Folge 7
„Okay, wow ... ich -" Steffi nahm die Hände von ihrem Mund und schaute ihre Freundinnen mit großen Augen an. „Ich bin wirklich überrascht!"
„Das habe ich nicht kommen sehen." Helen beugte sich nach vorne und legte ihre Hände an die Wangen. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um diese Bilder zu vertreiben, aber es war unmöglich. Es war völlig egal, dass Taeyong verkündet hatte, dass er gehen würde und Mari bat, ihn zu begleiten. Es war sogar völlig unwichtig, dass Lillian soeben Lara geküsst hatte. Nein, etwas viel Größeres machte die Luft in diesem Raum so dick, dass man sie schneiden könnte und ihnen jegliche Luft zum Atmen fehlte.
„Wann hattest du vor uns zu sagen, dass zwischen Mingi und dir etwas läuft?!", fuhr Gina ihre Freundin an und schlug Lisa heftig auf den Oberarm, die sofort vor Schmerzen zusammenzuckte. Sie kam nicht einmal dazu zu antworten, da flogen bereits sämtliche Kissen in ihre Richtung und begruben Lisa unter sich.
„Ich wollte es euch sagen!", drang ihre Stimme gedämpft hervor, als sie sich aus dem Kissenberg herauskämpfte. „Aber ich wusste nicht wie."
„Wann hat das angefangen?", fragte Aga neugierig und beugte sich nach vorne, um sich auf den Knien abzustützen.
„Schon vor eine Weile. Ich durfte Ateez interviewen und danach sind Mingi und ich ins Gespräch gekommen."
„Ich beneide dich", jammerte Steffi und kuschelte sich an Agas Schulter, die sie sofort in die Arme schloss, während sie über Steffis Schulter böse Blicke auf Lisa abfeuerte.
„Wir sind nicht zusammen oder so!" Schnell hob Lisa die Hände, um einen weiteren Kissenbeschuss abzufedern, aber er blieb aus. „Wir haben nur hin und wieder etwas mit einander."
„Ich wünschte, ich hätte hin und wieder was mit Taehyung", seufzte Gina traurig.
„Dafür müsstest du Melissa loswerden."
„Ich weiß." Gina schmollte und vergrub beschämt für diese Gedanken, das Gesicht hinter ihren Händen. „Sie passen aber so gut zusammen! Ich will, dass sie ein Paar werden."
„Ich habe so das Gefühl, wir sollten die Folge starten und in der Zwischenzeit eine Selbsthilfegruppe gründen", schlug Marah vor und reichte Aga und Steffi Taschentücher, die bereits verdächtig still wurden.
„Gute Idee!", nickte Helen schnell und gab dem Kameramann ein Zeichen.
*****
„Was -" Lara legte überrumpelt ihre Finger auf die Lippen. Mit großen Augen sah sie das zickige Mädchen vor sich an, die überrascht von sich selbst langsam zurücktaumelte, bis sie in den Schreibtischstuhl fiel. Ihre Augen schauten ausdruckslos auf den Fußboden, während Lara verzweifelt versuchte die richtigen Worte zu finden. Aber alles was ihr einfiel, klang in diesem Moment so abgedroschen.
„Was war das?"
„Stehst du auf mich?"
„Ich mag Jungkook! Wir sind zusammen!"
Lara war klar, dass Lillian das wusste. Sie wusste alles, was in diesem Haus vor sich ging. Doch bevor sie den ersten richtigen, sinnvollen Satz formulieren konnte, wurde Lillians Gesichtsausdruck wieder eiskalt. Lara konnte ihr richtig dabei zusehen, wie sie von ausdrucklos zu unnahbar wandelte. Ein gemeines Lächeln erschien auf Lillians Gesicht und sie hob endlich den Blick, um Lara mit ihren Augen zu fixieren. Lillian lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
„Sieh an." Sie legte den Kopf schief und berührte mit ihrer Zungenspitze ihren Schneidezahn. „Du bist überrascht." Lillian stieß sich mit ihren Armen vom Stuhl hoch und ging langsam auf Lara zu. „Ich hatte nicht erwartet, dass etwas die taffe, selbstbewusste Park Lara-Jae durcheinanderbringen könnte." Sie lief um sie herum und spielte dabei mit Laras Haaren. „Interessant. Wirklich sehr interessant." Sie sprach langsam und mit tiefer Stimme, was Lara das Gefühl gab, dass sie in einem schlechten Horrorfilm gelandet war.
„Lass das." Lara wurde ungeduldig und schlug Lillians Hand weg, die ihr gerade eine dunkelbraune Haarsträhne hinter das Ohr streichen wollte.
„Keine Sorge." Lillians Gesicht wurde wütend. „Ich will dich nicht gleich heiraten oder sowas! Es ist reines Interesse." Sie trat einen Schritt zurück, lächelte Lara jedoch fasziniert an. „Allerdings war der Kuss schon irgendwie besonders."
„Du bist krank, Lillian! Völlig krank!" Lara warf die Arme in die Luft. „Gott, was ist los mit dir? Ich bin mit Jungkook zusammen und ich habe kein Interesse an dir! Ich kann dich ja nicht einmal leiden!"
„Ich kann dich auch nicht leiden!", herrschte Lillian sie beleidigt an. „Trotzdem ist da diese gewisse Anziehung." Sie trat erneut einen Schritt auf Lara zu. „Gib es zu, du spürst es auch."
„Argh!", rief Lara heraus. „Reden ist sinnlos! Ich verschwinde!" Bevor sie die Tür erreichte, drehte sich Lara ein letztes Mal zu ihr herum. „Und fass mich nie wieder an, verstanden!"
Mari saß mit ihrem Ipod auf dem Balkon und dröhnte sich mit ihren Lieblingsliedern zu, während sie mit sich rang eine Entscheidung zu treffen.
Würde sie mit Taeyong zusammen das Kpop House verlassen? War es wirklich schon Zeit zu gehen? Ja, er hatte Recht. Sie könnte ihr Buch überall schreiben. Aber war es sinnvoll mit ihm zusammen auf Tour zu gehen? Er würde doch kaum Zeit für sie haben. Was sollte sie also da? Andererseits war es Taeyong und er verließ viel zu früh das Haus. Sie waren doch gerade dabei zueinander zu finden! Mari seufzte und schloss die Augen. Was sollte sie nur tun?
„Hey." Melissa trat durch die Glastür auf den Balkon und setzte sich auf den grauen Sessel neben Mari. Diese nahm einen Kopfhörer aus dem Ohr und schaute Melissa lächelnd an. Woher sie wohl gewusst hatte, dass Mari genau jetzt eine Freundin brauchte?
„Taeyong hat mich gebeten mit dir zu reden. Er meinte, dass er vielleicht nicht die richtige Person für dieses Gespräch wäre." Sie lehnte sich über die Sessellehne und stützte ihr Kinn auf ihren Händen ab. „Erzählst du mir was passiert ist?"
Mari zögerte und nutzt die Bedenkzeit sinnvoll, in dem sie extra langsam die Kopfhörer um ihren Ipod wickelte, aber Melissa wartete geduldig ab, bis Mari schließlich mit der Sprache rausrückte.
„Taeyong wird nächste Woche das Kpop House verlassen." Sie wartete kurz Melissas Reaktion ab, aber sie blieb ruhig. Vermutlich hatte Taeyong es ihr gesagt, bevor er sie zu Mari geschickt hatte.
„Er möchte, dass ich ihn begleite." Sie fixierten Melissa mit ernstem Gesichtsausdruck, aber alles was sie bekam war ein Lächeln.
„Ich weiß. Und? Wirst du es tun?"
„Ich weiß es nicht ..."
„Wieso überlegst du?" Melissa stand auf und wies durch die Glasscheibe in den Flur im zweiten Stock, wo Mari tatsächlich Taeyong erkennen konnte, der die beiden mit eingezogenem Kopf beobachtete.
„Da drinnen steht ein unglaublicher Junge, der sich bis über beide Ohren in dich verliebt hat! Und das mit dir ist ihm so wichtig, dass er seinen Manager, einschließlich der Band, eine Woche Überredungskunst gedauert hat, bis sie damit einverstanden waren dich mitzunehmen."
Mari rutschte unruhig auf ihrem Sitz herum, während sie abwechselnd zwischen Taeyong und Melissa hin und her schaute.
„Ich möchte aber niemanden zur Last fallen. Er soll niemanden überreden, damit ich mitkommen kann. Dann würde ich mich nur aufdrängen."
„Gott, Mari! Warum versuchst du nur so selbstlos zu sein? Sei doch mal ein bisschen egoistisch! Sei mutig und tu es einfach! Wie wichtig ist er dir? Denn Taeyong bist du unglaublich wichtig, glaube mir. Er hat alles geklärt und organisiert. Alles was du noch tun musst, ist dich fallen zu lassen und >ja< zu sagen, damit seine Mühen nicht umsonst waren."
„Ja", hauchte Mari, ehe sie es aufhalten konnte.
„Was war das? Ich konnte dich nicht hören!" Melissa hielt sich grinsend eine Hand an das Ohr und neigte sich in die Richtung ihrer Freundin.
„Ja!" Mari sprang auf und schrie das Wort. „Ja, verdammt! JA!"
Lachend fiel Melissa ihr in die Arme.
„Du wirst mir fehlen, Mari. Aber ich hoffe, dass du glücklich sein wirst und bitte schreibe mir. Ich höre dir immer zu."
Mari nickte an Melissas Schulter und zog sie dankend noch enger an sich heran. Was hatte sie ihm Kpop House nur ohne sie getan?
„Danke", murmelte sie an ihrer Schulter. „Danke für alles."
„Gerne." Melissa befreite sich aus der Umarmung und winkte Taeyong zu sich auf den Balkon. „Jetzt lasse ich euch alleine."
Sie klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern, als er vorbeiging, was er wirklich gut gebrauchen konnte. Seine Angst, Mari würde >Nein< sagen war größer, als er es sich hätte ausmalen können.
Er wartete bis Melissa die Tür schloss, ehe er leise fragte:
„Also wirst du mich begleiten?"
„Ja, werde ich. Also, wenn das okay ist." Mari schaute ihn mit rasendem Herzen an. Doch als er lächelte, war all ihre Angst verflogen.
„Nichts könnte mich glücklicher machen!", sagte er erleichtert, schritt direkt auf sie zu, zog Mari in seine Arme und küsste endlich das Mädchen in das er sich verliebt hatte.
An diesem Küchentisch brach ein Schweigen aus, welches unangenehm wurde. Chaewon sah sich verwundert zwischen ihren Mitbewohnern um, aber alle schauten nur zu Taeyong und Mari, die etwas verkünden wollten. Die Anspannung wurde immer größer und unaushaltsam. Chaewon ahnte Schlimmes. War das hier eine Intervention? Hatte sie wieder vergessen das Licht im Badezimmer anzulassen oder wollten sie ihr sagen, dass sie sich zu sehr aufgedrängt hatte, da sie manchmal die Privatsphären nicht ganz so bedachte, wie sie sein sollten? Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und spielte nervös mit ihrer Nagelhaut. Aber wieso waren die anderen so ruhig? Wieso lächelte Melissa Taeyong und Mari an? Wieso hatte Jackson sich entspannt in seinem Stuhl zurückgelehnt und nickte Taeyong aufmunternd zu. Wieso griff Mari nach Taeyongs Hand und lächelte ihn strahlender an, als sie es jemals getan hatte?
„Könnt ihr uns nicht endlich sagen, was los ist?", bat Chaewon endlich, da sie diese Stimmung einfach nicht mehr aushielt.
Mari nickte Taeyong zu, der schließlich sprach.
„NCT geht auf Tour und deshalb werde ich nächste Woche ausziehen."
„Was? Nein!", rief Taehyung entsetzt und schlug eine Hand auf den Tisch. Chaewon war froh, dass sie nicht die einzige war, die keine Ahnung hatte. Trotzdem traf sie die Nachricht wie ein Schlag. Sie wusste, dass irgendwann der Moment kam, in dem jemand das Haus verlassen würde. Aber sie wollte nicht, dass es schon soweit war!
„Und ich werde ihn begleiten auf seiner Tour." Mari drückte Taeyongs Hand fester und er küsste sie liebevoll auf die Wange. Das wäre jetzt schrecklich süß, wenn diese Worte nicht genauso einen Strich ins Herz waren.
„Abgelehnt!", rief Taehyung genauso entsetzt wie davor. Doch Jungkook legte ihm nur eine Hand auf die Schulter und fragte:
„Ich freue mich, dass ihr beide endlich zusammengefunden habt. Aber hast du dir das gut überlegt Mari?"
„Ja, du hättest noch nicht gehen müssen. Was ist mit deinem Medizinstudium?", fragte Lara. Zu Chaewons Überraschung konnte sie sogar eine kleine Träne in Laras Augenwinkel sehen. Ja, sie war taff und selbstbewusst, aber in diesem Moment war Chaewon klar, dass Lara sie alle viel lieber gewonnen hatte, als es manchmal wirkte.
„Ich habe momentan Semesterferien. Also kann ich eine Weile mitreisen." Auch in Maris Augen sammelten sich Tränen an, die langsam aber sicher die Barriere durchdrangen und herabflossen. Melissa, die an ihrer Seite saß, umarmte sie sofort. Die beiden waren wirklich gute Freunde geworden in den paar Wochen.
„Ich finde, es ist eine schöne Idee", meldete sich Jackson zu Wort. „Ich hätte es schade gefunden, wenn einer von euch ohne den anderen gegangen wäre."
„Danke." Taeyong lächelte seine Freunde traurig an. „Ihr werdet mir fehlen, wisst ihr das?"
„Wir sind ja nicht aus der Welt", lachte Jin. „Wir werden uns noch bei so vielen Konzerten, Preisverleihungen oder sonstigen Anlässen sehen."
„Stimmt. Aber ich bin froh, dass ich es damals getan habe und hierherkam. Die letzten Wochen mit euch waren unvergesslich."
„Wir haben so viel erlebt." Mari kuschelte sich an Melissa, die sie immer noch nicht losließ.
„Mein Highlight war definitiv das Ateez Konzert!", lachte Melissa mit Tränenüberströmten Gesicht in Maris Haare.
„Ich fand den Pokerabend mega!", jubelte Jungkook und schlug bei Jackson ein.
„Ich habe endlich meinen Song beendet", berichtete Lara stolz.
„Und er ist richtig gut geworden", bestätigte Taehyung.
„Ich boykottiere den Pokerabend!", beschwerte sich Jin. „Da war doch Hexerei im Spiel!"
„Ja, das wird es gewesen sein", murmelte Lillian, die das ganze hier herzlich wenig Interessierte. Stattdessen war sie mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zusammengesackt und konnte nicht aufhören Lara anzustarren. Und ganz besonders konnte sie sich nicht erklären, was genau da passiert war.
„Ich fand jeden Tag mit euch schön", sagte Chaewon schließlich. „Ich bin so froh euch alle zu kennen und wir müssen dringend in Kontakt bleiben! Aber am meisten dankbar bin ich für meine Chance bei Got7 zu arbeiten, die ich dank Jackson bekommen habe."
„Gern geschehen."
„Und ich bin dankbar, dass ich dich treffen durfte", sagte Taeyong und küsste Mari vor allen. Chaewon unterdrückte ein „Ohhh", während Lillian nicht so dezent war.
„Uargh, muss das jetzt sein?!"
Doch die beiden Turteltauben ließen sich nicht stören.
„Ich hoffe, dir ist klar, dass du mich jetzt nicht mehr so schnell loswirst." Mari grinste. „Sorry not Sorry."
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