Anders als geplant
XXVI.
P.o.V Mik
Schwer atmend beobachtete ich Kostas, wie er zuerst sein Shirt und dann seine Haare wieder richtete, um mir kurz darauf einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
“Ich liebe dich.“ nuschelte er in den Kuss, löste sich aber schnell wieder, “Auch wenn ich wahrscheinlich zu spät kommen werde, nur weil du so lange gebraucht hast, zu kommen. Und meine Haare schon wieder komplett im Arsch sind.“
Grinsend zog ich ihn nochmal kurz in meine Arme.
“Ich liebe dich auch, Babyboii.“ flüsterte ich, was ihn leise lachen lies.
Nach kurzer Zeit lösten wir uns aber wieder, da Kostas sich eh schon beeilen musste.
“Fahr vorsichtig.“ meinte ich lächelnd und hob auch mein Shirt vom Boden auf, um es wieder anzuziehen.
“Mach ich.“ versprach er und zog sich Jacke und Schuhe an, ehe er mir noch einen Kuss auf die Wange drückte und verschwand.
Okay, ab jetzt hatte ich mindestens eine Stunde und zwanzig Minuten Zeit, bis Kostas und seine Schwester kamen. Die kleine wollte uns unbedingt in London besuchen. Und ich hatte noch einiges zutun, damit heute Abend alles perfekt wird.
Lächelnd machte ich laute Musik an und begann die komplette Wohnung aufzuräumen und zu putzen, bestellte Sushi für uns drei, das zwanzig Minuten später ankam und holte zuletzt die kleine Box mit dem Ring für meinen Babyboii. Eigentlich wollte ich mit Kostas alleine zum Essen gehen und ihm dort den Antrag machen, aber ich hatte sowohl seine Mutter, als auch seinen Vater um Erlaubnis gefragt und irgendwie musste Luisa davon erfahren haben. Zumindest hatte sie darauf bestanden dass ich es mache, wenn sie uns in London besucht und, dass sie dabei sein darf.
**
Unsicher sah ich zur Uhr. Kostas war vor mehr als zwei Stunden los gefahren. Eigentlich sollten die beiden schon lange wieder da sein.
Naja, vielleicht standen sie nur im Stau oder Luisas Flug hatte Verspätung. Lächelnd schielt ich an meinem Handy das Radio über spotify an, doch anders als erwartet, höre ich nichts von einem Stau oder sonst was.
Schwer schluckte ich und verfolgte genau, was die Frau sagte
“Vermisst wird Flug 3207 von Hamburg nach London. Die Maschine startete kurz nach elf deutscher Zeit und sollte eigentlich zwei Stunden später in London landen. Das letzte Signal wurde gegen halb zwei erhalten, als sie gerade das Meer überflogen hatten. Seit dem hat niemand mehr etwas von den Piloten gehört. Ob die Maschine abgestürzt ist und wenn ja, warum, ist noch unklar, aber es ist sehr wahrscheinlich. Unter den Passagieren befanden sich mehrere Kinder und eine Schulklasse, die in England ihre Abschlussfahrt machen wollte.“
Schwer schluckte ich. Luisas Flugzeug. Sie hatte sich sogar noch über die Schulklasse aufgeregt, als wir geschrieben hatten, weil diese am Flughafen so laut waren.
Zitternd wählte ich Kostas Nummer und biss mir auf die Unterlippe, bis er endlich ran ging.
“Mik.?“ flüsterte er. Seine Stimme klang schwach. Er hatte geweint. Verständlicherweise..
“Babyboii.. Ich komm vorbei, okay? Sie haben gerade im Radio darüber berichtet. Ich will nicht, dass du jetzt fährst und dir noch was passiert.“
Leise schluchzte er und flüsterte ein 'Danke', was mich lächeln lies.
“Kein Problem“
Kurz war es still und ich wollte schon auflegen, als ich nochmal Kostas Stimme hörte.
“Ich hab Angst.“
Leise seufzte ich. Ich konnte jetzt schlecht sagen, musst du nicht, denn er hatte allen Grund dazu.
“Ich weis, Babyboii. Ich weis.
Schau mal, ob du irgendwo einen Tee bekommst und versuch dich etwas abzulenken, ja? Ich beeil mich. Versprochen.“ meinte ich lächelnd und zog mir währenddessen Schuhe und Jacke an.
“Danke...“ flüsterte Kostas noch, ehe er auflegte und ich zur U-Bahn Station ging. Warum musste ausgerechnet ihm so etwas passieren? Oder uns. Warum musste sowas überhaupt passieren?
Nervös beobachtete ich die ganze Fahrt über immer wieder die Anzeige Tafel, wie lange es noch dauert. Ich stieg aus und holte mein Handy raus, um Kostas anzurufen und zu fragen, wo er genau ist, als ich eine Nachricht von ihm sah.
'Bin vor Gate 7, Halle drei. Hab mir Tee vom Bäcker geholt. Danke, dass du kommst. Ich liebe dich ❤“
Sofort lächelte ich leicht und ging zu ihm. Er saß auf einer Bank mit einigen anderen Leuten und hörte über Kopfhörer Musik, wahrscheinlich um sich abzulenken, blickte aber trotzdem sofort auf, als er mich sah.
Sanft zog ich Kostas von der Bank hoch und in eine Umarmung und strich ihm mindestens genauso sanft durch die Haare. Keine von uns sagte ein Wort, bis wir uns letztendlich wieder langsam voneinander lösten.
“Sollen wir heim gehen?“ flüsterte ich und griff nach seiner Hand, um mit ihm zum Auto zu gehen, als er nickte. Kostas telefonierte auf dem Weg noch mit seiner Mutter und zuhause angekommen kuschelten wir uns zusammen auf die Couch. Sanft strich ich dem kleinen durch die Haare, während er leise zu weinen begann und sich nah an mich drückte.
“Tut mir leid, dass ich dein Shirt voll heule..“ murmelte er, weshalb ich ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.
“Mach ruhig. Du hast alles Recht dazu. Immerhin hast du gerade deine Schwester verloren und ich weis, wie wichtig Geschwister sind und wie wichtig sie dir war. Auch, wenn ihr nicht zusammen aufgewachsen seid. Sie ist trotzdem deine kleine Schwester.“ flüsterte ich und drückte ihn sanft noch näher an mich.
Ca eine Woche später
Sanft drückte ich Kostas einen Kuss auf die Wange, ehe ich aufstand und kurz für Ruhe sorgte.
Heute ist Luisas Beerdigung. Wahrscheinlich der letzte Tag, an dem so viele Menschen gleichzeitig an sie denken. Unsicher musterte ich die vielen Leute. Wir waren noch mit allen Verwandten zum Essen gegangen, heißt Kostas komplette Familie ist hier und alle Freunde, die noch mitkommen wollten. Sollte also irgendwas schief gehen, würde es jeder sehen.
“Bevor Luisa von uns gegangen ist, hab ich ihr ein Versprechen gegeben, das ich nicht einhalten konnte. Ich weis, dass das hier nicht der richtige Zeitpunkt ist und ich will mich wirklich nicht in den Mittelpunkt drängen, denn die Leute die hier sind, sind wegen ihr hier und das ist gut so, aber versprochen ist versprochen. Deswegen will ich es jetzt machen. Babyboii, kommst du bitte zu mir?“
Nervös beobachtete ich, wie er mich kurz verwirrt anschaut, dann aber aufstand und zu mir kam. Er wusste, dass ich eine “Rede“ halten wollte, da ich das hier davor mit seinen Eltern abgesprochen hatte, ob es in Ordnung geht, aber nicht, dass er Teil davon war.
Ich strich ihm die Tränen weg, lies meine Hände an seiner Wange und ging auf die Zehenspitzen, um ihm kurz auf die Stirn zu küssen, ehe ich nach seinen Händen griff.
“Kostas.. hör mir bitte erstmal einfach nur zu, ja?“ flüsterte ich und lächelte schwach, als er nickte.
“Glaub mir, ich würde viel lieber mit dir Essen gehen, in ein schickes Restaurant in London und eine einstudierte Rede halten. Total klischeehaft und kitschig. Wie in einem dieser Liebesfilme, die du so hasst und trotzdem mit Luisa geschaut hast, wenn du zuhause warst, aber ich hab weder eine richtige Rede geschrieben, noch sind wir in einem Restaurant.
Aber wenn ich könnte, wären wir jetzt in so einem Film. Nur ich kann nicht und ich hatte ihr versprochen, dass sie dabei sein darf.
Eigentlich wollte ich dich sofort an dem Abend an dem Luisa ankommt fragen, aber dann ist es eben so gekommen und diesen dummen Antrag zu machen, wenn du gerade deine Schwester verloren hast schien mir auch nicht richtig.
Also sind wir jetzt hier. Weil gerade so viele Leute an Luisa denken und sie wahrscheinlich nie wieder so vielen Leuten auf einmal so nahe sein wird, wie jetzt.“
Kurz stockte ich und musterte ihn.
Tränen glitzerten auf seinen Wangen, aber ein Lächeln zierte seine Lippen.
“Ich hätte mir vorher doch mal überlegen sollen was ich sage. Keine Ahnung was ich jetzt sagen soll.
Alles was ich weis, ist dass ich dich liebe. Und dass du die letzten Jahre zu den schönsten meines Lebens gemacht. Ich weis nicht wie du das geschafft hast. Aber du hast es geschafft. Allein jedes mal, wenn ich dich ansehe, wenn ich dein Lachen höre, machst du mich zum glücklichsten Mann dieser Welt. Ich liebe dich und ich liebe die Zeit die ich mit dir verbringen kann. Egal, ob wir zusammen Filme schauen, kuscheln, reden, lachen oder tanzen. Ich liebe alles davon.“
Kurz stoppte ich, ehe ich mich vorbeugte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte
“Und ich liebe selbst den Sex mit dir. Denn glaub mir, du bist ein verdammtes Naturtalent im Bett, kleiner Bitchboii“ flüsterte ich, sodass nur er es hörte, denn unser Sexleben war wohl auch unsere Sache. Er lachte leise und wischte sich kurz die Tränen weg, während ich den Moment nutze, um einmal kurz durchzuatmen und mich etwas zu beruhigen.
“Aber da ich es schlecht leugnen kann, auch bei uns war nicht immer alles perfekt.“ versuchte ich irgendwie wieder in meinen Redefluss hinein zu finden, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
“Nein, nein, das ist es nicht.“ meinte er grinsend, was mich lachen lies.
“Kostas, halt die Klappe! Ich versuche hier gerade eine Rede zu halten!“ fluchte ich leise.
“Der konnte noch nie die Klappe halten!“ rief Jenny, Kostas beste Freundin, die neben uns am Tisch saß
“Aber das ist mein Antrag! Ich darf dazwischen reden. Du nicht!“
“Haltet die Klappe! Alle beide! Ich wollte hier eigentlich eine romantische Rede halten.“
Entschuldigend hob Jenny die Hände, während Kostas seine Arme um meinen Nacken legte und mir noch näher kam.
Oh Gott, viel zu nah.
“Mach halt. Ich höre.“ flüsterte er. Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. Warum schafft er es auch immer wieder mich in den ungünstigsten Momenten völlig aus der Bahn zu werfen?!
Einige Zeit schwieg ich und versucht meine Gedanken zu sortieren. Wäre vielleicht leichter, wenn ich überhaupt einen klaren Gedanken fassen könnte.
“Mik? Wolltest du mich nicht etwas fragen?“ meinte Kostas, während ich meine Stirn deprimiert an seiner Schulter vergrub und leise seufzte.
“Man, Kostas. Du machst alles kaputt!
Ich hasse dich. Dich und deine verfluchten braunen Augen. Und dass wenn du mich nur anschaust ich teilweise nicht mehr klar denken kann. Wie soll ich denn so eine Rede halten?“ murmelte ich in seine Schulter, löste mich dann aber wieder und sah zu ihm hoch.
“Willst du mich nicht einfach heiraten?“
Lachend zog er mich wieder an sich und nickte.
“Natürlich will ich dich heiraten, du Idiot.“
Grinsend drückte er mir einen Kuss auf die Lippen, während um uns herum die Leute zu applaudieren begannen und wir uns kurz darauf wieder lösen mussten, um die ganzen Glückwünsche entgegen zu nehmen.
**
“Du, Miik?“ hörte ich Kostas Stimme neben mir, weshalb ich meinen Blick von der Decke löste und ihn lächelnd ansah. Seine Haare waren komplett verwuschelt, seine Lippen geöffnet und leicht geschwollen und ein kleiner Knutschfleck zierte seinen Hals. Das äh ist sicher nicht meine Schuld. Ups.
“Bekomm ich eigentlich noch einen Ring?“ fragte er mich.
“Wofür einen Ring?“ meinte ich verwirrt und drehte mich auf den Bauch, um ihn genauer zu mustern.
Enttäuschung spiegelte sich in seinem Gesicht.
“Naja.. normalerweise bekommt man nach einer Verlobung einen Ring angesteckt. Aber ist auch nicht schlimm wenn du keinen hast. Ich mein wir haben ja die ganz normalen Ringe, die wir immer trage. Also-“
“Oh Gott, Kostas. Natürlich bekommst du einen Ring!“ meinte ich sofort. “Wie konnte ich das überhaupt vergessen?“
Schnell stand ich auf und holte die kleine Schatulle aus meiner Jackentasche, ehe ich zu ihm ins Schlafzimmer ging. Kostas hatte sich währenddessen etwas aufgesetzt und beobachtete wie ich vor ihm auf ein Knie ging und nach seiner Hand griff. Leise lachte er und musterte mich genau
“Kostas Dennis Weiß, willst du mich immer noch heiraten? Und diesmal mit Ring.“ flüsterte ich, was er bejahte und mich kurz darauf wieder zu sich ins Bett zog.
Glücklich legte ich meinen Kopf auf seine Brust und genoss das Gefühl von Sicherheit, als er mich in den Arm nahm.^^
Happy Hanna ist happy xD Lul
1977 Wörter//5. Februar
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