Prolog ✔

Ein eisiger Wind kam auf, als der Braunhaarige an den Wasserfällen saß und das kühle Wasser durch seine Finger glitt.
Goldfische mit glitzernden Schuppen schwammen um seine Finger, ehe sie mit einem mal sich wie Geister auflösten.
Erschrocken öffnete der Blasse Junge den Mund und sah über seine Schulter. Die Hand fiel aus dem Wasser.
Kostas war mehr als nur verwirrt.
Woher kam die Kälte?
Wieso verschwanden die Geisterfische?
Was war hier los?!

Ein Knall.
Lauter als Hunderte von Trommeln und Blitzen.
Er dachte für einen kurzen Augenblick, er würde es sich nur einbilden. Als wären alles Hirngespinste von dem Schlafmangel der letzten Nächte. Die Prüfungen machten ihm wirklich zu schaffen.

Die Haare fielen Kostas wirr ins Gesicht und mit Herzrasen stellte er sich aufrecht hin.
Seine Beine waren vor Schock nicht mehr unter seiner Kontrolle, da diese unentwegt zitterten.
"Das Königshaus..."
Er stockte.
Sie konnten es doch nicht gewonnen haben! Die Engel waren Stark, unsere Königin war stark!
Kostas Atem wurde unregelmäßiger und einige Schritte ging er vom Wasserfall weg.
Das Plätschern ignorierte er und alles um ihn schien wie taub.
Die Sicht um ihn verschwamm und einzig und allein blieben die Pechschwarzen Rauchwolken, die sich mit dem roten Himmel vermischten.
Der Engel wusste, dass etwas gewaltig nicht stimmte. Es sah aus wie ein Feuer, obwohl er keine Flammen sah.

Eine weitere Berührung zwischen Fuß und Gras, noch eine und noch eine. Seine Schritte verschnellerten sich, während der Heiligenschein auf seinem Kopf zu glühen begann.

Eine Horde Zentauren, Einhörner und weitere Geschöpfe kreuzten seinen Weg und verdattert, panisch sprang er ihnen aus dem Weg.

"Anni! Was ist hier los?", rief er dem Blonden Mädchen, einer seiner Freundinnen zu, welche sofort stehen blieb. Ihre Hufe knackten, als sie sie kurz entspannte.
Keuchend fing sie sich gerade noch. Panisch sah sie den Jungen, welcher nicht älter als 16 war, an.
"Der Krieg! Er ist vorbei. Die Dämonen.. sie haben alle mitgenommen. Wo warst du, Kostas?!", fragte sie aufgebracht, während andere Wesen sie fast umrannten.
Das Gras unter ihm verlor langsam an der saftigen Grünen Farbe, die es sonst immer hatte.
Die Dämonen?!

"Ich verstehe nicht. Anni, wie sie haben sie mitgenommen? Ic-", "Keine Zeit für Erklärungen!.
Bring dich in Sicherheit verdammt. Schau ob du jemanden findest und flieh!", fauchte die Blonde ihm mit einer Nervosität entgegen, die er selten bei ihr gesehen hatte.

Der Engel riss die Augen auf und nickte ihr stumm zu.
Er fand keine Luft zum Atmen oder gar zum reden.
"Pass auf dich auf!", schrie Anni ihm hinterher, doch Kostas reagierte gar nicht drauf. Er war wie verstummt.

Diese Situation hatte er sich so surreal vorgestellt.
Seit er denken konnte waren Himmel und Hölle im Krieg, es ging um einen Mord, um Blut, um Kronen.
Und jetzt war alles vorbei!
Jetzt hat sich alles geändert sein Volk hatte... verloren?!

Kostas wollte und konnte es nicht wahr haben.
"Unsinn. Das kann einfach nicht", versuchte er sich selbst zu überzeugen, als seine Schritte sich verschnellerten.
Aus gehen wurde Laufen, aus Laufen wurde Rennen.
Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln als hätte man ihm etwas aus dem Herzen gerissen.

Etwas verdammt wichtiges, ohne zu wissen was es war. 

Je näher er dem Innenkreis des Königreichs kam umso mehr stieg seine Angst um seine Freunde und Eltern. Ja selbst um die Bürger, die er nicht kannte. Er hatte Angst um die Königin, um Fürsten und Grafen. Was passierte mit ihnen?!

Einzelne Tränen verließen seine Augen, als er die große zerstörte Eiche sah, unter der er früher als kleiner Junge mit seinen Freunden gespielt hatte.
Sein Vater hatte ihm dort drunter immer vorgelesen.
'Die Geschichten von Ailoy der Wassernymphe'.

Die Blätter und der Stamm des Jahrtausende alten Baumes waren Pechschwarz und hart wie Kohle. Es sah aus, als wäre jegliches Leben aus ihm gewichen.
Die Orangenen, besonderen Blätter waren verschwunden, wie in Luft aufgelöst.
Das war ein böser Traum, ein Werk der dunklen Feen!, versprach er sich in Gedanken.

Schwer atmend lehnte sich der Jugendliche an einen Holzstab, als er die kaputten Häuser unter ihm betrachtete.
Die Straßen waren von Brandspuren überzogen, die Holzdächer brannten Lichterloh.
Ihm blieb die Luft weg.
Der Schüler war wie erstarrt.
Es war alles... zerstört.

So schnell ihn seine Füße tragen konnten, rannte er den Berg hinunter und Sprang von Felsen auf die gepflasterte Straße.
Kostas rannte schneller als er eigentlich in der Lage war, immerhin hasste er rennen, und wahrscheinlich hätte er damit sogar einen Schulrekord aufgestellt, aber diese Lage im Himmel war deutlich ernster als ein unnötiges Sportfest.
Unnötiger als eigene Bedürfnisse nach Licht, Luft und Wasser die er gerade eigentlich bräuchte.
"Hallo?!", schrie er durch die großen Gassen.

Seine Stimme war ganz heiser vom schreien und rufen. Als hätte er Sandpapier auf der Zunge.
Die Straßen und deren Häuser waren wie leer gefegt und so ruhig war es noch nie.
Selbst nicht an Ruhetagen.

Es war beängstigend so alleine zu sein. Nicht mal ein Dämon, ein Teufel befand sich hier.
Er war wirklich alleine.

Der Braunhaarige rannte auch noch Minuten später durch die unzähligen Wege, in denen man sich schon fast hätte drin verlaufen können. Kostas dachte er würde verrückt werden.

Sein einziges Ziel war sein Elternhaus in dem er vor ein paar Stunden noch war. In dem er sich über die 4 in Alchemie aufgeregt hatte, in dem er noch seiner Mutter beim Kochen geholfen hatte.

Der Himmel über ihm war in einem Dunkelrot getaucht und die Sonne war fast nicht mehr zu sehen.
Es wurde jede Minute Kälter und immer mehr des Königreichs zerfiel in seine Einzelteile.
Ein Grummeln der Welt hörte sich an wie das zerschmettern eines Spiegels, nur deutlich langsamer und tiefer.

Hätte Kostas fliegen können, hätte er unzählige Ruinen gesehen. Vielleicht auch Leichen von Engel und Zauberwesen. Er hätte Blut gesehen, hätte dunkle Magie in ihrer vollen Pracht gesehen.

Aber er konnte nicht. Würde wohl niemals können.
Kostas war kein Erzengel, einzig und alleine ein Normaler.
Er hatte seine Flügel noch nicht erhalten, aber das war in seinem Alter noch mehr als nur normal.
Das einzige was man ihm ansah, dass er ein Engel war, war sein goldener, noch unausgereifter Heiligenschein.

Viele seiner Freunde waren schon Erzengel und er war so unglaublich mit anzusehen wie sie durch die Luft glitten.
Einer seiner Freunde wurde sogar zum Schutzengel ernannt, was wirklich sehr selten war. Kostas hatte sich für seine Freunde gefreut, aber auch diese waren verschwunden.

"Mama? Papa?", schrie er durch das von Efeu übersehte Haus.
Der hölzerne und steinerne Hauptbalken war eingestürzt und trotzdem war es eines der unbeschädigten Häuser.
Eine Säule der Straße war genau vor den Eingang gekippt und gemischt mit Blut und einer abgetrennten Hand unter dieser, wurde ihm speiübel.
Ob diese Hand seinem Vater oder seiner Mutter gehörte, konnte er nicht sagen.

Immer mehr Tränen rannten dem 16 Jährigen die Wangen hinunter, als er realisierte, dass ihm, selbst, wenn sie noch lebten, ihm auch seine Eltern, seine Stütze, genommen wurden.
Er wehrte sich zutiefst einzutreten, doch tat es trotzdem.
Das Familienfoto lag zerschmettert auf dem Boden und die Scherben des Glases lagen überall verstreut.
Ruckartig drehte er sich um und rannte aus dem Haus.
Ich kann das nicht! Ich will nicht wissen ob sie da liegen!
Sein Atem stockte, als er sich umdrehte und eine Gestalt dort liegen sah.

Es war ein Erzengel, dass konnte Kostas an den Blutverschmierten Flügeln feststellen.
Federn wurden aus diesen Rausgezupft, weshalb an einigen Stellen nur die Hautfarbe zu erkennen war.

Zögerlich ging er zu dem Engel und drehte mit zitternder Hand sein Gesicht zu sich.
Der junge Engel erschrak, als er in die leeren Augen von seinem Wohl besten Freund sah.
Reflexartig sprang er einen Schritt zurück, wobei er fast stolperte.

"Ben?" Seine Stimme war noch heiser als zuvor und Kostas glaubte gleich in Ohnmacht zu fallen. Einfach selber zu sterben.
Eine riesige Blutlache zierte den ausgewachsenen Engel und dessen Körper. Die Pechschwarzen Haare hatten Blut-getunkte Strähnen.
Ben war der einzige in seinem Freundeskreis, welcher ein Schutzengel wurde und dazu auch noch Kostas Bester Freund war.

"Ben?! Ben wach auf!"
Kostas war bewusst das der Junge, mit dem er die meisten Geheimnisse teilte, tot war. Natürlich wusste er das. war, nur wollte er es nicht wahr haben. Wer wollte sowas auch?
Kostas Herz war wie in Stücke gerissen, war wie als wäre seine Seele aus ihm gewichen.
Gott hat uns verlassen. Tara hat uns im Stich gelassen.
Ich bin alleine.

Er bekam immer mehr Angst bei dem Gedanken was noch seinen anderen Freunden oder seiner Familie geschehen sein könnte.
Der Engel wusste nicht wie er handeln sollte.
Die Braune lange Hose war in Blutroten Flecken getaucht, während das selbe mit seinen Himmelblauen Oberteil geschah.
Er fühlte sich ausgelaugt.

Während der Himmel sich immer weiter in ein dunkelrot tauchte stand Kostas mit blutverschmierten Gesicht und verheulten Augen auf.
Man hätte meinen können der Anfänger unter den Erzengeln hätte eine Blume, ein Kraut zu sich genommen, dass die Augen tiefrot erschienen, doch war es nur die erloschene Flamme in seinem Körper.
Alles stieg ihm zu Kopf. Das Blut sammelte sich an einen Punkt und ihm wurde ganz schwammig.

Kostas Augen hatten einen Ton ohne Glanz angenommen.
Während Stunden vergangen sein mussten und er mit leerem Blick auf die grauen Steine schaute, wurde ihm eins mehr nur bewusst.

Sie alle waren in der Hölle.
Womöglich war Kostas der einzige (lebende) Engel im Himmel.
"Ich muss da hin", hauchte er leise, als er seine Hand in das Körper warme Wasser des Brunnens tauchte und in den Roten Himmel sah.
Er wusste nicht, was er auf einmal auf den Marktplatz kam, wieso ihn seine ausgelaugten Füße hierher brachten, aber er bekam Zeit zum Nachdenken.

Hier im Himmel hielt in nichts, nur sein zuhause, doch was war sein Zuhause ohne die Leute die er liebte?

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