Jüngere Version - Gleiches Problem!


Ich saß auf einer Bank. Nicht irgendeine Bank! Nein, es war unsere Bank. Ich weiß noch genau, wie wir damals unseren Shippingnamen in das Holz geritzt haben und es mit einem Herz umrundet. Dieses Herz war heute noch zu sehen, so viele Jahre später und nun saß ich hier allein und schaute in den Himmel hinauf. Mein einziger Wunsch in diesem Moment? Er sollte wieder bei mir sein. Ich wollte ihn im Arm haben, ihn lächeln sehen und seine Lippen auf meinen spüren. "Vergiss mich nicht.", hatte er gesagt, "Ich liebe dich, Babyboii.", danach schloss er die Augen. Für immer! Ich versank tief in meinen Gedanken, bis ich ein leises Schluchzen wahr nahm. Ich öffnete die Augen und sah, dass sich ein Junge an einem Baum zusammengekauert hatte. Warum weinte er bloß? Langsam stand ich auf und ging zu den Jungen: "Hey ist alles in Ordnung?", fragte ich sanft und kniete mich vorsichtig hin. Ich war nicht mehr der Jüngste. Erschrocken sah er mich an. "Ich will dir nichts tun, ich will dir helfen.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich stand wieder auf und reichte ihm die Hand: "Komm wir setzen uns auf die Bank und dann erzählst du mir warum du in nem wunderschönen Park sitzt und heulst.", schlug ich vor. Erst sah er mich verwundert an, doch dann nahm er meine Hand und folgte mir zu Bank. "Also warum weinst du an einem so wundervollen Tag an einem so schönen Ort?", fragte ich und musterte ihn. Er war ungefähr im Teenager Alter und erinnerte mich mit seinen braunen Kulleraugen und seinen schwarzen Haaren ein bisschen an Mik. "Ich werde gemobbt.", sagte er leise und Tränen liefen ihm wieder über die Wangen. "Warum denn?", wollte ich wissen. "Weil ich schwul bin.", schluchzte er und wirkte auf einmal um Jahre jünger, als er eigentlich ist. Ich war geschockt. War das ernsthaft noch ein Thema? Warum lernen Menschen eigentlich nie dazu? "Das ist doch kein Grund jemanden zu mobben. Du bist anders, na und? Das ist doch gut. Weißt du, manchmal muss man sich selbst einfach akzeptieren und stolz darauf sein. Wenn du dich selbst so akzeptierst, wie du bist, dann merken die Anderen das und ihnen wird langweilig. Glaub mir ich spreche aus Erfahrung.", erklärte ich und spielte an meinem Ring. "A-aber wie soll i-ich das machen? Meine Eltern sagen, dass ich selbst damit fertig werden muss, aber warum muss ich denn die ganzen Schläge, Tritte und Beleidigungen einstecken?", er klang verzweifelt. "Weil du dich selbst immer noch nicht akzeptiert hast. Wenn sie merken, dass du dich selbst akzeptierst und stolz auf dich bist, dann haben sie keine Angriffsfläche mehr. Weißt du, dass du mich an jemanden erinnerst?", meinte ich fragend. Er schüttelte den Kopf: "Nein, an wen denn?", wollte er wissen. "An meinen Mann. Er sit vor einem halben Jahr gestorben.", erzählte ich. Der Junge sah mich erstaunt an: "Sie gar nicht aus wie jemand der schwul ist.", meinte der Junge und ein gequältest enschuldigendes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Das ist es ja. Homosexualität ist nichts, was man jemandem ansehen kann. Du musst es akzeptieren, wenn es so ist, denn egal was du tust, du kannst es nicht ändern. Die Zeit, die du verschwendest um zu versuchen hetero zu sein, kannst du genauso gut für andere Sachen verwenden. Deine Sexualität kannst du dir nun mal nicht aussuchen. Mein Mann musste das auch in seiner Jugend erst lernen, dass er es nicht ändern kann.", erzählte ich dem Jungen. "Echt? Und wie hat er das gemacht? Ich meine, wie hat er das akzeptiert?", hakte der Junge nach. "Soll ich dir die Geschichte erzählen?", schlug ich vor und der Junge nickte.

50 Jahre zuvor

"Mik, jetzt beruhige dich doch erstmal. Was ist überhaupt los?", fragte ich und machte mir tierische Sorgen, denn so aufgelöst kannte ich meinen besten Freund gar nicht. "Ich kann einfach nicht mehr, Dennis. Es wird mir alles zu viel. Du bist so weit weg und Issy ist tot. Wie soll ich das alleine packen?", wollte er verzweifelt wissen. Wenn er jetzt nicht 5 Stunden Zugfahrt entfernt wohnen würde, dann würde ich zu ihm fahren und ihn in den Arm nehmen. "Was ist denn los?", fragte ich wieder. "Die Tritte, Schläge und Beschimpfungen haben wieder angefangen. Sie hören einfach nicht auf. Wie soll ich das ertragen? Ich bin allein.", schluchzte er und ich sah es bildlich vor mir, wie die Tränen über seine Wangen liefen. "Mik, alles wird gut. Du musst dich selbst einfach akzeptieren und lernen stolz auf dich zu sein, dann hören sie auf.", gab ich ihm einen Rat, hatte bei mir auch funktioniert. "Verdammt, wie soll ich stolz auf mich sein? Ich bin schwul und das ist abnormal und krank. Dennis, verstehst du das? Ich bin nicht normal, ich bin Abschaum.", schrie er durchs Telefon. "Mik, hör auf, du weißt, dass das nicht wahr ist. Es ist doch nicht schlimm. Natürlich ist es nicht nicht normal, aber es ist doch nichts gefährliches oder ansteckendes. Du kannst es dir nun mal nicht aussuchen. Akzeptier es einfach so wie es ist und zeig den Anderen, dass du stolz drauf bist, denn es ist ein Teil von dir. Falls sie dich dann noch immer fertig machen, sind sie einfach Idioten. Hör auf ihnen eine Angriffsfläche zu geben.", riet ich ihm und hörte wie er seufzte. "Ich kann es versuchen. Aber erst in einer Woche. Ich hab mich krankschreiben lassen.", meinte er und im Hintergrund hörte man irgendeine unverständliche Durchsage. "Okay, wenn es dir hilft. Ich bin immer für dich da.", sagte ich und verabschiedete mich von ihm. Er war schwul und konnte es nicht ändern. Wie oft hatten wir das Gespräch schon gehabt, wenn wir mit Issy zusammen saßen? Wie oft hatte ich ihm gesagt, dass er es akzeptieren muss? Ich konnte das doch auch, nur hatte ich es noch niemandem gesagt. Sollte ich vielleicht mal, denn ich war in ihn verliebt.

Eine Stunde später klingelte es an der Haustür. Ich schaute auf die Uhr und war verwundert um diese Zeit bekamen wir in unserem kleinen Kaff normalerweise keinen Besuch, denn hier klappten die Leute abends um punkt 6 Uhr die Bordsteine hoch. Das Gefühl hatte man zumindest. Ich öffnete die Tür und vor mir stand ein völlig fertiger Mik. Ich zog ihn einfach in meine Arme und er ließ seinen Tränen freien Lauf. "Alles ist gut, Mik. Ich bin hier.", flüsterte ich und gab ihm, ohne nachzudenken, einen Kuss aufs Haar. Er schluchzte und durchnässte mein T-Shirt, doch das war mir gerade völlig egal. Ich zog ihn ins Wohnzimmer auf die Couch und er vergrub sein Gesicht in meinem Oberteil. "Kos...", setzte meine Mutter, die gerade reinkam an, doch stockte als sie den weinenden Mik entdeckte. Ich sah sie flehend an und zeigte auf Miks Tasche, die er mitgebracht hatte. Sie sah mich fragend an und ich bildete mit den Lippen lautlos die Worte: "Eine Woche." Sie nickte nur verständnisvoll und verschwand. Meine Mutter hatte es nicht immer leicht mit mir. Mik beruhigte sich langsam und setzte sich wieder auf. "Es tut mir leid.", murmelte er und sah mich mit seinen braunen Kulleraugen an. Seine rot-schwarzen Haare (Miks Punkzeit, hatte er mal erwähnt :D) standen zu allen Seiten ab und trotzdem sah er so unfassbar süß aus. "Dir muss gar nichts leid tun. Du bist mein bester Freund und kannst dich immer bei mir ausweinen, dazu bin ich da.", hauchte ich und sah ihm in die Augen. Ich musste es ihm einfach sagen: "Mik?", sagte ich leise. Sein Blick wurde forschend: "Ja?" "Ich muss dir was sagen, ich bin verliebt.", erklärte ich. "Na und? Das ist doch schön. Wie heißt sie denn?", fragte er. "Keine sie, ein Junge.", meinte ich und musterte ihn. "Okay, das ist doch...schön.", murmelte er nachdenklich. "Er wird meine Gefühle aber nicht erwidern, denn er ist zwar schwul, aber mit sich noch lange nicht im Reinen. Er akzeptiert diesen Teil seiner selbst einfach nicht.", ich sah in seinem Blick eine Art Erleuchtung aufblitzen. "Dann helf ihm doch dabei. Sag ihm, dass du ihn liebst und vielleicht sieht er dann wie glücklich man sein kann, wenn man sich selbst akzeptiert.", schlug Mik vor. "Okay.", ich schluckte, "Ich hab mich in dich verliebt.", brachte ich endlich heraus. Mik lächelte gequält und schaute weg: "Dennis.", flüsterte er leise. Ich legte eine Hand an sein Gesicht und drehte seinen Kopf, so dass er mir in die Augen schauen musste. "Ich liebe dich, Marik Aaron Roeder.", sagte ich und legte meine Lippen auf seine. Es dauerte einen Moment bis er es erwiderte, aber er tat es. Nach dem wir uns voneinander gelöst hatten, gingen wir in mein Zimmer und setzten uns auf mein Bett. Verlegen starrte er auf die Matratze und ich zog ihn an mich. Wieder trafen sich unsere Lippen und lösten ein ungeahntes Feuerwerk der Gefühle in mir aus.

Eine Woche später brachte ich Mik zum Bahnhof, denn Morgen musste er wieder zur Schule. "Ich werd dich vermissen.", flüsterte ich und hauchte ihm einen Kuss auf seinen weichen wundervollen Lippen. "Ich liebe dich, Dennis.", sagte er plötzlich und brachte mich damit um den Verstand. Er hatte es gesagt! Endlich! Ich legte meine Lippen einfach wieder auf seine, wie so oft in der vergangenen Woche. Er hatte es gesagt, also hatte er es vermutlich akzeptiert. Mit der Zunge strich ich über seine Unterlippe und zu meinem Erstaunen, ließ er mich eindringen. Es war unglaublich! Er knutschte mit mir in der Öffentlichkeit! Als wir uns schwer atmend voneinander lösten, lächelte er und nahm seine Tasche: "Falls sie nicht aufhören, werde ich es ab jetzt mit stolz ertragen, denn ich habe den schönsten Freund der Welt." Oh my Gosh, ich liebte ihn so unendlich. Er gab mir noch schnell eine Kuss und stieg dann in den Zug, der gerade eingefahren war.

Er hatte es akzeptiert und er war stolz darauf.

Wieder in der Gegenwart

Der Junge nickte: "Okay, aber ich werde nie so jemanden finden. Mein bester Freund ist nicht schwul.", meinte er und sah zu dem Baum, an dem er vor einer Stunde noch gekauert hatte. "Egal, ich geb dir mal einen Tipp, schau dir mal auf YouTube die Videos von Kostas Kind und darkviktory an, vielleicht helfen sie dir. Zu meiner Zeit, als ich in deinem Alter war, haben die Beiden sehr vielen Anderen Mut gegeben. Die Videos sind alt, aber gut.", riet ich ihm und stand auf. "MIK! Das bist du ja endlich!", rief plötzlich jemand und der Junge sprang plötzlich auf. "Dennis.", sagte er und ging auf den Jungen, der gerade auf uns zu lief, zu. Die Beiden umarmten sich und der Junge, der anscheinend Mik hieß, fing an zu weinen. Ich ging weiter und drehte meine altbekannte Runde durch den Park. Als ich später wieder an der Bank vorbei kam, saßen die Beiden dort knutschend.

Erst zu Hause wurde mir bewusst, dass ich quasi auf eine jüngere Version von Mik getroffen war und dieser auch noch genau dasselbe Problem hatte. Ich schloss die Augen und schlief einfach ein...


Okay, das war jetzt komisch! Dennis trifft im Alter auf einen Mik, der viel Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Mann hat. Seltsam? Ein wenig vielleicht!

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