13. Kapitel

Pov. Kostas


Die nächste Woche verging ziemlich, ziemlich schnell. So kam es mir zumindest vor.
Das Wetter wurde mit der Zeit immer besser und wärmer, was man von Anfang September nicht erwartet hatte, aber war diese Welt nicht eh schon komplett zerstört worden von uns Menschen?
Die Wälder, die Temperaturen und Meere.
Diese Infektion war die Rache der Erde.
Wir würden für die Taten aller büßen.

Als ich am Morgen beim Frühstück saß, hatte ich beschlossen heute endlich alle Unklarheiten zu beseitigen.
Immerhin ging diese Stille nach den ganzen Tagen nur durch meinen Kopf und keiner von uns hatte sich getraut was zu sagen.
Die warme Spätsommerluft fuhr uns allen durch die Haare, als ich meinen Nebenmann vorsichtig antippte, welcher vorsichtig zu mir hoch sah.
Timo musterte mich verwirrt.

„Können wir zwei gleich vielleicht einmal reden? Ich würde das gerne klären“, fragte ich leise, etwas unsicher wegen seiner Reaktion, da er mich vor einer Woche schon genug vor allen angeschnauzt hatte.

Mik, welcher am anderen Ende der Tische saß und seit Gestern wieder auf den Beinen war, sah etwas niedergeschlagen zu mir, doch versuchte ich nicht allzu offensichtlich den Blickkontakt zu erwidern.

Seit diesem Gespräch letzte Woche ist irgendwie nichts besser geworden.
Wir unterhielten uns nicht wie Freunde, aber stritten uns auch nicht wie Feinde. Wir lebten einfach nebeneinander her und vielleicht war es nach diesem Tag auch ganz gut.

Ich verstand auch nicht, was mich dazu getrieben hatte, ihn überhaupt küssen zu wollen. Mik sah nicht schlecht aus, um Gotteswillen überhaupt nicht!
Aber ich glaube, wenn ich ihn geküsst hätte, wäre eine Grenze überschritten worden, die nicht hätte sein müssen.
Wir können doch einfach so weiterleben, wie bisher...

„Wenn du willst. Ich halte das langsam nicht mehr aus.“
Der Lockenkopf lächelte mich vorsichtig an, als hätte er nur drauf gewartet, dass ich ihn fragen würde.
So stur wie dieser Kerl war, hätte ich mir das aber auch gleich denken können.
Dankend nickte ich ihm zu und biss zufrieden in mein Brötchen, während ich mit den Augen den Möwen folge, welche über uns her flogen.
Es wird noch alles gut werden.
Wir überleben das hier gemeinsam..

Miks Blick, welcher dabei noch immer auf mir lag, erbrachte mir eine ziemliche Gänsehaut, wobei ich mir nicht sicher war, ob diese mich unwohl fühlen ließ oder doch das genaue Gegenteil.

Nach dem Frühstück traf ich mich mit dem älteren in unserer gemeinsamen Wohnung.

Ich saß bereits auf dem Balkon mit einem Glas Wasser und hatte die Beine an meinen Körper angezogen. Um ehrlich zu sein war mir doch ein wenig unwohl bei dem Gespräch gleich. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, woran es lag. Irgendwie hatte Timo diesen Blick in den Augen, welchen ich nicht verstand und welcher mir doch ein wenig Angst einjagte, auch, wenn ich wusste das ich sie nicht haben brauchte.
Timo war doch mein bester Freund und hat mich schon so oft bei allem möglichen unterstützt und geholfen.

Vielleicht war er auch einfach nicht so gut drauf, weil es offensichtlich nicht mehr so gut mit Emily lief?
Man sah in ihren Augen das dieser Schimmer einfach langsam aber sicher schwand.

„Hey..“
Der Gleichgroße stand nun in der Terrassentür und ging die letzten Zwei Schritte zum Rand des Balkons, um sich dort mit beiden Händen an der Waagerechten Metallstange festzuhalten.

„Also... was ist los mit dir? Du bist in der letzten Woche ziemlich sauer und genervt gegenüber mir gewesen und ich dachte das hat vielleicht einen Grund“, begann ich langsam das Gespräch und versuchte nicht allzu grob rüber zu kommen.

„Eigentlich liegt es an Mik“, antwortete er sofort und drehte sich so, dass er nun zu mir, anstatt nach draußen sah.
„An Mik?“, „Du warst vor ein paar Tagen ziemlich viel mit ihm beschäftigt. Ich hab euch gehört, als ihr Nachts auf dem Balkon am reden wart“, erklärte er mir und ich nickte langsam.
Und das bedeutet jetzt was genau?

„Als wir vor den Infizierten geflüchtet sind, hast du ihm die Hand gereicht, anstatt mir. Natürlich bin ich froh, dass Nils mir geholfen hat, aber du bist mein bester Freund und das du eher deinem Exfreund ohne mit einer Wimper zu zucken hilfst, obwohl du so oft wegen ihm geweint hast, macht mich traurig.“

Langsam setzte auch er sich auf den anderen Stuhl und griff nach meiner Hand, um sie leicht zu drücken.
Ich sah dem Blauäugigen mit zusammengepressten Lippen in die Augen und sofort wurde ich unsicher. Hatte ihn das wirklich so hart getroffen?

Immerhin ist er ja wirklich mein bester Freund und hat mir schon so oft geholfen und mit mir Nächtelang durch geredet, da wäre es das mindeste gewesen ihm die Hand zu reichen.

„Aber Mik war verletzt“, versuchte ich gegen seine Argumente anzureden.
Timo sah zu den Bäumen weit hinter dem Balkonrand.
„Nur am Bein, oder? Es hätte ihn auch jemand anderes Hochgezogen. Alice und Emily waren schon bereit, aber du hast sie weg geschubst. Weißt du eigentlich, wie sehr sie das verletzt hat? Alice ist in dich verliebt.“
Oh..

Timo wurde nach seinen Worten wieder ernster und mit einem Blick, dem man gar nicht entkommen konnte, sah er mir tief in die Augen. Kurz hatte ich Angst, er hätte die Fähigkeit durch meine Augen alles zu lesen.

Wie Mik und ich geflirtet und gelacht haben, als wäre das alles nichts. Wie seine Hand meine Haut striff und mir mein Herz ein gewaltigen Schlag verpasste.
Als ich auch nach seinen Worten in Stille blieb und mich nicht mal traute etwas zu sagen, beugte er sich etwas über den kleinen Runden Steintisch und verschränkte seine Hand in meiner, wie wir es schon oft getan hatten, wenn wir Abends im Bett lagen und ich nicht weiter wusste.

„Ich hab einfach Angst, dass Mik dich nochmal verletzt, hörst du? Mir tut es auch weh, wenn ich dich so sehe. Man sieht ganz genau, mit was für einem Blick er dich wieder ansieht, Kostas. Ich will nicht, dass du dich wieder auf ihn einlässt, dich betören lässt, als wärst du ein Seemann und dein Arschloch von Ex eine Hungrige Sirene, nur um später erneut ins Kalte Wasser geworfen zu werden.“
Er sah mich deutlich an.

„Ich hatte so eine Idee und Alice wäre auch mit dabei, nur Emily müssen wir noch überreden.“
Ich zögerte, ehe ich laut ausatmete.

Timo hatte ja doch irgendwie recht, aber ich würde mich doch nicht noch einmal auf Mik einlassen. Ich kannte mich und der Blonde müsste mich auch kennen.
Wenn einmal was vorbei war, war es vorbei.
Die Kerzen wären ausgeblasen, die Herzen wären ausgeblutet. Ende, aus, Vorbei.

„Und diese Idee wäre?“, fragte ich und erwiderte den Druck um seine Hand, was ihm ein kleines Lächeln entlockte.

„Wir verschwinden drei Tage nach Dianas Geburtstag. Nur wir Vier! Wir bauen uns gemeinsam ein neues Leben auf, weit weg von hier und den anderen. Ich kann meine Beziehung mit Emily retten und vielleicht wird aus dir und Alice ja auch noch was.“
Meine Kraft schwand mit einem mal und meine Hand hing lose in Timos Griff.

„Was?!“, japste ich völlig unvorbereitet von all dem auf, ehe ich ein Stück zurück wich.
Der ältere ließ meine Hand los.

„Du siehst nicht gerade begeistert aus“, äußerte er sich doch etwas beleidigt auf meinen Kommentar.

Das ging doch nicht! Ich konnte doch nicht einfach von hier weg! Die anderen waren doch alle meine Familie, wir kämpften uns schon seit über Drei Jahren hier durch und jetzt will er einfach abhauen? Alles hinter sich lassen ohne zu wissen, ob wir es überhaupt überleben würden!

„Timo.. das geht doch nicht! Wir können doch nicht einfach so abhauen und alle anderen im Stich l-“ Er drückte mir die Hand feste gegen den Mund.
„Nicht so laut! Was glaubst du was passiert, wenn die anderen das alle herausfinden? Vor allem 'Miki'“ Er machte Gänsefüßchen mit einem Abwertenden Gesicht. „Macht mir die Hölle heiß, weil ich dem Hund, den Knochen klauen will.“
Perplex sah ich ihn an. Hatte er mich gerade wirklich als Objekt bezeichnet?!

Er nahm mir die Hand von den Mund und stellte sich auf, was mich wieder zu ihm schauen ließ.
Der Gleichgroße wurde ruhiger und lächelte mir aufmunternd zu.

„Du hast ja noch Zeit zum überlegen. In Drei Tagen ist die Party und dann sind noch Zwei Tage übrig. Wir könnten die Pferde nehmen, damit wären wir schneller.“

Timo wollte gerade wieder in die Wohnung, da stoppte er vor dem Türrahmen.

„Aber denk dran. Kein Wort zu Niemandem, sonst muss ich dich noch umlegen und das wäre Verschwendung für einen so süßen Jungen“, grinsend zwinkerte er mir zu.

Kurz darauf war ich alleine und auch, wenn ich wusste, dass sein letzter Satz nur ein Scherz war, war ich mir langsam nicht mehr sicher.
Ich legte mein Gesicht in die Hände und war mir nicht sicher, ob ich weinen, schreien oder lachen sollte.

Diese Welt verdarb jeden Menschen und einige Verändern sich mehr, als man denkt...

Leute.. das ist wohl Timos "wundervoller" Plan der Zukunft. Wie lange die das wohl schon am Planen sind? Und was hat der Typ wohl noch so für Asse im Ärmel?
Timo scheint ja nicht dumm zu sein.

Aber was Kostas angeht... puh. Ich wüsste auch nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Die zweite Familie für ewig behalten oder selber eine neue aufbauen?
Ich denke Kostas hat auch ein wenig Angst, dass er wieder Mik und den Gefühlen "verfällt", wenn er bleibt so, wie Timo es ja schon angedeutet hatte.

Schwieriges Thema...
Was sagt ihr dazu?
Und generell zu dem Kapitel?
Habt ihr bestimmte Gedanken, Gefühle oder sonstiges nach diesem Kapitel?
Schreibt es mir doch gerne in die Kommentare :)

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