Das Mondfest

Kapitel 19

Als die Säule bei Hunter ankam, stellte er sich auf diese und hob seine Arme über den Kopf. Eispfeile flogen hoch und schossen auf Sam zu. Angespannt beobachtete ich das Eis. Bevor die Pfeile ihn jedoch erreichten, verschwand Sam plötzlich.
„Was-?“ Verwirrt trat ich einen Schritt nach vorne und suchte den Himmel hektisch mit meinen Augen ab.
„Wo ist er hin?“, flüsterte ich.
„Dort“, zeigte mein Lehrer auf den Eisjungen. Mein Blick schoss zu ihnen. Hunter trat ihm gegen die Wirbelsäule, weshalb Sam laut aufschrie. Besorgt sah ich zwischen beide hin und her.
„Es reicht, habe ich gesagt“, brüllte mein Lehrer und zog sein Schwert aus der Scheide. Verwirrt beobachtete ich nun, wie er die Klinge nach unten hielt und den Griff stark mit seinen beiden Händen umgriff, weshalb seine Knöchel schon weiß wurden. Langsam hob er die Waffe ein paar Zentimeter über dem Boden. Daraufhin nahm er schwung und knallte die Klingenspitze kraftvoll auf die Erde. Erschrocken schrie ich auf, als ich durch eine Druckwelle von den Beinen gerissen wurde. Ein ohrenbetäubendes Klirren hallte über den Platz, weshalb ich meine Hände auf meine Ohren drückte. Was zum Teufel war das? Ächzend richtete ich mich wieder auf und sah hoch. Alle Schüler lagen auf dem Boden und starrten, wie ich, verwirrt die Eissplitter an, welche über den ganzen Platz verteilt lagen. Nur der Lehrer stand sicher auf beiden Beinen und beobachtete nun ruhig, wie Sam und Hunter gen Boden stürzten. Zirka drei Meter über der Erde fingen sie sich mit ihren Flügeln auf, indem sie sie öffneten. Als beide sicher standen, stampfte Hunter wütend auf Sam zu. Bevor er ihn jedoch erreichen konnte, fasste Herr Himstor, unser Sportlehrer, nach seinem Ohrläppchen und kniff zu.
„Au, au“, jammerte er.
„Wenn ich sage es reicht, habt ihr aufzuhören!“, schnaufte er wütend und fixierte beide finster.
„Ja, aber-“, wandte Sam sauer ein.
„Kein aber. Alle beide sofort zur Direktorin!“ Ruckartig ließ der Sportlehrer das Ohr von Hunter los und schubste ihn von sich. Murrend liefen beide nebeneinander den Weg entlang und schubsten sich wie kleine Kinder immer wieder weg.
„Du gehst bitte mit ihnen“, befahl mir Herr Himstor ruhig. Schnell nickte ich, auch wenn mir nicht klar war, warum ich das tun sollte. Wenn beide wieder anfingen sich zu brügeln, könnte ich sowieso nichts machen!
Schnell lief ich zu den beiden und drängte mich zwischen sie. Beim Büro der Direktorin angekommen, stand ich draußen und hörte mit mitleidigem Gesicht das Schreien von Frau Elria zu. Ich wusste jetzt schon, dass ich mich niemals in meinem Leben mit dieser Frau anlegen würde.

~ ¤ ~

Mit halb geschlossenen Augen sah ich langsam auf und blickte auf das Krankenbett von Ally. Ich war die ganze Nacht bei ihr geblieben und wie es scheint an ihrem Bett eingeschlafen. Verwundert starrte ich nun noch halb im Schlaf auf die zerknüllte Decke und das leere Bett. Wo war sie? Aufgebrachtes Gemurmel ließ mich wacher werden.
„Hunter, weißt du eigentlich was du angerichtet hast?“
„Ja-.“
„Nicht nur das du dich mit zwei Prinzen angelegt hast, jetzt hast du auch noch eine Halbgöttin und die Tochter von Forscher Jaromir geschlagen. Was soll das? Wer weiß was sie jetzt mit uns anstellen wird! Sie wird unsere Familie bestimmt verfluchen.“ Angst schwang in seiner dunklen Stimme mit. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Wer war das?
„Du gehst dich jetzt sofort bei dem Mädchen und der Halbgöttin entschuldigen“, sagte die raue Stimme in einem scharfen Ton.
„Mein Gott, Papa! Das ist eine blöde Tusse, die von der Erde kommt und denkt sie wär's! Soll ich dir mal was sagen?! Die ist bestimmt gar keine Halbgöttin, sondern einfach ein ganz normales Mädchen“, meinte jemand anderes schnippisch. Das war doch Hunter! Empört fuhr ich hoch. Daraufhin atmete ich die Luft zischend ein, als es ein paar mal laut in meinem Rücken knackste und meine versteiften Muskeln wieder in Bewegung kamen. Also bitte! Wer war denn hier das arroganteste Schwein der Welt?
Während die beiden weiter stritten, bewegte ich meinen Rücken vorsichtig, um die Versteifungen zu lockern, und stand von dem Stuhl langsam auf. Leise schlich ich mich zu dem blauen Vorhang, um diesen ruckartig weg zu schieben.
Die zwei Männer schreckten auf und starrten mich verwundert an.

„Tusse also. So bezeichnest du mich? Interessant“, lächelte ich süß und blickte Hunter in seine blauen Augen.
Grinsend erwiderte er „Und du tust uns belauschen? Interessant.“ Mein Lächeln verschwand.
„Euch brauch man nicht zu belauschen. Ihr schreit ja schon fast das ganze Haus zusammen!“, erwiderte ich trocken.

Plötzlich ließ sich der ältere Mann, welcher neben Hunter stand, auf seine Knie fallen und flehte „Bitte, verschont uns. Mein Sohn hat es nicht so sehr gemeint. Manchmal hat er einfach... Zuckungen die er nicht kontrollieren kann!“ Meine fassungslose und erschrockene Miene hellte sich auf. Krampfhaft musste ich mir ein Lachen verkneifen. Das war echt die dümmste und bescheuertste Ausrede, die ich jemals in meinem Leben gehört hatte.
„Stehen sie mal wieder auf“, nahm ich ihn an den Armen und zog ihn sanft hoch. „Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen, sondern ihr Sohn und außerdem kann ich sie gar nicht verfluchen. Ich weiß ja noch nicht mal, wie man Magie (praktiziert) wirkt!“ Schulterzuckend lächelte ich ihn an. Verunsichert sah er mir in die Augen und richtete sich zögerlich zur vollen Größe auf.
Freundschaftlich schlug ich ihm auf seine Schulter und meinte „Jetzt stellen sie sich mal nicht so an. Ich beiße schon nicht!“ Grinsend beobachtete ich, wie er seine Schultern lockerte.
„Ich bin Sandron, Vater von Hunter und Chefschmied“, sagte er stolz und zupfte an seinem Hemd herum.
Lächelnd streckte ich ihm meine Hand entgegen und erwiderte „Ich bin Layla Smar. Tochter von Melody und Enkelin von Yuna der Mondgöttin.“
Leicht neigte er seinen Kopf, ergriff meine Hand, schüttelte diese kräftig und sagte „Es ist mir eine Ehre.“ Ich nickte und zog meine Hand wieder zu mir. Boah hat der einen kräftigen Händedruck, dachte ich und rieb unauffällig meine Hand. Der Vater drehte sich zu seinem Sohn um und redete leise auf ihn ein.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als jemand laut meinen Namen rief. „LAYLA? Mensch, wo ist sie denn? Wir müssen doch los!“, erklang Sams verärgerte Stimme. Fragend schob ich den Vorhang zur Seite und streckte meinen Kopf durch die Lücke.
„Wohin gehen wir denn?“, fragte ich neugierig. Perplex schaute er mich an und marschierte dann schnell auf mich zu. Sanft ergriff er meinen Arm, zog mich aus dem Vorhang heraus und schliff mich zur Ausgangstür. Fragend sahen mir Sandron und Hunter hinterher.
„War mir eine Freude Sie kennen zu lernen. Auf Wiedersehen“, winkte ich den beiden noch schnell zu, bevor wir aus der Tür hinaus traten.
„Wohin gehen wir denn?“, fragte ich im Laufen. Sam lächelte mich an, sah sich um und hauchte mir dann einen Kuss auf den Mund.
„Heute ist ein besonderer Tag“, sagte er fröhlich und gab mir ein seidig weiches Kleid in die Hand. Verwundert sah ich ihn an.
„Warum? Was ist denn heute?“, fragte ich neugierig. Geheimnisvoll lächelte er mich an und schob mich in ein kleines Bad.

„Mach dich schnell fertig. Wir sind spät dran“, schloss er leise die Tür. Verwirrt blieb ich an Ort und Stelle stehen und sah perplex auf das weiße Holz der Eingangstür.

~ ¤ ~

„Nein Sam. Ich mach das nicht“, hörte ich Kays Stimme laut, als ich aus dem Bad trat. Mit hochgezogener Augenbraue ging ich zu den anderen, die in einem Kreis standen, und stellte mich neben Sam. Anscheinend war er so in seinen Redeschwall vertieft, sodass er mich nicht bemerkte. Verwirrt schaute ich mich um und entdeckte erst jetzt Ally, die vor Alex stand. Er hatte seine Arme um ihre Schulter geschlungen und seinen Kopf auf ihrem liegen. Ein sanftes Lächeln bildete sich automatisch auf meinen Lippen. Ally bemerkte mich und kam auf mich zu gerannt. Sie schmiss sich in meine Arme und knuddelte mich durch. Lachend schob ich sie von mir weg und betrachtete ihr Gesicht. Keine Narben, stellte ich erleichtert fest.

„Warum guckst du denn so erleichtert?“, schaute sie mich verwirrt an.
Lächelnd winkte ich ab und murmelte ein „Egal.“  Plötzlich wurde es ganz still im Flur des Krankenhauses. Meine Stirn runzelte sich. Was war denn jetzt los? Langsam drehte ich mich um und blickte genau in Sams grün, braune Augen.
„Du siehst hübsch aus“, schmeichelte er mir leise.
Verlegen schaute ich auf den Boden und murmelte ein „Danke.“
„Kann es los gehen?“, fragte Kay mit hoch gezogenen Augenbrauen. Alle nickten außer ich.
„Was soll los gehen?“, schaute ich meinen Freund irritiert an.
Er zwinkerte mir zu und meinte „Das ist eine Überraschung.“ Frustriert seufzte ich auf. Er wusste ganz genau, dass ich Überraschungen hasste. Wir stolzierten alle zusammen nach draußen, auf die Ausgangstür zu. Davor blieb Sam stehen und band mir ein schwarzes Halstuch vor die Augen. Desorientiert stand ich da, mit meinen beiden Armen ausgestreckt und versuchte Sam zu finden. Jemand ergriff meine Hand und führte mich nach draußen. Milde, kühle Luft schlug mir ins Gesicht und ließ meine offenen Haare herum wirbeln. Verzweifelt versuchte ich sie von meinem Gesicht fern zu halten. Doch leider nicht erfolgreich. Sanft legte sich eine warme Hand hinter meinen Rücken und drückte mich vorsichtig nach vorne. Unsicher machte ich einen Schritt nach dem anderen.

Irgendwann blieben wir stehen. Ich vernahm wirr durcheinander redende Stimmen. Hier und da waren sie fröhlich, dann mal ein wenig abgenervt und auch manchmal wütend oder traurig. Sind wir auf dem Marktplatz, fragte ich mich.
„So... bereit für die Überraschung?“, flüsterte mir Sam ins Ohr. Aufgeregt nickte ich. Langsam band er das Tuch von meinem Kopf und hielt es noch ein paar Minuten vor meine Augen. Zappelig riss ich es selber nach unten und schlug meine Lieder auf.

Ich stand tatsächlich auf dem Marktplatz. Bunte Laternen hingen über meinem Kopf und erhellten die wolkenlose Nacht mit den verschiedensten Farben. Bewundernd drehte ich mich langsam im Kreis und nahm all die Schönheit in mir auf. Jede Elfe und jeder Elf war schicker als normal angezogen. Frauen steckten in schönen, elegant aussehenden Kleidern, die leicht über den Boden schliffen. Männer waren in vornehmen Anzügen gekleidet, die mit Schwertern geschmückt waren. Kinder hatten saubere Hemden an und spielten mit ihren Freunden. Duft von süßem und gebratenem Essen stieg mir in die Nase, weshalb mir der Speichel im Mund zusammen lief.
Plötzlich sah ich einen schwarzen Fellknäul in der bunten Menge, der auf mich zu gelaufen kam. Ein paar Meter vor mir sprang er über die Köpfe der anderen hinweg, breitete gleichzeitig seine Flügel aus und landete in meinen Armen.
„Kandor!“, rief ich fröhlich und lächelte ihn offen an.
„Lay lay glücklich. Mona mona kommt“, wedelte er freudig mit dem Schwanz. Lachend knuddelte ich ihn und setzte den kleinen Wolf wieder auf den Boden. Mona stand nun neben mir und stupste ihre Schnauze an meine Stirn. Wärme durchströmte meinen Körper, weshalb die kleinen Härchen auf meiner Haut sich hoch stellten. Genüsslich schloss ich meine Augen. Erst als ich sie wieder öffnete, bemerkte ich ein helles Licht nahe bei mir. Fragend schaute ich auf mein Dekolleté. Fasziniert beobachtete ich meine strahlend leuchtende Kette, welche Millimeter über meiner Haut schwebte und sich wellenartig bewegte.
„Hallo. Geht es dir gut?“, fragte Mona besorgt und lenkte somit meine Aufmerksamkeit auf sie. Ich nickte sanft lächelnd.
„Ich hab ja nicht viel abbekommen. Ally war ja die Verletzte“, erklärte ich leise. Sie nickte. Zusammen beobachteten wir, wie Ally mit dem hyperaktiven Welpen spielte. Da fiel mir etwas ein.
„Sag mal? Hast du Kandor unterrichtet? Er kann schon viel mehr als vorher“, sprach ich in Gedanken zu ihr.
Schnurrend nickte sie. „Ja. Es war zwar nicht ganz einfach, aber irgendwie hab ich es dann doch hin bekommen!“ Stolz strich ich ihr über das Fell und holte Kandor hoch, um ihn dann auf Monas Kopf zu setzten.
„So ist es schon besser“, sagte ich grinsend. Kandor bellte freudig. Alle fingen an zu lachen. „Was ist denn das hier überhaupt für ein Fest?“
Lächelnd beantwortete mir Alex meine Frage „Das ist das Mondfest. Hier loben wir Yuna deine Oma für ihre guten Taten.“
„Oh“, kam es staunend aus meinem Mund. Für gewöhnlich ging ich immer mit meinen Eltern auf Feste. Ein Bild von ihnen schoss an meinem inneren Auge vorbei. Sehnsucht und Trauer, dass ich sie nicht sehen konnte, machte sich in mir breit.

Gemütlich schlenderten wir neben einander her und schauten uns die Stände nacheinander an. Mein langes hellblau, grünes Kleid schliff über den Boden und nervte mich somit. Immer musste ich mein Kleid hoch nehmen, um nicht darüber zu stolpern. Genervt blieb ich stehen und suchte nach einem Stand, der scharfe Sachen verkaufte. Irritiert blieben alle stehen, unterbrachen ihre Gespräche und sahen mich verwirrt an.
„Was ist denn?“, meldete sich Kay zu Wort. Ihn ignorierend entdeckte ich einen Händler, der kleine Messer verkaufte.
Schnell marschierte ich auf ihn zu und fragte „Entschuldigen Sie. Könnten Sie mir vielleicht das Kleid ein wenig abschneiden. Das Ende nervt ein wenig“, lächelte ich den etwas pummeligen Mann an. Dieser nickte, kam zu mir, holte ein Messer und machte sich an mein Kleid zu schaffen.
„Layla. Was machst du da?“, sah mich Ally entsetzt an.
„Ich mach diese scheiße hier ab. Das schleift die ganze Zeit über den Boden und stört mich beim Laufen.“

„Das kann man aber auch anders lösen“ sagte jemand fremdes neben mir.
Verwundert schaute ich zur Seite und sah ein Mädchen. Sie hatte einen grünen Vogel auf der Schulter sitzen, der nun einmal fröhlich zwitschert, als ich mich langsam wieder aufstellte. Ich musste ein paar mal blinzelnd, um zu realisieren, dass tatsächlich grüne, lange sowie dichte Federn ihre Haare waren. Etwas kleinere und feinere Federn schmückten ihre Wangen und Augenpartie, die durch ihre grasgrünen Augen, welche mich intensiv betrachteten, gut zur Geltung kamen. Eine Bewegung hinter ihr ließ mich auf ihre Flügel schauen. Diese bestanden aus Ästen und Pflanzen, die sich immer wieder veränderten und bewegten.
„Ähm... und du bist?“, fragte ich neugierig.
„Sehra. Ich bin Sehra. Eine Halbgöttin wie du“, stellte sie sich milde lächelnd vor.
Überrascht streckte ich meine Hand aus und sagte „Wie cool. Meine Oma hat schon von dir erzählt. Wie ist es denn so in einem Dschungel zu leben?“ Lachend nahm sie meine Hand, drückte zart zu und schüttelte sie ein wenig.
„Ganz gut. Jetzt aber mal zu deinem Kleid. Soll ich es dir ein wenig kürzer machen?“, grinste sie mich an.
„Ja bitte. Es nervt richtig, wenn es dauernd über den Boden schleift.“ Sie nickte und kniete sich vor mich. Interessiert beobachtete ich, wie sie eine Hand auf mein Kleid legte und dieses kurz aufleuchtete. Als sie die Hand wieder weg nahm, war das Kleid kürzer und zeigte meine nackten Füße. Fasziniert lächelte ich und fragte Sehra, wie sie das gemacht hatte.
„Die Kleider hier sind nicht aus Baumwolle, wie bei euch auf der Erde. Sie sind aus feinen Pflanzen gewebt worden. Dadurch kann jede Bändigerin der Flora es nach belieben verändern. Wenn du es geschnitten hättest, wäre das Ende wieder nach gewachsen“, erklärte sie mir. Meine Augen wurden größer.
„Das ist wirklich erstaunlich“, lachte ich erheitert. „Können dadurch auch die Flügel durch die Kleider?“, fragte ich gespannt.
„Ja. Die Pflanze die wir benutzen heißt Zwerkn. Sie wird mit Mana gewebt und kann sich somit individuell auf Wunsch des Trägers ändern.“
„Cool“, grinste ich wie ein Honigkuchenpferd.

Zusammen gingen wir weiter und erzählten uns Geschichten von früher. Dabei erfuhr ich, dass Sehra schon als kleines Kind im Dschungel lebte und dort mit wilden Tieren jeden Tag spielte. Sie kann Pflanze und Erde kontrollieren sowie mit Tieren reden. Ihr kleiner Vogel zwitscherte manchmal fröhlich sowie zustimmend vor sich her und schien der Halbgöttin damit etwas mitzuteilen. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, bis auf einmal ein lauter Knall die Musik verstummen ließ, welche die ganze Zeit leise im Hintergrund lief. Erschrocken fasste ich mir an meinen Brustkorb und drehte mich zu der Lärmquelle um.

Bunte Funken flogen in die Luft und formten am Himmel verschiedene Muster. Staunend sah ich dem Feuerwerk zu und applaudierte bei manchen Figuren, die mir gefielen. Auf einmal entdeckte ich ein bekanntes Gesicht am Himmel. „Da wird ja Yuna abgebildet“, rief ich fröhlich aus und zeigte mit meinem Zeigefinger auf die Figur am Himmel. Lachend stimmten mir alle zu. Mit glitzernden Augen wirbelte ich zu Sam herum und strahlte ihn an.
„Gefällt es dir?“, fragte er lächelnd.
Schnell nickte ich. „Und wie es mir gefällt!“
Einen Augenblick später war alles vorbei. Wir wollten schon weiter gehen, als auf einmal ein starker Windzug kam und die Laternen sowie die Kerzen, welche die Stände manchmal auf ihren Tischen hatten, ausgehen ließ. Überraschte und zum Teil auch erschrockene Schreie drangen in mein Ohr, bevor es ganz still wurde. Der Mond tauchte den Marktplatz in ein geheimnisvolles, silbernes Licht. Irritiert legte ich meine Hand auf Sams Arm, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ruhig sah er mich an.
„Warum sind die Laternen aus?“, flüsterte ich, ohne meinen Blick von meiner Umgebung zu lassen. Eine Windböe streifte mein Gesicht und wirbelte meine Haare nach oben. Schnell kniff ich meine Augen zusammen, um den Dreck, welcher aufgewirbelt wurde, nicht in meine Augen zu bekommen.
„Ich weiß es nicht“, antwortete mir Sam etwas lauter, um das leise Heulen des Windes zu übertönen. Ein Murmeln ging durch die Menge.
Samuels Blick glitt nach oben. „Schau mal“, zeigte er in den Himmel. Ich folgte seinem Finger. Mit einer Mischung aus Angst und Aufregung beobachtete ich, wie im grellen Licht des Mondes Stufen erschienen und sich nach unten schlängelten. Die Stimmung war angespannt. Jeder, ich mit einbezogen, sah erwartungsvoll nach oben. Absätze von Schuhen die auf Glas gingen durchbrachen die unheimliche Stille. Ich hielt die Luft an. Wage konnte ich eine schlanke, große Gestalt ausmachen, welche die Treppen langsam hinunter ging. Als sie schließlich aus dem weiß hinaus trat und sich somit ganz zeigte, schrien alle freudig auf. Meine Haltung wurde locker, da ich die Person erkannte. Mitten auf den Treppen stand niemand anderes, als Yuna. Sanft lächelnd schaute sie zu den anderen hinunter und hob ihre Hände leicht an. Dadurch wurde die Menge wieder still.
„Ich bin Yuna, Göttin des Mondes und des Silberscheins. Ich heiße alle Wesen an diesem besonderen Tag herzlich willkommen“, hallte ihre euphorische Stimme über den Platz. Die Elfen jubelten und schrien wie verrückt. Etwas irritiert betrachtete ich das Schauspiel vor mir. „Dieses Jahr feiern wir wieder das Fest der Hoffnung, das Fest der Erneuung, oder wie wir Elfen dazu sagen: Das Fest des Mondes. An jedem vierundzwanzigsten Zwölften steht die silberne Sonne am höchsten und scheint am prachtvollsten. Doch leider wurde uns jene Nacht vor hundert Jahren durch schreckliche Erinnerungen zunichte gemacht.“ Stille kehrte ein. Das Gesicht von Yuna wurde ernst. Verwundert neigte ich meinen Kopf etwas zur Seite. Von was redete sie?
„Ich spreche vom Krieg der schwarzen Zinsors.“ Verwundert zog ich meine Augenbrauen zusammen. Krieg? Ich hatte gedacht hier gab es noch nie Krieg! Ich sah zu Sam. Er starrte düster in die Ferne und knirschte mit den Zähnen. War er auch auf dem Schlachtfeld gewesen? Aber das konnte gar nicht sein! Er war erst neunzehn. Sein Gesichtsausdruck, der voller Wut und Zorn war, sagte mir jedoch etwas anderes.
„Wir haben viele uns geliebte Wesen verloren, schreckliche Erinnerungen mitgenommen und sind noch heute von den Folgen des Krieges betroffen.“ Ich sah wieder zu Yuna hoch und beobachtete, wie sie ihre rechte Hand zur Faust ballte und sie auf ihre Brust legte. „Doch das Leben wird weiter gehen. Ich bin mir sicher, dass noch viele Herausforderungen auf uns zu kommen werden. Doch mit Liebe, Zusammenhalt und Mut werden wir die Herausforderungen meistern. Und nun. Lasst uns diesen ereignisreichen Tag zusammen ausgelassen feiern und auf weitere Glückgesegnete Tage hoffen.“ Staunend sah ich zu ihr hoch und applaudierte mit der ausrasteten Menge mit. Daraufhin ging sie die paar Stufen hinunter.
Unten angekommen, verbeugte sich jeder vor Yuna, außer Sehra. Sie blieb ruhig stehen und neigte ein wenig den Kopf.
Dabei begrüßte sie die Göttin mit „Hallo Yuna. Schön dich mal wieder zu sehen.“
„Hallo Sehra. Es ist schon lange her. Wie ich sehe geht es dir und Kira gut“, sprach Yuna ruhig.
„Ja ganz gewiss. Kira und ich sind seit dem Vorfall viel in Sora herum gereist und haben viele neue Tierarten entdeckt“, streichelte Sehra dem Vogel über den Kopf und lächelte leicht. Yuna nickte und wandte sich Mona sowie Kandor zu. Sie strich beiden über die Schnauze und hob danach Kandor nach unten. Dieser flog ein wenig hoch und ließ sich auf meinen Kopf nieder.
„Du hast eine schöne und starke Koria und ein junges Kind. Ich hoffe sie bleiben für immer an deiner Seite und unterstützen dich“, sagte meine Oma.
„Danke, dass hoff' ich auch“, flüsterte ich und hob Kandor von meinem Kopf hinunter.

Eine Stunde vor Mitternacht unterbrach Sam unsere Gespräche und sagte, dass wir noch irgendwo hin müssten. Also gingen wir ihm hinterher und kamen nach einem zehn Minütigen Fußmarsch vor dem Schloss an.
Die großen, sonst so geschlossenen Tore, standen speerangelweit auf und gaben mir den Blick in den Empfangssaal frei. Weiße seidentücher schmückten die Geländer der Treppen, die hochpoliert im Schein des mächtigen Kronleuchters glänzten. Staunend ging ich voran, Mona und Kandor zurück gelassen, da sie zu groß für den Saal war und er schlief. Mit offenem Mund betrachtete ich den riesigen Sakurabaum, der mitten im Raum stand. Magische Lichter schwebten wie kleine Geister um die Baumkrone herum.

„Er ist wunderschön. Nicht wahr?“ Amaya stand neben mir, mit nach hinten verschränkten Armen, und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen sowie einem Lächeln auf den Lippen an.
„Und wie! So einen riesigen Sakurabaum habe ich noch nie gesehen." Zufrieden lächelte Amaya und nickte.
„Freut mich zu hören, dass er dir gefällt.“
Fröhlich schaute ich wieder auf die Lichter. Mama hätte jetzt schon längst über irgendetwas am Baum gemeckert, fiel es mir ein. Sei es nun über den zu süßen Duft oder das er zu viele Blätter verlor. In der Beziehung war sie nämlich echt schlimm. Betrübt atmete ich laut aus und schaute sehnsüchtig den Baum an. Ich vermisste ihre Schimpfereien.

„Layla. Was ist denn?“, fragte Sams Mutter besorgt und legte eine Hand auf meine Schulter. Überrascht schaute ich zu ihr. Sah man mir meinen Kummer wirklich so sehr an?
„Nicht's besonderes. Mir sind nur Erinnerungen an meine Eltern hoch gekommen. Ich hab sie jetzt bestimmt schon seit einem Monat nicht mehr gesehen“, erzählte ich und lächelte traurig den Baum an. Nun schaute ich zu Amaya. Sanft lächelte sie mich an, schnappte meine Hand und zog mich hinter sie her.
„Wohin führst du mich denn?“, fragte ich irritiert und stolperte hinter ihr her.

Nachdem wir die Treppen hoch liefen und um die Ecke bogen, blieb sie vor einer großen Tür stehen und stieß diese auf. Ein wahnsinniger Lärmpegel kam mir entgegen und warf mich beinahe um. Neugierig ging ich in den großen Saal hinein und ließ meinen Blick durch die Elfenmenge schweifen.
Plötzlich entdeckte ich bekannte Gesichter. Ungläubig rieb ich mir über die Augen und schaute noch einmal auf die Stelle. Tatsache, sie waren immer noch da.
„Mama, Papa, Dav“, rief ich glücklich und rannte mit erhobenen Armen auf sie zu. Alle drei schauten verwirrt nach hinten.
„Ly“, schrie David überrascht, als er mich erkannt und hob mich hoch. Lachend drehte er sich mit mir um die eigene Achse.
„Okay. Okay. Lass mich wieder runter“, klopfte ich ihm grinsend auf den Rücken. Daraufhin machte er langsam stopp und setzte mich auf dem Boden ab. Sofort wandte ich mich meinen Eltern zu, die mich breit anlächelten. Es gab eine kurze Umarmung von mir und meiner Mutter, bevor ich mich zu meinem Vater hinunter beugte.
„Lass dich mal drücken“, grinste er und zog mich in eine kraftvolle Umarmung. Drei, zweimal knackste es in meinem Rücken, da er mit seiner Faust gegen meine Wirbelsäule drückte. Luft wich aus meiner Lunge.
„Boah. Du hast mich grad voll eingerenkt“, stöhnte ich zufrieden, als er mich los ließ.
„Wie kommt es eigentlich, dass ihr hier seid? Yuna hat gesagt, dass sie Mama aus Sora verbannt hat“, fragte ich sie verwirrt.
„Wir haben uns sozusagen vertragen“, lächelte Mama schief. Verwundert nickte ich. Das war eine tolle Neuigkeit... glaubte ich zumindest.
„Phuu... also so sieht meine Tochter als Elfe aus“, betrachtete mich Papa ein wenig überfordert.
Lächelnd blickte ich an mir herunter und meinte „Ja ganz akzeptabel, oder?“
„Ganz akzeptabel? Willst du mich verarschen? Du siehst einfach nur heiß aus. Wäre ich nicht dein Bruder, würde ich mir den Arsch auf reißen, um dich zu kriegen“, rief mein Bruder empört, aber auch grinsend aus.
„Mensch David, du kannst das doch nicht so laut sagen. Was sollen denn die anderen Leute denken?“, flüsterte ich ihm grinsend zu, während ich mich zu ihm rüber lehnte. Er warf abwehrend die Hand nach vorne und stupste mich spielerisch an.
„Jetzt mal ein anderes Thema. Was läuft denn jetzt eigentlich zwischen dir und Sam?“, wackelte er mit seinen Augenbrauen. Sofort wurden meine Wangen rot und ich schaute verlegen auf den Boden.
„Also wir gehen mal lieber. Dieses Gespräch führt ihr am besten alleine“, mischte sich mein Vater ein und rollte lächelnd davon.
„Alsooo. Nun sag schon“, drängte mich mein Bruder und pickte mich in die Seite. Schnell erzählte ich ihm was alles passiert war.
„Verstehe... Und warum guckst du dann so betrübt“, fragte er mich und zog die Augenbrauen ein wenig hoch.
„Ich guck doch gar nicht betrübt“, protestierte ich sogleich.
„Doch tust du!“, verschränkte mein Bruder verärgert die Arme vor der Brust. „Es ist doch alles soweit gut, Layla. Ihr müsst es zwar verbergen, aber besser so als gar nicht, oder?“
Frustriert kratzte ich mich am Hinterkopf.
„Schon... aber trotzdem... so richtig wohl ist mir bei der Sache nicht!“
Fürsorglich zog David mich an seine Seite und legte seine große Hand auf meinen Kopf. „Was ist wenn wir erwischt werden und seine Eltern mich einsperren?“
„Dann redest du mit ihnen und versuchst die Situation zu erklären. Mensch Layla! Sonst bist du doch nicht so!“ Lächelnd machte er meine Haare durcheinander. Jammernd nahm ich seine Hand von meinem Kopf.
„Hör einfach auf dein Herz, hm?!“, sagte er sanft.
Dankend lächelte ich ihn an und neckte ihn mit „Das mal so schlaue und fürsorglich Worte aus deinem Mund kommen, hätte ich nie gedacht!“
Gespielt empört schlug er mir gegen die Schulter und sagte „Also bitte! Aus meinem Mund kommen immer schlaue Sätze oder Wörter!“ Belustigt lächelte ich ihn an.
„Ich hab dich vermisst“, sagte ich leise zu ihm.
„Hm... ich weiß nicht, ob ich dich auch vermisst habe“, sagte er und hatte den Blick nachdenklich nach oben gerichtet. Sein Zeigefinger sowie sein Daumen lagen an seinem Kinn und seine Lippen waren als Dog-face verzogen.
Lachend schlug ich seine Hand weg und rief „Hör schon auf David.“ Plötzlich hob er mich hoch und schmiss mich über seine Schulter. „Wir sind doch erst seit ein paar Stunden getrennt und du meckerst schon rum!“, lachte er lauthals los.
Er ließ mich runter und ich erklärte ihm „Ich bin schon drei Monate hier. Wenn bei euch ein Tag vergeht, vergeht hier ein ganzes Jahr.“ Kurz sah er mich perplex an, bevor er anfing los zu lachen. Davon angesteckt hielt ich mir, nach ein paar Minuten, den schmerzenden Bauch.

Zusammen lachten wir uns kaputt, bis meine Mutter uns unterbrach. „Essen“, rief sie uns zu und setzte sich auf einen Platz, an den großen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Ich und David schauten uns an und grinsten wissend.
„Wettrennen“, fragte er. Schnell nickte ich und ging in Startposition.
„Auf die Plätze... Fertig... LOS!“ Zusammen sprinteten wir los. David lag ein Schritt vor mir. Na warte, dachte ich fies grinsend. Ruckartig breitete ich meine Flügel aus, schlug ein mal kräftig mit ihnen und gleitete neben ihm her. Fassungslos schaute er mich von der Seite an. „Tschüs Nervensäge“, verabschiedete ich mich und flog voran. Langsam kam ich mit den Füßen auf den Boden auf, lief mit ausgebreiteten Flügeln weiter und klappte mein Gefieder nach ein paar Metern wieder ein.
„Hey, das ist total unfair“, beschwerte sich David aus der Puste, der ein paar Meter hinter mir lief. An dem Tisch angekommen setzte ich mich neben meine Mutter und tat so, als ob ich nichts getan hätte. „Du kleine Schummlerin“, nahm er mich in den Schwitzkasten und rubbelte mit seiner Faust über meine Kopfhaut.
„Auuu lass das. Mann David“, grinste ich und versuchte seine Hand von meinem Kopf weg zu bekommen. Er hörte auf und ließ sich neben mir auf den freien Stuhl fallen. Plötzlich fasste mir jemand an die Schultern. „AHH“, schrie ich quietschend auf. Blitzartig drehte ich mich um und sah in grüne Augen.
Sam grinste mich spitzbübisch an und fragte „Na? Hab ich dich erschrocken?“
„Du kleiner“ platzte es verärgert aus mir heraus. „... Du erschreckst mich immer wieder. Das ist voll gemein“, pustete ich beleidigt meine Wangen auf und verschränkte meine Arme vor der Brust. Lächelnd ließ er seinen Blick über die Menge schweifen. Seine Augen stoppten bei meiner Mutter und bei meinem Vater.
Sam stellte sich gerade hin, neigte seinen Kopf nach unten und sagte „Es ist mir eine Ehre euch, Melody Göttin der Nacht und des Schattens, endlich mal kennen zu lernen. Meine Eltern und ihre Mutter haben schon viel von euch erzählt.“
„Um Gottes Willen! Nenn mich doch bitte Melody. Das höfliche Geschwafel der Adligen konnte ich noch nie leiden!“, stand meine Mutter auf. Überrascht sah er hoch.
„Wirklich?“, fragte er verunsichert. Lächelnd nickte meine Mutter und streckte ihm die Hand entgegen.
„Also nochmal von vorne. Ich bin Melody.“
„Sam“, lächelte mein Freund offen und schüttelte ihre Hand.
„Georg. Freut mich die Freunde mal von Layla und die Prinzen von Sora kennen zu lernen“, reichten sich mein Vater und Sam die Hand.
„Freut mich ebenfalls“, grinste der Prinz zurück. Ein Stoß in meine Taille ließ mich zu David schauen.
Lächelnd lehnte er sich zu mir hinüber und flüsterte in mein Ohr „Das kennen lernen von deinem Freund und unseren Eltern läuft einwandfrei. Die Hälfte ist also schon mal geschafft!“
„Daran hab ich noch gar nicht gedacht“, murmelte ich erstaunt. David setzte sich wieder normal hin und zwinkerte mir grinsend zu.
„Grins nicht so“, haute ich ihm auf den Arm. Lachend hielt er ihn sich und haute mit seinem Fuß gegen mein Bein.
„Au. Sach ma“, rief ich empört und trat zurück.
„Mensch. Leute!“, machte sich Mama neben mir bemerkbar. „Hört doch mal auf mit dem Rumgehampel!“ Verärgert schaute sie uns an. David und ich verdrehten gleichzeitig die Augen.
„Immer am Meckern“, meinten wir beide schmunzelnd, weshalb Papa sich lachend in seinem Rollstuhl nach hinten lehnte.
„Ich muss dann mal wieder“, verabschiedete sich Sam und zeigte zu seinem Vater. Traurig nickte ich. Schade das er nicht neben oder gegenüber von mir saß.
„Wir sehen uns später“, hauchte er noch schnell in mein Ohr, bevor er verschwand.
„Und jetzt erzähl mal alles von Anfang an“, forderte mich Papa auf.
„Alsoo. Es begann alles...“

~ ¤ ~

Durch ein schepperndes Geräusch wurden alle aus ihren Gesprächen gerissen und sahen erwartungsvoll an das Tischende, an dem der König saß.
„Heute, an diesem besonderen Tag, haben wir uns alle zusammen gefunden, um das Fest des Mondes und den Sieg über den Krieg der schwarzen Zinsors zu feiern“, fing er seine Rede an. „Diesen Sieg haben wir ganz alleine Yuna, Göttin des Mondes und des Silberscheins und ihrer ältesten Tochter, Göttin der Nacht und des Schattens zu verdanken.“ Er nickte ihnen höflich lächelnd zu. „Das Land Sora ist euch sehr dankbar und steht für immer in eurer Schuld, weshalb wir euch anbieten über die Feiertage zu bleiben. Nehmt ihr unser Angebot an?“
Gespannt sah ich zu Mama und Yuna, die sich gegenseitig anschauten.
„Wir würden gerne über die Feiertage hier bleiben“, nickte meine Mutter nach Sekunden der Stille dem König zu. Glücklich hüpfte ich auf meinem Stuhl auf. Sie blieben! Wie geil! Innerlich rastete ich total aus, blieb aber äußerlich ruhig.
„Eine gute Entscheidung. Natürlich werden wir euch Unterkünfte und das beste Essen hier im Lande zur Verfügung stellen.“ Dankend nickte meine Mutter ihm zu.

„Und nun meine Lieben Gäste. Erhebt eure Gläser“, nahm er seinen goldenen Becher in die Hand und schwenkte ihn nach oben. „Auf ein glückliches und gesegnetes Fest.“
A

lle standen auf, weshalb die Stühle laut über die Fliesen kratzten, und hoben feierlich ihre Gläser.
„Auf ein glückliches und gesegnetes Fest“, ahmten alle den König nach. Hastig stand ich ebenfalls auf. Ich war es nicht gewohnt so welche Troste mit zu machen. Zuhause aßen wir einfach alle, wenn jeder am Tisch saß. Da gab es keine Becher heben und Dankesreden.
Mein Blick huschte zu Sam, der direkt neben seinem Vater saß. Grinsend zwinkerte er mir zu, hob sein Glas und sagte etwas. Verwirrt versuchte ich den Satz von seinen Lippen abzulesen. Jedoch redete er zu schnell, wodurch ich nichts verstand.
„Auf ein fröhliches Fest“, wisperte seine dunkle Stimme plötzlich in meinem Ohr. Überrascht starrte ich ihn an. War er das gewesen? Grinsend nickte er mir zu und trank einen Schluck von seinem Getränk. Schmunzelnd nippte ich an meinem Orangensaft. Einen Augenblick später setzten sich alle hin und fingen an zu essen.

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