Ziemlich laut
Mit einem kompletten Filmriss wache ich auf. Neben mir liegt jemand und ich habe mich an seinem Arm geklammert.
Es ist wohl jemand, den ich gestern auf der Party kennengelernt habe.
Soll ich wieder so verschwinden, wie beim letzten Mal?
,,Endlich wach?", fragt er und sieht mich an.
Dann gibt es wohl keine Chance mehr, abzuhauen.
Ich löse meinen Griff von seinem Arm und versuche mich ein wenig aufzusetzen. ,,Ja", antworte ich und er grinst. Ich bin immer noch leicht benebelt und ein wenig übel ist mir auch.
Er hat dunkelblondes Haar und ein süsses Lächeln. ,,Die Nacht mit dir war echt-" Er versucht nach den richtigen Worten zu suchen. Er denkt nach und ich lächle.
Nun werde ich unsicher, da er zu lange nach den richtigen Worten überlegt.
,,War sie schlecht?"
Vielleicht hat er nur Mitleid und möchte mich nicht beleidigen. Ein Junge muss normalerweise nicht so lange überlegen.
,,Nein, nein, ganz im Gegenteil. Sie war toll. Fantastisch. Sie war schön."
Ich kratze mich am Hinterkopf und suche nach meiner Unterwäsche. ,,Wirklich?", frage ich nach und schaue das Zimmer an. Er berührt plötzlich meine Wange und ein Kribbeln entsteht an dieser Stelle.
Ich sehe ihn an und kann nur noch in seine Augen schauen. Sie sind grün, doch die Pupille ist mit braun umhüllt. Sehr speziell.
,,Gestern hattest du meine Augen auch studiert, aber ich glaube, dass du dich nicht so gut daran erinnern kannst."
Er hat recht. Das kann ich nicht, aber trotzdem muss ich sie ansehen. Plötzlich bekomme ich Kopfschmerzen und muss meinen Kopf leicht schütteln. Vom Schütteln wird mir nur noch übler, als es schon der Fall ist und ich will aufstehen.
,,Wo ist die Toilette?", frage ich und er sieht mich besorgt an. ,,Geht es dir nicht gut?", fragt er und ich stehe nun auf.
Ich ziehe mir schnell die Unterwäsche an und möchte so schnell wie möglich ins Bad. ,,Wo ist das Bad?", frage ich nochmal nach und er antwortet endlich. ,,Die letzte Tür rechts."
Ohne darüber nachzudenken, gehe ich mit der Unterwäsche aus der Tür und beeile mich so schnell wie möglich ins Bad zu gelangen.
Die Übelkeit gewinnt langsam an Vordergrund und als ich die Tür öffne, sehe ich einen Jungen in der Badewanne. Er hat wohl ziemlich gestern übertrieben und ist hier eingeschlafen.
Ich schenke ihm keine Beachtung mehr und übergebe mich. Meine Hände stütze ich am unteren Teil des Toilettendeckels und dann kommt auch schon jemand anderes herein.
,,Hey, wach auf."
Ein kurzer Blick nach rechts, verrät mir, dass es der Junge ist, mit dem ich die Nacht verbracht habe. Nun fiel mir auf, dass ich seinen Namen gar nicht weiss, aber als mir wieder übler wird, übergebe ich mich erneut und denke, dass unsere Liebesgeschichte sowieso jetzt ein Ende gefunden hat.
Es endet schlimmer als das letzte Mal.
Wieso stelle ich nie einen Wecker einen Tag vorher? Dann stehe ich auf und verschwinde.
,,Geh nach Hause", zischt er und macht die Tür hinter sich zu. Er sieht mich an. Muss ein schöner Anblick sein.
,,Alles in Ordnung?", fragt er und ich nicke leicht.
Natürlich ist alles in Ordnung. Habe mich nur gerade übergeben... Ich soll nicht so ironisch denken, denn er scheint ziemlich nett zu sein.
Ich betätige die Spülung und er macht das Schränkchen auf unter dem Waschbecken und nimmt etwas heraus.
,,Hier.''
Er streckt mir eine Mundspülung entgegen und ich nehme es dankend an. Er scheint noch etwas zu suchen und findet es wohl nicht. ,,Wie heisst du eigentlich?", frage ich nun nach und in meiner Stimme kann er erkennen, dass ich mich nicht so recht traue, ihm diese Frage zu stellen.
,,Finn, weil meine Eltern dachten, dass ich das Blond, was einmal viel heller war, als jetzt, behalte. Da hatten sie wohl falsch gedacht."
Ich spüle mir den Mund mit dem Mundwasser aus und nun bin ich nicht mehr so angeekelt von mir.
,,Das hier hilft dir sicher auch Kleo", sagt er und gibt mir eine Tablette. Ich sehe sie an und dann ihn.
Peinlich. Er weiss meinen Namen und ich habe mich nicht einmal an seinem Anfangsbuchstaben erinnert. Es kommt mir so vor, als hätte er extra meinen Namen gesagt, denn wenn er höflich gewesen wäre, hätte er auch nach meinem Namen gefragt und es wäre nicht so unangenehm für mich gewesen.
,,Über was denkst du nach?'', fragt er.
Er hat eine schöne Stimme.
,,Nur danke", murmle ich und finde es unvorteilhaft, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann und er schon. Nun finde ich es auch peinlich, dass ich mit Unterwäsche vor einem fremden Typ stand.
Wieso muss ich auch immer das tun, von was mir mein Vater abratet?
,,In der Küche gebe ich dir ein Glas Wasser." Ich nicke leicht und möchte eigentlich verhindern, weiter so rumzulaufen.
,,Wohnst du hier?", frage ich und er nickt. ,,Ja, mein Bruder hat die Party geschmissen. Danny. Er ist mein jüngerer Bruder."
Ich sehe die Tür an und er sieht mich nochmal an. Ich werde leicht rot und er merkt, glaube ich, jetzt was das Problem ist.
,,Oh, warte", räuspert er sich und zieht sein T-Shirt aus. ,,Hier."
Ich ziehe sein Shirt an und nun fühle ich mich schon ein wenig wohler. Er sieht echt gut aus und ich ertappe mich beim Starren. ,,Wie können die gestrige Nacht gern wiederholen, wenn es dir besser geht."
Er grinst mich an und ich werde rot. Ich drehe mein Gesicht weg und er lacht leicht. ,,Nur Spass, also komm, gehen wir in die Küche."
Er geht vor und ich gehe ihm nach. Es liegen noch ein paar Leute rum und ich sehe nur fremde Gesichter.
Ausser einen, der der auf der Couch liegt.
Dylan.
Finn betritt die Küche, während ich kurz stehen bleiben muss, weil ich Dylan erkenne. Dann schüttle ich wieder meinen Kopf und möchte nicht an Dylan denken.
Ich habe Finn kennengelernt und er scheint wirklich nett zu sein.
Wieso sage ich sowas?
Kann ich mir etwas mit Dylan vorstellen?
Er gibt mir ein Glas Wasser und ich nehme es dankend an. Dann nehme ich die Tablette in den Mund und schlucke sie hinunter.
,,Bald wird es dir besser gehen", sagt er und ich nicke leicht. Ich lege das Glas auf den Tisch und dann lächelt er leicht. Er fährt sich durch die Haare und sieht mich an.
Danach lächelt er leicht und erst jetzt bemerke ich, dass ich jede Bewegung genau unter die Lupe genommen habe.
,,Ich kann dich auch jetzt besser fühlen lassen", flüstert er und kommt mir näher. Sein Gesicht ist nun wenige Millimeter von meinem entfernt und er macht es nun ganz spannend.
Er lässt sich so viel Zeit wie möglich und ich ertrage es nicht mehr und küsse ihn. Ich will wissen, wie es sich gestern angefühlt hat, wieso ich mich überhaupt auf ihn eingelassen habe.
Er fährt mit seiner Hand langsam an meine Hüfte und dann hebt er mich leicht. Ich klammere mich an ihm und schreie vor Schreck leicht. Finn lacht leicht und setzt mich auf den Tisch.
,,Gestern warst du stürmischer", entgegnet er und ich sehe ihn an. ,,Ich war auch betrunken."
Er lächelt mich an und küsst mich wieder. Ich lasse meine Hände immer noch an seinen Nacken und drücke ihn an mich.
,,Finn! Es klingt nach deiner Rummache. Es klingelt!"
Finn löst sich und ich sehe zum Sofa. Dylan schreit rum und ich bin verwirrt.
Wieso erlaubt er sich sowas?
Er verdreht die Augen und seufzt.
,,Ich gehe schon."
Genervt geht er zur Tür und öffnet sie.
,,Guten Tag?", fragt er verwirrt und als ich die Stimme des Mannes höre, schrecke ich auf und setze mich auf den Boden.
,,Guten Tag. Sie waren gestern ziemlich laut und eigentlich wollte ich nur wissen, ob alles in Ordnung ist."
Es ist mein Vater. Was hat mein Vater hier zu suchen?
Was will er hier?
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