Das Familiengeheimnis

Kapitel 25

Nun kam ich am Waldrand an und schaute in mir vertraute Gesichter. Oma Nesti, Opa Mando, Tante Kristin, Onkel Willi, mein kleiner Cousin Nils und natürlich Yuna sowie mein Bruder David und Papa. Sie lächelten mich alle an und winkten mich zu sich. Schnell lief ich auf sie zu und bekam feste Wangenkneifer von meinen Omas und meinen Tanten. Wobei ich noch erwähnen musste, dass ich ungefähr fünf Tanten hatte! Dann kamen meine Cousinen und Cousins, die mir ein Kuss auf die rechte und linke Wange gaben. Insgesamt musste ich ganze sieben Küsse ertragen. Und wie immer hatte ich nun eine rote Wange und viel Lippenstift auf meinem Gesicht kleben. Zu allem Überfluss hatten sich meine Cousins nicht rasiert, weshalb meine Wangen nun ganz rau waren und noch mehr schmerzten, als sonst. Frustriert seufzte ich auf und fasste mir an mein Gesicht. Zischend nahm ich meine Finger weg und verzog vor Schmerzen das Gesicht. Nachdem alle mich begrüßt hatten, spazierten sie zu meiner Mutter. Verwundert sah ich ihnen hinterher. Das sie nichts zu meinem Aussehen oder wenigstens zu meinen Flügel sagten, war... merkwürdig?!
„LAYLA!" Die Stimme kannte ich nur all zu gut. Gezwungen lächelte ich und drehte mich zu meinem Cousin um.
„Hallo Nils", knurrte ich leise. 
„Boah Layla bist du fett geworden. Aber wenigstens sind deine hässlichen Pickel und die grünen Strähnen weg." Ich ballte meine Hände zu Fäusten und atmete ruhig ein. Jetzt nicht reagieren, oder ausrasten. Er macht das nur um mich zu provozieren, dachte ich und knirschte mit meinen Zähnen.
„Und deine Flügel sind ja mal sowas von bescheuert. Die sind kack braun und dabei glänzen sie noch nicht mal. Alter, und was hast du da bitte für ein Kleid an. Das ist ja genauso grässlich", betrachtete er mich abschätzend.
„Die hässlichen Flügel können dich gleich mal weg pusten", zischte ich und starrte ihn wütend an.
„Oh, jetzt hab ich aber Angst", sagte er gespielt und trat lächelnd einen Schritt zurück.
„Nils, ich warne dich! Noch ein blöder Spruch und du fliegst", drohte ich ihm wütend.
Er provozierte weiter und zuckte mit den Schultern. „Mach doch du blöde Kuh. Ich wette du bekommst noch nicht mal deine kleinen Flügel auseinander!"
„JETZT REICHTS MIR!" Wutentbrannt lief ich auf ihn zu und ergriff seine Arme. Panisch zappelte er und versuchte sich meinem Griff zu entziehen. Sein Gesicht hatte sich vor Angst verzogen.

Allys Sicht:

Ich kam von dem Essenstisch zurück, bei dem ich mir ein Stück Kuchen geholt hatte und sah Layla mit einem kleinen, braunhaarigen Jungen reden. Meine Freundin sah nicht gerade erfreut aus, ihn zu sehen. Neugierig ging ich auf sie zu und blieb ein paar Meter neben ihnen stehen. Plötzlich färbten sich Laylas Blüten, die auf der Krone waren, dunkler und verloren ihr Leuchten. Sie besaßen alle dunkle Farben und waren Matt.
"JETZT REICHTS MIR!", brüllte Layla wütend und stampfte auf den Jungen zu, um ihn grob an beiden Armen zu packten. Wild strampelte er mit den Füßen und Armen, als sie ihn hoch hob. Verwirrt schluckte ich das Essen hinunter, stellte meinen Teller hastig auf dem nächst gelegenen Tisch ab und lief zu den Zweien, um den kleinen Jungen von ihr zu entfernen. Die silbernen Samen der Ziahranpflanze auf ihren Hörnern waren nämlich sehr giftig für alle, die sie berührten, aßen oder einatmeten.
Doch zu spät. Layla breitete ruckartig ihre Flügel aus und flog im hohen Tempo mit dem Jungen in den Himmel. Fluchend blieb ich unter ihnen stehen und sah dem kleinen Jungen in das verängstigte Gesicht, als er sich feste an ihrem Hals krallte und mit seinen Beinen ihre Taille umschlang. Nach Sekunden drang der Panische Schrei von ihm in meine empfindlichen Ohren, wurde aber immer leiser, da sie sich von mir entfernten. Am liebsten wäre ich ihnen nach geflogen, doch meine Flügel waren noch zu schwach und zu klein dafür.

Laylas Sicht:

Ich schlug immer schneller mit den Flügeln, bis ich die Bäume nur noch als Miniaturausgabe sah. Nils schrie wie ein Mädchen in mein Ohr und drückte sich an mich. Fies grinste ich und schob ihn leicht von mir weg. Die Frühlingssonne wärmte meine nackte Haut und ließ mich kurz niesen. Der kleine Junge beruhigte sich langsam wieder und öffnete vorsichtig seine Augen. Anschließend lockerte er seinen Griff und drehte sein Gesicht der Sonne zu. „Na du Angsthase, immer noch so kleine Flügel?" Langsam schüttelte er den Kopf und schaute mich aus seinen grau, braunen Augen bewundernd an. „Versprich mir, wenn ich nach unten Fliege, dass du mich nicht mehr ärgerst?" Der kleine Junge nickte brav und blickte mit großen Augen auf meine Schwingen. Ganz vorsichtig flog ich nach unten und setzte ihn ab. Schwankend kam er zum Stehen und lief auf seine Mutter zu. Tante Lili grinste mich nur wissend an und hob ihren Sohn hoch, der sich währenddessen lautstark beklagte und mit seinen Händen wild gestikulierte.
„BING, BING, BING!" Erschrocken zuckte ich zusammen. Was war denn das? Suchend blickte ich mich um und entdeckte meine Mutter, die alle zum großen Tisch rief. Schnell setzte ich mich neben Ally, welche mich angrinste, und schenkte meiner Mutter meine volle Aufmerksamkeit.
„Also erst mal danke, dass alle gekommen sind und natürlich kommen konnten. Wie ihr wahrscheinlich schon alle wisst, berufe ich nicht ohne Grund so ein Familientreffen ein. Doch dieses mal ist es so. Ich hab mir gedacht, dass wir uns mal alle wieder Treffen sollten, um ein wenig zu diskutieren und zu erzählen." Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und schaute Ally fragen an. Diese zuckte unwissend mit den Schultern. Als ich mich umsah, erkannte ich belustigt, dass alle skeptisch meine Mutter anschauten. Sogar mein Vater, der neben ihr in seinem Rollstuhl saß.
„Mama. Das glaub ich dir nicht wirklich", rief David von ganz hinten in die Runde hinein. 
Ertappt lächelte sie und gab leise zu „Naja, um ehrlich zu sein, gibt es schon ein Grund... aber den sag ich jetzt nicht! Auf jeden Fall wünsche ich euch einen guten Appetit!" Sie schnippte einmal kurz mit den Finger und ließ somit Teller vor uns erscheinen. Alle hatten das selbe. Fisch mit Pellkartoffeln, Frischkäse und heller Soße. Nachdem ich meine Mutter schmunzelnd ansah, fing ich gierig an zu essen. Wie lang hatte ich jetzt schon kein Fisch mehr gegessen?
„Wow Layla, mal ganz langsam", grinste mich Ally an und schob sich ein Stück Fisch in den Mund.
Mit vollem Mund sagte ich „Ich hab schon seit ungefähr drei Monaten kein Fisch mehr gegessen. Da muss ich einfach zu schlagen!" Lachend nickte meine Freundin. Wir aßen fertig und standen danach auf. Ich stellte Ally allen vor und spazierte dann zu Mona und Kandor. Beide lagen in der Sonne und entspannten sich. „Mona, Kandor kommt, ich will euch meine Familie vorstellen", sprach ich in ihren Gedanken. Murrend setzten sich Mona auf und ging mit den Pfoten über ihre Augen.
„Das war gerade so entspannend und du weckst uns", schimpfte Mona und gähnte. Dies ignorierend spazierte ich voran und lauschte, ob sie mir hinter her gingen. 'Tapps, Tapps'. Zufrieden lächelte ich und kam bei den anderen an.
„Darf ich euch vorstellen? Das ist meine Koria Mona und das mein Schattenwolf Kandor", zeigte ich auf die beiden und grinste stolz.
Mona setzte sich gerade hin und sagte „Schön Sie kennen zu lernen." Anmutig neigte sie kurz den Kopf nach unten und schielte unauffällig zu Kandor hinüber. Er bellte freundlich auf, wedelte mit dem Schwanz und lief auf Nils zu, woraufhin Mona ihn mit ihrem Schwanz zu sie holte. Er wurde ruhiger und setzte sich gerade hin.
„Ich Kandor. Schkön ski kenen zu lernen."
Überrascht sah ich Mona an.
„Er lernt sehr schnell", meinte sie nur und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder den anderen.
„Och göh. Der ist ja mal süß", liefen meine Tanten auf Kandor zu. Er ließ sich streicheln und bellte manchmal freudig auf. Derweile stand ich neben Monas Pfote und betrachtete das Schauspiel schmunzelnd. Plötzlich kam mein Bruder auf mich zu und schaute bewundernd zu der Hündin hoch.
„Hallo Dav", grinste ich ihn an. Sein Kopf ruckte zu mir herum.
„Hallo Layla. Du hast echt geile Hunde", grinste er erstaunt. 
Nickend sagte ich zu Mona in Gedanken „Würdest du ihn mal kurz an knurren. Wird bestimmt lustig!" Sie stimmte zu und kam mit ihrem Gesicht meinem Bruder näher. Gespannt sah er in ihre Augen. So musste ich wohl auch bei meinem ersten Treffen mit ihr ausgesehen haben. Belustigt beobachtete ich den Wandeln seiner Mimik, als Mona anfing aggressiv zu knurren und mit ihren Zähnen zu knirschen. In Panik stolperte er von ihr weg und rannte gleichdarauf schreiend davon. Erst als er bemerkte, dass sie ihm nicht hinterher lief, blieb er stehen und schaute zurück. Derweilen lachte ich amüsiert und streichelte Mona hinter den Ohren. Sie gluckste kurz belustigt auf und legte sich hin.
„Das war total fies von euch", beschwerte er sich, als er endlich verstand, dass wir ihn veräppelt hatten, und kam wieder auf uns zu. "Ich hätte gedacht, dass sie mich gleich fressen würde. Irgendwann bekommst du das noch zurück!" Warnend zeigte er mit dem Zeigefinger nach oben und fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Grinsend nickte ich und klopfte ihm versöhnlich auf die Schulter. Er sagte das immer, aber die Drohung wirklich wahr gemacht, hatte er noch nie.
Plötzlich fühlte ich mich, als würde ich in einer fahrenden Achterbahn sitzen und diese Loopings drehen. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Schnell schüttelte ich mich und verzog angeekelt mein Gesicht, woraufhin das unangenehme Gefühl verschwand und angenehme Wärme meinen Körper durchflutete. Ein erschreckender und fassungsloser Aufschrei meiner Mutter, ließen mich und Mona zusammen zucken. Hastig drehte ich mich um. Vor meiner Mutter stand eine fast durchsichtige, orange, goldene Gestalt, welche eine Maske auf hatte. Sie trug ein langes Kleid, mit Dekolleté und hatte hohe Schuhe an. Angespannt sah ich zu meiner Mutter, der ihr Teller auf den Boden gefallen war, und nun mit zitternden Händen dem Mädchen ins Gesicht sah. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die harten Gesichtszüge der Fremden. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Daraufhin steuerte die Gestalt mit schnellen Schritten auf mich zu und schüttelte ihre kurzen, gewellten Haare während dem Gehen durch.
„Malena!", rief ich überrascht, als ich sie erkannte. Sie nickte grinsend und stand nun vor mir. Dadurch, dass sie hohe Schuhe an hatte und wahrscheinlich auch so einen Zentimeter größer war als ich, überragte sie mich um mindestens vier Zentimeter. Hoch schauend lächelte ich sie breit an.
„Jou. Wie geht's?"
„Ganz gut. Hast dich aber ganz schön rausgeputzt für das Treffen", sah ich beeindruckt an ihr hinunter. Kichernd nickte sie verschmitzt. Langsam wandte sie ihren Blick von mir ab und schaute sich um. Fast alle hatten sich an den Tischen versammelt und schauten uns fragend an.
„Wollen wir uns setzten? Ihr habt bestimmt viele Fragen an mich", sprach sie in die Runde. Immer noch wie betäubt, nickte meine Mutter und setzten sich zu meinem bleichen Vater auf die Bank. Danach folgten die anderen und schauten verwirrt in die Runde. Da nach ein paar Minuten keiner was sagte und die Stimmung immer weiter sank, fing ich zögerlich an zu reden.
„Mh... also... das ist Malena, meine Zwillingsschwester... Ich weiß grad nicht wirklich was ich sagen soll." Verlegen kratzte ich mich an meinem Hinterkopf, als mir nichts weiteres einfiel, was ich zu dieser Situation sagen sollte. Perplex starrten mich meine Tanten an. Vor allem aber machte mir Davids betroffener Blick sorgen.
„Wie wärs, wenn deine Mutter uns mal die ganze Geschichte von vorne erzählt!" Mein Onkel Willi schaute Melody auffordernd an. Betrübt nickte sie und sah mich reumütig an.
„Es tut mir wirklich leid, dass ich dir nicht schon vorher von deiner Schwester erzählt habe, aber es war einfach so sch-schwer!" Leise fing sie an zu schniefen. Entrüstet bekam ich große Augen. Ich hatte meine Mutter noch nie weinen gesehen. Überfordert mit der Situation, schaute ich hilfesuchend zu meinem Papa. Zerknirscht blickte er mir kurz in die Augen und schenkte gleichdarauf meiner Mutter wieder seine volle Aufmerksamkeit.
Zittrig holte sie tief Luft und fing an zu erzählen: „Als ich nach einem Jahr Beziehung, mit Georg schwanger wurde, waren wir natürlich sehr glücklich und freuten uns. Als ich dann aber im fünften Monat plötzlich Schmerzen im Bauch spürte, wusste ich das etwas nicht stimmte. Georg brachte mich sofort ins Krankenhaus und kümmerte sich wirklich fürsorglich um mich." Sanft lächelte sie meinen Vater an und nahm seine Hand in ihre. Perplex starrte ich auf ihre ineinander verschlungenen Händen. Ich fühlte mich wie in einem falschen Film. Seit dem ich mich erinnern konnte, hatten meine Eltern noch nie Händchen gehalten oder ihre Liebe offen, in Form von einem Kuss, gezeigt. Meine Mutter wandte sich wieder uns zu und fuhr fort „Erst da erfuhren wir, dass ich Zwillinge bekam und sie schon fast 'ausgewachsen' waren. Klar! Ich hätte das auch früher wissen sollen. Doch da ihr insgeheim keine Menschen wart und das Wachstum von Elfen sich sehr von den der Menschen unterscheidet, konnte ich nicht zu einem normalen Arzt gehen. Wir waren natürlich geschockt, doch uns blieb nicht lange Zeit zum nachdenken, weil ich danach direkt meine Wehen bekam. Es war furchtbar!" Gequält verzog sie ihr Gesicht bei der Erinnerung und schüttelte leicht den Kopf. "Die Schmerzen waren unerträglich! Ich musste immer wieder Stufen hoch und runter laufen, damit mein Muttermund sich schneller öffnete. Irgendwann nahmen die Schmerzen so schnell und dramatisch zu, sodass ich nicht mehr stehen konnte und von Georg in den Kreißsaal getragen werden musste. Die Ärzte erklärten mir dann, dass eine OP sicherer wäre, weil ich durch die Schmerzen in Ohnmacht fallen könnte. Also brachten sie mich in die OP und führten ein Kaiserschnitt durch. Anscheinend kamen die Schmerzen von dir, da du immer wieder gegen die Fruchtblase getreten hast." Sie schaute mich lächelnd an. Belustigt grinste ich. „...Malena hatte ihre Nabelschnur um den Hals gewickelt und bekam somit keine Luft mehr. Während dem raus holen, starb sie. Natürlich versuchten die Ärzte sie wieder zu beleben, doch es wollte einfach nicht...." Mein Lächeln sank drastisch wieder. Betretendes Schweigen.
Mitleidig sah ich meine Mutter an, als eine kleine Träne ihre Wange herunter rollte. Mein Vater nahm sie tröstend in den Arm und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Nachdenklich sah ich an meinen Eltern vorbei. Ich war nicht wirklich wütend auf sie, nur ganz schön enttäuscht, dass sie es mir nicht früher gesagt hatten.
„Warum habt ihr es mir nicht früher gesagt", fragte ich leise. Schniefend wischte sich meine Mutter die Tränen weg und brachte nur Gestotter heraus. Mein Vater übernahm das Reden.
„Wir wollten warten, bis du achtzehn wirst. Natürlich haben wir manchmal Zweifel gehabt, ob wir es dir nicht schon früher sagen sollten. Doch wir haben uns immer davor gedrückt." Betreten sah er zu Boden. Langsam nickte ich und versuchte alles zu verarbeiten.
„Und warum habt ihr MIR nie was davon erzählt", stand David ruckartig auf und haute seine Hände auf den Tisch. Wütend starrte er Papa an.
„Wir dachten, dass es für dich eine Last wäre, da du ein Geheimnis vor deiner Schwester hättest, dass du ihr erzählen willst, aber nicht darfst", zuckte Georg unbeholfen mit den Schultern. Der angespannte Kiefer und seine Arm lockerten sich langsam. Seine verzerrte Mine zeigte nun eine Denkerfalte zwischen seinen Augenbrauen, als er seinen Kopf der Tischplatte zu drehte und zögerlich nickte. Er ließ sich bedacht auf seinen Stuhl nieder.
„Warum bist du gerade erst jetzt gekommen und nicht früher?", fragte einer meiner Tanten und schaute zu Malena, die still das Gespräch verfolgte.
Lächelnd setzte sie sich gerade hin. „Weil ich mich nur in der Elfenwelt so zeigen kann. Auf der Erde hättet ihr mich nicht gesehen. Zwar hab ich immer auf euch aufgepasst und die Ereignisse verfolgt, doch reden konnte ich mit euch nicht." Erstaunt nickte ich. So langsam kapierte ich, was der Unterschied zwischen dieser und unserer Welt war. "Außerdem war ich mal in Laylas Träumen", fügte sie grinsend hinzu, woraufhin ich sie verdutzt anschaute.
"Du warst das in dem Traum?", rief ich fassungslos aus, als ich mich an die Nacht erinnerte. Schadenfreudig lächelte sie mich an. "Also warst du das dann auch auf dem Marktplatz?"
"Jep", nickte sie.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. "Und warum bist du dann weg gelaufen?" Wehleidig seufzte sie auf.
"Ich fand, dass es nicht der richtige Augenblick war." Sorglos zuckte sie mit ihren Schultern. Empört schüttelte ich den Kopf und schmollte leicht vor mich hin. Wegen ihr wurde ich von jedem angestarrt und wurde jetzt wahrscheinlich als durchgeknallte abgestempelt.
Grübelnd sah ich wieder zu meiner Mutter, als mir etwas in den Sinn kam. „Wann hast du den anderen eigentlich gesagt, was du wirklich bist? Ich mein, ich bin hier angekommen, mit meinen Flügeln und den Ohren und keiner von unserer Familie hat geschockt oder empört reagiert!"
„Das liegt daran, dass sie es schon alle wussten. Sie wissen es schon seit Jahren." Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das nicht eine wichtige Information. "Als ich dich bekommen habe, musste meine Mutter zu uns reisen, um eine Sperre auf dich zu legen. Dadurch sahst du wie ein ganz normales Baby aus und nicht wie ein Elfenbaby. Natürlich musste ich vorher Georg fragen, was dazu führte, dass die ganze Familie es nachher wusste. Sie sind zwar heute zum ersten mal hier, aber naja."
„Also wussten sie das schon alle?" Fassungslos schaute ich in die Runde. Alle grinsten mich an und nickten. "Ihr seid mir ja welche", schüttelte ich schmunzelnd den Kopf. Daraufhin lachten manche auf.
„Was machen wir denn jetzt noch?", meldete sich Ally zu Wort. Ratlos sahen wir uns gegenseitig an. „Wie wärs, wenn Malena mal was von sich erzählen würde?" Gespannt sahen alle zu meiner Schwester. Ergeben seufzte sie, nickte und fing an zu reden.

~  ~

Wir erfuhren viel von ihrer Welt und wie es ihr ergangen war, wenn sie uns traurig oder fröhlich sah. Doch das interessanteste an dem Gespräch war, dass sie meinte auch auf meine Schule gehen zu wollen. Vorher hatte sie hier nichts gehalten und es wäre alles langweilig gewesen, doch weil jetzt ich da wäre, würde das gehen, meinte sie zu mir. Natürlich freute ich mich, doch ich hatte auch bedenken. Was wäre, wenn sie nur an mir hängen und keine wirklichen Freunde finden würde. Hatte sie überhaupt ein Koria? Mir schwirrten viele Fragen durch den Kopf, die ich jetzt aber nicht stellen wollte. Ich ließ es wie immer einfach auf mich zu kommen, gab ich es mit dem Denken auf und entspannte mich wieder.

Noch bis zum Abend redeten wir viel und verabschiedeten uns dann so ungefähr um zweiundzwanzig Uhr von den anderen. Müde fiel ich auf mein Bett und seufzte. Ally lag neben mir und schloss die Augen.
„So schlimm war das Treffen gar nicht. Bei mir läuft es viel Chaotischer und schlimmer ab", sagte sie leise. Fast nicht hörbar lachte ich und nickte.
„Ja dieses mal war es ganz in Ordnung!" Auf einmal klopfte es an der Tür. „Herein", murmelten wir beide müde. Die Tür ging auf und Sam streckten den Kopf durch die Lücke. Er sah fertig und abgeschafft aus. Ich raffte mich schwerfällig auf und lächelte ihn matt an.
„Na? Auch so einen schweren Tag gehabt?" Ich nickte und gähnte herzhaft. Dadurch angesteckt musste auch Sam gähnen.
„Du Ally? Wann willst-", drehte ich mich zu meiner Freundin um. Diese schlummerte schon im Schlaf und schnarchte leise vor sich hin. Schmunzelnd fragte ich Sam, ob ich bei ihm schlafen könnte und packte meine Sachen, nachdem er bejahte. Schnell zog ich noch die Schuhe von Ally aus und deckte sie vorsichtig zu.
Langsam trotteten wir beide den Flur entlang, nach draußen. „Und? Wie war das Familientreffen?"
„Ganz okay. Hab heute erfahren, dass ich eine Zwillingsschwester hab, die tot ist", antwortete ich gelangweilt. Er blieb stehen und sah mich interessiert an.
„Echt jetzt? Und wie ist sie so?"
Ich hob die Schultern und meinte „Ganz okay. Ich weiß aber noch nicht so viel über sie. Sie wird wahrscheinlich auf unserer Schule gehen!" Er nickte und wir gingen weiter. Schweigen herrschte zwischen uns, das aber angenehm war.
Als wir dann endlich an seinem Zimmer anlangten, zog ich mich schnell um, schminkte mich ab und machte mich Bett fertig. Sam lag schon im Halbschlaf im Bett, als ich aus dem Bad kam. Vorsicht ließ ich mich auf die Matratze gleiten, ließ meine Flügel wie jeden Abend verschwinden, setzte meine Krone mit dem gewissen Spruch ab und kuschelte mich an Sam heran. Sofort schlang er seine Arme um mich und gab mir einen gute Nacht Kuss auf den Mund.

(Nicht verwirrt sein! Das Kapitel 'Zeit zusammen' wurde ganz abgeändert und ist jetzt als '988 Jahre... Wirklich?' und 'Das Gnomschloss' online)

~ ¤ ~

„Layla?" Jemand rüttelte an meiner Schulter. Murrend drehte ich mich auf die andere Seite und kuschelte mich mehr in meine Decke hinein. Ein genervtes Seufzen von hinten. „Ly jetzt komm steh auf. Wir müssen in einer Stunde zur Schule!"
„Nur noch zwei Minuten!", murmelte ich müde. Anschließend spürte ich mit Zufriedenheit, wie jemand von der Matratze neben mir aufstand und die Treppe hinunter zum Kleinen Wohnzimmer ging. Langsam schlummerte ich wieder ein.
„Layla?" Eine genervte, raue Stimme flüsterte mir ins Ohr: „Jetzt steh endlich auf oder ich spritze dich nass!" Keine Reaktion von mir. „Na gut, wie du willst!" Plötzlich hörte ich ein sprüh Geräusch. Nasse, kleine Tropfen trafen mein Gesicht. Erschrocken riss ich meine Augen auf und drehte mich um. Dort saß Sam, mit einer Spritze in der Hand und lächelte mich an. „Na? Auch mal wach?" Seufzend setzte ich mich auf und wischte mir das Wasser vom Gesicht. Die Decke weg schlagend, gähnte ich laut und trottete ins Bad. „Beeil dich", rief er mir noch zu, bevor ich die Tür des Bades zu schlug. Schleppend machte ich mich für die Schule fertig und ging danach lustlos die paar Stufen hinunter. Sam saß auf seiner Couch und aß ein Brot.
„Wie viel Uhr ist es denn?", rieb ich mir meine Augen und setzte mich neben ihn hin.
„Hm...", brummte er überlegend und schaute auf seine Uhr. „Sieben Uhr fünfzehn." Ich nickte und nahm mir eine Banane.
„Wie viel Stunden haben wir heute?"
„Sechs." Wieder ein Nicken meinerseits. Schweigend aßen wir unser Frühstück auf. Danach zogen wir uns fertig an und traten vor die Tür.
Genüsslich sog ich die kühle Morgenluft ein. Wenn man aus stickigen Räumen kam und dann die frische, kühle Winterluft roch, war das Balsam für den Kopf. Während ich so an die matschigen Winter bei uns auf der Erde dachte, flogen wir zur Schule und warteten vor dem Schultor auf die anderen. Als sie nach zehn Minuten immer noch nicht kamen, fing ich langsam an zu zittern, weil ich nur das Kleid von gestern an hatte.
Sam bemerkte es und fragte mich „Soll ich dir andere Kleidung holen?" Mit klapprigen Zähnen nickte ich und lächelte ihn an. Er löste sich daraufhin in Luft auf und kam nach einer Minute mit einer Jeans, einem Unterhemd, einem Pulli, Socken und Schuhe wieder. Ich nahm sie zu mir und versteckte meine Arme darin. „Komm wir gehen rein", schob er mich durch das Tor in die Schule. Dort zog ich mich auf den Toiletten schnell um und packte alle Sachen in Sams Tasche. Da ich ja auch keine Schulsachen oder irgendetwas für heute dabei hatte, lieh ich mir ein Stift von Sam. Blockblätter würde ich ja noch ergammeln können.

Eine halbe Stunde später kamen die Anderen und gingen mit mir in den Unterricht. Zuerst hatte ich zwei Stunden Fremdsprache, dann zwei Stunden Flugunterricht, eine Stunde Heilkunde und eine Stunde TPL. Keine Ahnung was das letzte war, aber ich würde es ja schon noch erfahren. Die ersten zwei Stunden waren ereignislos und sehr langweilig, wo hingegen der Flugunterricht richtig cool war. Wir mussten durch Tunnel fliegen, anderen ausweichen und lernen leise zu fliegen. Das klappte bis zum letzten Part eigentlich ganz gut. Ja eigentlich. Ich war nämlich, anstatt geräuschlos, nur noch lauter geflogen. Natürlich war ich dann auch prompt gegen ein Baum geflogen und habe dabei viele, WIRKLICH viele Äste mit gerissen. Und ja, was sollte man sagen? Ich konnte es einfach nicht!

Nach diesem Vorfall ging ich deprimiert in den Heilkunde Unterricht und setzte mich neben die Pflanzen, auf den schmutzigen Boden. Sam wollte noch irgendetwas holen gehen, weshalb er mich alleine ließ. Müde schloss ich meine Augen und lehnte den Kopf an die Glaswand. Mein Freund meinte gerade eben, dass er nur noch diesen Tag in die Schule gehen und danach seinem Vater helfen wollte. Ich fand es wirklich toll, dass er sein Vater so tatkräftig unterstützte, aber ein wenig alleine würde ich mich dann wahrscheinlich schon fühlen. Ally, Alex und Kay waren nämlich nur in bestimmten Fächern in meiner Klasse, weil das irgendwie getrennt wurde. Seufzend streckte ich meinen Rücken durch und hörte es mehrere male knacken.
„Layla!? Was machst du denn da auf den Boden?"
Frau Grandi stand vor mir, mit einer Topfpflanze in der Hand und sah mich von der Seite an. Anscheinend war sie gerade vorbei gelaufen und hatte mich gesehen.
Schulter zuckend seufzte ich wieder und stand langsam auf.
„Ich hab mich nur mal kurz ausgeruht. Habe gerade Flugstunden gehabt!" Die Lehrerin nickte verständlich und sagte, ich solle ihr folgen. Dies tat ich und kam bei Setzlingen an, die auf dem Boden, in Erde angelegt wurden. Wir gingen durch eine Tür und gelangten in einen normalen Raum, in dem viele Sträucher an Leinen hingen.
„Ich geb dir jetzt mal ein paar Kräuter mit und die musst du dann einfach mit heißem Wasser aufgießen. Lasse es sechs Minuten ziehen und trinke dann den Tee. Aber immer nur eine Tasse am Tag und nur, wenn du verspannt bist. Es kann nämlich ganz schön in die Hose gehen", erklärte sie mir und überreichte mir ein Bündel getrockneter Kräuter.
Verblüfft sah ich sie an und murmelte ein "Danke." Frau Grandi zeigte mir noch, welche Menge ich für eine Tasse nehmen musste und ging mit mir zu den anderen. Die Frau teilte unsere Referate aus und sagte manchmal etwas zu den Schülern. Bei mir blieb sie stehen, gab mir lächelnd die Blätter und meinte „Wirklich sehr gutes Referat. Eine Eins!" Grinsend bedankte ich mich und sah mir die Blätter an. Es waren zwar ein paar rote Striche dran, aber das machte nichts.
Schnell packte ich es in Sams Tasche, welche er mir da gelassen hatte und verfolgte den Unterricht interessiert. Das er immer noch nicht da war, machte mir ein wenig sorgen. Er wurde bestimmt nur von irgendjemanden aufgehalten und in ein Gespräch verwickelt, besänftigte ich mich selber, merkte aber, dass meine Sorgen nicht weniger wurden.
Plötzlich kam Phobe herein gestürmt und flüsterte der Lehrerin aufgebracht etwas ins Ohr. Neugierig beobachtete ich, wie die Augen von Frau Grandi groß wurden und sie geschockt nickte.
"Planänderung. Wir werden unser Krankenhaus besuchen gehen", meinte sie, woraufhin einige genervt aufstöhnten. Sam wird dann bestimmt total verdattert vor dem Gewächshaus stehen, dachte ich mit einem belustigten Grinsen im Gesicht, als wir langsam aus dem Glashaus gingen.
Nachdem einstündigen Lauf durch den Wald, marschierten wir unter den Stadtmauern hindurch, an den Ständen vorbei und direkt auf die Statur in der Mitte der Kreuzung zu. Selbstbewusst blieb die Lehrerin vor dem viereckigen Stein stehen, auf den die Statur thronte, und legte ihre Hände darauf. Fasziniert sah ich zu, wie der Diamant in dem Stab der Flügelfrau aufleuchtete, die Statur sich plötzlich anfing zu bewegen und sich zu uns nach unten kniete.
"Was ist Euer Begehr heilige Halbnymphe?", fragte die Statur und sah unsere Lehrerin ernst an. Jeder ihrer Bewegung verursachte, dass kleine Kieselsteine von ihrem Körper abbröckelten. Überrascht starrte ich auf den Hinterkopf von Frau Grandi. Sie war eine Halbnymphe?
"Ich wünsche zur Süd-Seite Kanderi's mit meinen Schülern gebracht zu werden, Meisterin Xena", kniete sich unsere Lehrerin auf die Knie und neigte ihren Kopf nach unten.
"Nennt mir Eure Gegenleistung und ich werde beurteilen, ob es eine Waage der Gerechtigkeit ist."
"Ich gelobe Euch meinen Dienst als Heilige Heilerin und Meisterin des Kräuterhexens."
"So soll es sein", nickte die Statur und faltete ihre Flügel auseinander. Ehrfürchtig schaute ich zu den Schwingen hinauf. Sie besaßen viel mehr Federn als meine und hatten doch die gleiche Form. Als sie sich jedoch nun langsam um uns schlossen, bekam ich es mit der Panik zu tun, weshalb ich schnell nach hinten stolperte. Phobe zog mich daraufhin ruckartig zu sich wieder in den Kreis.
"Bleib einfach hier stehen und rühre dich nicht. Xena wird dir nicht weh tun", flüsterte sie und schaute gelangweilt dem Schauspiel um uns herum zu. Zögerlich nickte ich. Ich hoffe sie hatte recht.
Als sich nun die Schwingen ganz um uns schlossen und nur ein wenig Licht durch den Spalt ihrer überkreuzten Flügel über uns kam, leuchtete der Boden unter uns weiß auf. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit machte sich in meinem Magen breit, weshalb ich verwirrt um mich sah. Die Haare und Kleider der anderen schwebten leicht in der Luft. Sekunden später erlosch das Licht unter uns, woraufhin die Anziehungskraft wieder in Kraft trat und ein kräftiger Ruck durch meinen Körper ging. Langsam zogen sich die Flügel um uns herum zurück. Lärm von vielen Stimmen und Schritte drangen in mein Ohr. Verwundert sah ich mich nun in der neuen Umgebung um. Wir waren von zwei- und einstöckigen Häusern umgeben, die alle aus Sandsteinen gebaut waren. Vor uns positionierte sich Xena wieder in ihre ursprüngliche Pose zurück. In der Ferne konnte ich die gewohnten Mauern sehen.
"Willkommen in der Südlichen Stadt Kanderi", sprach mich meine Lehrerin wieder an und lächelte. Erstaunt bekam ich große Augen. Wir waren also immer noch innerhalb von den Stadtmauern?!
"Nun kommt", marschierte unsere Lehrerin an der Statur vorbei, in Richtung Norden. Hastig lief ich ihr hinterher und schaute mich um. Die Häuser, welche Stufenweise zum Schloss hinauf gebaut wurden, da es in der Südseite einen steilen Abhang hinunter ging, waren in dem fast gleichen Stil gebaut, wie das Schloss: Zwiebeldächer, Fenster die oben spitz zuliefen, verschlungene Muster mit verschieden farbigen Steinen in der Sandsteinwand und die bunten Glasmosaike in den Fenstern und Türen. Alles erinnerte mich an eine Wüstenstadt, wären da nicht die grellen Blumen auf den Fußgängerwegen und die bunten Gläser.

Nach etlichen Treppen und Häuserreihen, die wir hoch liefen, bogen wir in eine etwas breitere Fußgängerzone ab. Von weitem konnte ich ein großes Gebäude sehen, dass wegen seinen großen Fenstern aus der Menge heraus stach. Elfen tummelten über den großen, runden Platz, der vor dem Gebäude war und liefen kreuz und quer durch die Gegend, wodurch es mir schwer fiel hinter den anderen zu bleiben.
Schnaufend und verschwitzt, wegen der Hitze und der prahlen Sonne hoch am Himmel, kam ich vor den Flügeltüren des Gebäudes an. Große Muster prangten vorne auf der Fassade und schrieben das Wort 'Krankenhaus'. Leise ging ich mit den anderen in das überraschenderweise kühle Gebäude hinein. Männer und Frauen, welche ärmellose T-Shirts trugen, die blau waren und Wassermuster eingestickt hatten, liefen mit schnellen Schritten an mir vorbei. Während ich mich umschaute, ging ich schnell zu den anderen nach hinten, die schon bei einem etwas älteren Mann standen, als ich gegen jemanden lief.
"Oh Entschuldigung", sagte ich aus Reflex und schaute vor mich. Vor mir stand eine hochgewachsene Frau nur aus Wasser bestehend, die nun sanft zu mir herunter sah. Mit großen Augen und offenem Mund sah ich in ihr schmales Gesicht. Was war das für ein Wesen? Langsam nickte sie mir zu und ging mit eleganten, ja schon fast fließenden Schritten davon. Gefesselt von ihrem makellosen Körper, der keine Kleider an sich hatte, dem blauen Diamant in ihrer Stirn, den Flossenartigen Ohren und ihren geflochtenen, dichten Haaren, sah ich hinterher. Das war eindeutig ein Wasserwesen gewesen. Nur welches?
Abrupt wurde ich aus meinem Betrachten gerissen, als der Mann rief "Alle Schüler bitte mir folgen." Verwirrt sah ich zu, wie der Mann mit meinen jammernden Mitschülern um die Ecke bog und meine Lehrerin sowie Phobe in die genau entgegengesetzte Richtung liefen. Misstrauisch schlich ich meiner Lehrerin hinterher. Hier lief doch eindeutig etwas mit falschen Dingen zu! Es konnte doch nicht sein, dass sie ihren Unterricht abbrach, nur um mit einer Mitschülerin gemütlich durch das Krankenhaus zu laufen!
Hastig versteckte ich mich hinter einer Säule, als Phobe plötzlich zurück sah. Nach einer Minute lugte ich vorsichtig um eine Ecke und sah gerade noch so, wie die zwei Frauen durch eine Tür gingen, die von Wachen bewacht wurden, als sich hinter ihnen die Tür schloss.
„Mist!", fluchte ich leise und wandte mich von der Tür ab. Mit dem Rücken an der Säule gelehnt, grübelte ich vor mich hin und überlegte was ich jetzt machen sollte. Gleichzeitig beobachtete ich, wie eine Frau durch eine Tür ging und nach Sekunden wieder mit den Bediensteten Kleidern hinaus kam. Als sie außer Reichweite war, lief ich schnell an die Tür und ging in den Raum hinein. Dort hingen in einem Schrank viele T-Shirts mit Namensschildern dran. Ich holte mir schnell einen und zog ihn mir über, dabei flocht ich mir meine Haare zur Seite und setzte eine Brille auf, welche ich in irgendeiner Ecke fand. Zufrieden mit meinem Erscheinungsbild, sah ich mir noch das Namensschild an und ging versucht unauffällig raus. Tief atmete ich ein und wieder aus. Mal schauen, ob sich die ganzen Schauspielstunden bezahl gemacht hatten!
Hastig marschierte ich zu den Wachen und sagte mit kräftiger Stimme „Ich muss sofort durch!"
Die zwei Männer sahen mich emotionslos an und meinten „Name und Ausweis, bitte!"
Darauf war ich nicht gefasst, weshalb ich kurz stoppte, gleichdarauf aber sagte „Das ist ja unerhört. Wissen sie eigentlich mit wem sie da Reden?... Mit der Führungskraft des Krankenhauses. Wenn sie mich nicht sofort rein lassen, schwöre ich ihnen, bekommen sie mächtig Ärger vom König höchstpersönlich!" Gespielt wütend brüllte ich sie an und schnaubte theatralisch. Doch keine Regung im Gesicht der Wachen. Noch nicht mal ein Zucken! Das gab es doch nicht! Waren sie etwa Roboter? Plötzlich ging die Tür auf und Phobe erschien im Türrahmen.
„Könnten sie bitte mal-", setzte sie wütend an, bis sie mich sah. Meine Chance, dachte ich grinsend.
„Ach Phobe, schön dich zu sehen. Ihr habt mich bestimmt schon erwartet. Es tut mir Leid, dass ich zu spät gekommen bin, doch die zwei Herren hier...", anklagend sah ich die Männer an. „... Wollten mich einfach nicht rein lassen!"
„Achso... Ähm .. ja okay!? Komm rein", spielte sie zum Glück mit und winkte mich zu sich, woraufhin ich an ihr vorbei marschierte. Erleichtert atmete ich aus, als sich die Türen hinter mir schlossen. Geschafft!
Fragend sah ich nun die blaue Decke vor mir an. Versteckten sie etwa etwas?
„Was machst du hier?", zischte mir Phobe ins Ohr und sah mich leicht nervös an.
„Ich bin von Natur aus halt eben neugierig. Ich wollte einfach wissen, was los ist!", zuckte ich grinsend mit meinen Schultern.
Plötzlich hörte ich einen Aufschrei, der nach Sam klang. Reflexartig wandte ich meinen Blick der Decke zu.
"Layla. Du musst jetzt wieder gehen?", nahm Phobe meine Arme und schob mich hastig zur Tür. Verärgert ging ich zur Seite, sodass sie mich nicht weiter schieben konnte.
"Jetzt lass mich doch mal", schnauzte ich sie an. Ein weiteres tiefes Brüllen erfüllte den Raum.
"Sam?", flüsterte ich und fixierte die Decke mit meinen Augen. Das war doch eindeutig er!

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