4. Kapitel
Pov. Mik
Timo und ich wanderten gelassen den Deich entlang, wobei kein einziger wohl wirklich Lust hatte, ein Gespräch auf die Beine zu stellen.
Um ehrlich zu sein, war ich sogar relativ froh, dass er nichts sagt. Noch mehr Gelaber könnte ich mir von dem eh nicht anhören.
Als ich nach rechts in die Richtung des Meeres sah, war ich erleichtert am feststellen, dass die Ebbe schon so gut wie vorbei war.
Das Wasser, welches im Sonnenschein glitzerte, kam mit jeder Sekunde ein minimales Stück näher.
„Was ist so besonders, dass du es so anstarren musst?“, fragte Timo unverständlich und versuchte das selbe zu sehen, was ich sah.
Stumm verdrehte ich die Augen und hätte ihn am liebsten den Deich hinunter getreten.
„Das.. Meer?“, meinte ich selbstverständlich, doch Timo lief an mir vorbei.
„Was fasziniert dich Wasser so? Also bis auf die Tatsache das es der einzige Ort auf der Welt ist, wo diese verschimmelten Bastarde nicht hinkommen“, erwiderte er abfällig.
Es war klar, dass er die Infizierten mit 'verschimmelten Bastarde' meinte.
Immerhin konnten diese ja nicht schwimmen.
Der Parasit hatte ihr Gehirn so eingenommen, dass sie einzig und alleine ans fressen denken konnten. Reden taten sie nicht, bloß Schreien und Stöhnen.
Einige konnten verdammt schnell rennen, während andere nur umso stärker waren.
Natürlich gab es aber auch Ausnahmen.
Kurz nachdem ich Richtung Köln gezogen war, hatte ich viel recherchiert. Auch, als Kostas und ich noch zusammen waren gab es einige Fälle. Er jedoch war nicht überzeugt – das einzige mal, dass er verdammt unrecht hatte.
Als die ersten Infizierten die Grenzen von Deutschland überschritten, waren es schon zu viele, als hätte man sie aufhalten können.
„Was läuft da jetzt eigentlich zwischen Kostas und dir?“, fragte der größere plötzlich, während ich ihn bloß verwirrt musterte. Meine Augenbrauen schossen in die Höhe.
Spinnt der?
„Was soll da laufen? Kostas hat dir wohl mehr als genug erzählt, so wie ich ihn kenne.“
Ich hatte wirklich keinen Nerv dafür jetzt über Kostas und meine damalige Beziehung zu reden. Zumal sie wirklich toll war, bis auf das Ende.
„Natürlich hat er über euch geredet, aber nicht viel. Der Junge hat viel in sich hinein geschwiegen, auch, als ich ihn damals gefunden habe“, „Was meinst du?“, fragte ich und kniff die Augenbrauen zusammen.
Meine Hände steckte ich tiefer in die weiten Hosentaschen, wo sich mein Revolver befand.
Eine Waffe, die nicht in unserem Haus angemeldet war, obwohl dies Pflicht war.
Nur leider vertraute ich nicht allen in unserer Gruppe, als das ich alle meine Karten offen legen würde – vor allem nicht Timo.
„Ich hab ihn damals Nachts auf einer Bank im Mauerpark gefunden. Blaues Auge und einige Schrammen an den Armen. Hatte ihn dann mit zu mir nach Hause genommen, ich kannte ihn ja bereits vom sehen und nie dachte ich, dass er ein Schlägertyp gewesen wäre.“, „War er auch nicht!“, schnitt ich ihm ins Wort. Ein wenig zu schnell, als gewollt.
„Kostas hatte sich nie geprügelt oder so was..“, meinte ich dieses mal ruhiger mehr zu mir, als zu ihm.
Was genau meinte Timo damit?
Weder Kostas, noch Timo hatten mir etwas davon erzählt. Ich weiß das Dennis ab und zu Probleme mit seinem Vater hatte, aber er war doch immer nett gewesen? Es gab nie einen Grund zur Sorge. In der Schule gab es auch keine Probleme..
„Wie war er so, als die Welt noch normal war? Ihr wart zusammen, du hättest ihm am besten kennen müssen.“
Nachdenklich schoss der Blonde Lockenkopf einen Stein den Deich hinunter, ehe er aus Langeweile seine (hoffentlich) gesicherte Waffe jedes mal in die Luft warf, um sie wieder mit einer Hand aufzufangen.
Natürlich hätte ich kein Problem damit gehabt, wenn er sich versehentlich selber in die Brust schoss, aber in jedem Punkt würde ich beschuldigt werden.
„Kostas war... ziemlich Abenteuerlustig. Er wollte immer was unternehmen, aber war auch mal froh, wenn wir zwei alleine im Bett gammeln konnten und irgendwelche Filme sahen“, erzählte ich und erwischte mich dann doch dabei, wie mir ein kleines Lächeln auf die Lippen fegte, weshalb ich den Kopf schnell gen Boden sank.
Die Zeit war schön, wundervoll, aber gehörte nun mal auch der Vergangenheit.
„War er ein guter Küsser?“, fragte er grinsend, doch ich sah dem größeren und Älteren fragend in die Augen. „Wieso willst du das wissen?“, stellte ich die Gegenfrage, weshalb Timo bloß mit den Schultern zuckte. „Neugierde?“
Doch eine Antwort gab ich ihn nicht.
Auch, wenn es keine schlimme Frage war, was sollte ihn das interessieren?
Währenddessen rief mein innerstes, jedoch jedes mal: 'Er war der beste Küsser!'
„Und.. wie war er so im Bett?“, fragte er nach zwei Minuten wundervoller Stille, was mich vor Schreck an meiner eigenen Spucke verschlucken ließ. „Was hast du gefragt?!“, japste ich unverständlich, als ich erneut hustete.
„Also du weißt schon. Bei zwei Typen ist das ja nicht so... eindeutig. Welche Position hatte er im Bett?“, fragte er dieses mal deutlicher, als er hätte fragen können.
Empört sah ich ihn an.
„Timo, jetzt mal ganz ehrlich. Das geht dich einen Scheiß an. Außerdem hast du eine Freundin, da sollte es dich noch weniger interessieren, was Kostas Vorlieben im Bett sind!“, fauchte ich deutlich angespannter, als zuvor.
„Ich versteh' nicht, was du hast. Ich denke eher du bist angepisst, weil er dich damals immer so richtig hart durchge-“, noch bevor er das Wort aussprechen konnte, kickte ich ihn mit einem gewaltigen Tritt den Deich runter.
„Sei nicht so ein unverschämter Hurensohn“, giftete ich dem, den Hügel herabrollenden Timo, hinterher.
Soll ich jetzt zu ihm nach unten gehen..?
Kurz war ich davor ihn einfach liegen zu lassen, aber erneut: Wie hätte ich das den anderen erklären sollen? Danach hätten vor allem Kostas und Emily einen sehr großen Hass auf mich geschoben, den ich womöglich nicht verkraftet hätte.
Ich war ja kein Arschloch, auch, wenn er es verdient hätte da unten drauf zu gehen!
Mit einem letzten Blick über den Strand und dem hohen Gras, wo kein einziger Infizierter zu sein schien, beschloss ich dann doch den Weg nach unten anzutreten.
Die Erde war noch immer matschig, weshalb ich fast ausrutschte und genauso geendet wäre, wie der Blonde dort am Boden, der sich den Kopf rieb.
Als ich einmal wegknickte, packte ich mir vor Schmerz mein geprelltes Bein.
„Was ist dein scheiß Problem?!“, schrie er mir entgegen, während ich langsam den Deich hinunter kraxelte und mit jedem weiteren Schritt wurde mir klarer: Ich hätte ihn definitiv da liegen lassen sollen!
Timo stellte sich wieder auf und wischte sich den Matsch von dem grauen Oberteil.
„Du hast angefangen, also verhalte dich nicht so, wie ein Zwölfjähriges Kind“, erwiderte ich stumpf.
„Kostas hasst dich, weißt du das?! Ich könnte dich jetzt einfach hier umlegen und ihn würde es nicht im geringsten jucken. Keiner würde deine Leiche je finden.“
Das glaube ich eher weniger.
So, wie Kostas mich im Haus behalten wollte, hatte er wohl alle möglichen Gefühle für mich, aber hassen, das tat er mich nicht und ein winziger Teil in mir freute sich auch, dass es so war.
Obwohl ich das niemals zugeben würde!
„Wenn du meinst“, lächelte ich ihn an, griff jedoch nach der Revolver in meiner Hosentasche. Sollte er mich angreifen wollen, würde ich ihm zuvor kommen.
Als Timo die Waffe in seiner Hand entsicherte, kam ein leiser Hauch von Panik in mir auf, doch hatte ich nicht gemerkt, wie er an mir vorbei geschielt hatte.
Ohne ein Wort zu sagen ging er an mir vorbei und als ich mich umdrehte, sah ich auch warum.
Drei Infizierte kamen ohne mit der Wimper zu zucken auf uns zu gerannt und ehe ich mich versah, fiel der erste Schuss...
Jetzt mal ganz ehrlich.
Mögt ihr Timo oder nicht?
Er ist zwar ein ziemlicher Spast, aber möglicherweise gibt es ja auch Gründe für seine Wut gegenüber Mik? Oder Gründe für seine Neugierde.
Lasst es mich doch gerne wisse ;)
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