Kapitel 6
Erdboden, sei so nett und tu dich auf um mich zu verschlucken. Der böse, böse Erdboden macht aber keinerlei Anstalten, mir diesen Gefallen zu tun. Warum hätte ich nicht noch diese paar Schritte bis hin zum Frühstück unbeschadet überstehen können?
Ich registriere jetzt erst, dass ich immer noch an dem Kellner klebe. Schnell mache ich einen Satz nach hinten, verliere das Gleichgewicht und knalle ziemlich unelegant auf den Boden. Der Kellner schaut mich erst verdutzt an, bricht dann aber in Lachen aus.
Eilig springe ich auf und sehe ihn herausfordernd an. Aber ich brauche keinen Spiegel, um zu wissen, dass ich hochrot angelaufen bin.
Der Kellner lacht sich immer noch kaputt. Er biegt sich regelrecht vor Lachen.
Heute trägt er ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Seine Haare sind diesmal nicht zu so bescheuerten Stacheln gegelt, was ihm auch deutlich besser steht.
„Was ist daran so lustig?", fauche ich.
„Wie du es einfach immer schaffst, irgendetwas anzustellen!", bringt er mühevoll zwischen Lachern hervor.
Wütend drehe ich mich um und rausche davon. Ohne Zwischenfälle!!
Ich platziere mich erleichtert auf einem Tisch, der scheinbar nicht reserviert ist. Ich sehe mich um. Es scheint Frühstücksbüffet zu geben. Ein paar Meter von meinem Tisch entfernt steht eine lange Tafel mit Brot, Käse, Marmelade, Yoghurt, Nutella, Cornflakes, Obst und so weiter. Es sind nicht so viele Gäste hier. Außer mir sind soweit ich sehe nur noch drei weitere Tische besetzt. An einem Tisch sitzt ein älteres Ehepaar, an einem anderen zwei ältere Damen und an einem anderen Tisch sitzt ein junge Ehepaar mit einem kleinen Mädchen. Ich gehe zum Frühstücksbüffet und häufe mir meinen Teller gierig voll. Croissant, Marmelade, Brot, Käse, eine Schüssel Yoghurt. Oh, und da ist ja Apfelsaft! Schnell fülle ich mir ein Glas und klemme es mir zwischen Arm und Bauch, da ich ja schon meine Hände voll habe. Langsam balanciere ich meine geballte Ladung Frühstück zu meinem Tisch.
Puh! Ein Wunder, ich habe nichts auf den Boden fallen gelassen! Erleichtert stelle ich den Teller und die Schüssel auf den Tisch, vergesse dabei aber dummerweise das Glas Apfelsaft... Es flutscht mir aus dem Arm... Mit einem lauten Klirren zerberstet das Glas in tausend Scherbeln. Der edle Teppichboden saugt den Apfelsaft gierig auf.
Scheiße. Wie gelähmt starre ich auf den riesigen Fleck. Ich höre, wie sich eilige Schritte nähern. „Nicht du schon wieder!", stöhnt eine mir viel zu bekannte Stimme. Ja. Seine Stimme.
„Geh lieber. Ich muss mich ja wohl um den versauten Teppichboden kümmern...", knurrt Mr. Kellner. Ich lasse mich mechanisch auf den Stuhl plumpsen. „NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!!!!", schreie ich innerlich, aber äußerlich bewahre ich meine starre Maske. Ich bestreiche mein Croissant mit Marmelade. Es ist köstlich, doch ich kann es nicht genießen. Ich sehe nämlich die ganze Zeit, wie der Kellner sich mit dem Fleck abmüht, flucht und rubbelt. Hastig stopfe ich mir das Frühstück hinein und verlasse dann fluchtartig den Saal. Ich renne zu meinem Zimmer und sperre die Tür auf. Ich lasse die Tür hinter mir zufallen und werfe mich aufs Bett. Gefühlstaub starre ich zum Fenster hinaus, auf den sorglos blauen Himmel. Ich schnaufe wütend. Wütend auf mich und auf den Himmel, wütend auf mich und den Rest der Welt.
„Beruhige dich", sage ich mir und schließe die Augen. In diesem Moment bereue ich, nie Yoga oder so was ausgeführt zu haben. Ich könnte Entspannungstechniken jetzt auf jeden Fall gebrauchen. Ich starre zur Decke, auf die Lampe, die dort friedlich baumelt.
Mit einem Satz springe ich aus dem Bett und wische alle düsteren Gedanken, die wie Gewitterwolken über mir hängen, energisch weg. Zeit, meinen kleinen, spontanen Urlaub zu genießen. Motiviert schnappe ich mir ein Buch, schlüpfe in meine Schuhe, reiße die Tür auf und trete frohgemut in den Gang. Ich poltere die Treppen hinunter und gehe zur Eingangstür, die ich mit Schwung aufreiße. Sofort blendet mich das grelle Sonnenlicht. Ich kneife meine Augen zusammen und torkele einige Schritte über den Parkplatz.
Da! Ich entdecke eine Bank, die im Schatten einer mächtigen Buche steht. Das perfekte Plätzchen zum Lesen! Ich renne zur Bank und lasse mich drauf plumpsen. Ich betrachte die Umgebung. Wie friedlich und unschuldig alles ist! Die Häuser, die alle in verschiedenen Farben gestrichen sind und putzige Fensterläden haben. So das komplette Gegenteil von Berlin, der hektischen Großstadt.
Schon bald bin ich in mein Buch vertieft.
Das Sonnenlicht macht mich träge und müde. Ich lege mich auf die Bank, genieße das beruhigende Zwitschern der Vögel, wie sie ein Schlaflied singen. Nur für mich...
Ich spüre, wie mich jemand fixiert. Neben mir, da ist jemand. Ich höre die leisen Atemgeräusche von jemandem. An meinem Bein spüre ich warme Haut. Wer ist da?!?!?! Mit einem gellenden Schrei reiße ich die Augen auf - und will sie sofort wieder schließen, als ich sehe, wer da ist...
Hallou!🤗💖 Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Ich würde mich mega über Kommis & Votes freuen.:*
Sorry dass so lange nix kam. Die Schule ist Schuld.xD Ich hatte Prüfungszeit und somit kaum Freizeit, aber jetzt sind Ferien! Yay!
Euer Rainbow-Alien 👽
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