Flucht
Nachdem ich tagelang einer Krankheit wegen ans Bett gefesselt war kann ich mich nun langsam auf setzen. Sogar eine Banane und ein bisschen Zwieback konnte ich essen, auch wenn das Fieber den Geschmack ziemlich vergällt hat. Obwohl ich vom Fieber noch ziemlich glühe und kaum mehr als ein paar Schritte machen kann hat Mohammed beschlossen, dass es morgen weitergeht. Ich kann mir nicht vorstellen, wieder den ganzen Tag im Auto zu sitzen. Nachdem ich drei Tage krank war und alles was ich zu mir nahm wieder zurückgeben musste geht es mir nun wieder etwas besser und ich kann langsam wieder Brot und Früchte essen. Obwohl ich noch sehr schwach bin und mir nach par schritten schwindlig wird hat Mohammed beschlossen dass es morgen weitergeht. Jetzt, am Abend vor der weiterreise bin ich alleine in unserem luxuriösen Hotelzimmer, jetzt da er so viel Geld hatte nutze er das voll aus. Er ist mit irgendwelchen Leuten in der Bar, während er mich eingeschlossen hat. Angeblich zu meiner Sicherheit. Verzweifelt denke ich an mein zuhause und an meine Eltern die sich liebevoll um mich kümmerten wenn ich krank war und an meine Freundinnen die mir dann immer kleine Geschenke mitbrachten und mich auf dem Laufenden hielten was so in der Schule geschah. Der Schmerz kam wieder, schlimmer als die grauenhafteste Folter. Auf einmal sah ich nur noch schwarz, ich hatte meine Heimat und alle die ich liebe verlassen und war auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft, in ein Land dessen Sprache ich nicht sprach und in dem ich niemanden kannte, mit einem aggressiven Mann, der mit dem Mohammed, den ich vor vier Monaten kennengelernt hatte gar nichts mehr gemeinsam hatte. Seit ich mit ihm durchgebrannt war behandelte er mich wie sein Eigentum, schrieb mir vor was ich zu tun hatte und liess mich nicht mehr aus den Augen, sogar wenn ich auf die Toilette ging wartete er vor der Türe. Meine Fragen beantwortete er wenn überhaupt sehr wortkarg und sobald er wütend wurde liess er seine Wut durch wirre Anschuldigungen und Schläge an mir aus. Ich zwang mich dazu, langsam aufzusitzen, atmete tief durch und nahm einen kleinen Schluck Wasser. Dann stand ich langsam auf und lief langsam mit unsicheren schritten zum Fenster und öffnete es. Eine warme Brise strich sanft über mein Gesicht und ich sah den Sonnenuntergang. Der ganze Himmel war in den verschiedensten rot und orangetönen. Rot, das war die Lieblingsfarbe meiner Tante gewesen. Sie nannte sie immer die Farbe der Hoffnung und der kraft. Mir war, als ob ich mich im Zeitraffer gesund werden würde, meine Beine standen sicher auf dem Boden und ich spürte meinen verloren geglaubten Kampfgeist, während mich eine energiewelle durchflutete. Dass ich im fünften Stock in Italien in einem Zimmer eingesperrt war trübte meinen neu erwachten Kampfgeist nicht im geringsten, mir war als würde tante MArina bei mir sein und glaubte fast zu spüre , wie sie ihre Hand auf meine rechte schulter legte wie sie es früher immer getsn hatte um mich zu trösten. In meinem kopf hörte die worte, mit denen sie mich immer von neuem aufmunterte wenn ich nicht mehr weiter wusste: auf verschlungenen pfaden erreichst du immer dein ziel, du nimmst nie dem geraden weg, du musst ihn selber finden und kämpfst mit deinem unerschöpflichen Kampfgeist der immer im dir ist auch wenn du oft meinst er hat dich verlassen, aber da täuschst du dich, in solchen momenten tankt er kraft dir im kampf auf dem weg zum ziel zu helfen. Das habe ich gebraucht, jetzt bin ich voller energie und kampfgeist und ich weiss, ich werde es schaffen zurück nach Hause zu kehren. Mein Blick fällt auf das Telefon im Zimmer und auf die Karte daneben. Schnell greife ich nach dem hörer, wähle die nummer der rezeption und sage, ich hätte mich im Zimmer eingeschlossen und bat zugleich um eine tasse tee. Falls Mohammed früher als erwartet zurückkommen sollte, wüsste er was ich vorhabe würde er mich erst grün und blau schlagen und mich in Zukunft womöglich ans Bett ketten sodass eine Fluchtmöglichkeit gleich null wäre. Zum Glück kam gleich jemand von der Rezeption, schloss die Türe auf und brachte den Tee. Der freundliche Mann fragte ob er mir helfen könne aber ich misstraute mittlerweile allen und lehnte ab. 10 min redete er auf mich ein während ich bete, dass Mohammed nicht zurückkommt. Schliesslich merkt er, dass ich mich niemandem anvertrauen will, er drückt mir einen zerknitterten zehn Euroschein in die Hand und wünscht mir alles Gute.
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