Einmal gewinnen, einmal verlieren?
XIII
P.o.V. Mik
“Ich hab Angst.“ flüsterte Kostas und drückte sich näher an mich, während ich ihm sanft durch die Haare strich. Seit zwei Tagen warteten wir auf diese dummen Labor Ergebnisse. Jedes mal, wenn das Telefon ging, war er erleichtert und verzweifelt zugleich, wenn es nicht der Arzt war. Kurz war es so, als wäre die Welt perfekt, aber dann ging die Tortur von vorne los.
“Es wird alles gut. Egal was die Ärzte sagen, ich bleib bei dir.“ flüsterte ich und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen, ehe ich ihn wieder fest an mich drückte. Erschrocken zuckte ich zusammen, als plötzlich das Telefon klingelte und Kostas aufsprang.
“Weiß?“ meldete er sich am Telefon und begann im Raum auf und abzugehen, während er an seinen Fingernägeln kaute.
“Ja .. Und? Was ist rausgekommen? .. Oh, okay... jaja, alles gut. Wir kommen dann morgen vorbei ... Mhm .. Danke, ihnen auch. Auf wieder sehen“
Sanft zog ich Kostas sofort wieder zu mir und legte beide Arme um ihn.
“Ich muss morgen um neun dahin. Da erfahr ich was los ist..“ flüsterte er und kuschelte sich an mich.
“Ich hab Angst..“
“Ich weis, Babyboii. Ich weis. Aber wir schaffen das zusammen. Es wird alles gut“ flüsterte ich und drückte den zitternden Körper näher an mich. Das alles war so unfair. Kostas, der immer für alle da war, der immer allen half, der mich immer in den Arm nahm und beruhigte, wenn ich nicht mehr konnte. Genau dieser Kostas würde morgen erfahren, wie es jetzt weiter geht. Und das nur, weil er wahrscheinlich Krebs hat.
“Mik? Aber du weist, dass du nicht bei mir bleiben musst, oder? I-ich mein, wenn du willst, kannst du morgen einfach gehen. Was willst du denn bitte mit einem Freund mit Krebs?!“
Stumm musterte ich ihn. Wenn das alles wahr war. Wollte ich ihn wirklich so sehen? Nein. Er sollte strahlen und lachen. Mich grinsend vom Schreibtisch wegholen, wenn ich zu viel arbeitet, nur um zu tanzen. Wie er es immer tat, wenn er glücklich war.
Aber sollte ich gehen und ihn so alleine lassen? So hilflos. Ganz klar, auch Nein. Kostas braucht jetzt jemand der ihm hilft, egal wie weh es tut, wenn er, Nein, wenn WIR den Kampf verlieren und er von uns geht. Ich werde ihn nicht alleine lassen, nicht heute, nicht morgen, nicht in drei Jahren.
Sanft strich ich ihm die Tränen weg, ignorierte den Schmerz, den sie auslösten, einfach, und küsste seine Stirn
“Ich lass dich nicht alleine, Babyboii. Wir sind seit fünf Jahren zusammen und ich beende das jetzt nicht wegen sowas.“ flüsterte ich.
“Aber was, wenn ich sterbe. Das tut doch noch mehr weh. Erst zu kämpfen und dann zu verlieren. Es wäre viel einfacher, wenn du jetzt gehst.“
Sofort drückte ich meine Lippen auf seine und erstickte somit jeden weiteren Laut.
“Vergiss es. So schnell wirst du mich nicht los. Auch wenn du Schluss machst, ich will bei dir bleiben und das alles mit dir zusammen durchstehen. Bitte. Ich liebe dich und lieber verliere ich dich in ein paar Jahren, denn dann haben wir wenigstens gekämpft.“
Sanft verschränkte ich unsere Hände und sah ihn bittend an: “Aber ich werde dich nicht verlieren. Wir schaffen das. Zusammen. Okay?“
Unsicher musterte ich ihn und strich leicht zitternd über seine Hand. Ich weis, dass er mich nur beschützen will, aber ohne ihn ist es noch viel schlimmer, als wenn er krank ist.
“Ich werd dich nicht los, also was soll's.. Ohne dich würde ich früher oder später sowieso unter dem Druck zusammen brechen.“
Leicht grinste ich und zog ihn sofort wieder enger an mich.
“Natürlich nicht. Du bist immerhin mein Babyboii und den lasse ich nicht gehen. Wir gehen morgen zu diesem Termin und klären alles mit dem Arzt. Ich lass dich das nicht alleine durchstehen. Und außerdem ist es doch eh nicht sicher. Vielleicht wird noch alles gut.“
Zwei Jahre später
Leise seufzte ich und strich Kostas durch die wenigen verbliebenen Haare. Tja. Was soll ich sagen? Er hatte Krebs.
Kostas zitterte leicht, aber das war normal. Immerhin war das was er durchmachte nicht leicht. Für uns beide nicht. Trotzdem mussten wir das durchstehen, mussten kämpfen.
Sanft wischte ich ihm mit einem Taschentuch über den Mund und betrachtete ihn.
Er sah wirklich nicht gut aus. Aber Hey, Wer sah schon bitte gut aus, wenn er kotzend im Krankenhaus saß? Schwach lächelte ich und drückte ihm kurz einen Kuss auf den Kopf, als er sich auch schon wieder in die Schüssel vor sich übergab.
“Tut mir leid..“ nuschelte er, während ich ihm eine Wasser Flasche gab und leicht lächelte.
“Alles gut, Babyboii. Ist mal ein... interessanter .. Jahrestag. Aber ich hab versprochen mit dir zu kämpfen, also lass ich dich jetzt auch nicht alleine.“
Schwach lächelte er und lehnte seinen Kopf an meine Brust.
“Danke. Ich bin so froh, dich zu haben. Ohne dich wäre ich echt verloren..“ nuschelte er, schloss erschöpft die Augen. Und er hatte auch alles Recht erschöpft zu sein bei dem Stress den sein Körper und seine Psyche in den letzten Monaten durchmachen musste. Selbst wenn ich ihn unterstützte. Er musste eigentlich den Weg alleine gehen. Da konnte ihm niemand helfen.
“Kein Problem. Ich weis, dass du das selbe für mich machen würdest.“ flüsterte ich und strich ihm weiter durch die Haare, genoss seine Nähe, auch wenn die Umstände nicht wirklich schön wären.
Stumm beobachtete ich, wie die Tür aufging und ein Mann rein kam.
“Guten Tag Herr Weiß, Herr Roeder.“ begrüßte uns der Arzt fröhlich und lächelte leicht, als er kurz die Nadel in Kostas Arm checkte.
“Ich hab gute Nachrichten für sie beide. Die Ergebnisse aus dem Labor sind da. Es wurden fast gar keine Krebs Zellen mehr gefunden. Zwar kann der Krebs wieder ausbrechen, aber eigentlich sollten sie nach dieser Chemo wieder vollständig gesund sein.“
Kurz herrschte Stille. Das.. wow.
Ungläubig sah Kostas ihn an, ehe er langsam zu begreifen schien und kleine Tränen über seine Wangen rollten.
“I-ich bin bald gesund?“ stotterte er und schluchzte leise, während auch ich mir unauffällig die Tränen weg wischte. Klar, man hatte gemerkt, dass es bergauf geht, aber das hätte wohl keiner von uns beiden so schnell erwartet.
“Bald. Natürlich kann es immer noch einen Rückfall geben, aber eigentlich sollten sie es wirklich geschafft haben.“
Lächelnd drückte ich Kostas näher an mich und wollte ihn gerade kurz küssen, als er sich mal wieder in den Eimer vor sich übergab. Leicht lachte ich und wischte ihm zum gefühlt zwanzigsten mal heute über den Mund, ehe ich ihm die Wasserflasche gab, damit er den Geschmack aus dem Mund bekam. Blöde Chemo.
“Bald haben wir das alles überstanden.“ flüsterte ich, was ihn lächeln lies. Bald müssten wir nicht mehr alle vier Wochen ins Krankenhaus fahren. Keine Untersuchungen mehr. Keine Hoffen mehr. Unsere Hoffnung war wahr geworden. Kostas ist gesund. Es ist alles vorbei. Bald
Sieben Jahre später
Unsicher griff ich nach Kostas Hand, drückte sie fest. 'Bald ist alles vorbei.' Haha. Ich merk's. Es war, als würde sich nochmal alles wiederholen. Wir saßen im selben Zimmer, die selbe Frage. Es ging um das gleiche wie vor sieben Jahren. Nur einen winzigen Unterschied gab es da. Es ging nicht mehr um Kostas Gesundheit, auch nicht um meine. Nein. Hier stand das Leben unserer Tochter auf dem Spiel.
Stumm beobachtete ich, wie die Tür auf ging und ein Mann in weißer Kleidung reinkam. Kurz standen wir auf, um den Arzt zu begrüßen.
“Guten Tag Herr Weiß, Herr Roeder.“
Schwach lächelte ich. Genauso hatte er uns damals begrüßt. An unserem siebten Jahrestag, kurz vor der letzten Chemo. Er selbst er erinnerte sich sicherlich nicht mehr, aber ich errinerte mich. Und anscheinend auch Kostas, denn ein kleines lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Damals waren es schöne Nachrichten gewesen, die er uns gebracht hatte, aber heute? In einer Minute würden wir es wissen. In nur einer einzigen Minute. Ob gut oder schlecht.
Der Arzt setzte sich uns gegenüber und auch wir ließen uns auf die Stühle sinken. Sie waren angenehm weich und um ehrlich zu sein gaben mir diese dummen Stühle kurz ein Gefühle von Geborgenheit. Gut, wahrscheinlich war es eher Kostas Hand in meiner und das Vertrauen, dass wir wieder zusammen kämpfen würden, egal was gleich passiert. Aber auch die Stühle. Glaub ich..
Kurz herrschte eine bedrückende Stille, ehe der Arzt sich leicht aufrichtete und die Hände ineinander verschränkte.
“Nun ja. Ich.. habe nicht wirklich gute Nachrichten für sie. Wir haben uns die Bilder nochmal angeschaut und man erkennt eindeutig ein Krebsgeschwür.“
Stille.
Und das war der Moment, in dem ohne Kostas meine Welt wohl in tausend kleine Stücke zerbrochen wäre. Tränen traten in meine Augen, welche ich schnell wegwischte und meine Hand fester um die von Kostas klammerte. Also würden wir nochmal kämpfen müssen. Ein zweites Mal. Nur diesmal um unsere Tochter, aber das würde wir schaffen. Zusammen. Als Familie. Einmal hatten wir schon gewonnen. Wir würden es noch ein zweites mal schaffen!^^
Ich mag die Story irgendwie. Schreibstil ist so meh geworden, aber das offene Ende ist ganz schön.
1480 Wörter// 11. November
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top