Unschuldig? 1/2
Die Idee ist von der lieben minnicat3 ! Ich liebe ihre Geschichte "Buntes Papier"! Der OS ist sehr lang geworden, deswegen hab ich ihn geteilt!
"Und wie gefällt es dir hier? Hast du dich mittlerweile eingelebt?", frage mich Eric. Ich zuckte mit den Schultern und musterte kurz die neue Klasse. Eric saß neben mir und wir unterhielten uns in den kleinen Pausen zwischen den Stunden. "Weiß nicht. Scheinen alle ganz nett zu sein." Bevor Eric noch was sagen konnte, kam der Lehrer rein und hinter ihm ein Schüler, den ich noch nicht kannte. "Was macht der denn hier?" "Wir wollen keinen Verbrecher in der Klasse!" "Der gehört eingesperrt." Die ganze Klasse protestierte und warf mit Beleidigungen um sich, bis der Lehrer mit einer lauten Aufforderung alle zur Ruhe bat. "So jetzt, wo ihr still seid. Marik wird weiterhin diese Schule besuchen, bis bewiesen ist, ob er wirklich schuldig ist.", meinte der Lehrer. "Er hat Eric vergewaltigt.", protestierte jemand aus der Ecke und mein Sitznachbar rutschte tiefer auf seinem Stuhl. Marik sah ihn kurz an, dann wanderte sein Blick zu mir. Er sah ängstlich aus. Dann spiegelte sie Traurigkeit und Wut in seinem Blick und er sah den Jungen an, der den Vorwurf in die Klasse geworfen hatte: "Warum sollte ich das getan haben? Ich hab mich von Eric getrennt, weil ich nichts mehr von ihm wollte und ich habe ihn nie zu etwas gezwungen. Warum sollte ich auch? Nennt mir einen plausiblen Grund?" Der Junge in der Ecke, dessen Namen ich nicht kannte, lachte: "Vielleicht wollte Eric dir nicht das geben, was du wolltest!" Marik lachte auf: "Wirke ich echt so, als wäre ich so ein Arschloch? Hätte er nicht gewollt, hätte ich es akzeptiert. Ich liebe ihn einfach nicht mehr, aber er kommt damit ja nicht klar und versucht mich fertig zu machen." Er sah nun wieder zu Eric und fragte nur noch an ihn gewandt: "Warum tust du mir das an?" Eric sagte nichts und schaute starr auf seine Tischplatte.
Nach der Diskussion war es still gewesen und nun zogen die Tage so an uns vorbei. Die Herbstferien hatten begonnen. Meine Freunde, die ich hier gefunden hatte, waren alle im Urlaub. Ich schlenderte gerade so durch die Straßen unseres Dorfes, als ich jemanden entdeckte. Immer wieder zog er an seiner Zigarette und ließ die Beine über das Geländer der Brücke hängen. "Du willst aber nicht springen, oder?", sprach ich ihn an. Er sah zu mir und lächelte leicht: "Nein, dann würden sie denken, dass ich nicht mehr mit der Schuld leben könnte und mich deswegen umgebracht hätte. Ich muss das durchstehen. Meine Chancen stehen schlecht, aber es steht Aussage gegen Aussage." "Hast du es denn getan?" Er lachte auf: "Nein, warum sollte ich denn? Ich bin kein Arsch. Hätte er warten wollen, hätte ich gewartet. Er wollte es. Ich hab ihm gesagt, dass ich warten kann. Danach waren wir noch ein halbes Jahr zusammen und es war nicht unser einziges Mal. Warum tut er mir das an?" Tränen liefen Marik über die Wange. Er wirkte völlig verzweifelt. Ich hatte irgendwie Mitleid mit ihm. Er wurde von allen gemieden. Alle glaubten Eric, aber irgendwie wirkte er nicht wie das typische Opfer. Ich war kein Experte, aber bekamen Vergewaltigungsopfer nicht normalerweise Panik, wenn er Täter in der Nähe war und meistens redeten sie doch auch nicht darüber. Eric erzählte gerne rum, was Marik ihm angeblich angetan hat und er wirkte auch nicht ängstlich wenn Marik in der Nähe war. Vielleicht ist das auch nur ein Klischee, aber Eric ist definitiv das Gegenteil eines Opfers. Außerdem wirkt Marik nicht stark genug, um Eric zu irgendwas zu zwingen. "Ich glaube dir.", sagte ich plötzlich und sah ihm direkt in die Augen. Verwunderung und Freude spiegelten sich darin. "Warum?" Ich erklärte ihm meine Gedanken und er nickte verstehend. Er kletterte von der Brücke und reichte mir eine Hand. Ich sah ihn verwirrt an. "Komm schon. Ich tu dir nichts" Ich lächelte und griff seine Hand. Er führte mich zu einer Koppel, auf der lauter Pferde standen. "Die gehören meiner Mutter.", sagte er nur und zog mich zu dem Unterstand, der voll mit Heu war. Wir setzten uns und Marik sagte mir, dass ich ihn Mik nennen sollte, danach fing er an zu erzählen. Er erzählte mir, dass er sich vor drei Jahren in Eric verliebt hatte. Da waren sie 14 und Mik hatte sein erstes Mal schon gehabt. "Früh, ich weiß, aber Eric störte das nicht. Er sagte mir, dass er noch warten wollte, weil er sich zu jung fühlte. Ich konnte ihn verstehen, also hab ich gewartet. Ich wollte, dass er glücklich war. Irgendwann vor nem Jahr ungefähr, wollte er es dann. Er hatte mich darum gebeten. Ich hatte ihn gefragt, ob er sich sicher sei. Damals kamen mir schon immer wieder Zweifel an der Beziehung. Nicht wegen dem fehlenden Sex, einfach, weil er sich verändert hatte. Er wollte plötzlich bei allen beliebt sein und hat alles dafür getan. Ein halbes Jahr nachdem ich das erste Mal mit ihm geschlafen hatte, hatte ich mich von ihm getrennt. Kurz darauf erstattete er Anzeige." Mik war angefangen zu weinen und ich nahm ihn einfach in den Arm. Ich ließ ihn weinen, bis er sich wieder beruhigte. Ich erzählte ihm noch Sachen aus meiner Vergangenheit, bis es dämmerte und ich nach Hause musste.
In den Ferien traf ich mich immer wieder mit Mik und je mehr ich ihn kennenlernte, desto mehr mochte ich ihm. Einmal hatten wir stundenlang in seinem Zimmer gesessen und er hatte gezeichnet. Ich liebte es, ihm dabei zuzusehen. Heute mussten wir wieder in die Schule. Ich stand schon vorm Klassenraum und wartete, weil mein Bus zu früh war. Nacheinander trudelten alle ein und auch
Mik tauchte auf. Er stellte sich nehmen mich und man roch, dass er noch eine geraucht hatte. "Du solltest echt mit dem Rauchen aufhören. Du bist viel zu jung für ne kaputte Lunge." Er lachte kurz: "Ja stimmt, aber es hilft gegen die Panik." Ich nickte verstehend. Er hatte mir erzählt, dass er Angst hatte, dass ihn die anderen angreifen würden oder anfangen würden ihn zu mobben. Unsere Deutschlehrerin kam dann auch und wir gingen rein. Ich setzte mich wie selbstverständlich neben Mik, woraufhin mich alle anstarrten. "Braucht ihr ein Foto?", fragte ich knapp und holte dann meine Sachen raus.
In den nächsten Wochen waren Mik und ich Lästerthema Numero Uno. Eric versuchte immer wieder mich zu warnen. Doch ich hörte nicht auf ihn. Jetzt saßen Mik und ich wieder in seinem Zimmer. "Was zeichnest du?", wollte ich wissen. R sah mich an und lächelte: "Einem Traum, den ich letztens hatte." Ich wartete, bis er fertig war. Er drehte das Grafiktablett um und ich grinste. Er hatte uns gezeichnet, wie wir uns küssten. "Komm her.", bat ich und er kam unsicher zu mir rüber. "Das hast du also geträumt?", hakte ich noch mal nach. Er nickte zaghaft und ich grinste. Ohne weiter nachzudenken küsste ich ihn. Der Kuss blieb sanft. "Kostas?", murmelte er, als wir uns wieder lösten. "Hm?" "Ich glaube, ich hab mich in dich verliebt.", gestand er und wieder küsste ich ihn. Der Kuss war diesmal intensiver. "Ich hab mich auch in dich verliebt." Er sah mich an und seufzte: "Sie werden dich immer wieder warnen. Vielleicht fangen sie auch an dich zu meiden." Ich lächelte und strich ihm über die Wange: "Das ist mir egal. Ich vertraue dir. Ich bin mir sicher, dass du mir nichts tust." "Ich würde dir niemals weh tun. Ich kann dir nicht versprechen, dass es nicht so endet, wie mit Eric. Ich weiß nur, wie es im Moment ist. Ich will dich bei mir haben und in deinen Armen liegen. Ich will deine Lippen auf meinen spüren und dich zum Lachen bringen. Ich will, dass du glücklich bist. Ich bin hoffnungslos in dich verliebt." Ich grinste wieder: "Mik, ich weiß doch selbst nicht, ob diese Gefühle für immer sind, aber ich hoffe es sehr. Ich will einfach an deiner Seite sein und mit dir kämpfen. Ich will, dass du lachst." Wieder küssten wir uns. Ich war einfach glücklich.
Am nächsten Morgen traf ich mich mit Mik vor dem Schultor. "Willst du, dass es die anderen wissen?" "Warum nicht? Ich will, dass alle wissen, dass wir zusammen sind.", meinte ich schulterzuckend. "Aber sie werden es kaputt machen. Sie wollen mich zerstören." Ich zog ihn in meine Arme und legte meine Lippen an sein Ohr: "Ich will mit dir zusammen sein. Wenn sie behaupten, dass du mich zu was zwingst, dann sollen sie doch. Wir kennen die Wahrheit." Ich küsste ihn kurz und nahm dann seine Hand. Wir spürten die Blicke auf uns. Auch ein paar Lehrer musterten uns skeptisch.
Die ersten beiden Stunden hatten wir bei unserem Klassenlehrer. Irgendwann hörte ich auf ihm zuzuhören und beobachtete Mik, der angefangen hatte auf meinem Arm kleine Sachen zu zeichnen. Als die Pause anfing zierte meinen Arm ein Anker und eine kleine Rose. Wir wollten den Raum verlassen, als Herr Bergmann mich zu sich bat. "Wartest du auf mich?" Mik nickte und ging schon mal vor die Tür. "Was gibt es denn?" Herr Bergmann musterte mich eindringlich. "Du weißt, was Marik vorgeworfen wird, oder?" Ich nickte nur und er redete weiter: "Du weißt also auch, dass seine Unschuld nicht bewiesen ist." "Ja, aber auch nicht, dass er schuldig ist. Es steht Aussage gegen Aussage." Herr Bergmann nickte: "Stimmt, ich wollte nur wissen, ob er dich zu irgendwas zwingt." Ich lachte: "Nein. Sollte das wirklich passieren, was ich echt nicht glaube, dann sag ich es schon irgendjemandem." "Gut, dann geb jetzt in die Pause." Draußen auf dem Flur wartete Mik schon auf mich. Ich erzählte ihm, was der Lehrer wollte. Er lächelte gequält: "Ich würde dich niemals zu etwas zwingen." "Weiß ich doch.", hauchte ich und küsste ihn. Auf dem Schulhof setzten wir uns auf ne Bank und redeten einfach. Zwischendurch verwickelte ich ihn in einen Kuss. "Du hast echt nerven.", unterbrach Eric uns, als wir gerade wieder in einem Kuss versanken. Widerwillig löste ich mich von meinem Freund. "Was willst du?", fragte Mik bissig. Eric lachte: "Das weißt du genau. Willst du noch jemanden vergewaltigen? Ich will Kostas beschützen." Jetzt lachte ich: "Eric, ich kann schon selbst auf mich aufpassen. Danke." Er sah mich ungläubig an und verschwand.
Wieder vergingen ein paar Wochen. Das Urteil in Mariks Fall würde bald gefällt werden. In ein paar Tagen fingen aber erstmal die Weihnachtsferien an. Heute fand an unserer Schule eine Art Winterball statt. Ich stand gerade vorm Spiegel und richtete meinen Kragen, als es klingelte. "Kostas, Mik ist da!", rief meine Mutter. Ich lächelte und fuhr mir noch einmal durch die Haare. Ich ging die Treppe runter und staunte nicht schlecht. Marik sah echt gut aus. Er lächelte mich an und mein Gehirn war wie leer gefegt. Meine Mutter räusperte sich und ich sah sie an. "Ihr seht gut aus.", meinte sie nur und zusammen gingen wir zum Auto. Da wir beide erst 17 waren durften wir noch nicht allein fahren, also fuhr meine Mutter uns. Sie wusste von den Vorwürfen und wir hatten lang und breit mit ihr darüber geredet. Sie misstraute der Situation zwar immer noch, aber ich hatte ihr versichert, dass ich sofort mit ihr reden würde, wenn etwas gegen meinen Willen geschehen ist. "Viel Spaß dann."
Stunden vergingen, in denen wir nur tanzten, aßen und tranken. Jetzt saßen wir am Rand des Saals und ignorierten alle anderen. Immer wieder trafen unsere Lippen aufeinander. Mik wollte gerade aufstehen, aber ich zog ihn einfach auf meinen Schoß. "Weißt du wo ich jetzt viel lieber wäre?", flüsterte ich und verteilte Küsse an seinem Hals. Er lachte leise. Ich redete weiter: "Ich wäre jetzt viel lieber mit dir in einem Bett." Mik lächelte und drehte sich so, dass er nun breitbeinig auf meinem Schoß saß. "Und was willst du im Bett?", fragte er mit rauer Stimme. Ich ließ meine Lippen über seinen Hals wandern, fuhr leicht mit der Zungenspitze über seinen Kieferknochen und hoch zu seinem Ohr, wo ich kurz dran knabberte: "Was ich will? Ich will dich aus diesem Anzug befreien und deinen wunderschönen Körper verwöhnen. Ich will dich stöhnen hören und dafür sorgen, dass du außer Atem bist." Meine Stimme war so leise und hatte einen verlangenden Unterton, der ihm eine Gänsehaut bescherte. Mik legte seine Lippen auf meine. Der Kuss war verführerisch und verlangend. Wären wir nicht in einer Halle mit so vielen Leute, wären wir weiter gegangen. Mik löste sich schwer atmend von mir: "Wollen wir nach Hause?" Ich nickte und er stand auf. Ich griff nach der Hand, die er mir reichte. Immer wieder blieben wir stehen und versanken in einem Kuss. Mitten auf der Tanzfläche wieder. Als wir uns lösten, sah Mik mir in die Augen: "Schenk mir einen letzten Tanz." Diesen Wunsch erfüllte ich ihm nur zu gerne. Genau in dem Moment wurde ein langsames Lied gespielt. Wir sahen uns in die Augen und tauschten immer wieder zärtliche Küsse aus. "Ich liebe dich, Mik.", hauchte ich lächelnd. Er sah mich mir großen Augen an. Es war das erste Mal, dass einer von uns die drei Worte sagte. Ein Lächelns zierte Miks Gesicht, als er aus der Starre erwachte: "Ich dich auch.", erwiderte er und küsste mich wieder.
Der zweite Teil, wo es um das Urteil geht, kommt dann morgen!
Was sagt ihr? Schuldig oder nicht? Hättet ihr euch in Kostas Stelle auf Marik eingelassen, bei dem Vorwurf?
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