23. Kapitel
Pov. Kostas
Als ich mit dem Kopf auf dem Beton Weg aufkam, wollte ich einfach nur auf der Stelle Ohnmächtig werden, anstatt diese Schmerzen zu ertragen. Meine Augen flatterten und langsam raffte ich mich stöhnend auf. Dieser verdammte Wind!
Mit gerümpfter Nase hielt ich mir den Kopf, wobei ich das Blut an meinem Arm entlang fließen sah. Von welchen meiner Körperteile es aber stammte, konnte ich nicht sagen.
Vor mir erstreckte sich der lange Weg der zu der damaligen Promenade führte, wo Kinder oft Drachen stiegen ließen.
Als ich wieder auf beiden Beinen stand schaute ich mich um, ehe mir Mik ins Blickfeld trat, der sich mit den Händen aufgestemmt hatte. Aus seiner Nase quoll das Blut nur so und sein ganzer Körper war von der Nassen Erde beschmutzt. Ich sah sicherlich genauso, wenn nicht sogar noch schlimmer aus.
Zügig ging ich zu ihm und half ihm auf.
„Ist alles Okay bei dir?" Besorgt sah ich ihn an, doch Mik nickte bloß und strich sich mit dem Handrücken über die Nase. „Was ein Mist", murmelte er, als er seine Blutige Hand sah.
„Hey, alles gut. Wir gehen einfach wieder und bringen dich Zuhause wieder auf Vordermann. Gebrochen ist nichts, oder?", fragte ich den Rothaarigen leise und legte meine Hand auf seine Wange, um ihm den Dreck von der Wange zu wischen.
„Nein, passt schon." Vorsichtig lächelte er mich an und wollte mir einen Kuss auf die Lippen geben, was ich jedoch ablehnte.
Mik sah mich verwirrt an, doch ich grinste nur. „Nimm es mir nicht übel, aber ich bin nicht so der Fan von Blut", erwiderte ich. „Dann halt nicht", lächelte er und zuckte mit der Schulter.
Vorsichtig schielte ich an dem kleineren Vorbei, wo ein Haufen Leichen lagen. Das noch frische Blut tränkte die Wiese zum Strand und den grauen Beton in ein dunkles Rot, als ich einige Fußspuren entdeckte.
„Waren in den letzten Stunden andere.. Menschen hier?", fragte ich nachdenklich und ging einige Schritte auf die Blutlache zu. Erschreckend musste ich feststellen, dass unter den Leichen nicht nur Infizierte waren, sondern sich tatsächlich auch einige normale, gesunde Menschen unter ihnen befanden.
Drei Mädchen und Zwei Jungs lagen dort. Die eine mehr zugerichtet, als die andere, während einem der Jungen die Gedärme aus dem Körper gekratzt und gebissen sah. Ich sah die gebrochenen Rippen und die zerkratzen Lungen. Tief schluckte ich die Magensäure wieder hinunter.
„Während wir gefeiert und gelacht haben, mussten Fünfweitere sterben. Wie grausam", „Aber wieso waren sie hier? Ich denke nicht das sie einfach nur einen Strandausflug geplant hatten."
Fragend sah ich Mik an, doch er zuckte enttäuscht die Schultern.
„Wir Zwei sollten aber definitiv wieder zurückgehen, wenn wir nicht auch so enden wollen. Ich will wirklich nichts in diesem Zustand riskieren. Vor allem nicht ohne eine Waffe."
Ichnickte. Mik hatte recht.
Nicht in diesem angetrunkenen Zustand. Da erlebe ich lieber wieder eine Wutattacke von Timo.
Auch, wenn mich schon die Gänsehaut plagte, wenn ich nur an unser nächstes Zusammentreffen denken musste. Das Gestern ging definitiv zu weit. Ich hatte dem Blonden wirklich viel verziehen und sehr vertraut, aber das..
Ich sah zu Mik, der sich genau umschaute, bis er wieder vor mir stand.
Leichtgriff mein Gegenüber meine Hand und verschränkte sie mit meiner, um uns doch zügig auf den Heimweg zu machen. Die Wolken zogen in dieselbe Richtung wie wir es taten und es fühlte sich an, wie, als würde der Wind uns tragen.
Sobald wir Zuhause wären und wir uns ausgeruht haben, würde ich mit Emily, Diana und den restlichen Leuten reden. Immerhin geschah es nicht oft das sich andere Überlebende hierhin verirrten, obwohl es schon länger bekannt war, dass die Infizierten nicht schwimmen konnten.
Ans Meer zu flüchten, obwohl man auf der komplett anderen Seite der Stadt, des Bundeslandes oder wenn nicht sogar des Landes selbst war, hatte sicherlich schon Tausenden den Kopf gekostet. Wir konnten wirklich von Glück reden, wenn man überlegte, dass wir hier waren. Als (soweit ich wusste), einzige Gruppe in den nächsten paar Kilometern.
Oder die anderen hatten sich einfach nur verdammt gut versteckt gehalten.
Ein greller Schrei ließ meine Knochen erfrieren und auf der Stelle blieb ich stehen und schaute in die Richtung des Meeres. Geschockt sprang mein Blick zu Mik, der mich ebenso mit weit aufgerissenen Augen ansah. Sein Kiefer hatte sich verspannt und auch er drehte seinen Kopf langsam in die Richtung. „Sechs.. Personen", hauchte er, doch ich schüttelte den Kopf.
Nein. Diesmal nicht.
Ich sah zurück zu dem Toten Infizierten, indessen Brust eine Axt ragte. Die nächsten Momente in meinem Leben könnten meine letzten sein, nach der nächsten Entscheidung die ich tat, doch ich riss mich von Mik los und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Mein einziges Ziel in diesem Moment, war die Axt und der Strand. Wohlwissend, dass ich nicht nochmal jemanden Sterben sehen wollte, der nicht Infiziert war.
Dafür waren wir gesunden Menschen eine zu große Rarität geworden.
„Kostas!"
Miks Kreischen nahm mir etwas den Luft aus den Segeln und kurz drehte ich mich um, bevor ich ihn mit meiner Hand zu mir winkte.
„Es wird nicht noch jemand sterben. Nicht an diesem Strand und solange das hierunser Zuhause ist", brüllte ich ihm mit voller Ehrlichkeitent gegen, ehe ich wieder losrannte.
Der Alkohol vernebelte mir noch immer Teils die Sinne und kurz rutschte ich mit einem Fuß auf dem Nassen Holz weg, ehe ich mich wieder fing. Das Adrenalin schaltete meinen Hörsinn komplett ab, während ich all meine Kraft in meine Beine legte.
Ich habe schon so oft andere Leute sterben sehen, die noch nicht hätten sterben sollen.
Die erste Tote Person, war ein junges Mädchen, dessen Halsschlagader von einem Infizierten herausgebissen wurde. Wie ein Stück Fleisch, was bereit zum Essen war.
Die Zweite Person war Ally, meine Nachbarin.
Sie war 19 und hat sich in ihrem Zimmer erhängt, als ich aus Panik nach ihrer Familie gesehen hatte. Der Hund war geflüchtet, die restlichen Familienmitglieder lagen zerfleischt im Garten.
Mit der Zeit wurden es immer mehr Tote und sterbende, das ich aufgehört hatte zu zählen.
Und nie konnte ich ihnen helfen. Kein einziges mal.
Der Weg zum Strand kam mir wie in einem Tunnel vor und obwohl ich so schnellvorankam, entfernte sich das Watt eher von mir.
Schwer atmete ich, als ich letztendlich doch das hohe Gras hinter mir ließ und sich der weite Horizont vor mir erstreckte, fiel mir wieder ein, wiesehr ich das Meer liebte, obwohl das Wasser sich gerade nicht in unmittelbarer Nähe befand, konnte ich die Brise des Salzwassers in meinem Gesicht spüren.
Für nicht mehr, als eine Sekunde vergaß ich, wieso ich überhaupt hier war.
Doch erst der Wind und ein schmerzhaftes, erdrückendes Weinen, drückte mich in die Richtung, in die ich musste. Ich stolperte wie benommen durch das Gras und hechelte wie ein durstiger Hund.
Während ich mich im Kreis drehte, suchte ich die Umgebung nach einer Person ab, von der das Geräusch hätte stammen können und während ich noch einige Meter schlecht als recht durch den Sand rannte und so die einzelnen Körner in die Luft wirbelte, sah ich in einer Düne eine schwer Atmende Junge Frau liegen. Tränen rannten ihr Gesicht hinab und während ich langsam auf sie zuging, beobachtete ich die Umgebung genau.
Wo ist der Infizierte hin, der sie anscheinend angegriffen hat?
Schwere Schritte hinter mir ließen mich aufhorchen, doch bei einem kurzen Blick nach hinten, sah ich bloß Mik, der mir auf Schritt und Tritt gefolgt hatte. Erleichtert lächelte ich, während der ältere finster drein blickte.
Er war definitiv nicht zufrieden mit der Entscheidung, nicht von dem Grauen zu flüchten, sondern genau ins Verderben zu rennen.
„Sei-Seid ihr Infiziert?", fragte die Rothaarige mit den Unzähligen Sommersprossen. Ihre Haut war krankhaft Blass und ihr Atem stockend. Sofort schüttelte ich den Kopf.
„Sind wir nicht. Wo ist der Infizierte?" Mik drängte sich vor mich und ich sah ihn verwundert an. „Liegt im-" Bevor sie weitersprechen konnte, übergab sie sich auf dem Sand direkt neben ihr, wobei einiges in ihre triefende Wunde am Arm lief. Ich verzog das Gesicht und schluckte.
War ihr überhaupt noch zu helfen? Konnten wir sie überhaupt noch vordem Tod bewahren?
„Erliegt da", sie deutete auf das Stück vor dem Hohen Gras. Der Infizierte hatte geradewegs einen Pfeil in die Stirn bekommen, wobei dieser mir ungemein bekannt vorkam.
„Ich habe ihm, nachdem er mich gebissen hat, den Pfeil in den Kopf gerammt", „Du wurdest gebissen?", fragte ich genauer nach und sie nickte.
Die Hoffnung schwand mit jedem Wort immer mehr.
In diesem Moment war mir klar, dass wir sie nicht mehr retten konnten. Egal welche Mittel wir zur Verfügung hätten. Sobald jegliche Körperflüssigkeiten der Infizierten in den Körper des Menschengelangen, würde man sich innerhalb von wenigen Tagen, bis hin zu Wochen in eines dieser Hungrigen, Gefühlslosen Biester verwandeln, welche auf nichts und niemand Rücksicht nahmen.
Mit seiner Schulter drückte Mik mich ein wenig weiter nach hinten und verwirrt sah ich ihn an. Er wusste das sie nicht in der Verfassung und ebenfalls noch nicht so weit infiziert war, als das sie uns hätte angreifen können oder gar wollen.
„Der Infizierte hat mich auf der Flucht in den Arm gebissen. Meine anderen Freunde- meine Familie sind alle tot", „Wieso wart ihr hier?" Mik war noch immer so kühl, wie am Anfang. Er griff nach meiner Hand und drückte sie einen bisschen.
„Wir Leben ein paar Kilometer von hier entfernt. Vor ein paar Tagen-", sie machte eine kurze Pause und legte sich mit dem Kopfflach auf den Sand. Ihre Augen schlossen sich.
„Vor ein paar Tagen hat Marie, meine Schw-ester, Schüsse aus der Nähe gehört und weil wir die Hoffnung hatten das hier noch mehr Menschen leben, sind wir mit allem was wir hatten losgezogen. Auf dem Weg sind die Infizierten aus dem Hohen Gras gesprungen und haben uns angegriffen. Die Axt in der Hand deines Freundes. Die gehörte meiner Schwester."
Als sie sich diesmal übergab, musste ich endgültig wegschauen. Das Blut, welches sie ausspuckte drehte mir doch den Magen um, obwohl ich es schon so lange gewöhnt war.
Ich dachte an das Mädchen mit den kurzen Roten Haaren und dem Dunkelgrünen, beflecktem Schal um ihrem Hals.
Ihre Schwester, ihre Freunde, sie alle waren wirklich tot. Welche Gedanken ihr wohldurch den Kopf gehen mussten.
Ich sah auf die Axt, die vor wenigen Minuten noch in der Brust eines willenlosen Mörders steckte. Meine Gedanken kämpften, als ich überlegte ihr die Axt hier zulassen und fragend sah ich Mik an. Doch, wie, als wüsste er genau, was ich dachte schüttelte er den Kopf und schaute zu mir hinauf mir einem Blick, der keine Widerrede duldete.
Ich nickte betrübt.
Er hatte recht, wir durften keine weiteren Risikos für den Rückweg eingehen. Die Waffe könnte uns im Fall aller Fälle den Arsch retten.
Gerade, als ich was sagen wollte, fing die Rothaarige wieder gewaltig an zu weinen. Sie schrie ihren Frust raus und weinte, als gäbe es kein Morgen. Für ihre Freunde und ihre Familie gab es diesen nämlich nicht mehr, obwohl die Sonne bald aufgehen sollte.
Und sollte dieses Mädchen von Glück reden können, dann würde sie in dieser Nacht auch ihr Leben lassen und den Verletzungen erliegen.
Denn niemand würde freiwillig so leben wollen, wenn das Leben als normaler Mensch schon eine Qual war, die selbst die Stärkste Person auch nur einen Tat aushalten würde.
Seit dem letzten Kapitel müssten jetzt knappe zwei Monate vergangen sein, wofür ich mich auch wirklich entschuldige! Immerhin wollte ich nicht das diese Geschichte das selbe Schicksal erleidet, wie die ein oder andere auf meinem Profil (Dafür liebe ich sie auch einfach zu sehr ;-;)
Ich bete einfach mal innerlich das es immer noch ein paar Leute da draußen gibt, die sich für diese Geschichte hier interessieren und sie weiter mitverfolgen würden (Dafür schreibe ich jetzt sogar privat wieder viel vor! :D).
Jedenfalls hoffe ich, dass euch dieses doch etwas längere Kapitel gefallen hat und ihr euch noch etwas an die letzten Kapitel erinnern könnt!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top