Neuer Tag, alte Wunden

*Kira*

Langsam schlug ich meine Augen auf, alles war noch dunkel und ich lag auf dem Sofa. Was war denn passiert? Ich schlug die Decke von meinen Beinen und stand auf. Jedoch drehte sich auf einmal alles in meinem Kopf und ich stolperte nach hinten. "Aua... was hab ich denn bloß gemacht?" "Kira? Warum bist du denn noch wach?" "Shiro? Wieso bin ich denn auf dem Sofa? Ich fühle mich als hätte mich ein Zug überrollt." Er ging die Treppe schnell runter und legte seine Hand über meine Stirn. Ein warmes Gefühl breitete sich von dort aus und meine Sicht wurde von einem bläulichen Nebel eingehüllt. Meine Schultern entspannten sich und der Schmerz verflüchtigte sich. "Besser so?" "Ja, viel besser. Danke Shiro. Was ist denn passiert? Ich erinnere mich an nichts mehr." "Du lagst mit einigen Schrammen auf dem Sofa und hast geschlafen, als ich nach Hause gekommen bin. Ich hab dich schlafen lassen und hab dir mit Eommas Salbe die Kratzer versorgt. Hast du's beim Trainingskampf mal wieder übertrieben?" "Das könnte vielleicht sein. Ich gehe glaube ich lieber ins Bett." "Ja, ich bring dich hoch." Vor meiner Tür nahm er mich noch einmal in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. "Wenn du nochmal Kopfschmerzen hast, komm zu mir." "Danke. Gute Nacht." "Träum was Schönes, Kleine." Mit schlurfenden Schritten ging ich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen, während ich mich in die Decke einrollte. Nach einigen Minuten fielen mir dann die Augen zu und ich schlief ein.

Als ich aufwachte, richtete sich mein erster Blick auf meinen Wecker. 4 Uhr und alles war dunkel. Also stand ich auf und machte mich fertig, zog mir meine Schuluniform an und ging die Treppe herunter in die Küche, um noch etwas zu essen. Mittels eines kurzen Blickes aus dem Fenster bemerkte ich, dass es regnete und der Himmel wolkenverhangen war. Schnell schnappte ich mir meinen rosa Schirm und verließ das Haus, um zur Bushaltestelle zu gehen. Als der Bus vor mir anhielt, stieg ich ein, bezahlte meine Fahrkarte und setzte mich mit Kopfhörern in den Ohren auf einen Platz. Die Stadt zog in ihren grauen Farbtönen an mir vorbei und der Regen prasselte auf den Boden. An der Haltestelle in der Nähe der Schule stieg ich aus und spannte meinen Schirm auf. "Kira!! Kiraa!" "Kirishima?" Mit seiner Jacke über dem Kopf rannte er auf mich zu und ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, hielt ich meinen Schirm über ihn. "Bist du den kompletten Weg hierhin im Regen gelaufen?" "Ja, ich wurde vom Regen überrascht." "Dann komm, gehen wir rein, dass du dich abtrocknen kannst." Als wir endlich im Klassenraum waren, nahm ich mir das Handtuch, dass ich für den Sport in meiner Tasche hatte, und trocknete seine Haare ab. "Hey Kirishima, hast du dir die Neue schon geschnappt? Schlechte Wahl als Freundin." "Hey, pass auf was du sagst. Und nein habe ich nicht du Volltrottel, wir sind Freunde." "Jaja, reden kann man viel. Du willst sie doch eh nur flachlegen, kann ich verstehen, Dude." Lass dir das nicht gefallen! Ich hörte wieder ein diese Stimme in meinem Kopf und ein Schmerz breitete sich von meinem Hinterkopf aus und mir wurde ganz komisch... als würden meine Gedanken in den Hintergrund rücken. Wie als hätte jemand einen Schalter in meinem Kopf umgelegt, drehte ich mich um und wollte den Jungen an den Kragen, jedoch hielt mich Kirishima an den Armen fest. Ich wandte mich und versuchte seinem Griff zu bekommen, während meine Fäuste wieder von der dunklen Aura umgeben wurden. "Kira! Was ist denn los? Was ist mit dir?" "Lass mich los!" Je mehr ich zog, desto schwächer wurde der Drang meinem Hass freien Lauf zu lassen. Die Aura erlosch und ich sank in mich zusammen. Kirishima kniete sich vor mich und nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich, während er mir über die Haare strich. "Hey, alles gut bei dir? Du warst in einer ganz anderen Welt." Ich atmete etwas schnapphaft und er half mir wieder auf die Beine. "Setz dich am besten hin. Und DU Mineta... rede noch mal so über sie und du kannst was erleben." Er gab mir eine Flasche Wasser in die Hand und ich nahm ein paar große Schlücke. "Besser?" "Ja. Viel besser. Danke Kirishima." Er wuschelte über meine Haare und meine Sterne mitsamt Sommersprossen färbten sich rot. Oh nein... "Alle sofort setzen." Sensei Aizawa kam mitsamt Emrys in das Klassenzimmer und der Unterricht nahm seinen Lauf. Meine Gedanken wanderten jedoch immer wieder zu meinem Ausbruch. Ich... Hatte die Kraft nicht unter Kontrolle und das durfte absolut nicht sein. Wäre Kirishima nicht gewesen, hätte ich Mineta wahrscheinlich verletzt. Ich war gar nicht anwesend, als meine Hand plötzlich von etwas Warmem umhüllt wurde. Ich zuckte einmal heftig und musste mich beherrschen nicht zu schreien. Ich sah nach unten und bemerkte, dass meine Hand von einer anderen Hand umhüllt war. Kirishimas Hand. Augenblicklich wurde ich rot und wollte wegschauen, aber ein kleines geflüstertes "Hey" seinerseits brachte mich dazu ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Mir schoss das Blut sofort in meine Wangen und ich drehte fast durch, als er mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich. "Hast du Lust heute was mit mir zu unternehmen?" "Ich... Ehm... Ja klar. A... Aber ich darf nichts zu Anstrengendes machen, ich fühl mich seit gestern nicht so gut." "Oh klar. Gar kein Problem. Geht's dir denn besser? Wegen deinem Quirk?" "Oh ja. Das geht wieder." Er ließ meine Hand wieder los und begann sich Notizen zum Unterricht zu machen, was ich ihm gleich tat.

Nach dem Unterricht wank mich Emrys zu sich und ich verabschiedete mich von Eijiro und sagte ihm, dass wir uns am Schultor treffen würden. "Hallo Sensei. Ist alles in Ordnung?" "Ich hab mitbekommen, dass du heute morgen fast Mineta angefallen hast, ist alles in Ordnung?" "Ja, es ist alles bestens, ich habe nur ein wenig die Kontrolle über meinen Quirk verloren, aber es geht wieder." "Das ist gut, wenn es dir schlecht gehen sollte, melde dich bitte bei Recovery Girl." "Das werde ich, versprochen, danke Sensei." Damit wandte ich mich zum Gehen und knallte gegen jemanden. "Ouch..." Mit einem Blick nach oben erkannte ich Bakugou. "Oh entschuldige Bakugou...", murmelte ich und merkte wie er mich eindringlich ansah. "Du stehst im Weg, du Nerd." "Ich... Es tut mir leid." Ohne ein weiteres Wort quetschte ich mich an ihm vorbei und ging auf den Hof, wo Eijiro schon auf mich wartete. "Kira, hey. Alles okay? Hast du Ärger von Sensei Emrys bekommen?" "Nein, sie wollte nur fragen, ob es mir nach dem Vorfall mit Mineta gut geht." "Das hoffe ich doch, Mineta ist manchmal ein Arsch. Also weil du sagtest, dass du dich nicht so belasten kannst, wollte ich mir dir einfach nur in den Park und du kannst mir was über dich erzählen. Du bist ja noch ziemlich neu und schweigsam. Ach ja, die Mädels sind ziemlich auf dich versessen, sie wollen deine Freundinnen sein, vor allem Mina liegt mir in den Ohren seit sie mich einmal mit dir reden gesehen hat." "Die Mädchen mögen mich?" "Seit du im Training so herausgestochen bist, sind sowohl die Mädels als auch viele Jungs von dir und deiner Kraft begeistert." "Manchmal richtet sie mehr Schaden an als sie mir nutzt." "Du spielst wieder auf heute an, richtig?" Ich nickte stumm und lief einfach neben ihm her. "Darum bist du doch an der UA, damit du dich an diese Kraft gewöhnst und anpasst. Also erzähl, was machst du in deiner Freizeit so?" "Hauptsächlich zeichnen oder lesen. Manchmal gehe ich auch joggen." "Du machst auch Sport, das ist männlich." "Ich... ehm danke?" "Oh, das ist meine Art zu sagen, dass ich etwas cool finde. Tut mir leid, ich habe dich vielleicht verwirrt." "Kein... keine Sorge", flüsterte ich fast und musste mir ein Grinsen verkneifen. Aus heiterem Himmel zeigte Kirishima nach vorn und ich erkannte einen kleinen Eisstand. "Möchtest du eins? Ich zahle." "Ab.. aber das musst du doch nicht." "Ach, ich will keine Widerrede hören. Komm schon." Er nahm wieder meine Hand und zog mich förmlich zu dem Stand. "Was möchtest du?" "E-erdbeere?" Er kaufte zwei Waffeln und drückte mir eine in die Hand. "Danke Eijiro, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen." "Das habe ich gern gemacht. Also seit wann wohnst du denn schon hier?" "Meine Eltern, mein älterer Bruder und ich sind vor einigen Tagen erst angekommen, aber haben uns schon ganz gut eingelebt." "Du hast einen Bruder?" "Ja, sein Name ist Shiro und sein Quirk ist... naja der meines Vaters. Er kann Gedanken lesen und in einer gewissen Art Gefühle beeinflussen." "Das ist ein interessanter Quirk, also hast du den Quirk deiner Mutter?" "Genau, die Fähigkeit zu heilen, aber der andere Teil meiner Spezialität ist wahrscheinlich aus einer vorherigen Generation meiner Familie und wurde rezessiv vererbt." "Und du bist die Erste, bei der es wieder zum Vorschein kam? Dann musst du ja wohl die Richtige, um diesen Quirk unter Kontrolle zu bekommen." Sein Grinsen stellte wirklich die Sommersonne in den Schatten und es machte mich nervös. "Denkst du wirklich?" "Na klar, warum sollte sich der Quirk sonst so lange verstecken?" "Das ist lieb von dir, danke Eijiro.", sagte ich, während sich meine Lippen zu einem Lächeln verzogen. "Hey, du lachst ja wieder... und deine Sterne sind grün, was heißt das?" "Grün bedeutet, dass ich glücklich bin oder mich wohl fühle." "Heißt das, ich mache dich nicht mehr nervös? So wie die Klasse am Anfang?" "Nein, mir geht es gut, danke." "Also zeigt wirklich jede Farbe eine andere Emotion? Was bedeuten denn blaue Sterne?" "Dunkelblaue Sterne bedeuten, dass ich sehr traurig bin oder mich etwas verletzt hat." "Und gelb bedeutet, dass du nervös bist oder dich unwohl fühlst? Richtig?" "So ziemlich ja. Ich bin wirklich leicht zu durchschauen, das meint mein Bruder immer. Auch wenn er nicht mal in mein Gesicht schauen muss, um zu sehen wie es mir geht." "Hilft er dir? Naja also... dabei nicht..." "Von meinen Gefühlen kontrolliert zu werden? Ja, Shiro ist immer für mich da." "Klingt, als hättest du deinen Bruder echt gern." "Naja, es ist nicht als würden wir uns nicht ab und zu in die Haare kriegen", kicherte ich los. Ja, das stimmte. Manchmal waren Shiro und ich unausstehlich zueinander. Aber wir rauften uns immer wieder zusammen und waren ein super Team. Mit einem Blick auf die Uhr wurden meine Augen auf einmal tellergroß. "Oh Gott, ich muss nach Hause, Shiro kommt doch gleich von der Uni und ich hab versprochen zu kochen." "Oh du musst los? Ich bring dich nach Hause." "Vielen Dank, Eijiro." Zusammen machten wir uns auf den Weg zu mir nach Hause und er erzählte mir währenddessen lustige Geschichten, die er mit seinen Freunden an der UA schon erlebt hatte. Ich fühlte mich unglaublich wohl bei ihm und hatte nicht ständig die Stimme der Unsicherheit in meinem Kopf. Vor meiner Haustüre kramte ich meinen Schlüssel aus der Tasche und das kleine goldene Glöckchen daran klimperte vor sich hin, als ich den Schlüssel im Schloss herumdrehte. "Danke Eijiro, dass du mich begleitet hast. Es war sehr schön heute." "Das fand ich auch, wir sehen uns dann morgen in der Schule." Plötzlich umarmte er mich und ich ließ vor Schreck meine Tasche auf den Boden fallen. "Ich hatte echt Spaß." Er verabschiedete sich und ging dann die Straße hinunter, drehte sich aber noch einmal um und wank mir zu. Ich hob ebenfalls meine Hand und grinste in mich hinein. Als ich dann nun endlich in der Küche stand, wusch ich den Reis, kochte Gemüse und legte Hähnchenfleisch in eine heiße Pfanne mit zerlassener Butter und kippte das Gemüse, Curry- und Chiligewürz und etwas Pfeffer dazu und ließ es einige Minuten braten. Als ich gerade die Schüsseln auf den Tisch stellte, hörte ich die Haustür klacken. "Schwesterchen, ich bin zu Hause." "Shiro, willkommen zuhause, ich bin in der Küche." "Das riecht ja gut hier, was hast du denn gekocht?" "Reis mit Currygemüse." Ich füllt etwas Reis und das Gemüse in die Schüssel und legte zwei Essstäbchen aus Metall auf den Tisch. Danach füllte ich mir erst selbst eine Schüssel und setzte mich neben ihn. "Masitge deuseyo! (Guten Appetit)" "Und was hast du heute so gemacht?" "Ich... war im Park spazieren mit einem neuen Freund in der Schule." "Es ist schön, dass du Freunde findest, Kleine." "Wie ist der Unterricht?" "Sensei Aizawa ist etwas kühl, aber seine Referendarin, Sensei Emrys, ist sehr nett." "Gute Lehrer sind auch wichtig, aber ich glaube die UA sucht sich die besten Lehrer aus. Du hast übrigens sehr gut gekocht. Es schmeckt ausgezeichnet." "Danke Shiro. Ich gehe jetzt auf mein Zimmer." "Das ist in Ordnung, ich räume hier ein bisschen auf." Mit meiner Schultasche ging ich die Treppen hoch, zog mir ein gemütliches Kleid an und setzte mich an meinen Schreibtisch. Sofort nahm ich einen Bleistift in die Hand und setzte ihn auf das Papier. Meine Linien formten ein Gesicht. Ich setzte einige Orientierungslinien für Augen, Nase und Mund und verfiel vollkommen meiner Zeichnung und merkte wie meine Lider schwer wurden und ich immer mehr in einen tiefen Schlaf gezogen wurde.

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