8. Kapitel

Pov. Mik


Ich hasste ihn nicht nur, ich verabscheute ihn mit allem, was ich hatte.

Wäre ich da oben bei den anderen gewesen, hätte ich sie eiskalt von Timos Nähe weg geschubst, damit sie ihm bloß nicht hoch helfen konnten.

Er hat nicht mal versucht mir zu helfen, wollte sich selber auf die Leiter retten, obwohl ich verletzt war und er es wusste.
Timo hatte sich nicht einmal zu mir umgedreht!

„Wie geht es ihm..?“
Ich ließ meine Augen geschlossen, als ich Kostas Stimme hörte, doch meine Augenlider zuckten auffällig.
Er hat mir das Leben gerettet, obwohl es kein Stück nötig gewesen wäre.

Ich hab gesehen, wie er Alice von dem Balkonstück, weggezogen hatte, um sich dorthin zu stellen.
Kostas hätte Timo, seinen Besten Freund, retten können – hat er aber nicht.

Das hab ich nicht verdient.
Er hat mich, seinem Besten Freund vorgezogen. Timo hin oder her, es hätte auch wer ganz anderes sein können!

„Den Umständen entsprechend. Sein Bein tut ihm sehr weh und ich denke, die Prellung hat sich verschlimmert“, „Hast du mal mit Timo geredet? Mik hätte da nicht raus gehen dürfen. Um ein Haar wäre er gestorben!“

Die tiefe Stimme des Jungen, welche ich bis vor ein paar Jahre noch zu den schönsten Geräuschen der Welt, gezählt hatte, wurde immer ernster und wenn ich richtig hörte, auch wütender.

„Sei nicht so laut, sonst weckst du ihn“, murmelte die Blonde leise und hörte einen Dumpfen, kleinen Schlag, der wohl gegen Kostas Schulter ging.

Ganz langsam öffnete ich ein Auge, nur, um Emily's Rücken zu sehen, was sagte, dass sich beide im Flur befanden.
„Du hast dich auch in ganz schöne Gefahr gebracht. Hätte ich dich nicht festgehalten, wärst du zu ihnen hinunter gestürzt und ihr wärt alle Drei gestorben“, erklärte die Freundin des größten Idioten auf diesem Planeten, meinem Exfreund, was mich tief ausatmen ließ.
Falsch.

Timo wäre von Nils gerettet worden. Nur Kostas und Ich wären dabei drauf gegangen.
Ein tragisches Ende, einer alten Liebesgesc-

„Hätte ich ihn da unten sterben lassen sollen?! Emily.. E-Er ist zwar mein...- Ex, aber das heißt nicht das ich gar keine Gefühle für ihn haben darf, noch, dass ich ihn dem Tod überlassen kann“, versuchte Kostas ihr verzweifelt zu erklären und auch bei dem leichten Gestammel von Worten, die er nicht fand, konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
Sie lachte.

„Du stehst noch auf ihn..“, brachte die deutlich kleinere es ihrem Gegenüber nicht gerade schonend bei und auch, wenn Kostas das sofort abstritt, ließ sie sich nicht von ihrer Meinung abbringen.
Er stand auf mich...

Noch immer? Schon wieder? Nein, oder? So war Kostas nicht.
Er kam nicht zu etwas verlorenem zurück. Das ähnelte ihm einfach nicht.

'Nur, wer dumm ist, verbrennt sich an der heißen Herdplatte zweimal', hatte er immer gesagt,
wenn die On-Off Beziehung von damaligen Freunden von uns, wieder eine Rolle spielte und nun ja... Er hatte recht gehabt!
„Ich gehe Mik eben ein neues Kühlpack und frisches Wasser holen. Du passt solange auf ihn auf?“

Kostas Brummen klang alles andere als einverstanden und doch erst, als die Tür ins Schloss fiel, öffnete ich meine Augen ganz.
Ein Mundwinkel von mir ging leicht nach oben, als er so hilflos im Flur stand und die Arme gegen seinen Oberkörper fallen ließ.
„Na super..“, murmelte er, ehe er sich umdrehte und sofort wieder erstarrte.
Die Augen des größeren weiteten sich, als er mich sah.

„Wie lange bist du schon wach?!“, fragte er ohne zu zögern.
Ein 'Wie geht es dir' oder 'Schön das du nicht gekratzt oder gebissen wurdest', hätte es auch getan.
War das 'Wie lange bist du schon wach' jetzt das neue, 'Ich liebe dich'?

„Willst du das wirklich wissen?“, fragte ich mit einem leisen lachen und fuhr mir über die, schon wieder viel zu lang gewordenen Haare.

Vielleicht könnte Diana mir sie die Tage nochmal schneiden? Soweit ich weiß, hatte sie auch bei der letzten Patrouille in der Nachbarstadt, einiges an Haarfarbe mit gehen lassen, was viele nicht so toll fanden.

Ich fand es nicht schlimm – im Gegenteil! Das brachte einfach ein Stück Normalität in die Welt und für eine damalige Friseur Auszubildende, war sie sicher froh, überhaupt nochmal so was zu sehen, beziehungsweise mitnehmen zu können.

„Also hast du alles mitgehört?“, „jedes einzelne Wort“, bestätigte ich ihm, während Kostas sich unsicher ans Bettende setzte und über die Lilafarbene Decke strich, um die Falten an dieser Stelle aufzulösen.

„Das ist nicht so, wie Emily gerade gesagt hat. Du- Ich.. Wir beide. Ich hätte dich einfach nicht sterben lassen können und-“, „Ich hätte genau das selbe für dich getan, wäre ich an deiner Stelle gewesen“, meinte ich beruhigend und lächelte ihm vorsichtig zu, ehe ich den Blickkontakt wieder unterbrach, um zum Milchigen Fenster zu sehen.

Vermutlich war das nicht mal Milchglas, sondern einfach nur verdammt dreckiges Glas. Immerhin wurde hier seit über Drei Jahren nicht mehr Fenster geputzt.

Ob es auffallen würde, wenn ich das Nachts mal heimlich machte?
Bestimmt nicht.

„Naja. Ich denke, ich hätte fast das selbe für dich getan. Immerhin bin ich nicht so talentiert im Bogenschießen, wie du. Das hat mir echt den Arsch gerettet“, grinste ich und verschränkte meine Hände ineinander.

„Findest du? Das war doch nur ein Schuss“, meinte Kostas ein wenig beschämt, auch, wenn ich etwas stolz in seinen Blick sah.
Diese Augen strahlte nur, wie eine Galaxie voller Sterne.

Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Bauch und meiner Brust breit.

„Doch, wirklich! Ich hätte das niemals geschafft! Wahrscheinlich hätte ich da eher einen von euch getroffen. Das war echt eine Meisterleistung, in so einer Situation und aus so einer Entfernung, trotz Wind, dieses Monster abzuknallen. Wärst du nicht gewesen, hätte ich es gar nicht erst bis zu der Auffahrt geschafft.“

Mein Lächeln wurde immer breiter, doch als ich entsetzt feststellen musste, dass ich verdammt nochmal mit meinem Exfreund am Flirten war, sank mein Blick und mein Lächeln ging mit einem tiefen Schlucken zurück.

„Danke..“, lächelte er, wobei ich ganz schwach die Rosa Wangen sehen konnte, als er sich durch das dicke, strubbelige Haar fuhr.
Wie konnte ein Erwachsener Mann nur so verlegen und süß, wegen eines einzelnen Komplimentes sein?

Wenn er jemals vor mir in dieser Welt sterben würde, würde etwas zu Grunde gehen.

Nicht in dieser Welt, nein – In unserer Gruppe und irgendwie auch etwas.. in mir.

Die Wohnungstür ging mit einem ächzenden Quietschen auf, was mir jetzt in diesem Moment der Stille erst wirklich so richtig auffiel.
Hatte diese Tür schon immer so gequietscht?
Naja, wie auch immer. Besser Tür, als Bett.

„Oh.. du bist wach“, stellte Emily erstaunt fest und hatte sowohl ein Handtuch, in welchem sich wohl das Kühlpack befand, als auch eine kleine Plastikflasche voll mit Wasser, in der Hand.
Ich wollte gerade auf ihre Worte antworten, da begann sie auch wieder zu reden und Kostas drehte sein Gesicht von mir, um heimlich die Augen verdrehen zu können.

Ja, Emily redete viel. Wahrscheinlich redete sie genau so viel, wie sie zuhörte, denn wenn sie eines konnte, dann genau wissen, wann es Zeit war still zu sein.
Dieser Zeitpunkt, gehörte wohl nicht dazu.

„Wieso grinst du so?“, fragte sie mich und steckte sich eine Strähne hinter ihr Ohr, weshalb ich nur lächelnd unwissend den Kopf schüttelte.

„Darf ich etwa nicht?“, stellte ich die Gegenfrage, doch die Blondhaarige starrte bloß Kostas verschwörerisch an.
Eine Schwäche von ihr war dagegen, dass sie sehr an ihrer Meinung hing. Eigentlich konnte sie niemand von etwas überzeugen, außer, es gab einen Beweis, den sie zufrieden stellte.

„Ich hab dir übrigens ein Kühlpack mitgebracht. Wie sehr schmerzt es?“, „Es geht, solange ich still liege“, gab ich zu und nahm das eingepackte Kühlkissen mit dem Blauen Schleim, dankend an, ehe ich es mit dem alten wechselte.

Als ich die Decke umklappte, öffnete Kostas den Mund und sah mich an, doch wand er sich genauso schnell ab und sah zur Decke.
Zugegeben war das auch ein wenig blöd von mir gewesen, immerhin sitzt hier noch immer der Junge, der mich jetzt noch am wenigsten so sehen sollte, obwohl er mich schon oft genug mit viel weniger Klamotten am Körper gesehen hatte.
In Gedanken gab ich mir einen ziemlichen Schlag gegen die Stirn.

Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden legte ich die Decke wieder so, wie sie vorher war und auch dann traute Kostas sich wieder in meine Richtung zu schauen.

Er war nicht schüchtern oder ähnliches, was das anging – auf keinen Fall. Dies hatte er mir damals oft genug bewiesen.
Der jüngere wusste aber, was Höflichkeit war.

Es blieb nicht lange Still, denn erneut hob Emily das Wort.
Dafür, dass sie genauso alt wie Kostas war, redete sie aber doppelt so viel, wie er, schoss es mir durch den Kopf, als sie irgendwas zu Kostas sagte, der daraufhin nur langsam nickte.

„Ich lass euch beide dann mal wieder alleine“, erzählte sie und klatschte in die Hände, was mich aufschauen ließ.
Lächelnd nickte ich, was mein Gegenüber mir gleichtat.
„Du bleibst noch bei ihm?“, fragte sie den Jungen mit der Narbe am Unterarm, doch ich schnitt ihr ins Wort, bevor Kostas auch nur etwas sagen konnte.

„Eigentlich.. wollte ich noch etwas schlafen. Umso schneller ich mit dem Still liegen beginne, desto schneller bin ich wieder auf den Beinen, nicht wahr? Ich komm alleine klar“, beteuerte ich den beiden, was den Dunkelblonden bloß erleichtert nicken ließ, ehe auch er sich erhob und einmal durch den Raum sah, als sein Blick wieder auf mich fiel.
„Na dann.. schlaf gut, Mik“, lächelte er, während sich der Augenkontakt eine Sekunde länger zog, als alles andere auf dieser Welt.

Kurz bevor ich antworten konnte, verschwand er mit Emily und die Tür fiel ins Schloss.

Minutenlang starrte ich an die Decke, während ich den Stimmen der anderen und dem Gestöhne der Infizierten lauschte, welche noch immer dort unten lauerten.
Vielleicht sollten Kostas und ich uns mal aussprechen? Immerhin war das heute wieder das erste Richtige Gespräch, ohne, dass wir uns beide die Köpfe einschlugen – Davon sogar gleich zwei!

Immerhin war vor unserer Trennung doch alles gut und Gott verdammte ich ihn dafür, jetzt jedes verfickte mal an ihn und an unsere Zeit denken zu müssen.
Kostas hätte einfach nicht so paranoid sein müssen...

Wir hätten uns doch an den Wochenenden sehen können. Er hätte einfach mit mir kommen müssen.

Es war von jetzt auf gleich vorbei.

Statt eines intensiven Abschiedskuss, wobei ich meine Arme um ihn hätte legen und seinen Duft einatmen können, gab es eine Menge Tränen und Geschrei von beiden Seiten.

Ein Gespräch wäre vielleicht doch nicht so verkehrt... Vielleicht könnten wir doch noch wenigstens die Freundschaft aufrecht halten – Ich mein.
Nach Drei Jahren müsste das doch wieder möglich sein, oder?
Eins war mir nämlich zu 100 Prozent klar:

Ganz ohne ihn, konnte und wollte ich nicht Leben!

Ahhh es tut mir so leid! Ich hab gestern voll verpeilt das Kapitel hochzuladen, aber hier ist es nun ;-;

Jaaa. Was haltet ihr von dem Kapitel? Ob Kostas jetzt wohl öfters zu Mik gehen wird und die beiden sich wirklich aussprechen?

Und was denkt ihr jetzt so von Emily? Ihr habt ja noch ein wenig von ihr und ihrem Charakter kennengelernt, aber ob sie für oder Gegen Kostory ist, steht ziemlich weit in den Sternen.

Wie fandet ihr denn das Kapitel generell?
Mich würde euer Feedback bzw. Eure Gedanken zu allem sehr interessieren, wie schon die letzten male.

Ich liebe es eure Theorien oder Gedanken zu Charakteren und der Story zu lesen! <3

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