Koria

Kapitel 5

Ein hundeartiges Wesen lief auf dem See hin und her und spielte mit dem Mondschein, das sich auf der Wasseroberfläche wieder spiegelte. Fasziniert beobachtete ich das elegante Wesen und ließ mich leise auf das Gras hinter mir fallen. Träumte ich oder war das Real? Normale Menschen wären jetzt weggelaufen, doch irgendwie wurde ich gerade zu magisch von diesem Wesen und dieser Atmosphäre angezogen.
Es hatte lange Beine mit riesigen Pfoten, leuchtete strahlend weiß und hatte astartige Hörner auf dem Kopf. Fast unsichtbare Schleier bewegten sich bei jeder Bewegung wellenartig im Wind. Auf ihrer Stirn war ein hell grauer umgekehrter Tropfen abgebildet. Auf einmal hielt es in dem Laufen inne und schaute in meine Richtung. Erschrocken hielt ich die Luft an und bewegte mich keinen Millimeter mehr. Was sollte ich jetzt tun? Weglaufen?
Strahlend blau, graue sowie rote Augen schauten zu mir neugierig hinunter. Mit grazilen Schritten kam das zwei Meter große Wesen auf mich zu gelaufen und blieb direkt vor mir stehen. Mit misstrauischem Blick verfolgte ich die Bewegungen der 'Hündin' und ließ meine Hand zögerlich zu ihrer langen Schnauze wandern. Davor stoppte ich und ließ sie an meinen Fingern schnuppern. Wartend, auf ihre nächste Reaktion, blieb ich ruhig sitzen. Sie beugte ihren riesigen Kopf nach unten und stupste ihre Stirn an meine Hand. Zart strich ich über das warme, seidenweiche Fell, das im Licht glitzerte. Meine Hand sah im Gegensatz zu ihrem Kopf so klein aus.
Ein stechender Schmerz ging durch meinen ganzen Arm und ließ mich nach hinten fallen. Schwer atmend lag ich mit dem Rücken auf dem Boden und hielt mir zischend meine Hand. Die Hündin beugte sich über mich und sah mich aufmerksam an. Vorsichtig rappelte ich mich wieder auf und schaute auf meinen rechten Arm. Ein Ying-Yang Tattoo prangte auf meinem Handgelenk.
„Was zum...?" Erschrocken schaute ich auf das Tattoo.
„Tut mir leid. Hat es sehr weh getan?" Verwirrt blickte ich um mich. Wer hat da gesprochen? Die Hündin stupste mich mit ihrer feuchten, grauen Nase an. Erwartungsvoll schaute ich sie an. „Ich heiße Mona. Und wie heißt du?" Ich zog scharf die Luft ein und versuchte hektisch von dem Wesen weg zu krabbeln. Doch meine Schuhe rutschten auf dem feuchten Gras aus, sodass ich nur ängstlich in ihre Augen starrte. Da redete doch tatsächlich die Hündin mit mir!
Stotternd antwortete ich „Lay-Layla." Sie nickte mit ihrem gewaltigen Kopf und brummte zustimmend.
Zwickt mich doch mal einer. Ich glaub ich schlafe noch, dachte ich mir.
„Oh nein, du schläfst nicht mehr. Du bist hell wach." Belustigt hallte ihre Stimme in meinem Kopf wieder. Machte sie sich gerade über mich lustig? Beleidigt wechselte ich das Thema.
„Was ist das hier?" Verzweifelt und mit hysterischer Stimme zeigte ich auf meinen Arm.
„Oh ja, also das...." , räusperte sie sich. „Das ist das Zeichen, dass wir jetzt Partner oder wie es in unsere Sprache heißt 'Koria' sind. Und ähm, außerdem hast du eine Kette auf deiner Stirn." Elegant setzte sie sich auf das feuchte Gras und schlug ihre Pfoten übereinander.
„Waaas?" Hysterisch stand ich schnell auf und fasste mir an die Stirn. Ich fühlte kaltes Eisen an meinem Scheitel hängen.
„In der Mitte der Kette ist ein Halbmond. Das ist ein Zeichen, dass du meine Gefährtin bist. Leider gibt es noch keine so genauen Angaben zu dieser Kette, weil nicht jeder mit meiner Rasse verbunden ist. Wir sind sehr scheu", erklärte sie lässig und mit ruhiger Stimme.
„Ich glaub... ich muss das... jetzt erst mal verarbeiten!", schluckte ich schwer, ließ mich wieder auf den Boden sinken und starrte ungläubig in die Luft.
„Also nochmal zur Zusammenfassung: Ich habe diese Kette und das Tattoo, weil ich mit diesem Wesen verbunden bin und sie jetzt meine Gefährtin ist. Ich bin die erste, die mit dieser Rasse in Verbindung getreten ist und es deshalb keine genauen Angaben zu dieser Kette und generell zu dieser Bindung gibt. Ich träume nicht und das hier passiert gerade wirklich. Oder.... ich bin verrückt geworden und sitze gerade in einer Psychiatrie, die Knie an meinen Körper gezogen, hin und her wippend, mit weit aufgerissenen Augen und irgendein wirres Zeug labernd in einer Ecke", dachte ich angestrengt.
„Gut", stand ich langsam auf. "Ich würde sagen", klopfte ich mir den Dreck von den Klamotten. „Das ich jetzt verschwinde!", entschied ich ruhig, drehte mich ruckartig um und lief so schnell ich konnte in den dunklen Wald hinein. Oh bitte lieber Gott! Lass das hier alles ein Traum sein und das ich morgen in meinem warmen und kuscheligen Bett wieder aufwachen werde!
Scharf zischte der Wind an mir vorbei. Konzentriert darauf nicht zu stolpern, sah ich auf den Boden.
„Jetzt warte doch mal!", rief Mona erschrocken. Ich sah in Panik hinter mich. Die Hündin war aufgestanden und rannte mir hinter her. Und zu meinem Bedauern kam sie mir schnell näher. Zu schnell! Ich sah wieder nach vorne. Wenige Schritte und ich hätte den weißen Stein, an dem ich noch vor wenigen Minuten lehnte, erreicht. Aber was dann? Zur Höhle! Mit rasendem Herzen machte ich eine scharfe rechts Kurve. Nur noch wenige Meter trennten mich von dem Eingang, als ich etwas warmes an meinem Rücken spürte und nach unten gedrückt wurde. Hart knallte ich auf den Boden.
„Tut mir leid. Aber ich kann dich nicht einfach gehen lassen! Jetzt beruhige dich erst mal und dann erklär ich dir alles", sagte sie etwas verzweifelt. Sie war noch nicht mal außer Atem!
„Luft", presste ich heraus. Ihre Pfote auf meinem Rücken war echt schwer.
„Oh! Entschuldigung", nahm sie ihre Tatze von meinem Rücken. Ächzend stand ich auf und atmete tief ein.
„Nenn mir einen Grund, warum ich dir vertrauen sollte?", zischte ich schwer atmend, während ich mich zu ihr umdrehte, und hielt mir meinen Nacken. Meine Wirbelsäule tat übelst weh.
„Ich habe keinen. Hör mal. Ich weiß es ist schwer zu glauben und das du verwirrt, verängstigt und durcheinander bist. Aber ich verspreche dir, dass sich alle Fragen nacheinander klären werden", sagte sie. Ihre Stimme hatte etwas beruhigendes an sich. Ich atmete tief durch.
„Okay", nickte ich. "Was wird jetzt passieren?"
„Naja, also zuerst müssen wir wahrscheinlich nach Sora und dann rüber zur westlichen Hauptstadt Kanderi", antwortet sie mir.
„Okay stopp", fasste ich mir an meinen Kopf, sah nach unten und hielt die Hand vor mich. „Heißt das, dass wir verreisen?" Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und ließ meine Hand sinken. Mit verschränkten Armen vor meiner Brust schaute ich zu ihr hoch. Sie nickte. „Und was ist mit meinen Eltern? Ich muss denen noch Bescheid sagen!", fiel es mir ein.
„Keine Sorge! Darum hat sich schon Prinz Alexander gekümmert." Mir kam es so vor, als würde sie leicht Lächeln.
„Warte was?", rief ich ungläubig. Hatte ich mich gerade verhört? „Prinz? Alexander? Was hat er ihnen erzählt? Warte mal... Das war also alles geplant!", rief ich fassungslos aus. Ich glaubte es ja nicht! Die ganze Schnitzeljagd diente nur dem Zweck mich hier her zu bringen!
„Ich weiß nicht, was er ihnen erzählt hat. Aber mach dir keine Sorgen! Du kannst sie ja dann... anrufen?" Nachdenklich sah sie neben mich. „Das heißt doch bei euch anrufen, oder?", fragte sie.
Verwirrt, über ihre Frage, runzelte ich die Stirn. "Ja, warum?"
„Naja. Bei uns gibt es so etwas nicht", legte sie sich wieder hin.
„Habt ihr kein Telefon?", fragte ich ungläubig. Sie schüttelte den Kopf.
„Bei uns auf Sora-."
„Warte mal. Auf? Ist das eine Insel, wo wir hingehen?", unterbrach ich sie.
„Nein. Sora ist eine parallele Dimension die neben dieser Welt existiert. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Auf Sora gibt es so gut wie keine Elektrischen Sachen. Nur die Königsfamilie und Schulen besitzt welche", erklärte sie.
„Okay", nickte ich und verdaute langsam die Information. „Und wie kommt man zu dieser... Welt?" Das hörte sich echt komisch an. Als würden wir über einen neuen Fantasie Kinofilm reden.
„Auf der Erde gibt es viele Portale in Form von alltäglichen Sachen, wie zum Beispiel Bäume, Türen, Schränke oder Wasserfälle, die dort hin führen", antwortete sie mir. Also wie in allen Fantasie Filmen. Interessant!
„Und warum hab ich dann noch nie so ein Portal gesehen?", zog ich misstrauisch eine Augenbraue hoch.
„Weil Menschen die Eingänge nicht sehen können. Ihr habt nicht so scharfe Sinne, wie wir Wesen!"
„Okay? Und warum soll ich nochmal genau mitkommen?" Ich sah sie abwartend an.
„Schwer zu erklären", murmelte sie.
„Ich hab Zeit", lächelte ich leicht und setzte mich nun ebenfalls auf den Boden. Leise hörte ich das Zirpen von Grillen neben mir im Gras. Keine Ahnung warum, aber ich hatte nicht mehr kalt. Vielleicht lag es ja an dem Sprint, den ich hingelegt hatte!
„Auf unsere Welt beziehungsweise unserer Dimension gibt es eine Tradition. Jede zehntausend Jahre wird ein Mädchen oder ein Junge von einem anderen Planeten auserwählt, um bei uns zu leben. In der Regel bleiben sie. Aber wir zwingen natürlich keinen dazu!"
„Und warum ausgerechnet ich?"
„Um ehrlich zu sein, weiß ich das auch nicht. Die Prinzen kommen für ein paar Monate hier her und wählen eine oder einen aus. Was sie für Kriterien haben, weiß ich nicht."
„Prinzen also", nickte ich. „Gibt es bei euch auch einen König und eine Königin? Und ein Schloss? Und ouuu ein verwunschener Brunnen?", fragte ich aufgeregt und grinste.
„Ja, ja und nein", antwortete sie und lachte leise.
„Und wie sind die Prinzen so?", fragte ich neugierig. Ob sie auch so gut aussehen, wie die immer in den Filmen?
„Du müsstest sie eigentlich kennen. Prinz Samuel, Kay und Alexander sind sehr höflich und nett", stand sie auf.
„Die drei", rief ich überrascht aus. Sie nickte. Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich hatte mit Prinzen gesprochen! Wie aufregend!
„Wir müssen dann auch mal los. Würdest du bitte auf meinen Rücken steigen."
Ungläubig sah ich sie von unten an und stand langsam auf.
„Nein... ich steig doch nicht auf dein Rücken. Ich plumps nachher noch auf meinen Hintern, wenn ich runter falle", gab ich zickig von mir.
„Jetzt mach schon. Ich verspreche dir auch, dass du nicht runter fällst. Ich lauf auch ganz langsam", sagte sie und verdrehte die Augen.
Skeptisch sah ich sie kurz an, bevor ich zwei Schritte auf sie zu ging und murmelte „Wehe du lässt mich fallen!"
Sie ging leicht in die Knie, sodass ich meinen rechten Fuß auf ihr hervorstehendes Schulterblatt stellen konnte. Meine Hände umgriffen ihre Hörner. Sie waren sehr glatt und kalt. Nun sprang ich hoch und warf mein linkes Bein gleichzeitig über ihren Rücken. Mit einem 'Plums' landete ich zwischen ihrem Kopf und den Schulterblättern. Ängstlich krallte ich meine Hände in ihr weiches Fell, in der Erwartung, dass sie gleich in vollem Tempo los rennen würde. Doch sie spazierte langsam vorwärts. Erleichtert atmete ich aus. Sie hielt ihr Wort.
„Okay. Kommen wir nochmal zum Thema Prinzen zurück. Denkst du... Naja denkst du, dass sich einer der Jungs bei mir einschleimen würde, nur um mich hier her zu locken?", fragte ich vorsichtig. Es konnte ja sein, dass Sam nur mit mir abgehangen hat, weil er mich in die andere Welt führen wollte.
„Hm... Prinz Alexander ist dafür viel zu schüchtern, Prinz Samuel ist viel zu Pflichtbewusst und bei Prinz Kay... Ja, da könnte ich es mir eher vorstellen. Aber wie kommst du darauf?"
Ich zuckte mit den Schultern und murmelte „Is egal." Wenn es stimmte, was sie sagte, dann mochte mich Sam... Oder? Frustriert seufzte ich auf. Ich machte mir mal wieder viel zu viele Gedanken!
„Magst du einen der Jungs besonders gern?", fragte mich Mona leise. Ich lächelte leicht, als ich an die Person denken musste.
„Ja. Sam." Sie brummte verstehend.
„Sag mal? Weißt du, ob Alex und Kay was von dem Rätsel wussten, was Sam organisiert hatte?", schaute ich auf ihren Hinterkopf. Ihre Ohren lugten rechts und links aus dem Fell. Sie ähnelten den eines Rehes.
„Keine Ahnung", antwortete sie. Ich nickte. Wenn sie das alles gewusst hatten, bekamen sie aber was von mir zu hören! Wahrscheinlich hatten sie sich heimlich ins Fäustchen gelacht. Von wegen: „Keine Ahnung was das Rätsel mit dem weißen Stein zu tun hat und wo die Treppen hin führen!" Die wussten bestimmt alles von Anfang an! Aber ich wollte ja keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wer weiß! Vielleicht wussten sie es ja wirklich nicht!
Ich atmete tief durch und ließ mich im Schritttempo von Mona tragen.
„Was ist eigentlich mit meinen Kleidern? Ich hab gar kein Gepäck dabei", fiel es mir ein.
„Du bekommst Kleider von der Königsfamilie", sagte sie fröhlich. Ich nickte. „Aufpassen! Ich steigere jetzt das Tempo. Halte dich also gut an meinem Fell oder meinen Hörnern fest", warnte sie mich vor. Ich nickte und krallte mich an ihren Hörnern fest. Langsam erhöhte sie ihr Tempo, bis wir im vollen Kararo durch den Wald düsten. Schnell lehnte ich meinen Körper nach vorne, um dem Wind auszuweichen, und beobachtet die vorbei huschenden Bäume. Die kalte Luft ließ meine Haare nach hinten Wirbeln und pfiff mir unangenehm in den Ohren.

~ ¤ ~

An einer Weide angekommen, machten wir halt. Langsam stieg ich ab und stöhnte schmerzvoll auf. Die Innenseiten meiner Oberschenkel waren wund und schmerzten bei jedem Schritt. Ich war es nicht gewohnt mich von jemandem tragen zu lassen, geschweige auf jemandem zu reiten. Vorsichtig ließ ich mich ins Gras fallen und beobachtet, wie die Sonne langsam auf ging. Das rot vermischte sich mit dem dunkelblau des Himmels und ließ es somit lila leuchten. Verträumt starrte ich auf das Szenarium vor mir und bemerkte nicht, dass Mona sich neben mich legte. Erst als sie mich mit ihrer Schnauze an stupste, schrak ich auf und sah zu ihr hinüber.
„Komm, leg dich hin. Wir haben noch ein paar Stunden Reiten vor uns. Ruh dich aus." Ich nickte und machte es mir neben ihr gemütlich. Meine Beine steckte ich aus und legte mein Kopf auf ihr weiches Fell. Seufzend schloss ich meine Augen und versank in einem tiefen traumlosen Schlaf.

~ ¤ ~

Müde schlug ich meine Augen auf und streckte mich. Gähnend setzte ich mich aufrecht hin und suchte meine Umgebung nach Mona ab. Ein paar Meter von mir entfernt entdeckte ich sie an einem Fluss trinkend. Ein hinterlistiges Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Langsam schlich ich mich auf Zehenspitzen an sie heran. Bei ihr angekommen ging ich in die Hocke, zum Sprung bereit, und schrie dabei laut „BUUHHHH!" Leider sprang sie in dem Moment zur Seite. Mein Gesicht landete mit einem 'platsch' im Matsch.
„Alles in Ordnung mit dir?", fragte sie mich besorgt. Als Antwort blieb ich einfach liegen und streckte meine beiden Daumen in die Luft. Der Matsch durchdrängte meine Kleider und fühlte sich kühl auf meinem Gesicht an. Langsam rappelte ich mich auf, wischte mir mit meinen beiden Händen über das Gesicht, sodass der Matsch laut auf den Boden klatschte, und sah, den Mund zusammen gepetzt, in Monas Gesicht. Belustigt schaute sie mich an. Und dann platzte es aus ihr heraus. „OH MEIN GOTT HAHAHAH. DU SIEHST SO LUSTIG AUS HAHAHA...." Ihr ganzer Körper schüttelte sich und es kamen glucksende Geräusche aus ihrem Mund. Etwa so wie ein Baby Lachen.
„Haha lach du nur. Ich schwöre, irgendwann bekommst dus zurück", sagte ich schmunzelnd und ein wenig beleidigt. Als ihr Lachanfall verebbte, kniete ich mich ans Flussufer und betrachtete mein Gesicht. Meine Haare sowie mein Hals und die Wangen waren voller Matsch. Der Mund war zu einem schmalen Strich verzogen und meine Nase gerümpft. Im Großen und Ganzen... Ich sah einfach nur scheiße aus! Seufzend machte ich mich daran mein Gesicht und meine Kleider zu waschen. Damit fertig ging ich, nur in BH und Unterhose, zu Mona und setzte mich neben sie an das Lagerfeuer. Meine Kleider legte ich auf einen Holzstamm zum Trocknen. Die Sonne ging langsam auf und bestätigte mir, dass ich von gestern, bis gerade eben noch geschlafen hatte. Wie schon gesagt, ich war eine Langschläferin.
„Hast du gut geschlafen?"
Erschrocken drehte ich mich um und fasste mir dabei gespielt an mein Herz.
„Erschrecke mich doch nicht so!", brachte ich empört heraus. Entschuldigend leckte sie mir, mit ihrer Zunge, über die Wange. Angeekelt drückte ich sie von mir weg. „Is ja schon gut... war ja nicht so schlimm", nuschelte ich vor mich hin und wischte mir den Sabber von der Wange. „Und ja, ich hab einiger maßen gut geschlafen", vervollständigte ich meinen Satz und lächelte sie lieb an. Zufrieden ließ sie ihren Kopf auf meinen Schoß fallen und schloss genüsslich ihre Augen. Erstaunt, wie leicht ihr riesiger Kopf doch war, hob ich immer wieder ein wenig meine Beine an. Vom Umfang her war ihr Kopf um einiges größer, weshalb sie nur zur Hälfte auf meinen Beinen lag.
„Wann reiten wir denn weiter?", fragte ich sie und streichelte währenddessen ihren Kopf. Ihr Fell war so seidig weich und warm.
„In ein paar Minuten. Ich will mich nur ein bisschen ausruhen." Einverstanden nickte ich und schaute zu, wie die Sonne weiter den Horizont in Orange, Violett und Türkise Farben tauchte.
Zwei Minuten Später hörte ich Monas gleichmäßigen Atem und kroch langsam unter ihr hervor. Leise stand ich auf und ging hinüber zum Fluss, um mir ein paar Fische zu fangen. Ich suchte mir einen langen Stock aus, den ich neben dem Fluss fand, holte einen scharfen, spitzen Stein und schnürte die beiden Sachen mit meinem Haargummi zu einem Speer zusammen. Ohne Schuhe stand ich still im Knie hohem Wasser und wartete auf einen zufällig vorbei schwimmenden Fisch. Sekunden später schwamm ein großer Lachs an mir vorbei. Flink schoss mein Speer auf ihn zu und traf den Fisch in der Mitte. Den toten Lachs warf ich achtlos in das hohe Gras. Dies machte ich immer so weiter, bis zehn Fische vor mir lagen. Mit meinem Essen ging ich zum Lagerfeuer und baute zwei Y - förmige Stöcke links und rechts neben dem Feuer auf. Nacheinander spießte ich jeden Fisch einzeln auf einen stabilen Stock. Diese Stöcke legte ich auf die zwei Y - förmigen Hölzer und drehte diese gleichmäßig über dem Feuer.
Dreißig Minuten später waren alle Fische fertig gebraten und lagen zum Essen bereit neben mir, auf einem platten Stein. Sanft rüttelte ich an Monas Kopf herum, bis sie endlich ihre Augen aufschlug. Wir aßen zusammen und redeten über dies und jenes. Danach machten wir uns für den weiteren Ritt fertig. Ich füllte eine Trinkflasche auf, die mir Mona gegeben hatte und zog mir meine Kleider an. Sie waren zwar immer noch feucht, aber besser als ganz nass! Vorsichtig stieg ich auf Monas Rücken und gab ihr ein Zeichen, in Form eines Pfiffes, dass sie los reiten konnte. Die Trinkflasche zwischen meinen Beinen, machte ich es mir auf ihrem Rücken bequem.
„Woher kannst du das eigentlich?" Verwirrt schaute ich sie an.
„Was meinst du?", fragte ich sie.
„Na das mit dem Fische fangen und den Braten?"
„Achso das meinst du! Naja, ich und mein Vater sind öfters Zelten gegangen und das manchmal für mehrere Wochen. Daher haben wir oft Fische gefangen und so, aber weil wir beide sehr tollpatschig und vergesslich waren, haben wir meistens unsere Angel Sachen vergessen. Mein Vater hatte mir dann beigebracht, wie man sich ein Speer und Bogen aus Natur Produkten zusammen baut und mich in den verschiedensten Technischen gelehrt Beute zu fangen." Gelangweilt zuckte ich mit meinen Schultern. Bewundernd schaute sie zu mir nach hinten und nickte anerkennend. Still ritten wir weiter.
Nach einer halben Stunde wurde das auf und ab, von Monas Schritten, zur Gewohnheit und versetzte mich in eine Art Trance. Deshalb schlief ich nach ein paar Minuten auch ein und träumte vor mich hin.

~¤~

„Layla... Layla..." Jemand rief meinen Namen. Müde schlug ich meine Augen auf und erblickte vor mir einen einzigen Baum mitten in der großen, weiten Landschaft. Verwirrt sah ich mich um.
„Layla?... Na endlich bist du auch mal wach! Ich wollte dich schon von mir runter schmeißen, damit du endlich mal aufstehst", erklang die erleichterte, sanfte und ruhige Stimme von Mona, in meinem Kopf. Als Antwort gab ich ein unzufriedenes Brummen von mir. Warum hatte sie mich nicht schlafen gelassen? Ich war gerade dabei Toffifees von Toffifee Bäumen zu pflücken, um sie dann genüsslich essen zu können. Aber Neeeeiiiinnnn... gerade wollte ich mir eins in den Mund stecken, da musste sie mich ja aufwecken.
Bockig krabbelte ich von ihr herunter und streckte meine müden Glieder durch. Schleppend setzte ich mich in Bewegung und ging auf Monas Kopf zu.
„Was ist denn?", fragte ich sie protzig.
„Ui, ist da einer mit dem falschen Fuß aufgestanden?", neckte sie mich. Diese Aussage ignorierte ich einfach mal und wartet auf ihre Antwort. Als sie nach ein paar Minuten immer noch nichts von mir hörte, seufzte sie laut auf und fuhr fort. „Wir sind da." Verwundert schaute ich sie an. Mein Mund formte sich zu einem O und meine Augenbrauen zogen sich bis zu meiner Stirn hoch, da ich von der Situation überwältigt war. Bevor ich überhaupt fragen konnte, was das jetzt heißen sollte, drückte sie mich mit ihrer Schnauze in Richtung Baum. Protestierend hob ich meinen Zeigefinger.
„Was soll denn das? Was machst du denn da?", fragte ich sie. Zwei Meter von dem Baum entfernt, hörte sie auf zu drücken und ging um mich herum, auf den Baum zu. Abwartend blieb ich stehen und beobachtete sie. Mit ihrer Schnauze stupste sie den Baum an. Ein plötzlicher Wind ließ die Blätter im Baum rascheln. Verwirrt beobachtete ich das Schauspiel vor mir.
„Layla, komm bitte zu mir", befahl mir Mona. Gehorsam trat ich nervös neben sie und wartete auf weitere Anweisungen. „Wir gehen jetzt einzelnd durch den Baumstamm. Du brauchst keine Angst zu haben. Am anderen Ende, wo du ankommst, warten Prinz Samuel, Kay und Alexander auf dich!" Verunsichert nickte ich ihr zu. Zögerlich überbrückte ich die letzten Meter zwischen mir und den Baumstamm und trat in ihn hinein. Erschrocken schrie ich auf, als ich das Gefühl hatte zu fallen, und schloss aus Reflex meine Augen. So plötzlich, wie es angefangen hatte, hörte es auch auf. Abrupt landete ich mit zusammen gepressten Augen in muskulöse Arme. Vorsichtig machte ich ein Auge auf und blickte mich um. Wir standen auf einem gepflasterten Weg, in mitten einer Kreuzung und vor einer Steinstatur.
Kay und Alex standen gegenüber von mir und grinsten mich belustigt an. Sie hatten eine schwarze Uniform an, die vorne an der Brust eine robuste Oberfläche hatte und matt in der Sonne glänzte. Um ihre Hüfte war ein schwarzer Gürtel geschlungen, an dem ein Schwert in einer Scheide hang.
Beim Anblick der beiden atmete ich erleichtert auf. Zum Glück war ihnen nichts passiert!
„Na Prinzessin? Auch mal da?", fragte mich der Junge, der mich in den Armen hielt. Verwirrt sah ich hoch und blickte in grün, braune Augen. „Sam", riss ich meine Augen überrascht auf. Seine dunkel braunen Haare waren voluminös und nach hinten gekämmt, während die Haarspitzen leicht nach oben gebogen waren. Doch was meine ganze Aufmerksamkeit einnahm, waren seine spitzen Ohrmuscheln, die aus den Haaren hervor lugten und weiße Flügel, die hinter seinem Rücken angelegt waren. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Doch dann fiel es mir wieder ein. Mein Lächeln erstarb sofort wieder. Wütend strampelte ich mit meinen Beinen herum, um verständlich zu machen, dass ich runter wollte. Vorsichtig setzte mich Sam ab. Den Dreck von meiner Hose klopfend, sah ich alle drei böse an.
„Habt ihr von dem Plan gewusst?", fragte ich ernst. Kay und Alex nickten verwirrt.
„Was fällt euch eigentlich ein mich die ganze Zeit an zu lügen? Ich bin die ganze Zeit im Dunkeln getappt und ihr habt euch im Geheimen bestimmt über mich lustig gemacht! Das hab ich echt nicht nötig", motzte ich sie über den Lärm an und stampfte wütend mit meinen Fuß auf dem Boden auf. Um uns herum liefen viele Menschen hektisch hin und her. „Vor allem du Sam", drehte ich mich zu ihm um und zeigte anklagend auf ihn. Er starrte mich irritiert an. „Ich hab mich bei dir ausgeheult, weil ich mir Sorgen um die zwei Trottel namens Kay und Alex gemacht hab und du hast alles nur gespielt. Von wegen 'Die kommen bestimmt gleich wieder mit den Camping Sachen zurück'. Und ich bin auch noch darauf rein gefallen. Du hast bestimmt nur mit mir abgehangen und mir ein Kuss gegeben, damit ich dir hier her Folge!"
"Ein Kuss?", riefen Kay und Alex gleichzeitig ungläubig.
Sam blinzelte kurz, bevor er ruhig sagte „Alex und Kay wussten zwar von dem Plan, dass wir dich an den Stein bekommen mussten, aber von den Lösungen und dem Weg dorthin hatten sie keine Ahnung!" Meine Gesichtszüge endglitten mir. Räuspernd fing ich mich wieder und nickte dann zögerlich. Leichte Schuldgefühle kamen in mir hoch. Ich hatte sie ohne Grund zusammen geschissen.
„Und außerdem durften wir dir nichts sagen", verteidigte sich Kay verärgert. Wieder nickte ich still.
„Und.. Und was ist mit dem... Kuss?", fragte ich leise und schielte zu Sam hoch. Nervosität machte sich in mir breit. Meine Hände fingen an zu schwitzen, da ich Sam mochte und wirklich hoffte, dass er es ernst mit mir meinte und nicht nur mit mir spielte. Es war zwar noch keine richtige Liebe, aber Schwärmerei konnte man es schon nennen. Außerdem wusste ich ja noch nicht wirklich viel über ihn.
„Der war echt gemeint", räusperte er sich, bekam dabei rote Wangen und drehte sich um. „Nun kommt. Wir müssen zu Mutter und Vater", rief er streng. Glücksgefühle kamen in mir hoch, weshalb sich ein breites Lächeln auf mein Gesicht stahl. Es war zwar nur ein Wangenkuss, aber Hey! Wenigstens irgendein Kuss... oder?
„Und was ist mit Mo-?", wollte ich fragen, als ein starker Schmerz durch meinen Rücken schoss und mich automatisch den Atem anhalten ließ. In der Hoffnung, dass der Schmerz weg ging, streckte und krümmte ich meinen Rücken vorsichtig. Doch leider wurden dadurch die Schmerzen nur noch schlimmer.
„Was ist Layla?", fragte Kay verwirrt und blieb stehen. Die beiden anderen Jungs machten es ihm nach und sahen fragend zu mir zurück. Ihre Augen musterten mich eingehend.
„Ich weiß nicht. Ich glaub ich hab mir irgendwas ausgerenkt", verzog ich vor Schmerzen das Gesicht und streckte meinen Rücken durch. So machte ich es immer, um mich einzurenken. Aus den Augenwinkeln sah ich Mona, die mich aufmerksam betrachtete. Ein Stechen ging durch meinen ganzen Rücken. Ich zog scharf die Luft ein.
„Bist du dir sicher, dass du dir nur etwas ausgerenkt hast?", betrachtete mich Sam besorgt, kam auf mich zu und griff feste nach meinen Armen. Durch meinen Rücken fuhren etliche Stiche. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf. Meine Knie fühlten sich mehr als Pudding an und drohten einzuknicken. Fest biss ich meine Zähne zusammen, weshalb sich mein Kiefer anspannte.
"Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es höllisch weh tut", presste ich hervor. Der Schmerz wurde immer unerträglicher. Sam zog mein T-Shirt hoch und entblößte somit meinen Oberkörper. „Sag mal spinnst du?", zischte ich wütend und drückte den Stoff wieder nach unten. Fassungslos starrten alle auf meinen Rücken.
Verunsichert stotterte ich „Was ist? Ist irgendwas auf meinen Rücken?" Sam kam zu mir, hielt mich an meinen Schultern fest und flüsterte Kay und Alex etwas ins Ohr. Verwirrt beobachtete ich, wie sie ihre Flügel ausbreiteten und wegflogen.
Plötzlich verstärkte sich der Schmerz. Es fühlte sich an, als ob irgendjemand was durch meinen Rücken pressen würde. Verzweifelt schrie ich auf und klammerte mich an Sams Hemd fest. Tränen bahnten sich einen Weg meine Wange hinunter.
„Layla, sieh mich an", sagte Sam beruhigend zu mir. Mit schon leicht roten Augen sah ich zu ihm auf.

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