögerlich an, bis er mich mit einem Kuss unterbrach. Überrascht nuschelte ich in ihn hinein.
Sanft löste er sich von mir und sagte leise „Layla. Das ist mir so was von egal! Ich lieb dich ja nicht nur, weil du nicht küssen kannst!" Ernst sah er in meine Augen.
„Soll das jetzt heißen das ich nicht küssen kann?", fragte ich bestürzt. Seufzend schüttelte er den Kopf. Erwartungsvoll zog ich meine Augenbrauen hoch, da er nun schwieg. „Sam? Die Frage wird zwar doof klingen, aber... warum bist du mit mir zusammen? Ich meine, es gibt doch viel hübschere und nettere Mädchen auf deiner Schule", sagte ich leise und neigte meinen Kopf zur Seite. Gespannt blickte ich in seine Augen.
„Weil du was besonderes bist." Verträumt spielte er mit einer meiner Haarsträhnen. Enttäuschung machte sich in mir breit. Das dachte jeder Freund von seiner Freundin und wirklich beantwortet hatte es meine Frage auch nicht. "Außerdem besitzt du sehr viele Charakterzüge die ich so sehr mag und an einer Person schätze." Aus meinen Gedanken gerissen blinzelte ich ihn an. Was hatte er gerade gesagt? Charaktereigenzüge, die er mag?Lächelnd nuschelte ich ein danke und schaute mit roten Wangen auf seine Schultern. Langsam setzte er sich auf und zog mich dabei mit auf seinen Schoß. Nachdenklich wanderten seine Augen mein Gesicht entlang. „Und warum liebst du mich?"
Überrascht über seine Frage zog ich die Stirn kraus. Warum ich ihn liebte? Das war eine gute Frage.
Zögerlich antwortete ich „Naja... also... mir fällt auf die Schnelle jetzt nichts ein." Empört zog er seinen Kopf nach hinten. Ein Lächeln schlich sich bei seinem Doppelkinn auf meine Lippen. "Ich weiß nur, dass ich all meine Sorgen bei dir vergessen kann, du mir das Gefühl von Sicherheit gibst,... deine ruhige Art... und dein Lächeln sehr ansteckend ist." Nervös lächelte ich schief und schaute an seinen Augen vorbei.
„Ich wusste gar nicht, dass ich eine beruhigende Art auf dich habe. Ganz zu schweigen von dem sicheren Gefühl", grinste er positiv überrascht. Automatisch musste ich selber grinsen und legte meine Hände in seinen Nacken.
„Das war schon von Anfang an so", flüsterte ich und strich von hinten durch seine Haare. Genüsslich schloss er die Augen und zog mich mehr an sich heran.
„Du weißt schon das wir trotzdem noch Magie lernen müssen?!" Ich brummte zustimmend und kam seinem Gesicht immer näher. Unsere Lippen trafen sich, woraufhin sich ein Kribbeln in meinem Bauch ausbreitete. Sofort erwiderte er den Kuss sanft und drückte sich leicht an mich. Seine Hand wanderte von meiner Taille hoch zu meiner Wange und blieb dort liegen. Wir trennten uns von einander und sahen uns schweigend an.
„Man kann küssen nicht wirklich lernen Layla. Jeder küsst anders und jeder mag es anders. Und da brauch man sich auch nicht zu verstellen... Außerdem küsst du sehr gut", flüsterte er und gab mir danach einen zarten Kuss auf die Stirn. Ich fühlte mich geschmeichelt und doch etwas verunsichert. Lag wohl daran das es in diesem Moment alles zu viel für mich war.
Plötzlich ließ er sich einfach so nach hinten fallen, sodass ich auf ihn drauf fiel. Erschrocken schrie ich auf und krallte mich in seinen Schultern fest. Lachend sah Sam mich an. Böse klopfte ich ihm auf den Brustkorb und rutschte von ihm runter. „Blödmann", murmelte ich schmunzelnd.
„Können wir?" Lustlos stand ich auf und ging ihm hinterher.

Wir standen mit den Fußknöcheln im Wasser, den Rücken zum See gewandt und nahmen die Position von heute morgen ein. „Weißt du noch, was ich dir gesagt habe?"
Leicht nickte ich und murmelte zur Sicherheit „Ich soll mich auf die Luft, um mich herum konzentrieren und versuchen nicht gegen den Wind zu gehen, sondern mit ihm."
Zufrieden nickte er. „Bereit?" Er hob meine Arme wieder ausgestreckt nach oben. Die Finger streckte ich dieses mal von selber auseinander und beugte die rechte Hand ein wenig, sodass meine Handfläche schräg gegenüber von meiner anderen Hand lag.
„Du lernst schnell mit."
„Es waren ja auch erst die ersten Schritte", schmunzelte ich. Als nächstes schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf meine Beine. Sanft strich der angenehm warme Wind über meine Haut und jagte mir einen wohligen Schauer den Rücken hinunter. „Bereit", flüsterte ich.
„Ich führe dich erst mal und dann sehen wir weiter. Du wirst schon merken, was ich mit 'Geh mit dem Wind' meine." Ich nickte.

Langsam setzte er sich in Bewegung und trat geschmeidig einen Schritt, mit dem linken Fuß, zur Seite. Dabei führte er meine rechte Hand langsam nach vorne und die linke gleichzeitig nach hinten. Dann mit dem rechten Bein nach vorne. Ein Windzug streifte meine Oberschenkel von hinten. Linkes Bein schräg vorwärts zur Seite, gleichzeitig den anderen Fuß nah am Körper halten und in einer fließenden Bewegung mit ziehen. Jedes mal, wenn wir ein Schritt machten, plätscherte das Wasser und ein paar Tropfen flogen an unsere Beine. „Gehe zuerst mit den Zehen ins Wasser, sodass nichts mehr auf spritzt. So als würdest du dich an irgendetwas an schleichen", flüsterte er in mein Ohr. Ein Nicken von mir.

Wir wiederholten die ganzen Bewegungen in verschiedenen Richtungen. Dabei spürte ich immer wieder die Luft von hinten kommen und gegen mein Bein drücken. Irgendwann machte Sam stopp und ließ meine Arme los. Von hinten umarmte er mich und legte sein Kinn auf meine linke Schulter. „Hast du das Prinzip soweit kapiert?"
Ich wiegte meinen Kopf leicht hin und her und sagte nicht ganz überzeugend „Glaube schon."
Kurz sah er mich schweigend an und nuschelte „Komm wir gehen auf die Decke. Da sagst du mir dann, was dich so verunsichert." Ich nickte und ließ mich von ihm mit ziehen. Müde plumpste ich auf den Stoff und schloss meine Augen.
„Wenn ich das richtig verstanden habe, muss der Wind mich so zu sagen tragen oder leiten... Und man muss immer fließende, aber trotzdem schneidende Bewegungen machen. Weißt du was ich meine mit schneidend?" Er schüttelte den Kopf. „Naja man macht es zum Beispiel mit den Händen. Du gehst mit dem rechten Bein vorwärts und musst dafür die linke Hand nach vorne machen. Dadurch 'schneidest' du quasi die Luft, bewegst dich aber doch mit ihr mit", erklärte ich.
Leicht lächelte er mich von der Seite an. „Du musst einfach spüren wohin der Windzug geht und dich treiben lassen. Wie ein Blatt das in einem kleinen Luftwirbel kreist." Nachdenklich nickte ich.
„Wie viel Uhr haben wir eigentlich?" Neugierig sah ich zu ihm hinüber.
Prüfend schaute er auf die Sonne und antwortete „So ungefähr sechs, sieben Uhr."
Erstaunt entfloh meinem Mund ein „WAS?" Er zuckte mit den Schultern und holte aus dem Korb etwas zu essen. Zusammen aßen wir eine Scheibe Brot mit Käse und Trauben. Herzhaft gähnte ich auf, hielt höflichkeitshalber die Hand vor den Mund und rieb mir meine zu fallenden Augen.
„Da ist wohl jemand Müde", grinste Sam. Ertappt lächelte ich einfach nur und legte mich mit dem Bauch auf die Decke.
„Warum weißt du eigentlich, wie man Luft bändigt? Beziehungsweise diese 'Übungen' macht?" Mein Kopf drehte ich zur rechten Seite und zog die Augenbrauen hoch.
„Weil Teleport die zweite Steigerung von Luft ist. Du musst wissen, dass die Elemente Luft, Feuer, Wasser, Erde, Flora, Sonne und Mond die ältesten Fähigkeiten der Elfen sind. An den sieben Elementen kann man so lange trainieren, bis man die zweite Steigerung schafft."
"Achso. Das ist also wie ein Level Up?"
"Genau", lächelte er belustigt.
"Und was sind die anderen Level Ups?"
"Da gibt es Schall, Blitz, Glut, Telekinese, Gestaltwandler und Metall", erklärte er und zählte die Namen an seinen Fingern ab.
Neugierig setzte ich mich auf und fragte „Und gibt es da noch andere Magie? Also Level 3 Magie?"
Überlegend wiegte er den Kopf hin und her. „Ja. Schon. Aber das ist etwas schwierig."
"Erzähl." Wissbegierig rutschte ich an ihn heran und sah aufmerksam in seine Augen.
"Na gut. Also da gibt es Magma, Eis, Gestein und Zeit. Die ersten drei können zwar nicht viele, weil sie die Kraft nicht dazu haben, aber trotzdem ist es zehn Prozent der Elfen. Dagegen ist es mit dem letzten etwas knifflig. Zeit können nur zwei Personen in unserer Dimension. Man nennt sie auch 'Die zwei einsamen Weltenwanderer'."
Staunend vergrößerten sich meine Augen. „Das ist ja mal cool", rief ich voller Enthusiasmus aus. "Erzähl mir von ihnen."

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