6. Dezember

Was füllen sie sich gegenseitig in ihren Nikolausstiefel?

Nachdem wir gestern Abend uns zwar wieder vertragen hatten, die Stimmung aber trotzdem nicht mehr ganz locker geworden war, hatte ich Mik ziemlich bald erklärt, dass ich für diese Nacht in meinem alten Zimmer schlafen würde, in dem ich gewohnt hatte, als ich hier eingezogen war. Obwohl man Mik die Enttäuschung angesehen hatte, hatte er sich nicht beschwert, oder mich davon abbringen wollen, sondern mich bloß mit einem Gute-Nacht-Kuss verabschiedet. Dass meine Entscheidung, heute alleine zu Schlafen nichts mit dem Streit zu tun hatte, sondern dieser ihr nur gelegen kam, sagte ich dem schwarzhaarigen Wuschelkopf nicht. Zwar hatte es mir weh getan, meinen Freund so leidend zu sehen, aber das Gesicht, dass er dafür morgen machen würde, würde das hoffentlich bei weitem wieder wett machen. Denn morgen war Nikolaus und ich plante, ganz altmodisch, Miks Stiefel zu füllen. Und so schwer konnte es ja wohl nicht sein, eine Macht ohne meinen Freund zu verbringen. Dachte ich. Leider war die Realität aber anders und anstatt wie sonst fast sofort zu schlafen, wälzte ich mich unruhig im Bett hin und her und sah die Stunden auf meinem Wecker verstreifen, bis es drei Uhr war, ich immer noch kein Auge zugetan hatte und mir schmerzlich bewusst geworden war, dass ich ohne die Nähe meines Freundes neben mir einfach nicht mehr schlafen konnte. Es war ungewohnt ruhig. Normalerweise hatte ich immer, wenn ich nachts aufgewacht war, Miks Atem hören können und die leisen Geräusche der Decke, wenn er sich im Schlaf bewegte. Hier war nichts als absolute Stille. Andererseits bedeutete diese Stille, dass Mik schlief, denn wäre er aufgestanden, um sich wetwas zu trinken zu holen oder so, hätte ich es gehört. Kurz gesagte: Der perfekte Zeitpunkt, um Nikolaus zu spielen.

Meine Knöchel knacksten leise, als ich aufstand und zu der Kommode schlich, neben der der Stoffbeutel -eine Plastiktüte würde wieder Geräusche machen- lag, in dem Miks Stiefelfüllung war.

Die Tür knackste leise, als ich sie öffnete, aber weder das, noch das leise Tapsen meiner nackten Füße auf dem kalten Boden war laut genug, als dass Mik davon aufwachen würde.

Was ich aus der Tüte zog, als ich vor unserer Schuhablage kniete, war ein Tubeclash-Überlebenspaket vom allerfeinsten. Neben ganz viel Süßkram und einem Flyer von unserem Pizzadienst gab es neue Kopfhörer, da seine seit einiger Zeit nur noch auf einer Seite Musik abspielten, ein neues Album, einen neuen Handschuh zum Zeichnen auf dem Graphiktablet und einen Kasten Mate, den ich beim besten Willen nicht in Miks Schuhe bekommen würde - schon jetzt lag die Hälfte der Sachen daneben, aber auf den ich die Schuhe kurzerhand einfach draufstellte. Ich war gerade -stumm triumphierend über die geglückte Mission- zurück in mein altes Zimmer, als ich gegen etwas - oder besser gesagt jemanden stieß. Im selben Moment, in dem ich einen leisen erschrockenen Schrei ausstieß, schlangen sich zwei Arme um mich.

"Wen haben wir denn da?"

Ich konnte Miks Lächeln in der Dunkelheit nur erahnen.

"Auf frischer Tat ertappt, Herr Nikolaus."

"Alter, Mik. Erschreck mich nicht so. Außerdem: Di bist ja wohl auch nicht ganz unschuldig."

Ich befreite mich aus der Umarmung meines Freundes und hob die Tüte auf, die er bei unserem Zusammenstoß fallen gelassen hatte. Sofort nahm Mik sie, mir aus der Hand. Ich sah ihn gespiet herablassend an.

"Plastiktüten. Anfängerfehler. Rascheln viel zu sehr. Ach Miki, ich bin enttäuscht von dir."

Der Schwarzhaarige lachte leise und zog mich näher zu sich.

"Für dich scheints ja gereicht zu haben. Hättest du mich gehört, wären wir nicht zusammengestoßen."

Kurz küsste er mich auf die Lippen, bevor wir einfach nur schweigend beieinander standen.

"Anscheinend hatten wir den gleichen Plan."

"Scheint so."

"Willst du ins Wohnzimmer gehen? Machs dir aufm Sofa gemütlich und warte kurz auf mich, ich mach hier mal meinen Job als Nikolaus und bin sofort bei dir, okay?"

Ich nickte, bevor ich mich von meinem Freund löste und ins Wohnzimmer ging, wo ich mich tatsächlich mit einer Decke aufs Sofa kuschelte. Auch Ivy schien durch uns wach geworden zu sein und sah mich erwartungsvoll aus ihrer Box heraus an, weshalb ich sie raus ließ und sie sofort zu mir aufs Sofa kam und sich an mich kuschelte. Bald darauf kam auch Mik wieder und betrachtete mich und unser Hundebaby lächelnd, bevor er direkt zu uns kam.

"Ich mache mir einen Kaffee. Willst du auch einen?"

Sofort schüttelte ich den Kopf.

"Nein. Haben wir Punsch da? Oder Kakao?"

"Seit wann trinkst du Kakao?"

"Es passt zur Stimmung. Alles ist so schön klischeehaft gerade. Kaffee würde da alles kaputt machen."

Miks Lachen war leise, melodisch, süß.

"Du hast recht. Ich mach uns einen Punsch, wir trinken ihn gemütlich, zünden den Adventskranz anauch, reden einfach eine Weile, und dann gehen wir wieder ins Bett. Zusammen. Ich will nicht ohne dich schlafen. Okay? Was sagst, du dazu?"

Ich lächelte glücklich.

"Klingt perfekt"

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