Ohne Worte

Mein ganzer Körper kribbelte, als unsere Lippen sich berührten. Ich grinste in den Kuss und gab mich diesem voll und ganz hin. Er löste sich von mir und hauchte mir ein: "Ich liebe dich.", ins Ohr. "Ich dich auch, Kostas.", raunte ich.

Plötzlich schreckte ich hoch. Neben mir brummte Tommy etwas unverständliches und ich ließ mich zurück ins Kissen sinken. "Bitte nicht.", murmelte ich verzweifelt. Seit Wochen träumte ich immer wieder davon, wie es wäre Kostas zu küssen oder sogar noch weiter zu gehen. Mein Herz raste bei dem Gedanken und ich konnte nichts machen. "Scheiße!", fluchte ich und schlug die Hände vor's Gesicht. "Mik?", Tommy drehte sich zu mir und sah mich verschlafen an. Ich sagte nichts, denn mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ich war gerade dabei mich ,unwiderruflich und bedingungslos, in Kostas zu verlieben. Er setzte sich auf und zog mich an sich: "Was ist los, mein Engel?", fragte er und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. "Ich weiß es nicht. Mein Herz spielt verrückt.", gab ich zu und genoss es, dass Tommy mir über Rücken strich. Ich ließ ihn einfach machen, denn er wusste immer, was ich brauchte. Ich fühlte mich so schlecht, dass ich ständig an einen Anderen dachte. Tommy schwieg einfach und fragte nicht weiter nach. Letztendlich schliefen wir aneinander gekuschelt ein.

Dieses Gefühl hörte einfach nicht mehr auf. Tommy war nachts da, wenn ich mal wieder völlig verwirrt aufwachte. Jetzt stand ich grad am Bahnhof, um Kostas abzuholen. Er war mein bester Freund! Mehr als das, aber das durfte ich nicht zulassen. Der Zug fuhr ein. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich freute mich, dass Kostas für drei Tage bei mir sein würde. Aber ich hatte Angst. Was wenn ich mich nicht kontrollieren konnte? Ich schob den Gedanken beiseite und begrüßte Kostas mit einer Umarmung. In meine Gedanken versunken lief ich mit Kostas zusammen zur Wohnung. Tommy begrüßte uns und sagte, dass er schon Essen gemacht hätte. Wir setzten uns hin und redeten ein bisschen. "Ich fahr dann gleich zu meinen Eltern.", meinte Tommy kurz bevor wir fertig waren. Ich nickte und gab ihm einen Kuss. "Ist gut, Love.", hauchte ich und fügte noch, "Grüß deine Mutter von mir und bring mir ein Stück von ihrem Apfelkuchen mit.", hinzu. Er lachte: "Ja, das weiß sie doch immer wenn ich ohne dich komme, gibt sie mir automatisch ein Stück für mit. Sie droht mir dann immer, dass ich in die Hölle komme, wenn ich es esse.", erzählte Tommy grinsend. Ich lachte: "Hey du kommst doch sowieso in Homo-Hölle, wie deine Oma es immer so schön ausdrückt.", erinnerte ich ihn. Tommy verdrehte die Augen und lachte wieder. Dann ging er ins Schlafzimmer und holte seine Sachen, die er brauchte. "Dann bis übermorgen. Lasst die Wohnung stehen.", forderte er grinsend und küsste mich nochmal. "Kennst uns doch, wir versprechen nichts!", sagte Kostas lächelnd. Tommy schüttelte den Kopf: "Ihr seid auch Chaoten.", dann wandte er sich an Kostas, "Pass auf meinen Engel auf, ich brauch ihn noch.", meinte er und verschwand, während Kostas murmelte: "Zum ficken oder was?" Ich sah ihn kurz an und ignorierte das Gesagte.

Am nächsten Tag verbrachten wir unsere Zeit im Berliner Zoo und generell in der Stadt. "Berlin ist voll schön.", schwärmte Kostas wie immer. Ich zuckte mit den Schultern: "Potsdam ist schöner.", warf ich ein. Er lachte: "Definitiv. Potsdam wäre auch so ne Stadt in der ich gerne leben würde.", gestand er und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Plötzlich war mit Gedanken bei der Frage, ob er zu mir ziehen würde, wenn wir zusammen wären. Ich malte mir aus, wie ich ihn fragen würde und merkte gar nicht, dass wir wieder vor der Wohnung standen. Wie versprochen schaute ich mir mit ihm abends "König der Löwen" an. Wir saßen auf der Couch und schauten auf den Bildschirm. Irgendwann legte Kostas seinen Kopf auf meinen Schoß. Seine Augen fielen immer wieder zu und ich starrte ihn nur an. Gänsehaut breitete sich aus und mein Herz spielte verrückt. Ich konnte nicht mehr denken. Wie gern würde ich ihn jetzt küssen. "Tu es doch.", sagte er plötzlich und sah zu mir hoch. Hatte ich das laut gesagt? Er legte eine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich runter. Plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Das war der Moment, wo mein Verstand verloren. Meine Vernunft kapitulierte und ich gab mich ihm voll und ganz hin.

Morgens wachte ich auf der Couch auf. Völlig verwirrt sah ich mich um. "Na auch mal wach. Steh auf, ich hab dir nen Tee gemacht.", kam es von Kostas, der auf der Anrichte saß. "Ich bin ein Pfosten.", sagte ich und stand auf. Kostas sah mich nur an. Man sah ihm an, dass er Angst vor meinen nächsten Worten hatte. "Ich hätte das nicht zulassen dürfen.", meinte ich und setzte mich auf den Küchentisch. "Ich hätte erst mit Tommy Schluss machen müssen.", raunte ich und sah zu Boden. "Also bereust du es nicht?", wollte er wissen. Ich sah ihn an: "Nein, ich bereue nichts, von dem, was wir getan haben. Ich hab mich schon lange nicht mehr so frei gefühlt.", erklärte ich und lächelte. Er hakte nach, wie ich das meinte. Ich lachte auf: "Verdammt, ich hab mich unwiderruflich und bedingungslos in dich verliebt. Seit Wochen bist nur noch du in meinem Kopf und nachts träume ich von dir. Ich wache auf und bin dann völlig perplex. Ich hab Tommy nie was gesagt, aber jetzt muss ich es im sagen.", gestand ich. Plötzlich hörte ich eine Tasche auf den Boden knallen. "Mik?", hauchte Tommy mit Tränen in den Augen. Sofort sprang ich auf und ging zu ihm: "Tommy, bitte! Lass es mich erklären. Ich hab versucht dagegen zu kämpfen. Ich wollte dir niemals weh tun. Ich hab alles versucht, dass es nicht passiert. Ich hab in meinem Kopf immer wieder Dinge aufgezählt, die an Dennis doof sind, aber das hat so ziemlich gar nichts gebracht. Es tut mir so unfassbar leid, aber ich liebe dich nicht mehr. Ich mag dich, aber ich liebe dich nicht.", zum Ende brach meine Stimme weg und ich hatte Tränen in den Augen.

Kostas Sicht

Tommy zog Mik an sich: "Hey beruhig dich. Du hast niemanden umgebracht.", beteuerte Tommy. Mik löste sich von ihm: "Ich wollte dich nie verletzen.", hauchte er und nun war es Tommy, dem Tränen über die Wange liefen. "Mik, hör auf! Ich weiß es doch, aber das ändert nichts daran, dass du es getan hast.", Tommy versuchte die Fassung zu bewahren. Er tat mir leid. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es andersherum wäre. Was wäre wenn ich mit Mik zusammen wäre und er würde mich mit Tommy betrügen!? "Ich hätte das nicht zulassen dürfen.", stellte Mik klar. Ich seufzte: "Mik, ich hätte dich nicht küssen dürfen. Ich hab angefangen.", versuchte ich Mik sein schlechtes Gewissen zu nehmen. "Nein, es ist meine Schuld und weißt du warum?", er sah erst mich dann Tommy an, bevor er weiter redete, "Es war mir egal. Ich wusste, dass ich mich nicht zurück halten kann, wenn Dennis mich küsst. Ich wusste es und ich hab es zugelassen, wohl wissend, dass ich sofort bereit wäre weiter zu gehen. Ich wusste, dass ich Tommy damit verletze und es war mir egal. Ich hab gar nicht darüber nachgedacht. Es war mir egal, dass ich Tommy das Herz breche. Ich hab es ignoriert. Ich kann es nicht rückgängig machen und es tut mir einfach leid, dass ich nicht eher die Wahrheit gesagt habe.", erklärte er und Tränen der Reue liefen über sein Gesicht. Man sah ihm an, wie er von sich selbst enttäuscht war. "Würdest du es wieder tun?", fragte Tommy mit gebrochener Stimme. Mik schaute zu mir und lächelte kurz: "Ja, ich bereue es nämlich nicht. Ich bereue nur, dass ich nicht mit dir Schluss gemacht habe. Ich hab mich Hals über Kopf in Kostas verliebt und ich habe versucht mich dagegen zu wehren, doch ich konnte nicht mehr. Es war, als wäre ich endlich angekommen, als er seine Lippen auf meine gelegt hat.", Miks Worte brachte mich zum Lächeln. "Gut, dann ist es aus zwischen uns.", meinte Tommy fragend. Mik nickte nur. Tommy ging ins Schlafzimmer und packte seine Sachen. "Ich fahr erstmal zu nem Kumpel.", sagte er verletzt. Mik nickte wieder: "Mach das. Es tut mir leid."

Am Abend lag ich mit Mik auf seiner Couch. Ich hatte meine Arme um ihn geschlungen. Er seufzte auf und kuschelte sich enger an mich: "Alles okay, Miki?", fragte ich besorgt. Er drehte sich so, dass er mir in die Augen schauen konnte: "Ich mach mir Sorgen. Ich hatte Tommy versprochen, dass ich für immer bei ihm bleibe und jetzt? Er hat mir vertraut. Ich bin ein schlechter Mensch.", erklärte er traurig. Ich lächelte aufmunternd: "Nein, du weißt, dass es falsch war und wirst sowas nicht wieder machen.", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren. "Stimmt.", seufzte er.

Monate später hatten wir immer noch nicht geklärt, was das zwischen uns war. Es fühlte sich wie eine Beziehung an, doch wenn man uns fragte, stritten wir es ab. Ich stieg aus dem Zug und wurde direkt in die Arme geschlossen. Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und seufzte zufrieden. "Ich hab dich vermisst.", nuschelte er leise. Ich grinste und drückte ihn ein Stück weg. Er sah mich fragend und ohne zu zögern legte ich meine Lippen auf seine. "Ich dich auch.", hauchte ich, als wir uns lösten. Wir liefen zu seinem Auto und so ganz nebenbei nahm ich seine Hand. In seiner Wohnung kuschelten wir und keiner von uns sagte was. Wir genossen schweigend die Anwesenheit des Anderen. Wir mussten nämlich auch gar nichts sagen. Das tat ich Jahre später.

"Miki, du bist seit 5 Jahren an meiner Seite. Wir haben nie wirklich darüber gesprochen, dass wir ein Paar sind, wir waren es einfach. Ich liebe dich und ich werde nicht müde das immer wieder zu erwähnen. Du bist der einzige Mensch, der mich nie nervt und der mich immer wieder erdet. Du bist ein unglaublicher Mensch. Ich will nie wieder ohne dich sein und auch wenn wir nie geklärt haben, was wir sind, will ich eine Sache ganz sicher klären. Marik Aaron Roeder, willst du mich heiraten?", beendete ich meinen Redeschwall. Er hatte Tränen in den Augen: "Ja.", hauchte er ganz leise und zog mich an sich. Unsere Lippen trafen aufeinander. Der Kuss sagte alles. Hier am Strand in Südfrankreich, mitten in der Nacht. Seit vor Wochen klar war, dass wir den Urlaub in Frankreich machen, hatte ich das hier geplant. Er löste sich von mir und lächelte. Sein Gesicht sah so wunderschön aus in dem Mondlicht. "Ich liebe dich.", raunte er leise und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge. Ich lächelte und schlang meine Arme fest um ihn: "Ich dich auch, Mik.", flüsterte ich, während ich einfach seine Nähe genoss. Mein Herz raste wie immer, wenn er da war und mein ganzer Körper kribbelte, wenn er mich berührte. Wir sagten nichts mehr, denn es war alles gesagt. Wir brauchten einfach keine Worte. Wir wussten einfach, was wir waren.

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