Krawatte (Ziall)

Aus reinem Frust entstand das kleine häufchen Elend hier. Viel Spaß.

Krawatte

Zitternde Finger nestelten nervös an einer unfertigen schwarzen Krawatte herum.

Er war doch noch nie gut darin gewesen diese Mistteile zu binden. Man hatte es ihm schon so oft gezeigt aber er hasste sie doch eh, wozu sollte er dann lernen wie man sie band?

Niall stöhnte entnervt auf, zappelte mit seinen Händen einmal wild herum und lies sie schließlich resigniert sinken.

„Wusst ich's doch dass du Hilfe brauchst, Leprechaun.“

Er hatte nicht bemerkt dass sich jemand in sein Hotelzimmer geschlichen hatte. Wahrscheinlich lag es an seinem unkontrollierbarem lauten Herzschlag und der Tatsache dass er seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen hatte. Zayn trat in das Hotelzimmer und für einen Augenblick schlug Nialls Herz noch eine Spur schneller. Er hasste sich dafür und er hasste Zayn dafür.

„Ich hasse diese Teile!“ sagte er stattdessen um wenigstens einem Hass freien Lauf zu geben. Niall schaffte ein Lächeln. So ein kurzes, kaum ernstzunehmendes Lächeln aber lang genug um es auf die Krawatte zu schieben. „Komm mal her!“ sagte der dunkelhaarige Mann, dessen Krawatte bereits perfekt saß und kam zu ihm.

Es war immer Zayn gewesen der ihm die Krawatten band. Oder die Fliegen. Er half ihm mit Hemdkragen und Manschettenknöpfen wann immer es keine Möglichkeit für Niall gab den lästigen Dingern zu entkommen. Er hasste Klamotten die ihn einengten, die ihm seine Bewegungsfreiheit nahmen. Außerdem fühlte er sich immer wie reingesteckt in einem Anzug. Wenn die anderen aussahen wie Supermodels , kam er sich einfach nur bescheuert vor.

Zayn hingegen war gut in solchen Sachen. Wie seine Finger routiniert, mit kurzen Handgriffen das Stück Stoff in eine perfekt gebundene Krawatte verwandelte. Niall war immer fasziniert gewesen und hatte wie ein kleines Kind dabei zugesehen wie dieses Gewirr aus Schleifen tatsächlich so etwas zu Stande brachte.

Niall genoss jede Sekunde als wäre es das letzte Mal an dem er Zayn so nah sein konnte. Als würde es mit dieser Krawatte für immer enden und wenn Niall genau darüber nachdachte war es auch so. Sein Brustkorb schnürte sich zu bei dem Gedanken.

Wie liebevoll er seinen Händen dabei zusah wie sie Nialls Krawatte banden. Sein halbes Grinsen und das kleine Grübchen dass sich dabei bildete. Niall wünschte sich er könnte diesen Moment für immer einfangen. Er wollte Zayns dunkle braune Augen einfangen, seine langen Wimpern, die sie fast verdeckten, wenn er nach unten sah. Seine schönen Lippen und wie er manchmal seine Zunge zwischen die Zähne steckte wenn er grinste. Er wollte seinen Geruch einfangen, diesen männlichen, herben Geruch gemischt mit Ralph Lauren Nr. 2 dass Niall ihm zum letzten Geburtstag geschenkt hatte und seither zu ihm gehörte wie die Tattoos auf seiner Haut. Oh und er wollte jedes einzelne in sich aufnehmen. Seine dunklen Haare, die er, seit sie sich kannten ständig veränderten und mein Gott Niall liebte all seine Frisuren, selbst als seine Haare aussahen wie eine Zimtschnecke. Seine großen Hände und diese schlanken langen Finger.

Aber Niall musste sich mit Erinnerungen begnügen, Momente, Berührungen und Blicke die sein Herz zum schmelzen brachte. Es war eine Mischung aus verzweifeltem Schmerz und unerträglicher Freude und auch wenn Niall gar nicht genau wusste wie es überhaupt möglich war soetwas zu in einem und dem selben Augenblick zu fühlen wusste er doch dass er diese Momente nie vergessen würde.

Doch wie befürchtet war auch dieser Moment vorbei und als Zayns Augen wieder in seine blickten war die Krawatte perfekt gebunden. Weder zu eng, noch zu locker und Niall wünschte sich er hätte ihn noch viel länger genießen können.

„Das nächste mal besorgen wir dir so eine mit einem Gummiband dran, dann musst du dich nie wieder damit rumschlagen!“ er lächelte liebevoll und strich ihm das Jackett glatt.

„Ich will keine Kinderkrawatte.“ Zayn musste lachen. Er ging rüber zum Spiegel, vor dem Niall noch vor ein paar Minuten vergeblich mit seiner Krawatte gekämpft hatte. Er checkte seine Frisur, richtete sein Jackett und betrachtete sich darin eine Weile.

Niall war sich sicher, dass Zayn noch nie besser ausgesehen hatte, was eigentlich bescheuert war denn das dachte er jedes mal wenn er Zayn sah.

Der Dunkelhaarige drehte sich zu ihm und streckte beide Arme aus. „Wie seh ich aus?“ fragte er und seine Stimme war so voller Hoffnung, so voller Freude, dass Niall nichts anderes sagen konnte außer „Perfekt!“ und Zayn grinste über beide Ohren als er das sagte.

„Also, kommst du?“ er ging Richtung Tür, legte die Hand auf die Klinke und drehte sich nochmal zu Niall.

„Ich komm gleich, geh schonmal vor!“ er schaffte es zu lächeln und für einen Augenblick hatte er das Gefühl Zayn würde zögern, als würde er auf etwas warten doch Niall rührte sich nicht. Egal was es war was Zayn zörgern lies, es war nicht das selbe Gefühl dass in Niall brodelte. Er zitterte, sein Atem vibrierte in seiner Lunge und sein Herz schlug schmerzhaft schnell gegen seinen Brustkorb.

Das hier war das Ende, das war der Moment, der Einzige, der Wahre und dieses mal war sich Niall sicher dass er ihn unbedingt einfangen musste denn Zayn lächelte und er lächelte nur Niall an. Nur ihn und niemand sonst und dieses mal war Nialls Lächeln ehrlich gemeint als er zurück lächelte, es war dieses liebevolle, warme Lächeln von dem Zayn immer sagte es wäre herzerwärmend. Das war einer dieser unendlichen Momente in denen Niall für einen Augenblick vergaß wie schmerzhaft es war, wie unerfüllt und voller Leid. Wo sie einfach nur Niall und Zayn waren, Freunde, Bandkollegen, Brüder. Ein Moment der ihn vergessen lies dass das was er jetzt fühlte nie erwidert werden konnte und dass es ihn langsam aber sicher kaputt machte.

Seine Augen verschwammen langsam und in dem Moment in dem die Tür ins Schloss fiel und Zayn verschwunden war brach ein tonloser Schrei aus Nialls Kehle. Er drückte die Handballen gegen seine Augen und biss die Zähne zusammen. Als er versuchte Luft zu holen brach seine Stimme und gab ein ächzendes Geräusch von sich, jetzt konnte er es nicht mehr halten.

Er sah Zayn, wie er ihn anlächelte.

Zayn, wie er seinen Kopf zwischen die Hände nahm und ihm Mut zusprach weil er aufgeregt war.

Wie sie auf der Bühne standen und sich ansahen und einfach unendlich waren.

Zayn, wie er im Hotelbett neben ihm lag und mit müden Augen Geschichten von früher erzählte und Niall die ganze Nacht nicht schlafen konnte weil Zayn ihm seine tiefsten Geheimnisse anvertraute, wie er sich in jedes kleinste Lächeln, jeden Blick, jede Berührung und jedes Wort dass er sagte verliebt hatte und es erst gemerkt hatte als es schon zu spät war.

Wieder schluchzte er und sein Atem schäpperte. Es tat weh. Es tat so unendlich weh, er hatte das Gefühl sein Körper bräche auseinander.

Dann sah er Zayn wie er Perrie Edwards die Hand gab als sie sich kennengelernt hatten, wie er sie dabei angesehen hatte. Wie er sie küsste, sie umarmte.

Zayn, wie er ihm und den anderen Jungs erzählte dass er sie liebte und wie Niall in dieser Nacht geweint hatte wie noch nie zuvor.

Er wollte aufhören zu denken, wollte aufhören zu fühlen, wollte einfach aufhören zu existieren aber so lief das nun mal nicht. Das hier war das Leben, da lief es eben nicht wie im Märchen. Stopp, eigentlich schon. Der Junge kriegte das Mädchen. So war das doch in den großen Geschichten über Liebe, oder? Niall war nur eben kein Teil dieses Märchens. Er war nur Niall und selbst wenn er all die Liebe, die in seinem Herz geschlossen gehalten war frei gab so gab es doch kein Happy End für ihn denn Zayn liebte Perrie und Niall liebte Zayn. Doch Zayn würde ihn nie lieben, nicht so. Nicht so wie Niall ihn liebte. Auf diese lächerlich absurde Art und Weiße wie man nur jemanden Lieben konnte. Diese unbeschreibliche, nicht ohne den anderen leben könnende Liebe. Diese blinde, reine und zerstörerische Liebe von der Niall überzeugt war sie habe ihn längst zerstört.

Langsam nahm er die Hände von den Augen und blinzelte , schluckte ein paar mal und schloss die Augen noch einmal. Mit hecktischen Bewegungen wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht.

Das war's. Jetzt war Schluss. Er würde aufhören, würde aufgeben.

Also setzte er das Lächeln auf als sich seine Beine wie von allein Richtung Tür bewegten und er schwor sich selbst, er würde es den ganzen Tag nicht mehr abnehmen. Er würde es so lange aufrecht erhalten wie es eben nötig wäre und auch wenn er die ganze Nacht weinen würde, er würde Zayn diesen Tag nicht verderben. Er würde Lächeln, lachen und tanzen. Er würde ihm gratulieren, würde ihn in den Arm nehmen und ihm viel Glück wünschen. Er würde der beste Freund sein den man sich vorstellen konnte.

Als seine Hand über dem Lichtschalter schwebte, er die Tür schon offen hatte musste Niall noch einmal an den Tag zurück denken als er Zayn kennengelernt hatte, wie sie sich angelächelt hatten, Zayn ihm die Hand gereicht hatte und sich mit seinem starken Akzent vorstellte und er konnte nicht anders als leise zu lachen. Sie waren noch so jung gewesen, so unerfahren und schüchtern. Hatten keine Ahnung was ihnen bevor stand und wie weit sie es einmal bringen würden. Niall wollte diesen Moment noch eine Weile behalten also drückte er den Lichtschalter hinunter, schloss die Tür hinter sich und ging mit langsamen Schritten den Flur des Hotels entlang. Jetzt konnte er schon fast Zayns Stimme hören wie er seinen Namen sagte, wie er schüchtern lachte. Er konnte ihn ganz deutlich hören und Niall hatte das Gefühl er wäre wirklich nochmal in diesem Moment.

An diesem Tag hat Zayn Malik Perrie Edwards zur Frau genommen. Niall hatte sein Versprechen gehalten und gelächelt. Er hatte ihn in den Arm genommen, ihm gratuliert, viel Glück gewünscht und mit ihm herumgetanzt. Er hatte gegessen, er hatte mit den anderen herumgealbert und er hatte gelacht. Er hatte diesen Tag nicht zu seinem Tag gemacht sondern zu Zayns Tag. Das war nicht der Tag an dem er die Liebe seines Lebens verlor, das war der Tag an dem Zayn die Liebe seines Lebens heiratete und auch wenn Niall die ganze Nacht, und den ganzen Tag danach geweint hatte so hatte er ihm diesen Tag nicht genommen. Denn Niall liebte Zayn und Zayn liebte Perrie und das war es eben.

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