Kapitel 3 (Teil 1)

Kapitel 3

Schweigend biss Killian ein Stück von seinem Brot ab. Ein wenig unzufrieden stellte er fest, dass ihm das Essen schon mal besser geschmeckt hatte, doch wahrscheinlich wirkte seine bedrückte Stimmung sich bereits auf seinen Geschmack aus.

Es war ein neuer Morgen angebrochen und alle hatten über die Änderungen, die am Vortag vorgenommen worden waren, schlafen können. Zu der Enttäuschung des Königs war der vergangene Tag ein Alptraum gewesen. Das einzig Positive war bisher, dass er mit Aidan im Arm den Tag begonnen hatte, welcher nun zu seiner linken saß, während er selbst seinem neuen Stand entsprechend am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte. Sein künftiger Stellvertreter saß zu seiner Rechten, ebenso wie Luan, welcher jedoch ein wenig Abstand hielt. Peer könnte man wahrscheinlich wieder tadeln, da dieser sich direkt neben Aidan gesetzt hatte und er somit zu nahe bei dem König saß, dies wäre eher der Platz des strategischen Beraters, doch wenn dieser so großen Abstand wahrte, dann sollte Killians Meinung nach der Platz ruhig von jemand anderem eingenommen werden. Außerdem war auch ihre gemeinsame Zeit hier im Anwesen begrenzt und somit wollte er diese Gesellschaft noch genießen können.

Da alle an diesem Morgen sehr schweigsam waren, glitten Killians Gedanken wie von alleine zurück zum gestrigen Abend. Es war nicht mehr allzu viel passiert und trotzdem war der Abend sehr schön gewesen. Liam hatte Aidan und ihm noch ein wenig zu Essen gebracht, damit sie nicht den gesamten Tag ohne solches verbringen mussten, doch ansonsten hatte das Paar die Zeit nur dazu genutzt die Anwesenheit des Anderen zu genießen. Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sie sich an dem Essen bedient hatten, verbrachten sie ihre Zeit erneut auf den Polstern der Sitzgruppe, schweigend, jedoch hin und wieder Zärtlichkeit austauschend.

Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, welcher sich irgendwann doch nach der Aufregung am Morgen gemeldet hatte, verlegten sie ihr gemeinsames Kuscheln ins Bett. Doch auch hier fanden sie ihre Stimme kaum wieder und schon recht früh waren sie eingeschlafen.

Zu Killians Bedauern hatte der heutige Morgen allerdings genauso begonnen, wie der Abend geendet hatte. Natürlich, wenn Aidan kein Gespräch anfing, dann könnte er dies tun, doch wusste auch er nicht, worüber sie sprechen sollten. Das Einzige was ihm durch den Kopf ging, waren die Gefühle, die er dem Jüngeren entgegen brachte. Er würde ihm gerne sagen, wie sehr er ihn liebte, doch würde Aidan ihn dann wohl wieder nur tadeln. Der Ältere wusste auch, dass der ehemalige Prinz damit recht hätte. In Vernunftdingen hatte er immer recht. Er war derjenige, der stets einen kühlen Kopf behielt und dementsprechend handeln und beurteilen konnte, doch nun frustrierte dies den König.

Genaugenommen war Killian unvernünftig und das wusste er auch, doch zum ersten Mal seit einiger Zeit hätte er Luan gerne zugestimmt. Wie gerne würde er mit Aidan einfach so weiter machen, wie bisher, immerhin wussten sie, wie es war eine Beziehung im Verborgenen zu führen, doch nun hatten sie eine neue Aufgabe bekommen. Warum nur war er der König geworden?! Toran hätte sich seiner Meinung nach viel besser geeignet! Selbstverständlich war ihm klar, dass dieses Denken unfair war. Sein Stellvertreter hatte ebenso etwas zu verlieren, wie er selbst, doch trotzdem konnte er diese Gedanken nicht völlig unterdrücken, auch wenn ihn das in diesem Punkt zu einem schlechten Freund machte.

Gerade als Killian seine Tasse Tee leerte, betrat der Ausbildungsleiter den Raum. Vor seinem König kam dieser zum Stehen und verbeugte sich respektvoll. „Mein König, ich hoffe, Ihr hattet eine erholsame Nacht, in der ihr euch an den Gedanken, der neue Monarch dieses Landes zu sein, gewöhnen konntet."

Killian nickte bloß lächelnd. Er wusste, dass wenn er eine Antwort hervorbringen würde, es wohl nur eine sarkastische sein würde. Doch dem Mann schien eine solche Reaktion völlig auszureichen, denn er nahm seinen Weg zum anderen Ende des Tisches wieder auf und nahm dort den Platz für eine Verkündung ein. „Zunächst möchte ich den Anwesenden mitteilen, dass nun auch Aidan aufgrund seiner neuen Position eine Wache zugeteilt werden wird. Diese wird in Kürze hier eintreffen."

Der diplomatische Berater nahm diese Verkündung ebenso wie sein König die Begrüßung, mit einem Nicken hin.

„Des Weiteren möchte ich mitteilen, dass die Beerdigung des ehemaligen Königs Morgenmittag stattfinden wird. Aidan, aufgrund Eures Ausschlusses aus der königlichen Familie ist Eure Anwesenheit selbstverständlich nicht erwünscht und wird auch nicht geduldet werden."

„Aber das kann man doch nicht verlangen!", sprach Peer sofort dazwischen. Killian bedachte den Jüngsten mit gemischten Gefühlen. Auch wenn er ihm am liebsten sofort zustimmen wollen würde, so fragte er sich zeitgleich, ob der Einzige, der von ihnen ein Anwärter, wegen unter anderem fehlender Disziplin, bleiben würde, sich zeitnahe noch ändern würde.

„Möchtest du damit dem Willen eines Toten widersprechen?", fragte der Ausbildungsleiter mit hochgezogenen Augenbrauen und schien dabei alles andere als glücklich über diese Unterbrechung zu sein.

Bevor Peer erneut das Wort ergreifen konnte, wurde er jedoch durch Aidans Hand aufgehalten, welche sich beschwichtigend auf dessen Arm legte. „Es ist in Ordnung, ich habe doch ohnehin mit diesem Mann abgeschlossen. Da brauche ich dann nicht gegen seinen Wunsch handeln und morgen daran teilnehmen."

„Aber...", wollte der Jüngste widersprechen, wurde aber von Killian unterbrochen. „Peer, es gibt Regeln, die eingehalten werden müssen." Es gefiel dem König ganz und gar nicht das zu sagen, doch würde er sich wohl daran gewöhnen müssen auch Dinge zu unterstützen, hinter denen er nicht voll und ganz stand.

Ohne weiter auf den Anwärter einzugehen, setzte der Ausbildungsleiter seine Verkündung fort. „Direkt im Anschluss an die Beerdigung wird auch traditionell die Nachfolge des verstorbenen Königs bekanntgegeben. Allerdings werdet Ihr zuvor weggebracht, nur für den Fall, dass das Volk negativ darauf reagiert." Bei dem letzten Satz wandte sich der Mann an Killian, welcher das gehörte erneut mit einem Nicken hinnahm. Er wusste nicht, ob er diese Entscheidung gut oder schlecht heißen sollte. Sollten die Leute grundsätzlich etwas gegen das System haben, dann würde es ihn zwar vor eventuellen Aufständen schützen, doch das Problem wäre dadurch nicht beseitigt. Auf der anderen Seite jedoch wurde damit gezeigt, dass man ihn wohl grundsätzlich schützen musste. Man könnte es als eine Schwäche auslegen.

Nur am Rande seiner Überlegungen bemerkte der König, dass der Ausbildungsleiter sich verabschiedete und wieder ging. Kaum hatte er den Raum verlassen, schüttelte Killian seine Gedanken jedoch ab und wandte sich an Aidan. „Es tut mir leid, Aidan."

„Das ist in Ordnung. Ich weiß, wo mein Platz ist", versicherte der Jüngere mit einem milden Lächeln, doch konnte Killian erkennen, dass es ihm nicht so leicht fiel das hinzunehmen, wie er es vorgab, doch beließ er es im Beisein der Anderen dabei.

„Wie schön, da wird unser König bereits zu Beginn inkonsequent und weich", erhob Luan zum ersten Mal an diesem Tag seine Stimme und schob gemächlich seinen Stuhl zurück.

„Solche Bemerkungen solltest du dir nach der offiziellen Krönung wohl eher sparen", sagte Toran an den Anderen, der sich gerade von dem Sitzmöbel erhob, gewandt.

Übertrieben tief verbeugte der strategische Berater sich und könnte ein spöttisches Lächeln nicht ganz unterdrücken, als er sich wieder erhob. „Aber natürlich, Stellvertreter des Königs." Damit setzte er sich in Bewegung in Richtung der Tür.

„Mir ist es gleich", fügte der Angesprochene noch hinzu. „Es ist nur eine Empfehlung. Du hast die Konsequenzen zu tragen, nicht ich."

Kurz schwiegen die verbliebenen Anwesenden. Killian atmete langsam und beruhigend aus. Wenn das so weiter ginge, dann konnte Luan in Zukunft noch anstrengender werden, als er es ohnehin schon war.

Schließlich fasste Aidan sich ein Herz und unterbrach die eher unangenehme Stille. „Und, Toran, hast du schon mit Melissa gesprochen?"

Der Angesprochene lächelte leicht, doch man sah ihm an, dass er das volle Maß seiner Freude unterdrückte. „Ja, das habe ich gestern noch getan."

„Du kannst uns ruhig mehr erzählen", ermutigte nun auch Killian ihn, doch hielt sich ihr Freund zurück.

„Sie ist natürlich glücklich über die Entscheidung. Über die Zukunft haben wie allerdings noch nicht gesprochen."

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