* 3. Fegefeuer des Vertrauens *
Pov. Kostas
Ich konnte nicht mal sagen was der Grund für mein Misstrauen war, doch schon alleine diese.. gar unheimliche Aura die den Jungen so umgab und dennoch so.. anders war, ließ mich stutzen. Dazu kam noch diese unfassbar unnötige Bemerkung über meine Maske. Ich hatte keine Komplexe!
Wenn ich es nicht besser wüsste, wollte er doch eigentlich nur sehen, ob mein Gesicht wirklich so schrecklich aussah, wie er es sich wahrscheinlich ausmalte. Wer weiß, was die anderen schon alles für Vorstellungen von mir hatten.
Beim bloßen Gedanken explodierte alles in mir und in meinem Bauch kribbelte es unangenehm.
"Hörst du schlecht?", fragte ich nun deutlich lauter und ging einen Schritt auf den Dämon zu. Seine Hörner leuchteten leicht durch die Mondstrahlen, welche durch die Blattdecken der Bäume schien. Die offene und doch verwachsene Wunde unter dem Auge und der Wange machten es nicht gerade besser in dieser Situation, doch-
Ich stutzte.
Er hatte eine Narbe unter dem Linken Auge. Genauso wie ich, jedoch sah seine wie fast verheilt aus. Sein beiden Augen waren immer noch in einem tief dunklen Braun, kein ganz weißer Augapfel. Kein Makel. Mein Hals schnürte sich zu und ich räusperte mich, aber der Kloß, welcher sich gebildet hatte, ging nicht weg.
Wieso war seine Wunde fast verheilt? Musste meine wirklich auf ewig bestehen bleiben, weil es eine Schicksalswunde war? Was unterschied sie?
Ich brummte auf, als der Blondhaarige noch immer mit leicht geöffnetem Mund vor mir stand. Gute Drei Meter Entfernung die zwischen uns lagen und ich spürte seine Körperwärme bis hier hin.
"Wenn du nur zum glotzen hier bist, dann geh gefälligst zu den Nymphen oder so und bestaun ihre Titten, verdammt! Bin ich irgendein Ausstellungsstück?", donnerte ich diesem Mik entgegen. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und das Eis um mich knackte ein weiteres mal.
"Ich- Nein. Bist du nicht!", antwortete er wie aus der Kanone geschossen und sah mich mit weiten Augen an. Er kam mir einen Schritt näher und sofort fing Ivy wieder an mit dem Schwanz zu wedeln. Verdammt, Ivy! Das ist ein Fremder, kein Freund!
"Tut mir leid. Also.. ich wollte dich nicht erschrecken, beleidigen oder sowas. Ich brauchte nur Auszeit von dort oben und dann habe ich diese Eisspur gesehen. Sie hat mich wie magisch angezogen." Stille. Erst, als er bemerkte das ich nichts zu sagen hatte, fuhr er fort.
"Tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht stören."
Miks Stimme wurde gegen Ende immer leiser und mit einem lauten Ausatmen strich er sich immer wieder über die Stirn. Sein Blick wich meinem aus, sondern landete auf das gefrorene Gras unter uns.
"Jetzt hast du auf einmal keine große Klappe oder was? Wurde der Wolf zum Schaf?"
Der Blondhaarige sah mich verwirrt an, ehe er seine Augen kurz zusammenkniff.
"Der Wolf wird nie zum Schaf. Er weiß nur wann er bellen soll und wann nicht." Er lächelte, doch sein Blick war leicht spöttisch.
Ich glaub ich kotz gleich.
"Wenn es weiter nichts ist. Verziehst du dich bitte, Nick?"
"Mik", korrigierte er mich mit einem einzelnen Blick. "Wie auch immer", meinte ich leise, während sein vorsichtiges lächeln zu einem breiteren Grinsen wurde.
"Und außerdem, Nein. Jetzt schon mal gar nicht", gab er mit einem süffisanten Grinsen entgegen und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
Ohne zu zögern ging Ivy auf ihn zu und legte sich vor diesen Dämon.
Das hast du dir jetzt selbst eingebrockt.
Laut atmete ich aus. Nach kurzer Zeit des Kampfes gegen mich selbst und einem interessierten Blick von Mik später, setzte ich mich geschlagen vor ihm im Schneidersitz auf den Boden. Ivy lag nun zwischen uns und schaute abwartend.
"Und was genau willst du hier jetzt tun? Auf dem Berg erwartet man dich doch bestimmt", gab ich ruhig und doch genervt von mir.
Der kann mir nicht erzählen, dass man ihn da oben nicht haben will.
"Das ist mir eigentlich egal. Vielleicht mag ich es hier gerade viel lieber, als da oben", "Da stimme ich dir sogar teilweise zu", murmelte ich und vergrub meine Hände in das Weiche Fell von Ivy.
Jeder Ort war besser, als da oben. Selbst wenn es bei dem Bipolaren Dämon ist.
"Was hat es eigentlich mit deiner Maske auf sich?", fragte der Blondhaarige frei heraus und mit einem tötenden Blick sah ich ihn an. "Du musst nicht alles wissen", entgegnete ich ihm, was er mit einem Schultern zucken und einem leisen "Früher oder später sagst du es mir ja doch" kommentierte.
Eingebildeter Sack. Was denkt er denn bitte? Das ich nach Zehn Minuten reden mir vor ihm das Herz ausschütte und heule wie so eine dämliche Jungfrau?
"Und? Wieso hast du die Schnauze voll von dort oben?", fragte ich ihn um das Thema zu wechseln, doch Mik grinste nur breit. Fragend sah ich ihn an. "Du musst nicht alles wissen", äffte er mich nach, weshalb ich ihn am liebsten im nächsten See ertränkt hätte, wenn er nicht schon längst tot wäre.
"Gut, dann nicht", antwortete ich mit einem kurzen, sarkastischen Lächeln, ehe es wieder still wurde.
Mik seufzte.
"Es gibt da so einen Jungen. Ein Ghul um genau zu sein", fing der Blondhaarige auf einmal an zu erzählen und ich hob meinen Kopf. Still lagen meine Augen auf seinem Gesicht und mit dann doch einer kleinen Interesse hörte ich ihm zu. Versuchte dabei jedoch nicht so viel an diese Narbe zu denken. Mik sah mir in die Augen und ich schluckte.
Mit diesem dauernden Sarkasmus und anblaffen kämen wir dann ja doch nicht wirklich weiter.. und vielleicht sollten wir uns die nächsten Minuten einfach Nett unterhalten, bevor wir uns nie wieder sehen werden. Dann war der Abend wenigstens nicht komplett unnötig.
"Und dieser Junge, Sascha. Er tötet die Lebenden nur aus Spaß. Schlitzt die kleinen Kinder und Jugendlichen auf, die eine Reine Seele haben und frisst sie mit Haut und Haar. Genauso vergnügt er sich mit ihren Leichen." Ich schluckte erneut und Mik ließ seinen Blick nicht von mir. Ich erkannte keinerlei blöde Bemerkungen in seinen Augen oder Spott wegen meinem Weißen Auge. Er war die Ruhe selbst.. und diese Ruhe zog mich in einen unfassbar eigenartigen, doch beruhigenden Bann.
"Er erzählt von seinen Morden, als wären es Trophäen. Ich konnte mir das nicht länger antun. Da schmerzt mir das Herz und die Seele, dabei hab ich nichts davon."
Fragend sah ich ihn an.
"Wie du hast nichts davon?", fragte ich und musste mir ein kleines grinsen unterdrücken.
"Sind wir uns echt schon so vertraut, dass ich dir meinen Tod erzählen kann? Auch, wenn ich natürlich kein Problem damit habe.", fragte er mit leicht hochgezogenen Augenbrauen und einem kleinen Lächeln. Mir blieb die Spucke im Hals weg und ich sah weg, sah zu Ivy, welche leicht am Dösen war.
"Ich denke nicht", gab ich kurz von mir, dennoch konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als ich von Ivy aus wieder zu ihm blickte.
"Und wieso wolltest du von dort weg?", fragte Mik schnell und setzte sich wieder richtig hin. Etwas verwirrt tat ich es ihm nach und räusperte mich kurz.
"Mir waren das dort oben einfach zu viele Leute.. außerdem kann ich nicht so mit Hitze umgehen", "und wieso kannst du dann so normal vor mir sitzen?"
Empört sah' ich Mik an und innerlich explodierte wieder etwas in mir. Konnten wir eigentlich auch ein Normals Gespräch führen ohne das er irgendwelche blöden Kommentare von sich gab?
"Jetzt tu mal nicht so! So heiß bist du auch nicht!", fauchte ich und dieses mal blickte ich in Miks verwirrtes Gesicht. Hatte ich etwa sein Ego verletzt? Pff.
"Ich bin ein Feuerdämon, aber danke, dass du mir auch deine Meinung zu meinem Aussehen gegeben hast. Ich find dich dagegen sogar sehr heiß, du Frostbeule", gab er breit grinsend von sich und ich spürte wie mir die unangenehme Schamesröte ins Gesicht stieg.
Hätte ich mir nicht denken können, dass er die Frage sogar ernst gemeint hatte?
Und was wollte er denn jetzt mit Frostbeule?!
Gekonnt ignorierte ich seine Aussage.
"Um deine Frage zu beantworten: Ich reagiere nur gegenüber echtem Feuer empfindlich." Eine Frage schwirrte mir im Kopf und wehrte mich wirklich dagegen sie laut auszusprechen. Es interessiert mich nicht und sollte es auch nicht. Aber irgendwas in mir- "Wie kannst du sagen das ich deiner Meinung nach heiß bin, wenn du nicht mal mein ganzes Gesicht sehen kannst?", platzte es nach einigen Sekunden Stille aus mir raus und direkt schämte ich mich dafür. Etwas verwundert sah Mik mich an und öffnete den Mund.
"Ich brauch nicht dein ganzes Gesicht sehen um das beurteilen zu können. Es gibt weitaus mehr an dir, als dein Gesicht... aber sehen würde ich es trotzdem mal gerne", "Nur über meine Leiche", reagierte ich dann doch weitaus ernster, doch das Eis zwischen uns war anscheinend gebrochen. "Witzig", erwidert er und seine Mundwinkel zuckten.
Als ich es realisierte, grinste ich mit ihm und kratzte mich etwas verlegen am Hinterkopf. Die ganzen Sprichwörter waren als Untoter dann wohl doch nicht mehr so nützlich und ernst, wie sie sein sollten.
Und dennoch. So schlimm war dieser Mik ja vielleicht gar nicht... ja, definitiv etwas nervig, aber sonst?
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