Stell dir vor... [2]

... an deinem 17. Geburtstag erscheinen die ersten Wörter deines Seelenverwandten, die er dir ab diesem Tag sagt, auf deinem Handgelenk.

[Pov. Kostas]

"Ich will gar nicht wissen, was da drauf steht. Ganz im Ernst, glaubst du echt, diese Scheiße kann stimmen? Stell dir mal vor, du bist es nicht. Was machen wir dann? Ich will dich doch nicht verlieren. Vielleicht irrt sich diese 'Geheimnisvolle Macht' auch. Ich mein' wer steckt denn überhaupt dahinter? So etwas sollte es doch nur in Fil-"

Weiche, nach Erdbeeren schmeckende Lippen unterbrachen meinen aufgeregten Vortrag über das Schicksal, welches jeden 17 Jährigen oder Jährige einholen würde.
Lächelnd sah die Blondhaarige mich an und wuschelte mir durch die Haare.

"Zweifelst du echt an unserer Beziehung? Pass mal auf. Bei Ella und Maxim hat es auch geklappt, wieso nicht auch bei uns? Glaubst du echt, so was könnte mich von dir trennen? Denk an den Vergleich mit dem Schach. Es ist ein Spiel zwischen dir und dem Schicksal. Wenn du wirklich willst, gewinnst du."

Leonie hatte ja dennoch recht (Auch, wenn ich mir sicher war, dass Schach so definitiv nicht funktionierte!). Wieso genau sollte sich jetzt etwas ändern, obwohl wir schon mehr, als Zwei Jahre zusammen waren?

Doch noch immer nicht ganz überzeugt von all dem, war ich dennoch nicht und fürchterliche Gedanken plagten mich, während ich auf die Uhr in meinem Zimmer sah, welche Zehn vor Mitternacht zeigte.
Gleich wäre ich 17. Gleich würde dem Ziel mit Leonie bis ans Lebensende zusammen zu sein, nichts mehr im Wege stehen!

Mein Herz schlug wie verrückt, als ich sie an mich zog und wir uns gemeinsam mit den Oberkörpern in die Matratze legte. Vorsichtig strich ich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht.

"Werden du und Mik eigentlich euren Geburtstag zusammen feiern? Er hat doch Freitag Geburtstag und Samstag sollte da doch irgendwas laufen, oder nicht?"
Fragend stützte sie sich mit dem Unterarm ab und betrachtete mich, während der Schein des Mondes unsere Gesichter in ein Kühles weißes Licht tauchte.
Ich zuckte mit den Schultern.

Würden wir gemeinsam feiern? Ich mein', wirklich befreundet waren wir jetzt nicht. Natürlich redeten wir, wir trafen uns auch hin und wieder, aber war das so diese wirkliche, wirkliche Freundschaft, wie die, die wir damals hatten?

"Ich weiß nicht so ganz. Wir haben doch nur in Chemie und Mathe gemeinsam unterricht. Nur, weil seiner Mutter der Blumenladen unter uns gehörte, hieß das doch nicht, das wir Beste Freunde sind", seufzte ich, doch Leonie sah bloß auf die Uhr. Ich erkannte, wie sie Tief schluckte, als es nur noch wenige Sekunden bis Mitternacht war.
"Na dann", hauchte sie und ich zog sie lächelnd an mich, als der Sekundenzeiger auf Zwölf schlug, ehe ihre Lippen auf meinen lagen und mein Arm zu kribbeln begann.
Was, wenn sie es nicht ist?
Was, wenn es jemand ganz anderes ist?
Ein anderesMädchen? Ein anderer Junge?

Schon alleine bei dem Gedanken,wurde mir Mik ins Gedächtnis gerufen. Wer wohl sein Seelenpartner ist?
Ich wusste natürlich schon lange, dass er Schwul ist. Ich war immerhin der erste, dem er es damals anvertraut hatte.

Schon in letzter Zeit hatte er von einem Jungen erzählt, dem ihm nicht aus dem Kopf geht, doch er dauernd nur auf Haare schauen muss, da er die Farbe einfach nur grässlich für ihn findet.
Er erzählte immer davon, wie fern er ihm immer war, obwohl sie doch so gut befreundet wären.

Und auch, wenn ich mich schon immer für ihn gefreut hatte, durchfuhr mich jedes mal ein Stich, wenn er von ihm redete.

Vielleicht war es ja Timo, der war relativ gut mit Mik und hatte sich letztens erst die Haare Rot gefärbt oder Joshua, der seit längerem dieses Hässliche Grün in den Haaren hatte.
"Happy Birthday, Denni", hauchte sie zwischen zwei Küssen, was mich grinsend die Augen verdrehen ließ. Würde sie je aufhören mich so zu nennen?

"Hast du Angst?", fragte sie mich leise, als wir uns stumm umarmten.
"Ein bisschen vielleicht", "Guckst du drauf?", fragte sie vorsichtig und ich nickte.

Mit einem tiefen Atemzug drehte ich mein Handgelenk und betete an alle möglichen Götter, nur, um dann doch enttäuscht zu werden.

Mir blieb die Spucke im Hals stecken, als ich wie paralysiert auf meinen Arm starrte.
"Was? Leo, dass kann nicht!", krächzte ich und sah meine Freundin panisch in die Augen.
Da stand mit Sicherheit nicht 'Happy Birthday, Denni'.

"Das.. kann doch nicht sein. Das kann kein anderer sein!", stellte sie entsetzt fest, ehe sie mein Gesicht an sich zog und mich küsste. Nochmal, und Nochmal-
"Kostas.." Verzweifelt sah sie mich an, doch ich zuckte bloß verwirrt mit den Schultern. Und jetzt? Was war jetzt? War das das Aus für unsere Beziehung?

Als ich am nächsten Tag in die Schule kam, war alles so wie immer.
Mein Linkes Handgelenk hatte ich mit einem Verband verdeckt, damit ich mir das nicht noch länger anschauen musste.
Leonie war nicht meine Seelenverwandte. Sie war nicht das Mädchen, mit der ich ewig zusammen sein würde. Dabei stimmte doch alles! Alles war Perfekt gewesen!

Es vergingen die typischen Schulstunden an einem Mittwoch mit dem Unterschied, dass mir eine Menge Leute gratulierten. Viele unter ihnen fragten mich, was auf meinem Arm stand, doch ich winkte ab. Sagte bloß, es wäre alles in Ordnung, dabei war es das ganz und gar nicht.
Mit meinem Mulmigen Gefühl, dass noch Tage später tief in mir saß, wurde es bloß nur noch schlimmer.

Es war Freitag.
Miks Geburtstag.
Bloß ohne Mik.

Er war wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hatte ihn heute, als auch in den letzten Tagen gesehen. Genauso war zwischen Leo und mir Funkenstille. Nach meinem Geburtstag ging irgendwie alles den Bach runter und kurz war ich davor, dem Sorgentelefon von irgendeinem Mist zu berichten, an dem sie eh nichts ändern konnten.

Als der Lehrer in den letzten beiden Stunden mit bleichem Gesicht in die Klasse kam, schluckte ich tief. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich bemerkte, dass auch Timo, Annika und Ben fehlten. Miks engster Freundeskreis.

"Lieber Kurs, würden sie bitte einmal kurz zuhören?"
Mein Kurslehrer stand mit fast schon zu ruhiger Miene vor dem Pultangelehnt und mit einem mal war es Mucksmäuschenstill.
Es war ganz beängstigend.

"Ich bitte sie erst einmal zu zuhören. In dieser Nacht hatten Herr Schmidt, Herr Roeder, Herr Hölzer und Frau Martens einen Autounfall auf der nahegelegenen Autobahn. Soweit sind alle wohl auf, sie kamen mit wenigen Brüchen und einer Gehirnerschütterung davon,nur mussten sie sowohl Herr Hölzer, als auch Herr Roeder ins künstliche Koma versetzen. Laut Angaben der Ärzte sollen sie bald wieder wohl auf sein", erklärte er ruhig, doch seine Finger zuckten wie verrückt. Getuschel begann im gesamten Raum, nur ich blieb stumm auf meinem Platz sitzen.
Ben und Mik lagen im Koma? War es wirklich so schlimm?!
Mit zitternden Fingern griff ich nach meinem Handy und öffnete Whatsapp.

Seit dieser Nachricht vergingen eine Menge Tage. 62 um genau zu sein, und der 63ste würde bald beginnen.
Noch immer saß ich mit Timo und Annika an den Betten von Mik und Ben, während der Älteste von uns allen bloß mit dem Handy beschäftigt war. Die Besuchszeit wäre in ein paar Minuten vorbei und ich strich mir mit dem Blick auf Mik, die wieder Braunen Haare aus dem Gesicht.

"Er würde sich bestimmt freuen", fing Timo auf einmal an und sah von seinem Handy hoch. Fragend sah ich ihn an.
Wer? Was?

"Na Mik! Der fand, dass deine Blonden Haare dir nie standen. Braun mochte der immer viel lieber", ergänze der Rothaarige seinen angefangen Satz und ich nickte vorsichtig.
"Ach wirklich.."

Nervös sah ich zu meinem Verbundenen Handgelenk.
Seit meinem Geburtstag habe ich versucht diese Wörter aus meinem Blickfeld zu löschen.
Es war doch nicht wirklich er.
Das wäre so ein dummer Schachzug vom Schicksal!

Kurz bevor ich mit Leo zusammen gekommen war, hatte ich einen verdammten Crush auf Mik, so stark, dass es nicht mal auszuhalten war und nur bei dem Gedanken, dass seine Worte auf meinem Handgelenk standen, ließ mich stutzen und mein Herz verdammt schnell pochen.

Leonie hatte zwei Wochen nach meinem Geburtstag mit mir Schluss gemacht und seitdem saß ich immer hier. Ich hatte nie Lust auf Zuhause, keine Lust auf Partys, keine Lust auf Schule oder ein Eis mit den anderen.
Ich wollte einfach... hier sein.

Eigentlich wollte ich es ungern zugeben, aber er fehlte mir schon. Genau seitdem er weg war, fiel mir jeder Moment auf, den wir gemeinsam erlebt hatte und das er trotz dem wenigen Kontakt nie, aus meinem Augenwinkel verschwunden war.
Zu gerne hätte ich nur aus Neugierde auf Miks Handgelenk geschaut, doch auch seine Hand zierte Verbände.

"Ich hätte niemals den Wein trinken sollen, bevor wir Mik nach Hause bringen wollten. Damit hab ich nicht nur mein, sondern auch das Leben meiner Freundein Gefahr gebracht. Das war absolut Uncool von mir", "Na wenigstens sagst du einmal was Sinnvolles"
Annika sah nicht einmal vom Handy auf, während sie das sagte und eigentlich wollte der Rothaarige einen Blöden Kommentar abgeben, doch ein leises Krächzen unterbrach jegliche Stille.

Geschockt sah ich zu Miks Bett und stellte mit offenem Mund fest, dass er sich langsam zu bewegen begann.

Ohne zu zögern rannte ich aus dem Zimmer und holte eine Schwester. Mein Herz schlug wie verrückt, als ich als letztes und mit zögerndem Schritt in das Hell erleuchtete Zimmer ging.
Der Dunkelhaarige, mit dem ausgewachsenen Blond, sprach mit der Schwester und sah dauernd aus dem Fenster und zu seinen Händen. Seine zwei Freunde schien er gar nicht wahr zu nehmen.

Vorsichtig stellte ich mich neben die Schwester und da trafen seine Augen auch schon meine. Trotz dem langen Schlaf, zierten tiefe Augenringe sein Gesicht.
Stumm öffnete der kleinere den Mund.

"Braun steht dir wirklich besser", meinte er, als wäre das in dem Moment seine einzige Sorge gewesen. Sein einziger Gedanke.

Ich hätte definitiv andere Gedanken gehabt, als die Haare eines Mitschü-
Was.
Unbewusst verschluckte ich mich an meiner Spucke, als ich mit einer Gänsehaut am ganzen Körper meinen Verband fast schon vom Arm riss, nur, um zum ersten mal seit langen auf die geschwungenen Buchstaben zu achten.
Geschockt drehte ich mein Handgelenk zu ihm und grinste ungläubig den eben Erwachten an.

"Ich hasse Schach mit dem Schicksal", meinte ich eher zu mir selbst, als zu Mik und setzte mich vorsichtig auf den Rand seines Bettes.
Der kleinere lachte los, ließ die Schwester zurückschrecken.

So fit konnte kein vorheriger Koma Patient sein.
Das war nicht möglich.

"Mein Gott hast du mir einen Schrecken eingejagt! Ich hatte schon Angst mit einem Schachweltmeister oder einem Poeten verbunden worden zu sein", lachte er und zog mich eng an sich.
"Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass genau das auf meinem Arm stand."

Ängstlich wegen den Kabeln und dem unregelmäßigem Piepen der Maschinen, erwiderte ich die Umarmung, ehe ich Miks Lippen an meinen Wangen spürte.

Ich konnte quasi riechen, wie die Schwester sich zurückhielt mich von ihm zu ziehen, da sie ja selber auch mal 17 war. Vielleicht sich sogar genau in so einer Situation schon mal befand.

"Das nächste mal, wenn ich was von dir will, sag ich es dir besser gleich und lasse mich nicht von jemand anderen so weit wegziehen, bis ich dich wieder vergessen habe", schmunzelte ich leise, noch immer erstaunt über jegliche Ereignisse in den letzten Sekunden und Miks Lächeln wurde bloß nur noch größer. Seine Mundwinkel schienen bald zu reißen.

"Ist das ein: Wir werden schon miteinander klar kommen?", fragte mein Bester Kindheitsfreund mich und ich nickte lachend, biss mir auf die Lippen.
Vielleicht war es doch nicht so schlecht, dass aus mir und Leo nichts weiter wurde.

"Alter jetzt küss ihn endlich, bevor ich mir bald noch Geschwärme über seine deutlich bessere Haarfarbe geben muss", forderte Timo und klatschte in die Hände.

Mik jedoch lachte nur, ehe ich mir kurzerhand einen Kuss von seinen Lippen stahl, kurz bevor er dies genauso tat, nur deutlich schöner, besser.

Schachmatt.

Wie ihr wahrscheinlich gemerkt habt, hab ich den Tiktok Trend ein wenig umgeändert, weil joa. Fand es so irgendwie schöner :)

Wie fandet ihr den Oneshot?
Feedback wäre echt meeega lieeb :3

Habe natürlich noch selber genug Ideen für Oneshots, aber habt ihr noch irgendwelche Wünsche? Kann natürlich auch was zu Filmen und sowas sein :D

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