Nie vergessen!

Zu diesem OneShot diente mir "Für immer Liebe" als Inspiration. Wer den Film nicht kennt, muss den unbedingt gucken!

Das Telefon klingelte und ich riss meinen Blick von dem Bildschirm. Schnell nahm ich den Hörer ab und meldete mich mit einem gewohnten: "Roeder!" "Guten Tag, Herr Roeder, wir wollten ihnen nur mitteilen, dass ihr Mann aufgewacht ist.", sagte die Frau am anderen Ende der Leitung. "Danke, ich mach mich sofort auf den Weg.", meinte ich und legte auf. So schnell ich konnte zog ich meine Jacke an und ging zu meinem Auto. Seit zwei Monaten wartete ich auf diesen Tag. Wir hatten einen Unfall gehabt und ich hatte nur ein paar Schrammen abbekommen, aber Dennis war ins Koma gefallen. Die Ärzte konnten mir damals nicht sagen, ob und wann er wieder aufwacht. In den letzten Monaten erinnerte ich mich immer wieder an den Tag, an dem wir uns das Ja-Wort gegeben hatten. Es war kurz nach dem Beschluss gewesen, dass homosexuelle Paare heiraten dürfen. Wir hatten im kleinen Kreis gefeiert, da Dennis keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hatte. Warum wusste ich auch nicht so genau. Ich parkte das Auto und ging den gewohnten Weg zu seinem Zimmer. Jeden Tag hatte ich an seinem Bett gesessen und gewartet, dass er aufwachte. "Sie können ruhig reingehen.", bestätigte die Krankenschwester, als ich noch einmal nachfragte. Ich öffnete langsam die Tür zu seinem Zimmer und lächelte, als er mich ansah. "Hallo?", er klang fragend. Sein Blick spiegelte Verwirrung, als hätte er mich noch nie gesehen. "Hey Babyboii.", flüsterte ich sanft und näherte mich dem Bett. "Babyboii?", fragte er und ich sah in seinen Augen die Verwirrung. Ich erschrak. Er wusste nicht mehr, wer ich war. "Dennis, weißt du noch wer ich bin?", wollte ich ängstlich wissen. Er musterte mich und sah mir dann tief in die Augen: "Nein.", murmelte er traurig. "Ich griff nach seiner Hand: "Ich bin...ich meine, wir sind verheiratet. Du und ich. Seit über einem Jahr.", erklärte ich traurig. Wie konnte er das vergessen? "Sorry, aber ich erinnere mich nicht. Wie bin ich überhaupt hier her gekommen?", fragte er schließlich. Ich versuchte die Tränen zu unterdrücken: "Wir hatten einen Autounfall. Ich bin mit ein paar Schrammen davon gekommen, aber du bist ins Koma gefallen.", erklärte ich. Er nickte und sah zum Fenster: "Warum sind meine Eltern noch nicht hier? Ich bin seit Stunden wach, aber sie haben sich noch nicht gemeldet.", sein Blick schweifte wieder zu mir. "Sie wissen es nicht. Du hast seit 3 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen. Warum weiß ich nicht, denn das wolltest du mir nie erzählen. Immer wenn ich dich danach gefragt habe, hast du dich zurück gezogen. Soll ich sie anrufen? Ich war mir nämlich nicht sicher, ob du das möchtest.", meine Stimme klang ruhig. Doch ich hatte Angst. Was wenn seine Eltern nicht damit klar kamen, dass er mit einem Mann verheiratet war? Was wenn sie ihm einreden würden, dass es besser für ihn wäre wieder nach Hause zu kommen? "Ja das wäre nett. Darf ich dich was fragen?", als ich nickte, redete er weiter, "Eigentlich müsste ich das ja wissen, aber ich hab keine Ahnung, wie du heißt.", sagte er und seine Stimme enthielt Verzweifelung. "Marik, aber alle nennen mich Mik und du nennst mich manchmal Mikiboii.", erklärte ich und lächelte. Er nickte wieder und formte die Wörter mit seinen Lippen. Es sah süß aus. Ich nahm sein Handy, welches ich ihm mitgebracht hatte und gab es ihm. Ich wusste, dass er die Nummer seiner Eltern nicht gelöscht hatte. Er sah mich verwirrt an, als er auf die Tastatur starrte. Ich lachte: "Gib her. Gut, dass du mir mal deinen PIN gesagt hattest." Ich gab die Zahlen 06101989 ein. Es war der Tag und der Monat an dem wir zusammen gekommen sind und mein Geburtstjahr. Ich fand das so niedlich. Dann öffnete ich seine Kontakte und gerade, als ich die Nummer seiner Mutter antippen wollte, ging die Tür auf. Ein Arzt kam rein und sah Dennis an: "So Herr Roeder, wie geht es ihnen denn?", fragte er und blätterte in der Akte. "Roeder?", fragte Dennis zurück. "Ja, ich hab doch gesagt, dass wir verheiratet sind.", meinte ich sanft und drückte seine Hand. "Oh.", murmelte er und sah zu dem Arzt. "Können sie sich noch an den Unfallhergang erinnern?", wollte der Doktor wissen. "Nein, kann ich nicht. Das Letzte an das ich mich erinnere ist, dass ich das Haus meiner Eltern verlassen habe um zur Uni zu fahren.", erklärte er und sein Blick spiegelte Angst und Verzweifelung. "Du gehst schon seit 3 Jahren nicht mehr zur Uni. Du bist Tanzlehrer.", erzählte ich ruhig. Er sah mich verwirrt an: "Aber ich war doch mitten in meinem Jurastudium. Tanzen war immer nur ein Hobby.", er klang sichtlich verzweifelt, aber ich konnte ihn verstehen. Er wusste nicht mehr,wer er war. "Okay, das hört sich an, als hätten sie eine Amnesie.", sagte der Arzt und schaute uns an, "Es wird eine Weile dauern, bis sie sich wieder erinnern, aber sie sollten in ihre gewohnte Umgebung zurück, in der sie vor dem Unfall waren. In zwei Tagen dürfen sie das Krankenhaus verlassen.", nach dieser Erklärung verschwand der Arzt auch schonb wieder und ich sah zu Dennis. "Soll ich deine Eltern immer noch anrufen?", ich hob fragend die Augenbraue. "Ja, vielleicht können sie mir sagen, warum wir keinen Kontakt mehr haben.", er klang hoffnungsvoll und ich nahm sein Handy. Ohne darüber nachzudenken, gab ich ihm einen Kuss. Er erwiderte und lächelte, als ich mich von ihm löste.

Eine Stunde später betraten zwei Personen den Raum. Vermutlich seine Eltern. "Mensch, Kostas, was machst du denn für sachen?", wollte seinen Mutter besorgst wissen. "Ich weiß es nicht.", gab er zu. "Es hat uns wirklich überrascht, als wir angerufen wurden, dass du im Krankenhaus liegst. Wie lange bist du denn schon hier?", fragte nun sein Vater. Er zuckte mit den Schultern und sah mich Hilfe suchend an. "Zwei Monate, aber da sie in den letzten Jahren keinen Kontakt hatten, war ich mir nicht sicher, ob Dennis möchte, dass ich sie verständige. Tut mir leid.", erklärte ich und sah Dennis in die Augen. "Okay, aber jetzt noch mal von Anfang an. Wer sind sie überhaupt?", sein Vater musterte mich forschend. Ich griff wieder nach Dennis seiner Hand und antwortete: "Ich bin Mik. Ihr Sohn und ich sind verheiratet." Seinem Vater fiel die Kinnlade runter: "Kostas Dennis Weiß, das hatten wir doch geklärt. Du bist nicht schwul.", herrschte sein Vater ihn an. "Ich erinnere mich doch gar nicht daran, Papa, aber wenn es so ist.  Ich werd Mik ja nicht aus Spaß geheiratet haben.", erwiderte Dennis barsch.

Kostas Sicht

Bilder schossen mir plötzlich durch den Kopf. Die Hand meines Vaters, die auf mich einschlug. Seine Gebrüll: "DU BIST NICHT SCHWUL!", schrie er immer wieder. Ich schüttelte den Kopf, doch die Bilder verschwanden nicht. Vor meinem inneren Augensah ich die Bilder, wie mein Vater, mich in mein Zimmer zerrte und mich..... Ich zuckte zusammen, dann sah ich Mik an: "Ich weiß jetzt, warum ich nicht mehr mit meinen Eltern geredet habe.", sagte ich leise. Er sah mich fragend an und ich zog seinen Kopf zu mir: "Er hat mich geschlagen und mich gegen meinen Willen gef***t, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich schwul bin.", flüsterte ich ihm ins Ohr. Ich wusste, dass es das erste Mal war, dass er das hörte. Dieser Typ mit seinen Rehaugen war mein Mann. Es schmerzte, dass ich mich nicht daran erinnerte. So wie er mich anlächelte, musste er mich wirklich lieben. Mik erstarrte. "Na hast du es ihm gesagt?", fragte mein Vater barsch. "Ja und ich bitte dich jetzt zu gehen.", meinte ich. Doch mein Vater dachte nicht daran: "Nein, ich werde erst gehen, wenn du mir sagst, dass das alles nur ein Witz ist. Du bist nicht mit dieser Schwuchtel verheiratet. Das kann nicht sein.", knurrte er und musterte mich wütend. "Verschwinde bitte, denn selbst wenn ich mich nicht mehr erinnere, hast du noch lange nicht das Recht ihn zu beleidigen.", fauchte ich und mein Puls raste. Die Geräte um mich herum fingen an zu piepen. Eine Schwester kam rein und schickte meine Eltern raus. Ich bat Mik, bei mir zu Bleiben. Er strich mir beruhigend über den Arm. Es fühlte sich ungewohnt, aber irgendwie auch vertraut an. Ich wusste nicht, wer ich war, wer er war, wer wir waren. Meine Mutter kam wieder ins Zimmer und musterte mich besorgt: "Es tut mir leid Kostas.", murmelte sie niedergeschlagen und reumütig. "Es war nicht deine Schuld, aber ich will ihn nie wieder sehen, nach dem was er mir angetan hat.", sagte ich und sah meiner Mutter dabei in die Augen. "Okay, kann ich verstehen. Ich hoffe nur, dass du glücklich bist bzw. wieder wirst.", sagte sie und kam zu mir. Sie hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann.

Ein paar Tage später durfte ich wieder nach Hausen. Ich sah aus dem Fenster. Keinen blassen Schimmer, wo wir waren. Mik hielt an und stieg aus. Ich folgte ihm in die Wohnung, die anscheinend uns gehörte. Das Erste, was mir auffiel war, dass ein Bild von uns Beiden im Flur auf dem Regal stand. Er hatte seine Haare hoch gestylt und ein weißes Hemd an, darüber eine schwarze schicke Weste und seinen Hals zierte eine schwarze Fliege. Ich hatte ein weißes Hemd und ein schwarzes Sacko an. Wir strahlten in die Kamera. Wir wirkten glücklich. Ich ging weiter und merkte, dass überall irgendwelche Bilder hingen. In dem Zimmer, das anscheinend unser Schlafzimmer war, hing eine Posterleinwand. Wir standen unter einer Art Tor aus Blumen und küssten uns. Die Outfits waren dieselben, wie auf dem Foto im Flur. "Das ist eines unserer Hochzeitsfotos. Du hast es mir zu unserem ersten Hochzeitstag als Posterleinwand geschenkt.", erklärte er, als er meinen fragenden Blick sah. Ich sah ihn an und er lächelte: "Ich weiß noch, wie verdammt glücklich wir an diesem Tag waren. Ich hatte wirklich Angst, dass du mich nicht heiratest, weil wir erst seit eineinhalb Jahren zusammen waren, als wir geheiratet haben, aber du hast ja gesagt und mich damit zu dem glücklichsten Menschen auf der ganzen weiten Welt gemacht.", erzählte er und sein Lächeln wurde breiter, so dass es seine funkelnden Augen berührte. Ich weiß nicht warum, aber ich zog ihn an mich und legte meine Lippen auf seine. Es fühlte sich so verdammt richtig, aber auch so beängstigend neu an. "Ich liebe dich.", hauchte ich ohne darüber nachzudenken. Er sah mich fragend an, denn er konnte sich das vermutlich kaum vorstellen, weil ich mich ja nicht erinnerte. "Na ja, so wie ich auf all den Bildern aussehe, muss ich wirklich verdammt glücklich mit dir sein und ich habe das Gefühl, dass das auch weiterhin so sein wird und deshalb liebe ich dich.", erklärte ich und legte meine Lippen wieder auf seine. Es würde vermutlich eine ganze Weile dauern bis ich wieder die Person war, die ich vor dem Unfall war, aber ich hatte das Gefühl, dass Mik mich dazu gemacht hatte und ich bei ihm einfach ich sein konnte, also würde das wahrscheinlich gar nicht so lange dauern, wie die Ärzte sagten. Wie konnte ich so einen Menschen bloß vergessen? Ich würde ihn niemals wieder vergessen, das schwor ich mir.

Ich wollt mich am Ende nochmal bei euch bedanken. 28 Follower! Das bedeutet, dass es da draußen 28 verrückte Leute gibt, die meinen Scheiß lesen. WOW!

Und noch was, denn irgendwie hab ich voll Bock auf eine Whatsappgruppe, in der wir uns über Geschichten unterhalten können oder über YouTube oder was weiß denn ich. Habt ihr Bock auf sowas? Wenn ja, dann schreibt es mal in die Kommentare!

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