Elftes Kapitel
An einer kleinen, vermoosten Holzhütte am Rande des Waldes hielt er an und öffnete die knarrende Tür. Ungläubig sah ich ihm hinterher, als er im Dunkel seiner misslungenen Behausung verschwand. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Ich blickte zurück in den finsteren Wald. Aber hinter mir war auch nichts und diese alte Hütte war schon verlockender als irgendein Schlafplatz im Freien. Luna musste neben derselben warten, aber ich besänftigte sie, dass mir schon nichts passieren würde. Schließlich folgte ich ihm in das Innerste, zog den Kopf ein und schloss die Tür. Dort hatte der Mann auf einem morschen Tischchen schon eine Öllampe angezündet, die ein wenig Licht spendete. Er zog sich einen altersschwachen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder - ich tat es ihm gleich - und das tat er so langsam und vorsichtig, dass ich jetzt erst sein Alter erkannte, das vorher gut verborgen gewesen war. Er war alt, sehr alt, wahrscheinlich älter als jeder, den ich bisher getroffen hatte.
Er musterte mich genau in dem schwachen Schein der Lampe. Er holte tief Luft. „Also, zuerst muss ich zugeben, ich weiß, dass du eine Bändigerin bist. Ich erkenne Bändiger an ihrer Aura, die sie aussenden, ich kann sie spüren. Ich habe lange geübt, bis ich jemanden verlässlich als solchen identifizieren konnte. Aber schon lange hat kein Bändiger mehr meinen Weg gekreuzt. Was also willst du hier?" Nun schien auch er misstrauisch, nicht unberechtigt, aber mir war es unangenehm.
„Ähhm..." Durch die unerwartete Enthüllung war ich baff und rang nach Worten. Ich wusste nicht, was ich ihm erzählen sollte, da ich nicht wusste, ob er es verstand.
Er deutete mein Zögern richtig. „Keine Sorge, ich werde dir folgen können. Ich bin Xantor, ein Erdbändiger, aufgewachsen in Korelan und vertraut mit seiner Geschichte."
Auch dieses Mal war ich verwirrt, doch ich versuchte krampfhaft, meine Gedanken eine verständliche Form annehmen zu lassen und aus meinem Mund zu schicken. „Ich bin Stella, domitrix initium und vor Kurzem erst von einer Mission wiedergekommen, auf die mich Aristopholes geschickt hatte." ‚Falls denn meine unfreiwillige Exkursion in Sorhams Tempel ebenso dazu gezählt werden kann.' „Als ich wiederkam, erfuhr ich von einem Angriff, bei dem ein Halbbändiger entführt worden ist. Ich bin den Thorraken gefolgt und so bin ich hierher gelangt, um ihn zu suchen." Ich hoffte, ihn mit meiner Aussage nicht gleich zu überrumpeln.
Doch er nickte verstehend und betrachtete mich nochmals. „Domitrix initium, ich bin noch nie einer Elementarbändigerin begegnet."
Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich seine blass-braunen Augen verschmitzt aufleuchten sah. „Das ist ja auch nicht so einfach." Möglicherweise war das der Moment, in dem ich mich entschied, Xantor zu mögen und ihm zuzuhören, denn er konnte mir bestimmt in vielerlei Dingen ein großartiger Lehrer sein.
„In der Tat, in der Tat..." Seine Stimme brach jäh ab und er blickte mir erneut forschend ins Gesicht. „Du bist also auf Korelan großgeworden, wenn ich das richtig verstanden habe. Dann kennst du ja sicher die Geschichten aus den Büchern in der Bibliothek im Tempel."
„Äh... nein", gab ich kleinlaut zu. „Ich würde sie aber gerne kennen. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich die Bibliothek durchstöbert."
„Dann erzähle ich sie dir", fing er an.
Ich nickte heftig und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Also, höre gut zu: Es war zu der Zeit, da die Bändiger die Einzigen waren, die das Neidorgebiet ihr Eigen nannten. Damals, ich erinnere mich noch, wie mir das mein ehemaliger Lehrmeister erzählte, besaßen alle Bändiger die Macht, über die vier Elemente zu herrschen. Es war insgesamt eine friedliche und fruchtbare Zeit." Xantor zündete sich eine Pfeife an und blies Rauchringe zur Decke. „Doch nicht lange. Bald kamen die Thorraken und ließen sich im nördlichen Neidor nieder. Die erste Zeit hat man kaum von ihnen gehört, doch schon wenige Jahre später gab es immer häufiger Überfälle von den Thorraken. Die Bändiger allerdings waren sorglos, weil sie dachten, sie besäßen mit ihrer Macht ebenfalls das Können, alles und jeden aufhalten zu können. Ein katastrophaler Fehler, wie sich später herausstellte. Bei jedem Überfall starben einige Bändiger, da sie allein kämpften, und es wurden immer mehr. Durch den Leichtsinn der Bändiger fanden die Thorraken zahlreiche Schwächen von uns heraus, die bei ihnen teilweise bis heute in ihrer Familie weitergegeben werden. Irgendwann wurden es so wenige Bändiger, dass nicht mehr genug Priester zur Verfügung standen. Und wie du weißt, sind sie sehr wichtig für den Tempel. Doch die Überfälle wurden nicht weniger, im Gegenteil. Da fuhr der Geist, das fünfte Element zu den Bändigern hinab und beschaute den Schaden, den sie angerichtet hatten, und es gefiel ihm gar nicht, was er da sah. Die Bändiger baten ihn um Hilfe, dass sie es nicht ohne ihn schaffen würden. Anfangs ließ er sich nicht erweichen und sagte, sie haben das nur ihrem törichten Leichtsinn zu verdanken. Doch dann einigte er sich mit ihnen auf etwas. Sie sollten nochmals eine Chance bekommen, doch diesmal sollte jeder nur ein Element beherrschen können. So sollten sie gezwungen werden, miteinander und nicht alleine zu kämpfen. Außerdem wollte er alle hundert Jahre sogenannte Halbbändiger schicken, die beide zwei Elemente bändigen und Korelan schützen sollten. Doch er war nicht dumm und wusste, die Bändiger würden bald wieder leichtsinnig werden und seine Worte vergessen haben, und das wollte er nicht zulassen. Er entschied sich, wenn ein Halbbändiger mit einem Zwilling zur Welt kam, so sollte dieser alle vier Elemente bändigen können. Er soll den Großen Geist selbst verkörpern und uns an die Abmachung erinnern, die er mit uns geschlossen hat." Nachdem Xantor geendet hatte, war das Schweigen übermächtig und kam mir groß und bedrohlich vor in dem kleinen Raum.
Ich betrachtete Xantor. Sein Gesicht war von Narben gezeichnet, die man allerdings fast nicht mehr zu sehen vermochte, weil dort so viele Falten waren. Er hatte die Augen geschlossen, und ich sah, wie seine Augäpfel hektisch hin und her schossen. Sein sonst so weises und ruhiges Gesicht war angespannt und er wirkte gequält von seinen Erinnerungen, die nun unaufhaltsam an die Oberfläche seines Bewusstseins schossen. Zwar hatte ich noch einige Fragen zu der Geschichte, beschloss aber, ihn nicht allzu lange in seinen qualvollen Erinnerungen verweilen zu lassen. Er war sehr alt, aber von so vielen Kämpfen und Zeiten gezeichnet, dass ich es nicht mehr zu schätzen vermochte. Urplötzlich öffnete er die Augen wieder. „Siehst du meine Erinnerungen?", fragte er wie benommen.
„N...nein, das kann ich nicht." Ich tat einen tiefen Atemzug. „Ich kann zwar Gefühle spüren, aber keine Gedanken lesen. Ich weiß nicht, was Ihr denkt."
Er nickte und blickte auf die von Moos und Flechten durchwachsenen Dielen.
„Ich... ähm... ich habe noch eine Frage: Warum seid Ihr von Korelan verbannt worden?" Zwar hatte er dies nicht ausgesprochen, doch ich hatte dieses Detail sehr wohl mitbekommen.
Er schaute auf. Erstaunen spiegelte sich in seinen Augen. „Ich hatte eine... nun ja... etwas seltsame Beziehung zum Obersten Priester und außerdem eine... neuartige und daher rebellische Meinung über das... System auf Korelan."
Neugierig horchte ich auf und setzte mich etwas aufrechter hin. „Welches System?"
Er seufzte vernehmlich. Wahrscheinlich hatte er dieses Thema umgehen wollen. „Aristopholes' System. Das System im Tempel."
„Aber ich dachte, dasselbe ist fest und steht in den Büchern geschrieben?"
„Eben nicht. Aristopholes und seine Anhänger versuchen nur alle dazu zu bringen, dass zu glauben. Damit sie keine Fragen stellen."
Aufgeregt schnappte ich nach Luft. Xantor redete ja von Aristopholes wie von einem Aufrührer.
Etwas entsetzt starrte ich ihn an. „Aber ich kenne niemanden auf Korelan, der unzufrieden mit dem ‚System' ist. Und ich habe auch kein Problem damit. Jedenfalls kein großes."
„Aristopholes hat alle zum Schweigen gebracht, die dieselbe Einstellung wie ich hatten und mit Verbannung gedroht. Und, nun ja, ich war das Demonstrationsobjekt." Er seufzte leise, legte sich die Pfeife an die aufgesprungenen Lippen und atmete nachdenklich den Rauch ein.
Ich schwieg. Auch Xantor sagte nichts, und so lauschten wir in die stille Finsternis.
Diesen Moment nutzte natürlich mein besorgtes Pegasus, um mich elementar anzusprechen.
Geht es dir gut? Es ist so still.
Ja ja, wir sind nur in Gedanken versunken.
Na, wenn das so ist...
Auf einmal raffte sich Xantor unvermittelt auf und setzte sich aufrecht hin. „Jetzt habe ich erst einmal genug erzählt. Zeit, dass du etwas von dir berichtest."
Ein wenig überrascht schaute ich ihn an, aber schnell fing ich mich wieder. „Wie gesagt, ich bin domitrix initium und auf der Suche nach einem entführten Halbbändiger, Caleb. Ich weiß, dass er von Aaron gefangen gehalten wird, und im Moment sammele ich Informationen über seinen Aufenthaltsort. Zwar kann ich Bändiger auch spüren, aber dazu wäre die Voraussetzung, dass er in der Nähe ist."
Xantor wiegte den Kopf. „Vielleicht kann ich dir behilflich sein. Ich kenne einen Herrschaftssitz recht hoch im Norden. Dahin war ein schwarzhaariger König unterwegs, ein Bändiger, wie ich spürte. Ich hielt die Kutsche unter einem Vorwand an und klebte einen winzigen Erdklumpen an das Gefährt. Danach habe ich mich auf den Erdklumpen konzentriert und in Erfahrung gebracht, dass er diese Feste aufgesucht hat."
Augenblicklich sprangen meine Mundwinkel in die Höhe. „Oh, es wäre großartig, wenn Ihr mich hinführen könntet!"
Der alte Mann ließ ein tiefes, rauchiges Lachen hören. „Aber gerne doch, Klara."
Ich verstand zwar nicht, warum er mich bei diesem Namen nannte, wo er doch genau wusste, dass ich anders hieß, aber ich ließ es unkommentiert im Raum stehen.
~~~
Am nächsten Morgen wachte ich auf einer - nicht so unbequemen wie gedacht - Holzliege auf, weil mich ein Sonnenstrahl an der Nase kitzelte, und sofort erinnerte ich mich an Xantors Worte. Flink sprang ich auf und schlich mich nach draußen, um den alten Mann nicht zu wecken. Dort suchte ich einen nahen Bachlauf auf, den ich in der Nacht gehört hatte, und wusch mich schnell. Danach sauste ich erfrischt wieder zurück. Xantor war unterdes schon aufgestanden und war in heller Aufruhr. Aber als ich durch die Tür kam, seufzte er erleichtert und wandte sich ab. „Ich war in Sorge um dich. Eine domitrix initium ist gefundenes Fressen für alle verbannten Tunichtgute, die eine Wut gegen Aristopholes hegen, und Aaron fände sicher einen Weg, dich zu entführen. Bitte bleib' demnächst in meiner Nähe."
Ich guckte etwas verdutzt drein ob seiner harschen Worte. „J... ja, natürlich."
„Zwar hätte ich nichts dagegen", fuhr er fort, „wenn Aristopholes gestürzt würde, aber mit einer anderen Methode, zu einer anderen Zeit." Vieldeutig schaute er mich an und kurz blitzte die Andeutung eines Lächelns in seinem Gesicht auf.
Ich erwiderte dies und fuhr fort, mein Schlafquartier aufzuräumen. Auf das Frühstück verzichteten wir jetzt kurz vor dem Aufbruch. Also ließen wir die Hütte hinter uns und marschierten los, immer den einigermaßen mit Splitt befestigten Weg entlang.
Unterwegs fand Xantors Begleiter zu uns, ein Falbe mit schmutzigem Fell und ausgefranster Mähne und Schweif. Fast sah es so aus, als wäre es das Opfer eines misslungenen Friseurtermins geworden, und die blassen, dunklen Flecken ließen mich schmunzeln, sah es doch aus, als sollte es ursprünglich ein Schecke werden, aber die Farbe hatte nicht gehalten.
„Das hier ist Ramosch. Er ist schon nicht mehr der Jüngste und bestimmt nicht der Schönste, aber unglaublich treu."
Nickend nahm ich dies zur Kenntnis und lief weiter schweigend neben Luna her. Ich spürte ihre Neugier, ihren Drang, mit Ramosch zu reden, doch sie konnte nicht, da Ramosch ein (verwandelter) Zengal war, dessen Element Erde war, und daher konnte er sich nur über das Element Erde verständigen.
Einige Zeit noch liefen wir durch den Wald, bis wir an ein Dorf kamen. Dort kauften wir einen Laib Brot, zwei aus vielen Riemen zusammengesetzte Kopfgeschirre und zwei lederne Sitzkissen, die auf die Rücken von Pferden gelegt wurden. Xantor erklärte mir, dass diese Dinge Trense und Sattel hießen und trennte aus je beiden Kopfgeschirren ein metallenes, sogenanntes Mundstück heraus. Damit zogen wir diese unseren Pferden über den Kopf. Ramosch blieb ruhig, er schien das gewohnt zu sein, während Luna sich anfangs sträubte, danach nervös tänzelte und sich sichtlich unwohl fühlte. Als Xantor ihr den Sattel auflegte, merkte sie erst nichts, doch als sie die ersten Schritte tat, war es aus mit ihrer Geduld. Sie bockte und stieg auf die Hinterbeine und testete alles Erdenkliche aus, um das unheimliche Ding auf ihrem Rücken wieder loszuwerden. Nicht einmal ich konnte sie durch Gutzureden beruhigen. Entgeistert beobachtete ich, wie der alte Mann auf das scheuende Tier zuging und ihm eine Hand auf den Hals legte. Augenblicklich wurde Luna ruhiger, auch innerlich, wie ich spürte, und ich sah Xantor irritiert an.
„So, jetzt kannst du sie an den Zügeln führen, damit sie sich an den Sattel gewöhnt", meinte er und bemerkte erst jetzt meine verwirrte Miene. „Ich kann Lebewesen beruhigen, sowohl psychisch als auch physisch. Das ist die Gabe der Erdbändiger."
„Ahh." Verstehend nickte ich und nahm die ledernen Riemen in die Hand. Dann liefen wir los und aßen nebenher noch ein bisschen von dem Brot.
Ich vermochte nicht zu sagen, wann Xantors Beruhigung bei Luna nachließ; sie war ohnehin schon viel ruhiger geworden. Allerdings, so erklärte mir der Mann, während wir eine offene Wiese überquerten, würde sich das mit dem ersten Aufsitzen noch einmal ändern. Und wirklich, es kostete einiges an Geduld, Tränen und Schweiß, sie dazu zu bringen, den Sattel und eine Person zu tragen. Zwar machten Bändigertiere wohl nicht so ein Theater beim ‚Einreiten', weil sie schon das Gewicht eines Reiters gewohnt waren, aber Pegasi waren in der Hinsicht besonders sensibel, wie Xantor nebenbei erzählte.
Wie auch immer, als wir fertig und Luna verschwitzt waren, war es schon fast dunkel, und da ich in der Nähe ein Dorf spürte (besser: eine Konzentration von Lebensformen, die auf eine Siedlung schließen ließ), liefen wir dorthin. Der Weg zum Dorf führte durch einen Wald, was ein bisschen blöd war, da wir keine Laterne hatten und der Weg vollkommen unbeleuchtet war. Aus der Not bändigte ich kurzerhand eine kleine, schwebende Feuerkugel, die immer vor uns herflog. In ihren Schein erkannten wir ab und an eine Maus oder ein anderes nachtaktives Tier, das flink über den Weg auf die andere Seite des Waldes huschte.
Nach ungefähr zehn Minuten zog sich der Waldessaum zurück und gab den dunstigen Blick auf ein kleines, fast schon friedlich schlafendes Dörflein frei.
Es leuchteten nur noch wenige Lichter hinter den beschlagenen Scheiben, doch nichtsdestotrotz hielten wir weiterhin darauf zu. Tatsächlich fanden wir eine Taverne, die ihre Türen noch nicht verschlossen hatten und wir entschieden uns, die Nacht hier zu verbringen.
Hinter dem Gasthaus stellten wir Luna und Ramosch in dafür vorgesehene Anbindeboxen und legten die Sättel daneben auf die Trennwand. Luna bettelte solange, bis ich ihr den Zaum ebenfalls abnahm. Der alte Mann sagte zwar nichts, aber er quittierte dies mit gerunzelter Stirn und einem skeptischen Blick. Ich bekam nicht mit, ob Ramosch ebenfalls darum bat, Xantor jedoch ließ das lederne Geschirr an seinem Kopf.
Als wir den Empfangsraum betraten, brannte auf dem Tresen noch eine Kerze, doch weit und breit war niemand zu sehen.
Xantor ließ sein für sein Alter noch sehr taugliches Organ hören. „Hallo? Hallo!"
Als sich nicht gleich etwas tat, rief er noch einmal: „Jemand da?"
„Ja doch, ich komme schon!", tönte die Antwort, eine heisere, alte und eindeutig genervte Stimme. Gleich darauf trat ein Greis aus der Tür hinter dem Tresen. „Oh entschuldigt, ich dachte, es seien wieder meine Enkel, die etwas wollen."
Xantor lächelte etwas und stützte sich auf seinen Wanderstab (eine verkrüppelte Baumwurzel, die sich aber als sehr praktisch erwies), und meinte: „Wenn wir dafür hier eine Nacht verbringen dürfen."
Rauchig war das Lachen des Mannes und es endete in einem Hustenanfall, welches er als Antwort hören ließ. „Aber natürlich!" Der Mann hinter dem Tresen notierte etwas auf einen kleinen Zettel. „Habt Ihr denn auch Geld?"
Der Erdbändiger fasste sich an seinen Gürtel, an dem Münzen in einem ledernen Säckchen aneinander schlugen und dabei ein seltsames Klirren erzeugten. „Aber ja, keine Sorge."
Der Wirt schüttelte den Kopf. „Tut mir sehr leid, wenn ich forsch scheine, das ist nicht meine Absicht, aber Ihr macht Euch keine Vorstellung, wie viele arme Wandersleute den guten, alten Fritz ausnutzen." Er griff nach einer Kerze und lief los in einen mit Holz ausgelegten Flur mit Türen zu beiden Seiten. Wir folgten ihm.
„Oh doch, ich sehe es förmlich vor Augen." Xantors Stab verursachte ein unregelmäßiges Tippen, was von den Wänden widerhallte und als merkwürdig verzerrtes Echo den langen Flur weiterlief.
Der Greis schloss eine Zimmertür auf. „Es ist zwar nicht gerade luxuriös, aber für eine Nacht geht es hoffentlich in Ordnung", meinte er. Xantor warf einen Blick hinein und nickte. „Danke."
„Das macht dann vierzig Silber."
Der alte Erdbändiger kramte in seinem Beutelchen herum, fischte die klirrenden Münzen heraus und ließ sie in seine offene Hand fallen.
„Vielen Dank und eine angenehme Nachtruhe!", wünschte er und verschwand den Flur hinunter.
Wir betraten das Zimmer und ich schloss die Tür. Tatsächlich waren wir heute ziemlich erschöpft, nicht zuletzt wegen dem Theater mit Luna. Also aßen wir nur noch ein kleines Stück von dem Brot, da wir Hunger hatten, und danach legten wir uns gleich schlafen.
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