《22》✔
Pov. Kostas
Wieso war diese ganze Situation vorhin sowohl unangenehm, als auch so geborgen, wie noch nie. Sowas habe ich noch nie gespürt und ich war mir ziemlich sicher, dass es Mik genauso ging. Irgendwas war da besonderes. Irgendwas war anders.
Sein Verhalten ist auf einmal so... komisch Vertraut geworden.
Genauso war es, wie als Mik mir voll in den Heiligen Schein gefasst hatte.
Ich mein: Wer machte denn sowas?! Engel unter sich wussten, dass man das nur in äußerst Intimen Momenten machte, da der Heiligenschein eine sehr Private und doch Individuelle Zone war.
Und Dämonen... die Rissen sie lieber in Stücke, aber noch nie hatte ich davon gehört, dass ein Dämon oder Teufel den Heiligenschein aus bloßer Interesse oder anderen Gedanken berührte.
Ich musterte Mik, welcher wohl ebenso in Gedanken war.
Bei manchen leuchtete der Heiligenschein sogar Grün oder Lila, einige hatten eine Form von einem Dreieck oder einer Raute.
Ich jedoch war noch immer Besitzer eines ganz schön langweiligen Heiligenscheins. Ob sich das mit der Verwandlung zum Erzengel ändern würde?
Das Gras knirschte unter meinen nackten Füßen, als wir einen kleinen Trampelpfad verließen und uns erneut auf dem Grasdichten Boden befanden.
So ganz ohne Töne des Waldes, obwohl wir von der verseuchten Zone bereits weg waren, machte mir den Aufenthalt im Wald doch ziemlich komisch zumute.
Keine Grille, kein Zwitschern des Vogels, kein Eichhörnchen. Nichts.
So ganz schwach wusste ich, wo wir uns befanden, da wir einen Klassenausflug als Expedition durch den Wald damals genutzt hatten.
Dort hatte selbst ich Orte gesehen, die ich bis Dato nicht mal kannte. Ein verlassener See, umgeben von Glühwürmchen und Blumenfeen in der Nacht, eine Grotte etwas weiter dahinter, mit unzähligen Kristallen in den Farben des Regenbogens. Es gab eine Weite Wiese mit einem Felskreis mitten im Wald, doch unser Ziel war der See.
Aber ob er auch wirklich das Seegras hatte, dass wir benötigten, wusste ich nicht. Da musste ich einfach drauf hoffen.
"Das ist hier so schön", hauchte Mik auf einmal und ich sah ihn verdutzt an. "Du hast noch nie einen Wald gesehen, oder?" Er verneinte dies.
Wie konnt man so etwas Selbstverständliches noch nie gesehen haben? Hatten sie es in der Hölle wirklich so schwer?
"Wie ist es eigentlich so in der Hölle? Also. Ich meine, wenn du nicht mal einen See oder einen Wald gesehen hast", fragte ich ihn und er war wohl etwas erstaunt über die Frage, weil er stehen blieb und über einen der riesigen Bäume strich.
"Also naja." Mik stockte.
"Es ist dunkel. Also so wirklich dunkel, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Es gibt weder Gras, Blumen oder lebende Bäume... Sonne und Mond gibt es auch nicht."
Er machte eine kurze Pause und auch ich blieb stehen.
"Das hört sich ja schrecklich an!"
Mik nickte kurz und sah in den Dunkeln Himmel.
"Es hört sich schlimmer an, als es ist. Da ich der-", Mik stockte. "Also da ich im Schloss leben darf und dort auch für meine Arbeit bezahlt werde und essen bekomme, haben andere es wirklich schlimmer als ich."
Ich nickte bestätigend.
"Seit wann arbeitest du dort? Und wirst du da generell gut behandelt oder wie sieht es dort aus?", "Interessierst du dich wirklich so sehr für mich?", stellte Mik die Gegenfrage und lachte.
Ich zuckte jedoch nur als Antwort mit der Schulter.
Ich kann auch einfach gar nichts mehr sagen, Idiot.
"Nee, aber Ich werde relativ gut behandelt. Dadurch das ich ziemlich oft alleine bin, hab ich auch viel Zeit über alles nachzudenken und ich glaube- Ich glaube mich hat es in meiner Situation schon ganz gut erwischt. Der König kann nur sehr unfreundlich werden", antworte der Schwarzhaarige auf meine Frage hin und trat einen Stein ins Gebüsch.
Der König...
In meinen Fingerspitzen kribbelte es vor Abneigung und ich rümpfte die Nase, zog meine Augenbrauen zusammen.
Ich konnte ihn mir nicht anders vorstellen, als ein Monstrum. Kommandierte alles und jeden, setzte Tod und Hass in die Welten.
"Wie ist er so?", "Der König?" Ich nickte. "Und der Prinz. Wie sind sie beide so?"
Mik lächelte bitter.
"Der König ist ziemlich oft alleine in seinem Saal. Beschattet die Hölle von den großen Fenstern des Schosses aus und schmiedet Pläne. Er legt sehr auf Ordnung und setzt sehr viel in seinen Sohn. Der Prinz jedoch ist ein ziemlich Sturer Freigeist", er lachte bei den Worten und weckte in mir etwas. Als ich seine Grübchen sah und die strahlend weißen Zähne... da überkam mich etwas. Irgendwas schien von mir aufzufallen. Eine Last.
"Der Prinz ist oft alleine und kümmert sich recht wenig um die Herrschaft als baldiger König. Er liest viel, wenn er denn nicht zum Unterricht muss. Übrigens kann er sehr gut zeichnen", hing der Teufel hinten dran und sah mich mit einem unglaublichen Augenaufschlag an.
"Du magst den Prinzen, oder?", "wie man es nennt. Er kann sehr anstrengend sein, aber wir teilen die selbe Meinung über die Lage der Welten"
Neugierig sah ich Mik an, der seine Hände in den Nacken legte.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu.
"Und was ist deine Meinung über die Lage der Hölle? Des Himmels?", harkte ich nach.
Was, wenn er jetzt sagte, das er das gut fand, was der König tat? Wenn er doch für diese Herrschaft war? Das er fand, dass Engel wirklich nutzlose Wesen waren und diese nur zum Zwecke der Verwandlung zu Dämonen dienten?!
"Ich bin dagegen. Vollkommen. Ich...- mich macht das alles einfach so unglaublich wütend. Mein- Der König hat ein ganzes Volk gefangen genommen. Tötet und missbraucht ihre Magie." Mik kam auf mich zu und fasste mir an die Schultern. Sah mir tief in die Augen.
"Ich will mir gar nicht vorstellen, dass vielleicht Taddl oder auch du gefangen genommen werden könntet. Das ich vielleicht zusehen muss, wie man euch so schadet oder vielleicht sogar selber der Grund sein muss. Das- Ich könnte mir das nicht verzeihen."
Ich konnte die Verzweiflung aus Miks Stimme raus hören und ohne zu wissen was ich tat, zog ich den Teufel in meine Arme.
Drückte seinen Körper gegen meinen und schlag meine Arme um seinen Körper.
Wie erstarrt stand der Schwarzhaarige da, als er langsam auch seine Arme um mich schloss.
Seine Hand wanderte zu meinem Hinterkopf und seine Fingerspitzen kraulen diesen, als ich meinen Kopf in seine Halsbeuge legte. Vollkommen entspannt standen wir da und meine Arme strichen langsam seinen Rücken auf und ab.
Ich mochte Mik, aber unsicher war ich mir doch, was die Situation anging.
"Wenn ich erfahren sollte, dass du mich anlügst und das nur ein Trick ist, werde ich dich eigenhändig umbringen" Bei meinen Worten begann Mik leise und doch Rau zu lachen.
"Starke Worte für einen Engel mit solch einer Zuckersüßen Ausstrahlung, aber Nein. Ich lüge dich nicht an, Kostas", wisperte er mir zu, und drückte mich enger an sich. Laut atmete ich aus und ließ die Umarmung einfach ihren Lauf nehmen.
Eine Sache beschäftigte mich dennoch.
"Was meinst du mit 'Süßer Ausstrahlung'? Hast du dir jetzt schon das Recht genommen mir schöne Augen zu machen?", fragte ich leise und konnte Miks Grinsen fast schon hören.
"Es liegt an dir Engelchen, nicht an mir"
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