Beautiful Liar [Vixx || Leo x Oc]
Der Schwarzhaarige versteckte seine wahren Gefühle vor ihr. Wollte nicht, dass sie hinter seine Maske sah. Der jungen Frau tat es weh, dass er das tat. Doch noch mehr schmerzte es sie, nicht zu wissen, wie er sich wirklich fühlte und wieso er das Ganze tat. Er hatte sie doch geliebt, so wie sie ihn.
Warum wollte er es so enden lassen?
Bald hätten sie ihr Einjähriges gehabt. Die junge Frau hatte dem Schwarzhaarigen sogar ein Geschenk gekauft.
Und jetzt, kurz davor, sollte alles enden?
Mit einer dämlichen Lüge?
„Ich liebe dich nicht mehr, habe es nie getan. Was wir beide hatten, war nur, um die Öffentlichkeit auf die Jungs und mich aufmerksam zu machen. Ich war es, der die Bilder veröffentlicht hat."
Das waren seine Worte vor etwa fünf Minuten gewesen. Nun saß der junge Mann auf dem Bett, beobachtete seine Exfreundin durch den Spiegel des Schrankes. Die Beine hatte er angezogen, die Arme darum geschlungen.
Seine Mimik war ausdruckslos. Die dunklen Augen leer und ohne jegliche Gefühle.
„Ich kenne dich, Taekwoon, besser als jeder andere. Ich weiß, dass du lügst. Als wir noch Kinder waren, habe ich es auch immer bemerkt. Du kannst mir nichts vormachen."
Ihre Antwort hatte ihren Schmerz gezeigt, den er ihr gerade zufügte. Die Frau strich sich durch die schwarzen Haare, warf ihrem nun wohl Exfreund einen geplagten Blick zu. Mit schnellen Bewegungen sammelte sie ihre Klamotten zusammen. Diese warf sie in den Koffer, welcher neben dem Bett lag.
„Ich lüge dich nicht an. Es ist die Wahrheit."
Der junge Mann starrte sich selbst im Spiegel an. Mit jedem Klamottenstück, das die Frau in den Koffer warf, vergrößerte sich der Schmerz in seinem Innersten. Er wollte sie nicht gehen lassen. Immer wieder fragte er sich, ob es das Richte war, sie jetzt fortzuschicken.
Würde es sie wirklich glücklich machen, wenn er sie gehen ließ?
Der Schwarzhaarige schloss die Augen halb, als die junge Frau sich aufs Bett setzte. Mit Tränen in den Augen starrte sie auf den Boden, raufte sich die langen seidigen Haare.
Ja, seine Entscheidung war richtig. Taekwoon musste sie gehen lassen. Sie würde zerbrechen, wenn er es nicht tat. Viel zu viele Bilder der Beiden waren an die Öffentlichkeit gelangt. Das hätte nie passieren dürfen.
Der junge Mann wusste, dass sie oft durch den Hass, welcher auf sie zukam, weinte. Es ging ihr schlecht. Sie zeigte es nur nicht vor ihm, wollte nicht schwach wirken.
„Willst du es wirklich so enden lassen? 10 Jahre einfach so wegwerfen?"
Die Schwarzhaarige tat ihm mit diesen Worten mehr weh, als sie dachte. Schon als Kinder waren sie befreundet gewesen, hatten die meiste Zeit zusammen verbracht. Sie waren auch auf der gleichen Schule gewesen. Und zu guter Letzt waren sie schließlich ein Paar geworden.
Taekwoon hatte sie immer beschützt. Leute, die ihr etwas Böses wollten, nur mit einem düsteren Blick verjagt. Wenn sie mal geweint hatte, war er bei ihr gewesen und sie solange im Arm gehalten, bis sie eingeschlafen war.
Sie wiederum hatte ihn unterstützt, war bei ihm gewesen, als seine Trainee Zeit angefangen hatte. Auch als er mit seinen Jungs debütiert hatte, hatte sie sich um ihn gekümmert und war für ihn da gewesen. Hatte ihn getröstet, wenn Hater ihn fertig gemacht hatten.
Taekwoon sagte nichts. Linya sah ihn abwartend an. Es kam keine Antwort.
Die junge Frau rauschte an ihm vorbei. Den Koffer zog sie hinter sich her. Mit einem Knall fiel die Schlafzimmertür ins Schloss. Der junge Mann saß immer noch regungslos auf dem Bett und betrachtete sich im Spiegel.
Aus müden Augen sah er sich an.
Als Linya das Zimmer verlassen hatte, hatte sich seine Mimik und der Ausdruck in seinen Augen geregt. Schmerz durchflutete seinen Blick, ließ ihn fast schon blind werden.
Der Schmerz in seinem Herzen nahm zu. Wütend biss Taekwoon sich auf die Unterlippe, fuhr mit der Hand durch seine unordentlichen Haare.
Er sah ihr Gesicht genau vor sich. Sie hatte ihn nicht mehr angesehen, als sie aus dem Raum geflohen war, doch er konnte sich an jedes Detail in ihrem Gesicht erinnern.
Tränen hatten in ihren Augen, kurz davor auszubrechen. So viel Schmerz, Wut und Trauer hatte in ihren Augen geflackert. Noch nie hatte Taekwoon sie so gesehen.
Es tat ihm selbst weh.
Doch der Schwarzhaarige wusste sich nicht mehr weiter zu helfen. Er fand keinen anderen Ausweg, als sie weg zu schicken.
„Sag etwas, Taekwoon ... bitte, lass mich nicht alleine."
Den Koffer hatte Linya in den Flur gestellt. Nun saß sie am Küchentisch, das Gesicht in den Händen vergraben. Ihre Haare standen wirr vom Kopf ab.
Sie wollte nicht gehen, wollte nicht, dass es vorbei war.
Ihr Brustkorb fing an zu schmerzen. Einzelne Tränen rannen ihre Wangen hinab, hinterließen eine heiße, salzige Spur. Sie kniff die Augen zusammen, zog fest an ihren Haaren, um den Schmerz in ihrem Inneren zu ertragen.
Schöne und auch weniger schöne Erinnerungen zogen vor ihrem geistigen Auge vorüber. Traurig lächelte die Schwarzhaarige. Diese Erinnerungen würden sie in der Zukunft vergiften. Sie würde nicht davon loskommen und jeden Tag aufs Neue an die gemeinsame Zeit denken.
Es würde sie verderben.
Mit diesem Gedanken verließ das erste Schluchzen Linyas Mund, hallte laut durch den Raum und offenbarte jedem den Schmerz der jungen Frau.
„Akzeptiere es. Es ist besser so."
Erst jetzt realisierte Taekwoon, dass er sich ein Leben ohne Linya nicht vorstellen konnte. Leise zischend warf er den Kopf in den Nacken, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht.
Er wünschte sich so sehr, dass sie glücklich werden würde.
Ihr Schluchzen hatte er gehört. Eine einzelne Träne rannte seine Wange hinab. Er wollte sie nicht zum Weinen bringen. Von Vornherein hatte er schon gewusst, dass sie weinen würde.
Es war nun mal unvermeidbar gewesen.
Trotzdem hatte er gehofft, dass Linya nicht weinen würde.
Sie war eine starke Frau. Das letzte Mal, als er sie weinen gesehen hatte, war etliche Jahre her. Immer hatte sie sich um die anderen gekümmert und nie jemandem gezeigt, dass es ihr schlecht ging.
Taekwoon bewunderte die Stärke seiner engsten Bezugsperson sehr. Er hoffte, dass sie glücklich werden würde. Auch wenn es ihm lieber wäre, wenn die Schwarzhaarige es mit ihm werden würde. Doch es ging nicht.
Es war das Beste für sie.
Hoffentlich konnte seine Lüge ihre Zukunft zum Scheinen bringen.
„Ich will es nicht akzeptieren. Ich liebe dich, Taekwoon!"
Die Tür des Schlafzimmers ging auf. Linya hatte die Beine angezogen, saß seitlich auf dem Stuhl und starrte auf den Tisch. Die Tränen waren getrocknet. Einzig und alleine ihre geröteten Wangen gaben zu erkennen, dass sie geweint hatte.
Sie sah nicht auf, als der Schwarzhaarige den Raum betrat. Ihr Körper spannte sich an, als er den Stuhl zurück zog und sich ihr gegenüber setzte. Langsam schlang die junge Frau ihre Arme um ihre Knie und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Lehne des Stuhls. Sie spürte den Blick des Schwarzhaarigen wie Messerstiche. Stiche, die sich tief in ihre Haut bis in ihr Herz bohrten.
„Du musst ein besseres Leben führen... ohne mich."
Taekwoon stützte sich mit dem Unterarm auf dem Tisch ab, fuhr sich wieder durch die Haare. Er sah die Tränenspuren der Schwarzhaarigen. Sie fügten ihm Schmerz zu, trieben ihm selber Tränen in die Augen. Der junge Mann wollte sie nicht verletzen.
Sie war sein Ein und Alles.
Doch wieder einmal musste er sich eingestehen, dass es nicht anders ging. Ohne ihn könnte sie ein normales Leben führen, ohne den ganzen Hass, weil sie nun mal seine Freundin war.
„Hör auf, so was zu sagen! Wie soll ich ohne dich überhaupt noch ein Leben führen können?"
Linya wagte es nicht, ihn noch einmal anzusehen. Sie hatte gesehen, dass seine Augen glänzten. Er konnte die Tränen gerade noch zurückhalten. Wieder einmal hatte sie den Beweis, dass er das alles eigentlich gar nicht wollte. Aber doch tat er es. Weswegen auch immer.
Die Schwarzhaarige traute sich schon gar nicht mehr, ihn nochmal nach dem Grund zu fragen. Er würde ihr nicht antworten. Nur einen kalten Blick würde sie bekommen. Das musste seiner Meinung nach Antwort genug für sie sein.
Linya wusste, dass er nicht nachgeben würde. Egal, was sie tat. Taekwoon würde sie wegschicken.
Das nächste Kapitel, ein neuer Lebensabschnitt würde für beide beginnen.
„Hör auf, so was zu sagen!"
Die Stille wurde durch das Zuschlagen einer Tür durchbrochen. Keiner der beiden sah auf und schenkte dem Neuankömmling ihre Aufmerksamkeit.
Ein paar Sekunden wurde wieder eine Tür geöffnet und zugemacht. Dann war es wieder still.
Taekwoon musterte die Schwarzhaarige intensiv. Sein Herz pochte vor Schmerz. Innerlich schrie er, dass sie bei ihm bleiben soll. Doch wusste er, dass die vorherigen Worte sie schon längst vertrieben hatten. Es würde nicht mehr lange dauern, und Linya würde den Dorm für immer verlassen.
„Dann nimm deine Worte zurück!"
Taekwoon verschränkte die Finger ineinander, senkte den Kopf ein Stück. Die schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, verdeckten seine Augen. Seine Mimik war wieder ausdruckslos und kalt.
Die junge Frau sah ihn kurz an, ehe sie ihr Kinn auf ihre Arme bettete. Der Dolch bohrte sich immer tiefer in ihr Herz. Ihre innere Stimme schrie laut vor Schmerz. Wahnsinnig waren die Schreie. Ihr Herz zersprang in tausend von Scherben.
Vorsichtig streckte sie die Hand nach ihm aus, beugte sich ein wenig über den Tisch. Doch Taekwoon wich zurück. Damit schoss er ihr unbewusst ein Messer in den Rücken. Die junge Frau zog ihre Hand wieder zurück, wandte den Blick ab.
Erschrocken sah sie auf, als eine Hand ihr Handgelenk packte. Der Schwarzhaarige erwiderte ihren Blick. Für einen kurzen Augenblick konnte Linya all seine Gefühle in seinen Augen sehen.
„Bitte... versprich mir, dass du ohne mich ein besseres Leben führen wirst..."
Sanft strich er über ihren Handrücken, verschränkte seine Finger mit ihren. Ein kleiner Funken Hoffnung flackerte in dem düsteren Inneren der jungen Frau auf. Ein wohliger Schauer überkam sie. Die Scherben setzten sich langsam wieder zusammen.
Taekwoon strich mit den Fingern an ihren entlang, dann ließ er ruckartig ihre Hand los und wich wieder einmal zurück.
Schlaff fiel Linyas Hand hinunter, hing nur noch träge an ihrem Körper herab. Nun hatte sie endgültig die Hoffnung aufgegeben. Weitere Tränen bildeten sich in ihre Augen, wollten sich einen Weg an die Oberfläche bahnen.
Die Scherben ihres Herzens fielen erneut auseinander. Sie fügten sich nicht wieder zusammen.
Der Schmerz wurde immer größer.
„Bitte... versprich es mir..."
Eine weitere Person betrat die Küche. Seine blonden Haare standen ihm wild vom Kopf ab. Verwirrt sowie mit einer bösen Vorahnung sah er die beiden an. Der Blonde bemerkte sofort die Tränenspuren auf Linyas Wangen.
Wie konnte er auch nicht?
Er merkte es sofort, wenn es ihr schlecht ging. Jede ihre Reaktionen kannte er bereits in und auswendig. Ihr Verhalten war schon lange kein Rätsel mehr für ihn.
„Machst du das auch wegen Wonshik? Schickst du mich wegen ihm weg?"
Mit Argusaugen beobachtete Wonshik die junge Frau. Es tat ihm weh, sie so am Boden zu sehen. Wut stieg in ihm auf. Er wusste, dass sein Freund dafür verantwortlich war. Wie konnte er nur so ein zartes Wesen so sehr verletzen?
Langsam ging der junge Mann zu dem Küchentisch, sah, wie die Schwarzhaarige eine Kette mit vielen verschiedenen Anhängern auf den Tisch legte.
Ein Herz, ein Schlüssel sowie der Buchstabe L hingen daran.
Taekwoon hatte die Gleiche. Das L stand für seinen Stagenamen.
„Nein."
Der Schwarzhaarige streckte die Hand nach der Kette aus, wollte sie nehmen und sie Linya wieder um den Hals hängen. Die Kette gehörte zu ihr. Sie zeigte, dass sie zu ihm gehörte.
Er wollte nicht, dass sie sie ablegte.
Natürlich hängte Taekwoon immer noch an ihr. Innerlich zögerte er noch immer, ob es wirklich die beste Idee war, sie gehen zu lassen.
Gerade als er die Kette in die Hand nehmen wollte, erschien eine weitere Hand wie aus dem Nichts und fegte die Kette vom Tisch.
Taekwoons Hand griff ins Leere.
„Ich hänge noch an dir Taekwoon... Ich will mit dir wieder lachen..."
Linya hielt den Kopf gesenkt, setzte sich normal auf den Stuhl. Aus den Augenwinkeln sah sie den Blonden. Dass er die Kette auf den Boden warf, tat ihr ein wenig weh. Sie wusste, wie es um seine Gefühle stand.
Erst hatte er um sie gekämpft, aber dann eingesehen, dass er nicht gewinnen konnte.
Dafür liebte Linya Taekwoon zu sehr.
Der Schwarzhaarige drehte den Kopf von Wonshik weg. Er spürte seinen wütenden Blick.
„Verlass mich!"
Der Blonde stützte sich mit beiden Armen auf der Tischplatte ab. Sein stechender Blick wanderte zwischen den beiden hin und her.
Was hatte Taekwoon zu der Schwarzhaarigen gesagt? Noch nie hatte er sie so gesehen. Ihr Blick sprach Bände. Sie machte einen gebrochenen Eindruck.
Wie hatte der Schwarzhaarige es nur geschafft, Linya so zu zerbrechen?
Der Blonde sah zu der jungen Frau. Diese hatte ihm nun endlich den Blick zugewandt. Einen kurzen Moment sahen sie sich still in die Augen. Diese Sekunden reichten schon aus, um all ihren Schmerz zu sehen und die zurückhaltenden Tränen.
Wut flammte in seinen Augen auf. Sein Körper fing an zu brennen. Langsam aber sicher legte sich ein Schleier der Wut über seine Augen.
Wonshik sah zu Taekwoon. Der Schwarzhaarige wandte ihm langsam und vorsichtig den Blick zu.
Es brachte den Blonden fast zum Explodieren, als er den ausdruckslosen Blick sah. Die Kälte in den Augen des Älteren war nicht zu übersehen.
„Es ist also okay für dich, wenn ich jetzt gehe und nie wieder komme?"
Die junge Frau schob den Stuhl zurück und stand mit zitternden Beinen auf. Kurz schweifte ihr Blick noch über die beiden Männer, welche sich fixierten.
Langsam drehte sie sich um und ging zur Tür, welche in den Flur führte.
Ihre Seele blutete. Zwei unsichtbare Hände rissen an ihr herum, wollten sie in zwei Teile reißen. Blitze durchfuhren ihren Körper, sie rissen Narben in ihr pochendes Herz.
„Ich will, dass du glücklich wirst."
Der Blonde sah sofort zu der jungen Frau, als diese dabei war, den Raum zu verlassen. Plötzlich stieg Panik in ihm auf. Würde er es zulassen, dass Taekwoon sie wegschickte, würde er sie nie wieder sehen.
Er wollte das nicht. Linya musste hier bleiben, auch wenn sie mit seinem Freund zusammen sein würde. Er brauchte sie hier. Sie gab ihm Kraft, auch wenn sie das nicht wusste.
Sein Freund fixierte ihn wieder. Dieses Mal jedoch angespannt. Immerhin wusste er über die Gefühle des Blonden Bescheid, genauso wie Linya es auch wusste.
Als der Blonde plötzlich eine ruckartige Bewegung machte und der jungen Frau hinter her wollte, zuckte Taekwoons Hand nach vorne.
Schmerzhaft packte er den Unterarm des Blonden, hielt ihn so zurück.
„Ohne dich kann ich nicht glücklich werden."
Kräftig zog der Schwarzhaarige den Jüngeren zurück. Er tat sich schwer den Drang zu unterdrücken, Linya zurück zu holen. Doch er musste sie gehen lassen. Ohne ihn war sie besser dran.
Beinahe schon spürte er den Schmerz von Wonshik. Der Jüngere hing an der jungen Frau. Sie hatte ihn auch unterstützt und war immer für ihn da gewesen. Irgendwann hatte er sich dann in sie verliebt und es auch nach einiger Zeit Taekwoon gebeichtet. Sauer war der Schwarzhaarige nicht gewesen. Er hatte es seiner Exfreundin damals erzählt und diese hatte ihm versichert, dass sie bei ihm bleiben würde und mit dem Blonden reden würde.
„Doch, du kannst. Für mich ist es an der Zeit, dich gehen zu lassen."
Wütend schrie der Blonde auf, wollte sich aus dem Griff seines Freundes befreien. Seine Brust hob und senkte sich heftig. Die Panik verstärkte sich, vermischte sich mit Angst.
Ein weiteres Mal schrie Wonshik auf. Soviel Schmerz war in seinem Schrei, der sogar dem Älteren ein Schauer über den Rücken jagte.
Kräftig riss der Blonde an seinen Armen. Für einen kurzen Augenblick hielt Taekwoon ihn nicht mehr fest.
Kurz darauf wurde er wieder festgehalten und zurückgezogen. Tränen sammelten sich in den Augen des Blonden. Verzweiflung keimte in ihm auf. Linya durfte nicht gehen!
„Damit hast du gerade die letzten Reste meines Herzens zerstört..."
Mit langsamen Schritten ging die junge Frau den Flur entlang. Der Schrei des Blonden hatte in ihr Angst ausgelöst. Sie wusste, dass er, fast so sehr wie Taekwoon, an ihr hing. Sie hoffte, dass er damit klar kommen würde, dass sie nie wieder zurück kommen würde.
Eine einzelne Träne verließ ihren Augenwinkel.
Wonshik musste begreifen, dass Taekwoon seinen Wunsch nicht mehr zurück nehmen würde. Er würde die Schwarzhaarige nicht darum bitten, doch zu bleiben. Der Schwarzhaarige hatte sein Urteil gefällt.
„Die Tatsache, dass ich dich lieben konnte, ist schön. Du hast mir die wahre Bedeutung von Liebe gezeigt."
Fest umschlang Taekwoon den Jüngeren von hinten, als dieser sich am Türrahmen der Küche festhielt. Linya nahm gerade ihren Koffer in die Hand und strich sich die Haare zurück.
Der Schwarzhaarige machte sich nun auch keine Mühe mehr, seine wahren Gefühle zu verbergen. Ein paar Tränen verließen nun auch endgültig seine Augen.
Trauer und Schmerz flackerten in seinen Augen.
„Ich weiß, dass du mich noch liebst und mich eigentlich nicht gehen lassen willst."
Wonshik konnte sich nicht mehr auf seinen Beinen halten. Der Schmerz überflutete ihn, ließ ihn zu Boden sinken. Er spürte, wie der Schwarzhaarige sich auch zu Boden fallen ließ.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass Taekwoon innerlich mit sich rang. Auch sah er die einzelnen Tränen und den Schmerz in seinen Augen. Dem Älteren setzte es noch viel mehr zu, dass Linya ging. Auch wenn der junge Mann es selbst war, der sie weggeschickt hatte.
„Ich will, dass du gehst, weil ich dich nicht mehr liebe."
Der Griff des Schwarzhaarigen lockerte sich ein wenig. Seine Arme schlangen sich um die Körpermitte des Blonden. Im Moment hielt er ihn nicht mehr fest, weil er ihn daran hindern wollte, seiner Exfreundin hinterher zu rennen.
Nein.
Taekwoon hielt ihn fest, weil er glaubte, dass er in ein Loch fallen könnte, wenn er es nicht tat. Sein Inneres schrie, weinte und schlug um sich. Immer mehr Stücke seines Herzens rissen ab. Der Schmerz ließ ihn fast schon erstarren. Noch nie hatte er so gefühlt.
Der junge Mann wollte aufstehen, die Schwarzhaarige am gehen hindern. Doch es war, als würden eiserne Fesseln seine Beine festhalten. Er konnte sich nicht bewegen. Noch nie hatte er so viel Schmerz verspürt.
„Erzähl mir keine dummen Lügen, Taekwoon!"
Noch ein letztes Mal sah Linya zurück. Ein Stechen fuhr durch ihren Brustkorb, als sie Taekwoons Tränen sah. Es erschreckte sie, dass er plötzlich so viele Gefühle zeigte. Sein Gesicht war geplagt verzogen.
Die Schwarzhaarige fing leicht an zu zittern, als sie dann auch noch Wonshik sah, welcher vor dem Schwarzhaarigen auf den Boden saß und von ihm festgehalten wurde. Sein Körper zitterte, unaufhörlich liefen ihm Tränen über die Wangen. Linya war für ihn wie eine große Schwester, trotz der Tatsache, dass er sich in sie verliebt hatte.
Vor den Augen der jungen Frau flackerte es. Die vielen Gefühle der beiden jungen Männer waren zu viel für sie.
Wieder sagte er nichts. Der Schmerz, der sich in ihm ausbreitete, war groß. Jedoch fand es Taekwoon auf eine verdrehte Weise schön. So wusste er wenigstens, dass Linya ihm wirklich beigebracht hatte, zu lieben.
Ein Ruck fuhr durch Taekwoons Körper. Verzweifelt unterdrückte er einen Schluchzer, als er sah, dass die Schwarzhaarige den Blick wieder abwandte, ihren Koffer in die Hand nahm und endgültig zur Tür hinaus ging.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, breitete sich eine Totenstille aus. Nur noch leise konnte man die Schluchzer des Blonden hören. Der Ältere lockerte seinen Griff nun vollständig. Sanft drehte er den Jüngeren zu sich.
Dieser sah mit verquollenen Augen zu ihm auf, schmiss sich im nächsten Moment in die Arme seines Freundes. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an den Schwarzhaarigen. Auch Taekwoon umschlang Wonshik, krallte sich fest in dessen Pullover. Der Blonde war sein Fels in der Brandung, hinderte ihm im Moment daran unterzugehen.
Erst jetzt begriff der junge Mann, als der Schmerz sich immer weiter ausbreitete, dass er sich innerlich gerade selbst getötet hatte. Mit seiner Tat, Linya fortzuschicken, hatte er seinem Herzen ein Grab geschaufelt.
Linya hielt die Tränen zurück. Eine Maske mit einem neutralen Lächeln legte sich über ihr Gesicht.
Schließlich nach einiger Zeit stand Wonshik auf, ließ den Schwarzhaarigen alleine im Flur sitzen. Mit schlurfenden Schritten entfernte er sich, ging wohl in sein Zimmer.
Normalerweise würde er den Älteren nicht mit seinem Schmerz allein lassen, doch heute war es etwas anderes. Sein Freund hatte nicht nur sich selbst verletzt, sondern gleich noch zwei weitere Menschen. Er verdiente es nicht, dass Wonshik ihm nun beistand. Er hatte sich das alles selbst zuzuschreiben.
Taekwoon senkte den Kopf, griff sich mit der Hand in die Haare.
Was hatte er nur getan?
Nicht nur, dass er sich selbst verletzt hatte, nein, er hatte auch noch Linya und Wonshik verletzt.
Wieso musste alles so kompliziert sein?
Der junge Mann wollte die Schwarzhaarige doch nur beschützen. Er wollte sie doch eigentlich gar nicht verletzen. Ein paar Tränen tropften auf den Boden.
Trotz allem war er irgendwie erleichtert, dass Linya gegangen war. Wäre sie stur geblieben und hier geblieben, hätte er wahrscheinlich nachgegeben. Es hätte sowieso nicht mehr viel gefehlt. Wäre sie noch ein wenig länger hier geblieben, hätte er sie doch zurückgehalten.
Taekwoon fühlte sich schlecht, weil er nun seine engste Bezugsperson weggeschickt hatte. Noch schlechter fühlte er sich aber, weil er ihr nicht den wahren Grund gesagt hatte.
Wenn er daran zurück dachte, wie der kleine Funken Sorge in ihren Augen aufgetaucht war, als er ihr gesagt hatte, dass sie gehen sollte, machte sich sein schlechtes Gewissen bemerkbar.
Linya sollte sich keine Sorgen um ihn machen. Nicht um ihn, einem feigen Lügner, der nicht im Stande war, seiner langjährigen Freundin die Wahrheit zu sagen.
Denn genau das war Taekwoon, wie er sich selbst ein gestehen musste.
Ein feiger Lügner.
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