65. Madita
Vor mir gabelt sich die Straße,
links der Highway, rechts 'ne Gasse.
Und ich warte.
Ist doch krass, denn
scheinbar weiß hier jeder was
ich tun werd oder lasse.
Ohne Ziel im Leben läuft man nämlich nur im Kreis.
Kommt nicht voran und endlich hat das ganze seinen Preis, denn,
Ist man bis zuletzt gegangen
Ohne Ziel und Sinn und Plan
Ist man in dem Grab gefangen
das man selbst nur schaffen kann.
Aber stimmt das?
Läuft man ohne Ziel im Leben,
ohn' auf etwas zuzustreben,
seinem stillen Tod im Lehm
und im Schoß der Welt entgegen?
Ist es das, wovon sie alle reden?
Goethe, Schiller, Morgenstern,
Hesse, Strauß; sie reden gern
von den Wegen,
deren Sinn - dem Ziel -
an dem sie gerne selbst schon wären.
Doch wohin ich im Leben lauf,
steht nicht in meinem Lebenslauf.
Ich will am liebsten alles wissen,
alles machen, überall!
Alles sehen, fühlen, schmecken,
alles voll und ganz entdecken.
Was wird Berufung und was ist mein Ziel?
Wird's das was mir einmal vor Jahren gefiel?
Was soll ich werden und wer will ich sein?
Mein Schaffen mal GROSS oder unendlich klein.
Ihr Schubladendenker und Hälseverrenker,
die ihr ganz schlau erklärt:
Passt du nicht rein, ja, dann bist du verkehrt.
Dreh mich weg, stell mich taub,
doch ihr sagt es so oft,
dass ich's selbst schon fast glaub.
Und hört ihr mein Fragen, kommt Zeter und Klagen; ihr winkt ab, sagt:
Steig mir doch aufs Dach, und
Wie kannst du es wagen?
Bist doch selbst schon so erwachsen, also -
Und dann brecht ihr ab.
Ist schließlich mein Ding, was ich aus eurem Schweigen mach ...
Und wie Madita steh ich da,
mit Regenschirm und träum' vom Fliegen.
Dass mich - wie ein Blatt - die Winde
tragen, leiten, führen, wiegen.
So springen die Menschen aus Flugzeugen, hab ich mal gehört.
Was macht dann schon ein Sprung vom Dach?
SCHRITT -
Du wirst sicher fallen, glaub mir! Kreischt ihr ganz hysterisch.
Was ich will ist Wahnsinn
und was fremd ist, ist gefährlich.
Und ich warte.
Ist doch krass, denn
scheinbar weiß hier jeder was
passiert und was ich lasse.
Ihr Schubladendenker und Hälseverrenker,
seht mich mitleidig an.
Hat man kein Ziel, ist man wirklich arm dran,
Weil ich noch immer nicht weiß,
was das heißt, dieses "Sein".
Doch bin ich damit ganz gewiss nicht allein!
Ja, eins ist mir klar
und da seid ihr mir gleich:
Lebendig zu sein -
und schon das ganz allein -
macht mich irgendwie glücklich
und unfassbar reich.
Ihr denkt mir noch zu sehr 2D,
denn wenn ich vor 'ner Mauer steh,
und links und rechts kein' Ausgang seh',
bin ich noch lange nicht gefangen.
Ich steig' auf Vorsprünge und
spring über Zäune,
ich klettre auf Leitern und
hoch auf die Bäume und Dächer der Stadt.
Wie Madita steh ich da, mit 'nem Regenschirm und träum' vom Fliegen.
So springen die Menschen aus Flugzeugen, hab ich mal gehört.
Was macht dann schon ein Sprung vom Dach.
Vielleicht werd ich ja niemals springen
und mein Leben so verbringen,
wie ihr es so gern wünscht.
Vielleicht wird mir der Sprung misslingen,
all der Hohn und Spott erklingen,
oder ich werd fliegen, singen,
von der ganzen Welt, den Dingen,
die mir was bedeuten.
Und während ich durchs Leben lauf -
Und "wie" steht nicht auf Karten drauf -
Seh' ich und erleb so viel!
Da nehme ich auch gern in Kauf,
dass ich mein Leben lang nur lauf.
Für mich ist halt der Weg das Ziel.
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